Versorgung der Weserlager: Über den Fluss oder über Land?

Zweimal geriet die Flotte in schweres Unwetter bzw. in eine Sturmflut. Solche Naturereignisse hätte auch ein noch so penibel planender Drusus mit infrastrukturellen Maßnahmen nicht verhindern können.
Drusus war z.B. mit der Konzeption und dem Bau des Drususkanals seinen Beratern gefolgt und hatte die Verbindung über Binnenwasserwege für sicherer als den Weg über die Nordsee gehalten.
 
32. τὸ δ᾽ αὐτὸ τοῦτο καὶ τῷ Δρούσῳ συνέβη. τῶντε γὰρ Συγάμβρων καὶ τῶν συμμάχων αὐτῶν διάτε τὴν τοῦ Αὐγούστου ἀπουσίαν καὶ διὰ τὸ τοὺςΓαλάτας μὴ ἐθελοδουλεῖν πολεμωθέντων σφίσι,τό τε ὑπήκοον προκατέλαβε, τοὺς πρώτους αὐτοῦ,προφάσει τῆς ἑορτῆς ἣν καὶ νῦν περὶ τὸν τοῦΑὐγούστου βωμὸν ἐν Λουγδούνῳ τελοῦσι, μεταπεμψάμενος,καὶ τοὺς Κελτοὺς τηρήσας τὸν Ῥῆνον διαβαίνοντας ἀνέκοψε. καὶ μετὰ τοῦτοἔς τε τὴν τῶν Οὐσιπετῶν κατ᾽ αὐτὴν τὴν τῶνΒατάουων νῆσον διέβη, καὶ ἐπὶ τὴν Συγαμβρίδαἐκεῖθεν ἐπιπαρελθὼν συχνὰ ἐπόρθησεν. ἔς τετὸν ὠκεανὸν διὰ τοῦ Ῥήνου καταπλεύσας τούς τεΦρισίους ᾠκειώσατο, καὶ ἐς τὴν Χαυκίδα διὰτῆς λίμνης ἐμβαλὼν ἐκινδύνευσε, τῶν πλοίωνὑπὸ τῆς τοῦ ὠκεανοῦ παλιρροίας ἐπὶ τοῦ ξηροῦ γενομένων. καὶ τότε μὲν ὑπὸ τῶν Φρισίων πεζῇ συνεστρατευκότων αὐτῷ σωθεὶς ἀνεχώρησε῾χειμὼν γὰρ ἦν᾽, καὶ ἐς τὴν Ῥώμην ἐλθὼν ἀστυνόμοςἐπί τε Κυίντου Αἰλίου καὶ ἐπὶ Παύλου Φαβίου ὑπάτων, καίπερ τὰς στρατηγικὰς τιμὰς
 
Drusus war z.B. mit der Konzeption und dem Bau des Drususkanals seinen Beratern gefolgt und hatte die Verbindung über Binnenwasserwege für sicherer als den Weg über die Nordsee gehalten.

Der Drususkanal führte in die Nordsee, und selbstverständlich nahm auch Germanicus seinen Weg in die Nordsee über den Drususkanal. Genauso wie sein Vater, wie Tacitus betont.

Die Frage
Und welchen Quellen entnimmst Du die These, dass Germanicus zwar nicht an der Versorgung, wohl aber an der Infrastruktur scheiterte?
möchtest Du nicht beantworten?
 
Ich kann es nur mutmaßen, weil Drusus Planung und Infrastruktur große Aufmerksamkeit schenkte.

Und, da bin ich sicherlich voreingenommen, weil das Konzept des Germanicus eher verbrannte Erde bedeutete, weniger nachhaltigen Erfolg versprach, und tatsächlich auch hatte.
 
Ich kann es nur mutmaßen, weil Drusus Planung und Infrastruktur große Aufmerksamkeit schenkte.

Alle Feldherren dürften Planung und Infrastruktur große Aufmerksamkeit geschenkt haben. Den Drusus-Kanal hat freilich nur Drusus bauen lassen, das heißt aber nicht, dass spätere Feldherren wie Ahenobarbus, Tiberius und Germanicus Planung oder Infrastruktur vernachlässigt hätten oder damit gar "gescheitert" wären. Von allen Genannten werden infrastrukturelle Maßnahmen berichtet, und natürlich konnte jeder auf die von seinen Vorgängern geschaffenen Strukturen anknüpfen.


