Warum keine bahnbrechenden Erfindungen wie in der Renaissance?

Was die Metalllurgie angeht, erst die Etrusker und nach Ihnen die Noriker in der Stahlherstellung, für Buntmetalle waren auch andere als Römer ,Griechen und Perser zuständig. In Indien wurde an beidem "geforscht", die Ergebnisse gingen dann an Völker im Westen...

Das falsch und das hatten wir auch schon mal! Die Metallverarbeitung ist im Mittelmeergebiet früher als in Europa. Der Rohstoff für den norischen Stahl war nur besonders gut, weshalb er bei den Römern besonders beliebt war. Dies cisalpine Eisenzeit ist durch die Etrusker angestoßen worden.
 
Nun, Elquichote, da widerspreche ich, es waren in derMetallurgie nicht die Römer und Griechen, die die Welt vorangebracht haben ..

Oder sind Etrusker Römer? Die Antike ist lang, und das Mittelmeergebiet ist recht groß...
Außerdem muß man für die Rohstoffe des norischen Stahls schon einwenig wissen , was man tut. So einfach verschweißen die "edleren Stähle" ja nun nicht, zum Thema Noriker ...

Das ist ein anderer Stahl gewesen, als der der Etrusker, da war nichts mit blind zusammendrehen, warmmachen und draufhauen, ins Wasser schmeißen und hart. Das reißt beim letzten Arbeitsschritt ...


Und so kommts eben, das , was die Metallurgie angeht, andere Völker als Römer und Griechen die "Forschung" auf dem Gebiet der Metallurgie voran gebracht haben.
 
Aber es stimmt schon: Die Römer hatten alles was es für Heissluftballon, Schwarzpulver, Magnetkompass, Buchdruck, und so weiter braucht. Dennoch haben sie nichts davon erfunden/gebaut.
Du gehst also davon aus, dass Erfindungen, wenn die Grundlagen dafür existieren, quasi zwangsläufig gemacht werden müssen, andernfalls man auf bestimmte Defizite der Kultur, die sie trotzdem nicht macht, schließen kann? So eine ähnliche Diskussion hatten wir neulich erst, und ich sehe es immer noch anders. Es ist leicht, hinterher zu sagen, diese und jene Erfindung war "logisch", und dann den Kopf zu schütteln, wieso sie nicht schon früher gemacht wurde. Trotzdem bedarf es aber jemandes, der die Erfindung macht. Auch im 19./20. Jhdt. wurden die meisten Erfindungen nur von einem oder einigen wenigen, die dann in der Regel auch auf frühere Vorarbeiten von einigen wenigen anderen zurückgreifen konnten, gemacht, obwohl die Grundlagen zig Millionen Menschen theoretisch zur Verfügung standen. Und auch in der Neuzeit wurde nicht alles sofort erfunden, sobald die technischen und materiellen Grundlagen dafür existierten.

Meine eigene Theorie basiert im wesentlichen auf zu geringer Bevölkerungsdichte in Kombination mit unzureichenden Kommunikationsmitteln. Wurde alles oben schon angesprochen.
Von einer Bevölkerung kann immer nur ein kleiner Prozentsatz die Musse haben, Erfindungen oder Wissenschaft zu machen. Der Prozentsatz ist natürlich unterschiedlich, aber wenn es wenig Menschen gibt, gibt es wenig Erfindungen pro Jahr.
Gab es ausser Rom und Alexandria zu der Zeit noch andere Zentren mit sowas wie Technologie und Wissenschaft? Konnten die kommunizieren oder waren die etablierten Postwege der Administration und dem Militär vorbehalten?
Die gegenseitige Anregung erfordert halbwegs schnelle bezahlbare Kommunikation (und damit meine ich auch die Reproduktion von Schriften) und eine gewisse Mindestmenge an teilnehmenden Individuen. Ist das nicht gegeben, stirbt die Entwicklung. Ich meine, das war im Römischen Reich der Fall. Wahrscheinlich gibt es eine kritische Masse an Kommunkationsmenge, unterhalb derer eine Entwicklung nicht möglich ist.
Das römische Reich hatte vermutlich ca. 50 Mio. Einwohner, einige Städte hatten mehrere hunderttausend Einwohner, und Ägypten allein hatte etwa 7 Mio. Einwohner, war also durchaus recht dicht besiedelt.

