Ich möchte doch empfehlen, den heutigen Stand der Altstraßenforschung nicht gänzlich zu ignorieren und den bereits verlinkten Aufsatz eines ausgewiesenen Experten zur Kenntnis zu nehmen:
Die bei Pierre Fütterer (2021) Seite 181, Abbildung 2 dargestellten Trassenvarianten der Polylinearen
Ost-West-Fernverbindung des zwischen Mainz und Breslau verlaufenden Abschnitts der Via Regia bilden in den Varianten 1, 3, 6 und 9 im Grunde exakt dasjenige ab, was hier unter Bezugnahme auf die mittelalterlichen Kartographen und archäologischen Fundergebnisse des 19. bis 21. Jh. evident, oder doch zumindest wahrscheinlich gemacht werden konnte. Ich würde die kartographisch dargestellten Trassenvarianten hier ja gerne in den Dateianhang einstellen, doch dazu müsste ich beim Autoren vorab um eine Abbilderlaubnis und entsprechende Freigabe bitten, was ich später vielleicht nachholen werde.
...wenn der Kreuzungspunkt mittelalterlicher Handelswegebündel, die teilweise sehr alten Wegebündeln folgen, so bedeutend ist, sollte man dann nicht die römische Exklave in Leipzig suchen?

Merseburg liegt trotz des Schutzes durch mächtige Zaubersprüche nicht so ideal.
An dieser Stelle tritt bei Dir ein gravierender Denkfehler zutage, der irgendwo einfach köstlich ist, weil er den dortigen Wasserweg außer acht lässt. Selten so gelacht ! Wenn die dereinst auf der Via Imperii nordwärts reisenden römischen Händler endlich in Leipzig (Luphurdum ?) ankamen, sollen sie deiner Meinung nach also mit ihren schweren Lasten direkt weiter nordwärts gezogen sein und schifften sich dann schließlich bei Bitterfeld an der Mulde, oder, etwa bei Trockenheit, gar erst in der Gegend von Dessau an der Elbe ein ? Sich mit schweren Lasten nochmals weitere bis zu 70 km auf schlecht ausgebauten Straßen weiter nordwärts quälen ?
Als Händler wärst Du dereinst vermutlich allein nordwärts gezogen, denn den Fundverteilungen zufolge schifften sich die aus dem Süden kommenden Händler im Gebiet von Leipzig offenbar ein und fuhren von dort aus etwa 30 km bequem die Weiße Elster flussabwärts, wo sie im Gebiet von Merseburg, Schkopau und Ammendorf die Saale erreichten und dann mit ihren Lasten sicher in Richtung Wittenberg und Cölln (Werder) weiterreisen konnten. Erst auf dem Rückweg nach Süden könnte eine Passage über das Gebiet von Dessau vorteilhafter gewesen sein, doch eine entsprechende Straßenführung ist mir bislang nicht bekannt. Insbesondere für den Transport von schweren zivilen Gütern scheint zu gelten, dass überall dort, wo Flüsse schiffbar waren, diese nach Möglichkeit auch für den Transport von Lasten bevorzugt genutzt wurden. Man quälte sich auch damals eben nicht mehr als nötig. Im Anhang findest du eine ältere Karte in der die von Leipzig kommende Weiße Elster, sowie die Luppe, verzeichnet sind.
Die Vorstellung, Schneider habe 1890 auf hinreichend archäologische Fundstelllen zurückgreifen können, um derart detaillierte überregionale Karten zu zeichen, geht an der Realität ziemlich vorbei.
Diese Auffassung bestreite ich insofern, als frühe Autoren wie Brotuff, Schneider, Oppermann und Schuchhardt, sowie Götze, Höfer und Neuß zahlreiche Bodendenkmäler noch selbst in Augenschein genommen haben, die zwischenzeitlich längst abgetragen wurden und dabei häufig gänzlich verloren gingen, etwa im Tagebau, oder weil das Mauerwerk zwischenzeitlich anderweitig verbaut wurde.
eine dauerhafte Präsenz einschließlich ziviler Ansiedlung - ist das Thema dieses Threads.
Jeder Versuch, mit einem Marschlager, einer römischen Münze, einer Scherbe oder einem Sandalennagel aufzutrumpfen á la "na siehste, ich hab's doch gesagt!" ist letztlich eine Nebelkerze, weil alle diese Versuche keine Argumente zum Thema der dauerhaften Ansiedlung (Exklave!!!) sind.
Diese dauerhafte zivile Ansiedlung ist hier in der tat zu identifizieren und nachzuweisen, aber an der Via Regia wurden in Thüringen und Sachsen-Anhalt im 19. Jh. Massenfunde an römischen Münzen gemacht, die in einem Fall in der Summe sogar 10 kg Gewicht übersteigen, doch Du ignorierst dies sprichst hier salopp von "einer römischen Münze" und bezeichnest wichtige Ausführungen zur Infrastruktur als "Nebelkerzen", obwohl es doch wohl eher du selbst bist, der hier quer schießt, gerne auch mal mit Exkursen zur Sierra Elvira in Andalusien und ähnlichem aufwartet und nur diejenigen Irrtümer abräumt, die sich ohnehin nicht halten lassen. Entdeckungen wie das Marschlager von Hachelbich oder die römischen Funde in Arnstädt suchst du vom Tisch zu wischen.
An anderer Stelle wird die Luftbildarchäologie als DDR Propaganda abgetan, obwohl doch jeder zum Thema arbeitende Archäologe sehr genau weiß, dass die Arbeit der Luftbildarchäologie im Osten bis zum 01. Juli 1990 quasi durchweg untersagt und verhindert worden ist. Hier nun zu diskreditieren, was bis 1990 eben nicht möglich war und gleichzeitig zu ignorieren, was seither dort geleistet worden ist, kommt geradezu einer Verhöhnung der hier aufgeworfenen Fragestellung gleich und das wollen wir doch nicht, oder ? Also schlage ich vor im weiteren auch die Ergebnisse der Luftbildarchäologie einzubeziehen und die Exklave Merseburg dabei nicht zu eng zu fassen, denn die römerzeitliche Tragfähigkeit erlaubte im Elbe-Saale Einzugsgebiet noch keine Errichtung von Städten in der Größenordnung von Mailand, Köln oder London, obwohl selbst dies nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Realistischerweise darf man eher mit der Identifizierung und dem Nachweis dauerhafter, blühender römerzeitlicher Handelsplätze, sowie befestigter Plätze, Burgen und Villae Rusticae rechnen, die von Foederaten und Römern nachhaltig entwickelt wurden und mit eigenständigen Gewerben wirtschafteten und Überschüsse produzierten, die in den Warenverkehr kamen und diesem Gebiet präzise und zuverlässig zugeordnet werden können.