Nach meiner Kenntnis bestand die Donaugrenze von etwa 15 v. Chr. bis um 74 oder 84 n. Chr.
Erst dann wurde die Grenze weiter nach Norden verschoben:
Und schließlich wurde sie wieder zurück verschoben. Wie schon geschrieben, diese Ecke harrt noch der intensiven Bearbeitung, ich habe hier noch längst nicht alle römischen Orte in die Karte eingepflegt noch mich intensiv mit den diversen Zeithorizonten auseinandergesetzt.
Von Locarno bis zur römischen Siedlung in Bellinzona (Castel Grande) sind es weniger als 20 km.
Hier muss man eine Route hart am Hang entlang wählen. Der See war damals größer, hat sich weiter nach Norden ausgebreitet, und die Ticinoebene bis Bellinzona war ein einziges Sumpfgebiet.
Ich hatte nach nachweisbaren Römerstationen gefragt.
Dazu finde ich im Historischen Lexikon der Schweiz unter:
Biasca: nichts
Olivone: nichts
Lukmanierpasshöhe: nichts (ob der Pass zur Römerzeit schon begangen wurde, ist überhaupt fraglich)
Disentis: nichts
Flims-Waldhaus: nichts
Erst in Chur gibt es dann "möglicherweise eine Strassenstation". Und in Ragaz immerhin ein Grab.
In Buchs dann wieder nichts.
Und dann sind es über 45 km bis Bregenz...
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Wenn Du eine Kette archäologisch gesicherter militärischer Straßenstation wünschst, möchte ich Dich auf das letztjährige Thema
Römische Straßenstationen in Pannonien verweisen. Sonst wird es hier gar zu unübersichtlich und redundant.
Zum Lukmanierpass im Allgemeinen: abgesehen davon, dass schon der alte Name
Locus magnus ausgesprochen römisch klingt, wäre es doch sehr verwunderlich, wenn der Lukmanier nicht schon von den Römern begangen oder gar befahren wurde. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass er der "leichteste" Alpenpass in der Gegend ist, mit dem geringsten Gefälle. Dafür ist die Route 20 km länger als die über den steileren San Bernardino. Dass er im Frühmittelalter nachweislich begangen wurde, spricht auch für römischen Straßenbau.
Es wird auch kaum möglich sein unter Locarno, Biasca oder Bellinzona noch Reste einer Straßenstation zu finden, da diese Orte kontinuierlich besiedelt waren und ständig überbaut wurden. Ähnliches gilt für Disentis, Flims, Ragaz, Buchs und Chur, die noch im Mittelalter im Romanenland lagen. Bei einer Mauer zu entscheiden, ob sie um 100 oder um 600 gebaut wurde ist nur mit Aufwand möglich, wenn überhaupt.
Buchs liegt direkt an der alten Hauptstraße, während sich etwas abseits in Grabs zwei Kleinkastelle zur Sicherung der Straße befanden. Man kann daher annehmen, dass die zugehörige Straßenstation sich in Buchs befand ("765 de Pogio ... Siedlungszeugen aus vorröm. Zeit fehlen").
Der alte rätoromanische Name von Olivone lautet übrigens
Luorscha, was an Lorch und Lorsch erinnert und auf
Lauriacum zurückgehen könnte.
Man beachte auf der Karte auch die Stichstraßen nach Faido und Someo (
summa - die höchste Stelle), wo man offenbar vergeblich Übergänge in die Innerschweiz gesucht hat.
Edit: Bregenz wurde neben einer keltischen Vorgängersiedlung von vornherein als Stadt erbaut, gehört damit nicht unbedingt in die Kette von Straßenstationen. Zudem gibt es hier wieder die Schwierigkeit, den richtigen Weg zu finden, durch ein Bodenseedelta, dass seinerzeit völlig anders aussah.
Biasca: "Schon zur Zeit des Römischen Reichs hielten sich in Biasca Menschen auf, was Münzfunde belegen." (WP)