Versorgungswege zum Osmanischen Reich vor der Besetzung Serbiens

Bei der Lektüre über Eisenbahnen im Ersten Weltkrieg bin ich am Rande auf das Folgende gestoßen:

"Die dringend benötigten Waffen- und Munitionslieferungen wurden nahezu unmöglich, als Rumänien im September 1914 die Weiterleitung deutscher Transportzüge verweigerte. Nur mittels Täuschung konnte noch einiger Nachschub durch Rumänien in die Türkei gebracht werden. So wurden Geschosse mit dem stolzen Kaliber von 30 cm in Bierfässern über die rumänischen Strecken geschmuggelt."

(Knipping, Andreas: Eisenbahnen im Ersten Weltkrieg, Freiburg 2004, S. 169)
 
"Die dringend benötigten Waffen- und Munitionslieferungen wurden nahezu unmöglich, als Rumänien im September 1914 die Weiterleitung deutscher Transportzüge verweigerte. Nur mittels Täuschung konnte noch einiger Nachschub durch Rumänien in die Türkei gebracht werden. So wurden Geschosse mit dem stolzen Kaliber von 30 cm in Bierfässern über die rumänischen Strecken geschmuggelt."
Das allerdings wird ohne extrem wohlwollendes, aktives Wegschauen der rumänischen Grenzer/Zöllner schwerlich zu bewerkstelligen gewesen sein.

Alleine der Umstand, dass aus Österreich trotz Probleme bei der Nahrungsmittelbeschaffung durch Wegbruch der Handelsmöglichkeiten (worum Rumänien ja sehr genau wusste, man machte ja selbst Geschäfte mit der Donaumonarchie), auf einmal größere Mengenn Bier exportiert wurden, hätte jeden vernünftigen Menschen sofort hellhörig werde lassen müssen.

Angesichts des zusammenbrechenden europäischen Handels und der Importabhängigkeit Deutschlands und in geringerem Maße Österreichs, hätte die logische Folge ein Stopp von Lebensmittelexporten sein müssen um die Versorgung der eigenen Bevölkerung sicher zu stellen.

Jeder Grenzer/Zöllner, der seinen Job ernst genommen hätte, hätte da wenn auf einmal Unmengen Bierfässer geliefert wurden und die definitiv zu schwer waren um leer zu sein mal genauer hingeschaut.
Und er hätte auch bereits beim Abwiegen, ohne die Dinger öffnen zu müssen ohne weiteres feststellen können, dass der Inhalt dem Gewicht der Angelegenheit nach unmöglich dem entspreche konnte, was drauf stand.

Wenn das in größerem Stil funktioniert haben sollte, dann nur weil das Grenz- und Zollpersonal auf rumänischer Seite Weisung von oben hatte, im Sinne des eigenen Nutzens als Transitland diese Dinge gefälligst zu übersehen um das Land nicht in politische Verlegenheit zu bringen.
 
Bei der Lektüre über Eisenbahnen im Ersten Weltkrieg bin ich am Rande auf das Folgende gestoßen:

"Die dringend benötigten Waffen- und Munitionslieferungen wurden nahezu unmöglich, als Rumänien im September 1914 die Weiterleitung deutscher Transportzüge verweigerte. Nur mittels Täuschung konnte noch einiger Nachschub durch Rumänien in die Türkei gebracht werden. So wurden Geschosse mit dem stolzen Kaliber von 30 cm in Bierfässern über die rumänischen Strecken geschmuggelt."

