Kleine Frage: HÄ?! Was sagst du doch?
Die weiten und schlecht ausgebauten Kommunikationswege, die einzelne Reichsteile quasi zur Halbselbständigkeit zwangen, hat dabei ein Übriges getan. Das Fehlen einer Hauptstadt bedeutet auch langfristig eine entscheidende Schwächung einer zentralen Bürokratie. Ein Reich läßt sich zwar vom Pferderücken aus erobern, aber nicht verwalten und regieren, das hat schon Dschinghis Khan (Karakorum) registriert.
1. Eine zentrale Bürokratie, die hätte geschwächt werden können, hat es nicht gegeben.
2. Das Fränkische Reich war ein Wanderkönigtum, d. h. der König und sein ganzer Hofstaat wanderten von Ort zu Ort. Außerdem handelte es sich bei den Franken auch noch um eine konsensuale Herrschaft, die sich auf den Konsens zwischen den Großen des Reiches begründete. Auf die Art ließ sich ein Reich in der Größe des Fränkischen sehr wohl regieren. Was Chlodwig I., Chlothar I., Karl Martell, Pippin der Jüngere, Karl der Große, Ludwig der Fromme und Karl der Dicke auch bewiesen haben. Wanderkönigtum und konsensuale Herrschaft blieben im ostfränkischen Reich darüber hinaus noch bis zum Ende des Hochmittelalters erhalten.
Oder anders ausgedrückt: Nur weil es keine Bürokratie und Verwaltung in unserem heutigen Sinne gegeben hat, heißt das nicht, dass das Reich absolut unregierbar gewesen wäre. Man hat eben andere Mittel gefunden, die auch über kurz oder lang trotz einiger Mängel funktioniert haben.
3. Dschingis Khan hat über ein deutlich größeres Reich regiert und war zudem Anführer eines Nomadenvolkes. Der Vergleich mit Karl dem Großen und den Franken hinkt in meinen Augen gewaltig.
Ganz sicher war durch die wiederkehrenden Reichsteilungen der Untergang des Gesamtstaats nur eine Frage des Datums.
Ich frage erneut: Wann war das Datum des Untergangs?
Durch die Anwendung der germanischen Praxis der Erbteilung...
Huch, dieser geistige Dünnschiss ist mir bislang ja komplett entgangen! Woher weißt du, welche Teilungspraxis die Germanen besaßen? Wenn du auf die Westgoten, Vandalen, Ostgoten, Langobarden und so ziemlich alle anderen "germanischen" Völker blickst, wirst du erkennen, dass Reichsteilungen ausschließlich bei den Franken vorgekommen sind. Was allerdings nichts mit der Größe des Reiches zu tun hatte. Die Westgoten beherrschten auch ein großes Gebiet, sicher größer als das eines Chlodwigs I., der dennoch sein Reich unter seinen vier Söhnen hat aufteilen lassen. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Teilungspraxis hat nichts mit mangelhafter Verwaltung und nichts mit Germanen zu tun, sondern mit einer fränkischen Tradition, zurückzuführen auf das Nicht-Vorhandensein von Individualsukzession und Primogenitur.