Ich habe es in der Antwort an
@Sepiola schon angedeutet: Weder ich noch sonst jemand versucht hier dem Christentum alleinige Verantwortung für irgendetwas zuzuschieben. Aber dass das Christentum eine Mitverantwortung hat, steht für mich außer Zweifel,
Erster Teil...erfreulich...hört sich schon anders an. Zweiter Teil: 'Das Christentum' gibt es nicht. Bischöfe, Akteure, Herrscher, die ägyptischen Mönche usw. usw. handelten an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten, Regionen, Phasen unterschiedlich, unterschiedlich stark, unterschiedlich nachhaltig, unterschiedlich systematisch, unterschiedlich differenziert und
differenzierend.
inverstanden – obwohl die Umschreibung „der Nachschub an Gelehrten in Konstantinopel aus Alexandria“ für die Flucht der Philosophen aus Alexandria ein Euphemismus darstellt.
Ich hatte ausdrücklich auf den Fortbestand der bekannten neuplatonischen Schule und ihrer Lehrtätigkeit hingewiesen, der belegt ist.
Siehe Beitrag+246, Zitatauszug von Hahn:
Weder im Jahre 415 noch zu einem anderen Zeitpunkt vor der Regierung Justinians wurden Professoren in Alexandria wegen der von ihnen gelehrten Philosophie oder um ihrer einfachen heidnischen Gesinnung willen attackiert oder verfolgt.
Als letzter nachweisbarer Vertreter gilt
Stephanus von Alexandria, der 610 an den kaiserlichen Hof in Byzanz
berufen wurde. Übrigens auch Astronom, Alchemist, Astrologe usw. usw.
Es sollte auch klar sein, dass man eine ein halbes Jahrtausend dauernde Tradition nicht so einfach ungeschehen machen kann, obwohl sich Patriarchen wie z.B. Theophilos oder Kyrill von Alexandria alle Mühe dazu gaben.
An der klassischen Bildungstradition nahmen, ich hatte dies ebenfalls wiederholt gepostet, auch alexandrinische Christen teil, wie bereits ebenfalls in Beitrag 246 mit Zitatauszug von Hahn referiert:
Philosophie als obligater Bestandteil des traditionellen Bildungskanons für die aristokratische Führungsschicht hatte jedenfalls in Alexandria auch für Christen nichts von seiner Bedeutung eingebüßt, und das ungehinderte Fortblühen der alexandrinischen Neuplatonismus wie überhaupt der philosophischen Schulbetriebes in der Stadt bis zur arabischen Eroberung ist hierfür der klarste Beleg.
Was soll das heißen Valens hätte „sonst keine entscheidenden oder bedeutenderen anti-heidnischen Gesetzgebungen erlassen“? Reichen die Gesetze nicht, die ich in
#245 zitiert habe?
Waren und sind primär keine anti-heidnischen Gesetzgebungen gewesen.
Der Wiener Althistoriker Roland Steiner notiert in seinem Symposiums-Beitrag
Gesetze gegen den Polytheismus zwischen Konstantin I. und Theodosius I. – Beobachtungen zu spätantiken kaiserlichen Verfügungen (in:
Spätantiker Polytheismus im Westen des Römischen Reiches, Akten des Symposiums in Graz 2019),
online abrufbar, S. 28 f. u.a.:
Valentinian I. und Valens waren wie Constans und Constantius II. mehr mit der Kirche beschäftigt als mit einer aktiven Christianisierung des Reiches. [...]
Die Brüder verboten Donatismus und Manichäismus, ansonsten lassen sich keine direkten Maßnahmen gegen das Heidentum finden. [...]
Auch die altbekannte Reihe von Verfügungen gegen magische Praktiken setzte sich fort. Valentinian und Valens verboten 364 und 370 erneut nächtliche Weissagungen und Zeremonien, wieder wurde die Todesstrafe angedroht.95 Wegen einer Anfrage des Proconsuls der Provinz Achaea, Praetextatus, gestattete Valentinian dann aber doch, die eleusinischen Mysterien zu feiern. 371 wurden auch offizielle Haruspizien wieder erlaubt. [...]
Als 371/372 in Antiochia ein angebliches Komplott gegen Valens durch den secundicerius notariorum Theodorus aufgedeckt wurde, nahmen die Prozessverantwortlichen an, dieser habe mit Hilfe magischer Praktiken auf den Thron gelangen wollen; ein Beispiel, das den Hintergrund der Gesetzgebung gegen Magie illustrieren hilft. Valens ließ eine Reihe von Majestätsprozessen führen. Mehreren heidnischen Intellektuellen und neuplatonischen Philosophen wurde Wahrsagerei und Giftmischerei vorgeworfen, einige wurden verurteilt und auch hingerichtet.99 Planvolles Handeln war dies kaum, allerdings verdeutlichen solche Vorfälle, wie gefährlich der Vorwurf der Zauberei im Falle der Strafverfolgung sein konnte.[...]
Dass Valens keine weiteren expliziten anti-heidnischen Gesetzgebungen gefördert und erlassen hat, war mir bereits vorher noch irgendwie bekannt gewesen und ist in der einschlägigen Wissenschaftsliteratur anerkannter Topos.
Wie schon oben notiert, vielleicht kann ein Blick in die
Conclusion von Rohmann, der in Deinen Beiträgen eingeführt worden war, vielleicht kann ein Blick in die differenzierte
Conclusion gewisse Strohfeuer-Dis. reduzieren...
In Beitrag # 209 war meinerseits schon auf die christliche theologische Schule von Nisibis (ab dem 5.. Jh.) hingewiesen...und auf ihre Rolle bei der Übersetzung klassischer griechisch-'heidnischer' Werke.
Schau an, die christliche Theologie-Schule von Nisibis hatte seit Gründung im 5. Jh. sogar einen bedeutsamen Anteil an der Übersetzung klassischer griechischer-'heidnischer' Literatur ins Syrische/Aramäische, wovon die Araber und der spätere Islam profitierten. Kein Wunder bei der Prägung durch die
Antiochenische Theologie.
Schaut man sich die Verteilung der aktuell feststellbaren Geburtshoroskop-Erstellungen in der Spätantike an, so steigt die Verteilung halt deutlich wieder ab dem späten 4. Jh. an, Schwerpunkt offenbar natürlich im griechisch sprachigen Raum/Reichsteil. Nur für die Regierungszeit von Justinian I. gibt es eine ausgeprägte Lücke.