Von welchem Gott lernten die Römer das Straßenbauen?

Um nochmal ein wenig Unklarheit in die Sache zu bringen:
Auch wenn es eine Menge "Gründungsmythen" der Römer und Griechen gab und der eine oder andere Gott das eine oder andere Handwerk gelehrt haben soll, ist es abwegig zu meinen, römische Götter hätten jede hochentwickelte Zivilisationstechnik "gelehrt" und jegliche Technik sei ein Geschenk der Götter gewesen. Griechen und Römer waren stolz auf ihren eigenen Intellekt, gerade die Innovationen durch die "Alexandrinische Aufklärung" und die Syrakusaner Think Tanks bezeugen eine deutliche Abstraktion vom simplen "Gott hat's gegeben".

Zananga, leider muss ich dir bzg. der Sklaven widersprechen: die Zustände z. B. in Minen und bei Großbauprojekten waren katastrophal und Sklaven dort wurden schlichtweg totgeschunden. So teuer waren sie dann doch nicht. Ich beziehe mich dabei in erster Linie auf C. W. Weeber, "Sklaverei im Altertum".
Zuletzt, die hereingetrollte Cloacina: wie Wiki sagt, ist der Wortstamm von einem lat. Begriff für Reinigen abgeleitet. Das hat mit Fluss und Gully und Stadtentwässerung erstmal nichts zu tun, und das Heiligtum der Venus Cloacina hatte mit Reinigungszremonien zu tun und nichts mit dem Abwasser.
 
Ups stimmt natürlich, bei staatlich finanzierte Projekte (Gallerensklaven lebten natürlich auch unter miserabele bedingungen) ging est den Sklaven meist sehr schlecht. Sklaven waren natürlich nur kostbar für Bürger die sich gerade mal welche leisten konnten, oder wenn sie Edelsklaven waren. Z.B. Minenbesitzer der Tausend Sklaven hatte war einer mehr oder weniger meistens egal.
 
Auch nicht so ganz zustimmungsreif, Zananga. Galeerensklaven sind eine mittelalterliche und neuzeitliche "Erfindung" – in der Antike waren die Ruderknechte frei, und sogar ziemlich angesehene Spezialisten, die kräftig und ausdauernd genug waren, die mehrbänkigen Kriegsschiffe anzutreiben.

Die Stellung eines Sklaven ging mehr oder weniger querbeet durch sämtliche Schichten, von der tatsächlichen "Vernichtung durch Arbeit" (wie z. B. der Athener Expeditionsarmee in den Steinbrüchen von Syrakus) und dem Subproletariat der Fabriken und Landbetriebe bis hin zu von hochgestellten Personen umschmeichelten Sklaven in der Nähe des Kaisers. Es muss auch berücksichtigt werden, dass freigelassene Sklaven automatisch in die Familie des Freilassenden aufgenommen wurden und fast volles Bürgerrecht erhielten – was ein interessantes Licht auf das soziale Konzept der römischen Familie wirft.

Strassen hingegen, um zum Thema zurückzukommen, wurden oft von der Armee angelegt – zum einen als Hauptnutzer, zum anderen, weil die Armee die dafür nötigen Spezialisten und Arbeitskräfte stellen konnte.

(Ironie an)
So gesehen hat vermutlich der Gott Mars den Römern das Straßenbauen gelehrt … (Ironie aus)
 
Nein, aber Vitruv ist der einzige vollständig erhaltene Architekturschriftsteller, und er erzählt über den Straßenbau. Wenn es da eine mythische Geschichte gegeben hätte, wäre hier die beste Chance, etwas davon zu erfahren.
 
Soweit ich mich erinnere liefert Vitruv nur handfeste praktische Tipps und Bauregeln, keine mythischen Hintergrundgeschichten. Zumindest in den Kapiteln, die ich bislang las.
 
Er greift durchaus auch auf Erzählungen zurück, wenn es seinem Thema dient. Ich denke da nur an die Anekdote von der Erfindung des korinthischen Kapitells. Auch beim Häuserbau allgemein erzählt er ja "von den Anfängen". Und wenn es eine genuin römische Legende gäbe, daß ein Gott den Römern den Straßenbau gebracht hätte, dann hätte er sie sicher mit eingeflochten. Aber wie aus dem allgemeinen Tenor zu entnehmen ist, wäre eine solche Vorstellung den Römern eher fremd.
 
Hey, ich finde die Mars-Theorie super, Ironie hin oder her. Wenn es einer war, dann Mars. Immerhin war die Armee nun wirklich der Hauptnutzer derselben. Klingt einleuchtend :)
 
Ja, der kam ja auch runter vom Olymp und hat zu den bauenden Soldaten gesagt, so und so müsst ihr das machen.
Ein bischen Realismus sollte hier schon vorhanden sein.
 
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Florian, es geht hier rein nur um einen möglichen Mythos ;-) Schon zu Zeiten der Republik glauben viele Römer nicht mehr wirklich daran, dass da auf dem Olymp ein paar Typen hocken und die Geschehnisse der Welt lenken.
 
Ich glaube zwar, dass dieser Thread gerade einbeinig auf der Stelle herumhüpft wie ein Kind beim Gleichgewichtwettbewerb, aber nochmal, um es zu verdeutlichen:

Der Umstand, dass die Römer für jeden Faktor ihres Lebens und der Umwelt Götter hatten, bedeutet nicht, dass sie alles von ihren Göttern gelernt haben und hinter jeder hochentwickelten Erkenntnis stehe eine mythische Lehrgeschichte.

Das anzunehmen (oder danach zu bohren) ist so hellsichtig wie die hypothetische Annahme, Josef von Copertino hätte Otto Lilienthal das Fliegen gelehrt.
Josef von Copertino ? Wikipedia
 
Tatsächlich gibt es aber mythische Erfinder in der griechisch-römischen Mythologie!
Daedalus soll neben den berühmten Flügeln auch Axt, Bohrer und anderen Werkzeuge zu Holzbearbeitung erfunden haben. Daneben galt er als erster Bildhauer und Baumeister.
Perdix, der Neffe des Daedalus, hat angeblich Säge, Zirkel, Töpferscheibe und andere wichtige Gerätschaften erfunden haben. (Darauf war Daedalus so neidisch, dass er seinen Schüler und Neffen von Akropolis stürtze, woraufhin Perdix in ein Rebhuhn verwandelt wurde.)
Und Perdix ist kein Gott, nicht einmal zur Hälfe, ja schon eher ein Rebhuhn. Ebenso wenig galt Daedalus als Gott, obwohl er ja den Menschen beinahe das Fliegen beibrachte.:rofl:
Bevor ich bezichtigt werde, dies alles sei doch all zu griechisch: Spästestens seit Ovids Metamorphosen muss die Daedalus-Sage auch als römischen Kulturgut gelten.
 
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