(Knipping, Andreas: Eisenbahnen im Ersten Weltkrieg, Freiburg 2004, S. 169)

So viel zum Thema "wohlwollende" Neutralität. Aber die Rumänen ließen russische Freiwillige nach und für Serbien durch ihr Land passieren.
 
bereits beim Abwiegen
@Shinigami das weiß ich wirklich nicht: gab es Waggon-Waagen, also riesige Waagen, mit denen man leere mit vollen Waggons vergleichen konnte, schon 1914 und waren die überall in Europa üblich geworden?
(Funfact: früher auf den Dörfern gab es solche Wagen-Waagen im Boden eingelassen bei Raiffeisen, wo Kühe und - wie mir erzählt wurde - korpulente Bäuerinnen gewogen wurden)
 
Bratianu begründete die Neutralität Rumäniens ernsthaft damit, die eigene Bevölkerung auf ein Zusammengehen mit den Mittelmächten vorzubereiten.
Gegenüber die k.u.k. Botschafter Cernim machte er auch ganz deutlich, das für so einen Fall, eben den rumänischen Kriegseintritt auf Seiten der Mittelmächte, Konzessionen Ungarns gegenüber deren rumänische Minderheit erwartet werden.

Die rumänischen Sympathie lagen aber klar bei Frankreich, also bei der Entente.
 
@Shinigami das weiß ich wirklich nicht: gab es Waggon-Waagen, also riesige Waagen, mit denen man leere mit vollen Waggons vergleichen konnte, schon 1914 und waren die überall in Europa üblich geworden?
Weiß ich nicht, ob es sowas gab.

Aber man wird in irgendeiner Form auf das Gewicht der Ladung schon geachtet haben, schon aus dem Grund, dass etwa Brücken die nur für ein bestimmtes Gewicht ausgelegt waren, das ja tragen können mussten.
Sicherlich werden sich auch Zolltarife nach Volumen und Gewichtsangaben gerichtet haben, so dass auch da Grund zur Prüfung bestanden hätte.

Und wenn die Mengen über die wir hier reden, ausschlaggebend dafür waren, die Truppen des Osmanischen Reiches mittelfristig kampffähig zu halten, müssen diese groß gewese sein, da wird es nicht gereicht haben in jedem 20. Fass mal ne Artilleriegranate zu verstecken und zu hoffen, dass das nicht auffällt.

Wenn aber signifikante Teile eines Zuges mit Munition, also de facto mit großen Mengen Stahl vollgestopft sind, der im Volumen viel schwerer ist, als das Bier, dass da eigentlich drinn sein sollte, dann wird das z.B. dazu geführt haben, dass man um dieses Gewicht zu bewegen entsptechend leistungsstarke Lokomotiven einsetzen musste oder zusätzliche Lokomotiven um die Leistung zu erhöhen und wahrscheinlich auch zusätzliche Bremswagen um die entsprechende Schwerlast unfallfrei manövrieren und über abschüssige Strecken bringen zu können.

Ich würde mal meinen, wenn angeblich Bierladungen auf einmal in Zügen Transportiert wurden, deren Zugmaschinen dafür leistungsmäßig eigentlich völlig overpowert gewesen wären (ökonomisch unsinnig und die auf Grund des Gewichts einen Absurden Brennstoff und Wasserverbrauch hatten (das konte man ja auf der Strecke durch Rumänie selbst sicherlich nachvollziehen), oder wenn auf einmal zusätzliche Loks und Bremswagen angehängt wurden, die eigentlich nur Sinn machten, wenn die Last wesentlich schwerer wäre, als sie qua Angabe eigentlich sein dürfte, dann wäre eigntlich offensichtlich gewesen, dass da was nicht stimmt.
Zumal leistungsfähiges Bahnmaterial ja an allen Fronten benötigt wurde und sicherlich nicht zur Verfügung stand um Bier durch die Gegend zu kutschieren, obwohl an da sicherlich mit weniger leistungsfähigem Material ausgekommen wäre.

Das wäre ein Grund gewesen sich vielleicht mal Teile der Ladung abladen zu lassen und diese mal zu wiegen und in anderer Weise zu untersuchen.

