Was es meiner Meinung nach nahezu verunmöglichte, einen Frieden auf "Unentschieden - zurück zum status qo ante" zu schließen, waren die enormen Opfer, die der Krieg für alle Beteiligen von Anfang an gefordert hatte. Hunderttausende an Toten, Hunderttausende an Schwerversehrten schon nach den ersten Schlachten. Welche Regierung kann ihren Bürgern erklären: Sorry, war alles für nichts und wieder nichts, der ganze Krieg war ein blöder Fehler...
Dazu kommt noch, dass die horrenden Kosten des Kriegs auf Pump finanziert waren, in Deutschland und Österreich-Ungarn zu einem großen Teil über Kriegsanleihen: Die Bürger liehen dem Staat ihre Ersparnisse, die wurden vom Staat verballert - in der Hoffnung, dass am Ende der besiegte Gegner alles bezahlen würde. Wenn am Ende keine fette Beute heraussprang, waren halt die Ersparnisse der Bürger weg. (In der Tat entledigte sich der Staat hinterher seiner Schulden via Inflation, so waren auch die Ersparnisse der Bürger weg, die keine Kriegsanleihen gezeichnet hatten.)
Naja, dann müsste man sich die Frage stellen, was konnte man sich denn von einem Sieg noch versprechen?
Man hatte einen Überblick über die eigenen Kriegskosten und hätte von dem her eigentlich darauf schließen müssen, dass diejenigen der Entente mindestens ebenso hoch sein mussten und ohne hochgradige Verschuldung welcher Art auch immer, nicht zu stemmen sein konnten.
Und auch die würden ihre Kriegsinvaliden zu versorgen haben und darüber hinaus in Teilen ihr Land wieder aufbauen und ihre Industrie wieder instand setzen müssen.
D.h. mit ein wenig Nachdenken hätte man darauf kommen müssen, dass man selbst bei einem oktroyierten Siegfriden der Entente vielleicht irgendwelche exorbitanten Forderungen in den vertrag dirktieren konnte, diese aber niemals realisiert werden konnten.
Schon gar nicht kurzfristig und erst dreimal nicht ohne unerwünschte volkswirtschaftliche Nebeneffekte.
Auch wusste man, wie weite Teile der Gebiete, die man besetzt hatte, aussahen:
Die lagen entweder zu guten Teilen in Trümmern (Westen) und hätten erstmal kostspielig wiederuafgebaut werden müssen oder aber es handelte sich um ökonomisch mäßig interessantes Bauernland (Osten), was auch kostspielig gewesen wäre, weil man erstmal Infrastruktur aus dem Boden hätte stampfen müssen.
Oder man hätte sich eben in Afrika oder Asien bedient, dann hätte man aber einer noch größeren Flotte bedurft (Kosten), damit das im Fall einer erneuten Eskalation zu schützen wäre.
Außerdem hätte man egal, wo man Gebiete eingefordert hätte erstmal Jahre und massive finanzielle Mittel darauf verwenden müssen dort funktionierende eigene Verwaltungen einzurichten etc.
Auch damit waren, jedenfalls kurz und mittelfristig die Kosten und Verluste des Krieges nicht zu bestreiten/auszugleichen und auch dass hätte klar sein müssen.
Wenn man vor allem darauf aus war die durch den Krieg entstandenen Schäden schnell zu beseitigen und die Staatsverschuldung abzubauen, musste man einen Frieden schließen, der keine Zusatzkosten fabrizierte und der es erlaubte die Ausgaben für Heeres- und Seerüstung rapide zurück zu fahren und aus den daraus freiwerdenden Teilen des Staatsetats die Bearbeitung dieser Probleme zu finanzieren.
Dazu hätte es um so mehr eines Verständigungsfriedens bedurft, der keine zusätzlichen Kosten für den Ausbau eigener Herrschaft in fremden Gebieten mit sich brachte und auch kein Hochhalten des Rüstungsstands erforderte um sich vor Revanchismen zu schützen.
Aus sicherheitspolitischen Gründen konnte das Festhalten an Territorialgewinnen sicherlich sinnvoll erscheinen, aus ökonomischen Gründen war auch das wahrscheinlich eher wenig sinnvoll.