In der Politik haben politische Erwägungen Vorrang vor moralischen und konfessionellen, das hat schon Machiavelli erkannt, und das war auch den Akteuren im Dreißigjährigen Krieg klar.
Ich denke, es gab immer beides. Gerade bei den Habsburgern trifft man unter Ferdinand II. auch bei Hofe eine starke Partei an, die lieber das Gewonnene aufs Spiel setzte indem man durchs Restitutionsedikt Sachsen in die Arme Schwedens trieb, statt am überkonfessionellen Bündnis mit Johann Georg I. festzuhalten. Auf sächsischer Seite scheint es mir keine Probleme mit einem Bündnis mit dem Kaiser bestanden zu haben, da dieser wenngleich Katholik immerhin auch Reichsoberhaupt war und somit argumentativ gewissermaßen den protestantischen Mächten überlegen. Das von Gustav Adolph den eroberten Städten hingegen abverlangte Treuegelöbnis kam einer Art Verrat an Kaiser und Reich gleich. Wie sich die protestantischen Städte dazu bereit fanden, verdeutlicht aber vielleicht auch ganz gut wie sie sich von Ferdinand verprellt fühlten.

Interessant fand ich bei einem Symposium vor etwa 2 Wochen den Hinweis, dass es für den Kaiser ein Erfolg gewesen sei, dass der französische König nicht Reichsstand wurde. Man sollte ja eigentlich annehmen, dass das Herauslösen des Großteils vom Elsass aus dem Reichsverband dem Anspruch des Kaisers bei jeder Wahl als Mehrer des Reiches enorm widersprach. Kurzfristig oder kurzsichtig(?) betrachtet aber, bedeutete dieser Schachzug für Ferdinand III., dass er somit die Macht des franz. Königs auf dem Reichstag auf eine Zuschauerrolle begrenzte. Wenn dem so ist, verdeutlicht das andererseits aber auch, die Bedeutung, die man damals noch der Institution Reichstag beimaß.
Kein Wunder vielleicht, denn das Lahmlegen bzw. Ignorieren von Reichstagsbeschlüssen fand ja erst im späteren 17.Jh. statt. Auch wusste man 1648 sicher noch nicht, dass es einen Immerwährenden Reichstag geben würde.
 
Ich denke, es gab immer beides. Gerade bei den Habsburgern trifft man unter Ferdinand II. auch bei Hofe eine starke Partei an, die lieber das Gewonnene aufs Spiel setzte indem man durchs Restitutionsedikt Sachsen in die Arme Schwedens trieb, statt am überkonfessionellen Bündnis mit Johann Georg I. festzuhalten. Auf sächsischer Seite scheint es mir keine Probleme mit einem Bündnis mit dem Kaiser bestanden zu haben, da dieser wenngleich Katholik immerhin auch Reichsoberhaupt war und somit argumentativ gewissermaßen den protestantischen Mächten überlegen. Das von Gustav Adolph den eroberten Städten hingegen abverlangte Treuegelöbnis kam einer Art Verrat an Kaiser und Reich gleich. Wie sich die protestantischen Städte dazu bereit fanden, verdeutlicht aber vielleicht auch ganz gut wie sie sich von Ferdinand verprellt fühlten.

Interessant fand ich bei einem Symposium vor etwa 2 Wochen den Hinweis, dass es für den Kaiser ein Erfolg gewesen sei, dass der französische König nicht Reichsstand wurde. Man sollte ja eigentlich annehmen, dass das Herauslösen des Großteils vom Elsass aus dem Reichsverband dem Anspruch des Kaisers bei jeder Wahl als Mehrer des Reiches enorm widersprach. Kurzfristig oder kurzsichtig(?) betrachtet aber, bedeutete dieser Schachzug für Ferdinand III., dass er somit die Macht des franz. Königs auf dem Reichstag auf eine Zuschauerrolle begrenzte. Wenn dem so ist, verdeutlicht das andererseits aber auch, die Bedeutung, die man damals noch der Institution Reichstag beimaß.
Kein Wunder vielleicht, denn das Lahmlegen bzw. Ignorieren von Reichstagsbeschlüssen fand ja erst im späteren 17.Jh. statt. Auch wusste man 1648 sicher noch nicht, dass es einen Immerwährenden Reichstag geben würde.

Ferdinand II. könnte man mit gewisser Berechtigung einen religiösen Fanatiker nennen. Er und die von den Jesuiten beeinflusste Partei war doch sehr stark vom Geist der Gegenreformation geprägt. Die militärischen Erfolge in Böhmen schienen eine reelle Chance zu versprechen, die politischen Ereignisse seit der Reformation und das seit dem Augsburger Religionsfrieden fein austarierte Gleichgewicht zwischen protestantischen und katholischen Reichständen radikal zu revidieren im habsburgisch/katholischen Sinne. In gewisser Weise war diese Partei auch durchaus erfolgreich, und manche Landstriche wie Böhmen wurden so gründlich rekatholisiert, dass sie für die nächsten 200 Jahre erzkatholisch blieben.
Dadurch dürfte sich diese Partei auch in ihren politisch-konfessionellen Zielvorstellungen sehr stark bestärkt gefühlt haben.

Der Fehler in dieser Konzeption lag darin, dass eine so radikale Neuordnung der politisch-konfessionellen Lage seit dem Augsburger Religionsfriede kaum realisierbar war. Am Versuch, eine europäische Hegemonie unter einem einheitlichen Glauben in Europa durchzusetzen, war schon Karl V. gescheitert. Die Reformation hatte gewaltige Antriebskräfte mobilisiert. Mit repressiven Mitteln ließ sich nicht 100 Jahre später die Uhr zurückdrehen, nachdem sich der Protestantismus etabliert hatte. Es ist fraglich, ob selbst ein totaler Sieg Ferdinands und der Partei um die Jesuiten dazu hätte Voraussetzungen schaffen können. Ein solcher Sieg war eigentlich politisch, militärisch und ökonomisch doch recht aussichtslos angesichts der maroden Lage der österreichischen und spanischen Habsburger so aussichtsreich auch die Lage nach dem Sieg am Weißen Berg aussah.

Eine Hegemonialstellung Ferdinand II. innerhalb des Heiligen Römischen Reiches und in Europa musste mittel- und langfristig Gegner auf den Plan rufen, da eine habsburgische Hegemonialstellung das Gleichgewicht der Kräfte innerhalb des Heiligen Römischen Reiches und in Europa empfindlich stören musste. Die Existenzgrundlage und der Fortbestand protestantischer Territorien und Mächte wäre damit in Frage gestellt worden. Es war zu erwarten, , dass die protestantischen Territorien sich notgedrungen Bündnispartner suchen würden, was wiederum andere Mächte auf den Plan rufen musste und eine Begrenzung des Konflikts unwahrscheinlich machte. Sowohl die österreichischen Habsburger wie die spanischen Vettern waren finanziell und militärisch kaum in der Lage, eine Hegemonialstellung im Reich und in Europa militärisch und politisch langfristig durchsetzen zu können. Im 80Jährigen Krieg gegen die Niederlande mussten die Spanier sich auf den berühmt-berüchtigten Handel op de Vijnd einlassen, sprich sie mussten das Kriegsmaterial von den Holländern kaufen, um den Krieg gegen die Generalstaaten der Niederlande führen zu können.

Auch wenn die Lage nach der Schlacht am Weißen Berg glänzend für Ferdinand II. aussah, hätte ihm eigentlich klar sein müssen, dass er 1620 nicht die Uhr um 100 Jahre zurückdrehen konnte.
 
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