Und, da bin ich sicherlich voreingenommen, weil das Konzept des Germanicus eher verbrannte Erde bedeutete, weniger nachhaltigen Erfolg versprach, und tatsächlich auch hatte.

Einen nachhaltigen Erfolg dürfte auch Drusus kaum erzielt haben, kurz nach seinem Tod brachen in Germanien wieder Unruhen aus. Und das Konzept gleicht haargenau dem seines Sohnes: Die Germanen in blutigen und verlustreichen Schlachten kleinkriegen und ganze Landstriche verwüsten.

Dio 55,1 (Übersetzung Otto Veh): "Drusus [...] brach vielmehr ins Chattenland ein und rückte bis zum Gebiet der Sueben vor, wobei er die von ihm durchzogenen Gaue nur unter Mühen unterwarf und die Feinde, die ihm entgegentraten, in blutigen Kämpfen besiegte. Von dort nahm er seinen Weg ins Land der Cherusker, überschritt die Weser und stieß, alles verwüstend, bis zur Elbe vor. [...] Dieses Gewässer wollte nun Drusus ebenfalls überqueren, doch mißlang der Versuch, und er mußte sich begnügen, Siegeszeichen aufzurichten."
 
[...] Dieses Gewässer wollte nun Drusus ebenfalls überqueren, doch mißlang der Versuch, und er mußte sich begnügen, Siegeszeichen aufzurichten."

Gibt es in den Schriftquellen eine Aussage darüber, warum der Übergang über die Elbe mißlang?
Vielleicht Hochwasser? Oder hatte der Fährmann kein Wechselgeld dabei?
 
Gibt es in den Schriftquellen eine Aussage darüber, warum der Übergang über die Elbe mißlang?

Oh ja, laut Sueton (Vita Divi Claudi) hat ihn eine des riesige Dame, die daran gehindert:
Hostem etiam freqventer caesum ac penitus in intimas solitudines actum non prius destitit insequi, quam species barbarae mulieris humana amplior victorem tendere ultra sermone Latino prohibuisset.
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Den Feind hatte er auch häufig geschlagen und bis in die innersten Einöden gedrängt, und er hörte mit der Verfolgung erst auf, als die Erscheinung einer übermenschlich großen Barbarenfrau dem Sieger den weiteren Vormarsch in lateinischer Sprache verboten hatte.​

Bei Dio wird die Geschichte noch ausführlicher erzählt:

"Dieses Gewässer wollte nun Drusus ebenfalls überqueren, doch mißlang der Versuch, und er mußte sich begnügen, Siegeszeichen aufzurichten. Dann trat er den Rückzug an. Ein Weib von übermenschlicher Größe stellte sich ihm ja mit den Worten entgegen: «Wohin willst du denn, unersättlicher Drusus? Dir ist es nicht vergönnt, alle diese Lande zu schauen. Zieh also ab; denn schon ist das Ende deiner Taten und deines Lebens da!» Es ist zwar verwunderlich, daß solch eine Stimme irgendeinem Menschen von seiten der Gottheit zuteil geworden sein soll, doch sehe ich keinen Grund, nicht daran zu glauben; ging doch die Prophezeiung allsogleich in Erfüllung: Drusus kehrte eiligst um, und ehe er noch den Rhein erreichte, starb er mitten auf dem Wege an einer Krankheit. Und eine Bestätigung für die Wahrheit des Berichtes liegt für mich in folgenden Tatsachen, daß Wölfe unmittelbar vor seinem Tode das Lager umkreisten und heulten, daß man auch zwei junge Männer mitten durch die Verschanzung reiten sah und Klagerufe wie von Frauen zu hören waren. Außerdem schossen Sterne quer über den Himmel hin."​
 
Zuletzt bearbeitet:
Worauf bezieht sich der bessere Zeitpunkt?Drusus bekam Ärger aufgrund der Gezeiten.Vielleicht wirken die sich im Herbst etwas bedrohlicher aus.Aber kausal sind die Gezeiten...und die richten sich nicht nach Spätherbst oder wann der Wecker klingelt.
 
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