Wenn wir hier von so signifikanten Mengen reden, dass das für die Kriegsfähigkeit des Osmanischen Heeres unabdinglich war, dann hätte allein das Gewicht dieser Ladungen und die damit verbundene Aussattung der Züge jeden Grenzer/Zöllner/Eisenbahnsachverständigen zwingend zu der Erkenntnis bringen müssen, dass da was nicht stimmen konnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jeder Grenzer/Zöllner, der seinen Job ernst genommen hätte, hätte da wenn auf einmal Unmengen Bierfässer geliefert wurden und die definitiv zu schwer waren um leer zu sein mal genauer hingeschaut.
Und er hätte auch bereits beim Abwiegen, ohne die Dinger öffnen zu müssen ohne weiteres feststellen können, dass der Inhalt dem Gewicht der Angelegenheit nach unmöglich dem entspreche konnte, was drauf stand.


Shinigami schrieb:
Naja, sie haben alles kontrolliert, was irgendwie in Richtung Deutschland oder Österreich-Ungarn unterwegs war. Aber warum hätten sie kontrollieren sollen, was sich von Deutschland oder Österreich-Ungarn weg bewegte, daher nicht den deutschen oder österreichisch-ungarischen Streitkräften zu gute kommen konnte?

Zumal wenn es unter neutraler Flagge und möglicherweise aus dem Hafen eines neutralen Landes ausgelaufen wäre?

Hervorhebung durch mich.

@Shinigami
Fällt dir was auf?;)
 
Ich wüsste nicht, was ich mir da schönreden müsste.

Eine militärische Blockade und ein Zollregime funktionieren nach verschiedenen Gesetzmäßigkeiten.

Der Betreiber einer Blockade, der in erster Linie verhindern will, dass ein bestimmter Akteur bestimmte Güter aus Übersee bezieht, wird sich darauf konzentrieren, vor allem Transportfahrzeuge abzufangen und zu durchsuchen, die sich in Richtung dieses Landes bewegen, nicht davon weg.

Ein Zollregime, dass dafür konzipiert ist, den Personen- und Güterverkehr in beide Richtungen zu überwachen wird sich naturgemäß für alle Personen und Güter interessieren, die ins eigene Land kommen.
 
Grenzkontrolle ist und bleibt Grenzkontrolle. Rumänien hatte verfügt, das die Mittelmächte keine Waren ud Güter für die Osmanen durch ihr Territorium befördern dürfen.
Auf der einen Seite schreibst du, warum hätten sie kontrollieren sollen, auf der anderen sprichst du von Zöllnern, die ihren Job nicht ernst genommen hätten.
 
Grenzkontrolle ist und bleibt Grenzkontrolle. Rumänien hatte verfügt, das die Mittelmächte keine Waren ud Güter für die Osmanen durch ihr Territorium befördern dürfen.
Auf der einen Seite schreibst du, warum hätten sie kontrollieren sollen, auf der anderen sprichst du von Zöllnern, die ihren Job nicht ernst genommen hätten.
Nur das sich der andere Beitrag überhaupt nicht auf Rumänien bezog, sondern auf etwaige Möglichkeiten Kriegsgüter via indirektem Seexport, etwa mit Umschlag in den Niederlanden und auf der iberischen Halbinsel, an der Blockade vorbei in Richtung Osmanisches Reich zu verbringen.

Das hat mit dem Thema Rumänien nichts zu tun.
Und mit dem Thema Grenzkontrollen nur indirekt.

Rumänien ließ offiziell eine Kriegüter für das Osmanische Reich passieren, weil es sich dann dem Vorwurf ausgesetzt hätte einer Kriegspartei direkt durch Transit von Truppen oder Material zu helfen.

Warum aber hätten sich die Briten um Seeverkehr etwa aus den Niederlanden auf die iberische Halbinsel oder in andere neutrale Länder kümmern sollen?
Oder um Seeverkehr zwischen, sagen wir Spanien und Bulgarien (vor dem Kriegseintritt) ?

Das wäre Seeverkehr zwischen neutralen Ländern gewesen.
 
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