Meine Erinnerung ist, dass es eigentlich ein Paradigma amerikanischer Präsidenten war, dass sie wegen Berlin kein Atomkrieg beginnen würden (müßte ich aber bei Gaddies etc.nochmal nachsehen).
Die neuere Analyse belegt aufgrund des fehlenden Materials und der Logistik mE zwingend, dass es keine auch nur annähernd ausreichenden [*] Atomkriegskapazitäten für Europa gab. Fraglich ist, ob diese Unfähigkeit
a) der Politik "angemessen" bekannt war
b) ob sie Entscheidungen beeinflusst hat
c) der sowjetischen Seite bekannt war.
Zugespitzt ist der hier betriebene "Bluff" eher in Bezug auf die westliche Öffentlichkeit zu sehen, da das Erreichen der europäischen Atomschlagkapazität erst 1950 der sowjetischen Seite umgehend bekannt wurde. Daraus wird abgeleitet, dass die frühere Unfähigkeit ebenso bekannt war.
Borowski, A Hollow Threat: Strategic Air Power and Containment Before Korea, S. 102–3. Holloway, Stalin and the Bomb: The Soviet Union and Atomic Energy, S. 258-263.
[*] Dazu gibt es die Sicherheitsstudien vor 1950, die von ca. 280 sowjetischen Divisionen zuzüglich 80 der Verbündeten ausgingen. Die konventionellen westlichen Streitkräfte betrugen nicht einmal die Hälfte. Die daraus resultierenden Bedrohungsanalysen forderten, dass die US-Atomschlagkapazität umgehend mindestens "Schäden" im Umfang des Bombenkrieges gegen Deutschland 1943/45 anrichten müssten, um eine Niederlage zu vermeiden. Daraus wurde in den Sicherheitsstudien abgeleitet, dass 200 Atombomben gegen die SU gerichtet werden müssten, und zwar auf die industriellen Zentren östlich der Linie Leningrad-Moskau-Rostow, bis zum Ural und darüber hinaus. 1948 verfügte man jedoch nur über die unzulängliche und auf diesen Strecken ohne Begleitschutz fliegende B-29, die selbst von England aus die Ziele nicht alle erreichen konnte, insgesamt 27 umgerüstete Maschinen, und keinerlei europäische Flugplatzlogistik für den A-Waffen-Einsatz.
"Popular speculation notwithstanding, the first deployment of nuclear-capable bomber aircraft to Britain did not take place at the time of the Berlin crisis. The installations required to support an atomic air campaign were still incomplete, and remained so until close to the end of that year. While the B-29s deployed to the U.K. were to be made combat ready, they were not “atomic capable” aircraft. Nevertheless, the inference drawn at the time was that they were, and they were so described in the press. Some later writers have perpetuated this myth. Others have placed their trust in the implausibility of a nuclear threat being made at that time. Earlier research by this author demonstrated conclusively that the aircraft that arrived in 1948 were unconverted types, conventionally equipped, and to be armed almost entirely through the purchase of ordnance from their British hosts in preparation for a conventional air campaign.
The deployment has been plausibly described as an elaborate double bluff, reassuring domestic opinion but probably transparent to the Soviets."