Was vielleicht ein bisschen ein Problem war, war, dass Naturwissenschaften teilweise ein bisschen ein Schattendasein fristeten, was das Ansehen betrifft. Wer sich wissenschaftlich betätigen und damit Ansehen erwerben wollte (und das war für die meisten ein wesentliches Motiv), der widmete sich primär der Geschichtsschreibung oder Philosophie, eventuell auch Literaturwissenschaft, Geographie, Mathematik oder Astronomie. Physik und Chemie waren eher Außenseiterwissenschaften, vor allem wenn es um praktische Anwendungen ging. Wenn schon, wurde eher über die Grundlagen theoretisiert. Leute wie Archimedes, die mathematische und physikalische Erkenntnisse praktisch umsetzten, waren eher die Ausnahme.
 
Leute wie Archimedes, die mathematische und physikalische Erkenntnisse praktisch umsetzten, waren eher die Ausnahme.

Man darf auch einfach unsere moderne Technikobsession der Antike nicht zum Vorwurf machen. Zeitalter haben ihre Interessen und ihre Desinteressen.

Die Renaissance war ja auch auf einem Auge blind:

Man muss ihr nämlich zu Gute halten, dass sie, als christliches monotheistisches Zeitalter, nicht fragte, wieso die Antike es noch nicht geschafft hatte den einen wahren Gott zu erkennen.
 
Nun, keine Bahnbrechenden Erfindungen?
Hatten wir schon Tonziegel und Kalkmörtel? Also Mauersteine?
Gut, wiisenschaftliche Abhandlungen über praktische Erfindungen, die sind uns nicht überliefert.
Und dann, was sind bahnbrechende Erfindungen??? z.B. das Lateinersegel ...

Der Gaipel, bei dem eine senkrechte Drehbewegung in eine waagerechte um gesetzt wird. Der schwenkbare Kran mit Radantrieb und die angewandten Hebelgesetze bei drehenden Teilen (Übersetzungen/Getriebe), geschlossene Wasserleitungen und noch einiges, wenn man genau hinguckt, was uns heute selbstverständlich ist
 
Die Renaissance war ja auch auf einem Auge blind:

Man muss ihr nämlich zu Gute halten, dass sie, als christliches monotheistisches Zeitalter, nicht fragte, wieso die Antike es noch nicht geschafft hatte den einen wahren Gott zu erkennen.
Im Grunde genommen hat sie das. Das Christentum entstand ja in der Antike. Aber auch verschiedene Philosophen gelangten zu mono- oder zumindest henotheistischen Vorstellungen.
 
Nun, keine Bahnbrechenden Erfindungen?
Hatten wir schon Tonziegel und Kalkmörtel? Also Mauersteine?

Sowohl genormte gebrannte Ziegel als auch Mörtel waren schon der Indus-Kultur bekannt. Puzzolan-Mörtel kannten schon die Griechen.

Und dann, was sind bahnbrechende Erfindungen??? z.B. das Lateinersegel ...

Beim Lateinersegel steht keineswegs fest, dass es im Mittelmeer erfunden wurde, es könnte auch aus dem arabisch-indischen Raum stammen.

Der Gaipel, bei dem eine senkrechte Drehbewegung in eine waagerechte um gesetzt wird. Der schwenkbare Kran mit Radantrieb und die angewandten Hebelgesetze bei drehenden Teilen (Übersetzungen/Getriebe), geschlossene Wasserleitungen und noch einiges, wenn man genau hinguckt, was uns heute selbstverständlich ist

Und auch diese mechanischen und hydraulischen Techniken dürften schon im hellenistischen Kulturraum zumindest prinzipiell bekannt gewesen sein.

Neuere Ausgrabungen deuten zudem darauf hin, dass auch der Straßenbau, geradezu ein Markenzeichen der römischen Kultur, von den eroberten Kelten abgeschaut wurde.

Der dem Keltischen entlehnte und auch heutigen Nichtlateinern noch verständliche römische Begriff für einen Wagen, nämlich carrus , legt noch heute Zeugnis davon ab und lebt im Karren, der Karrosse und im Englischen car fort.
 
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Die Frage ist ja nicht ausschließlich, warum die Römer das Schießpulver erfanden.

Sondern es wird behauptet, das im Gegensatz zur Renaissance in der Antike und dem MA keine bahnbrechenden Erfindungen gemacht wurden ...
Und das ist soo nicht ganz richtig
 
Schaun wir mal:


"Der Erfinder des Flaschenzugs ist nicht bekannt, aber die Erfindung des zusammengesetzten Flaschenzuges[1] wird Archimedes zugeschrieben.[2] Eine erste bildliche Darstellung der Kombination von Seil und einfacher Rolle befindet sich jedoch schon auf einem assyrischen Relief um 970 v. Chr."


"Ihre Erfindung wird dem antiken griechischen Mathematiker und Ingenieur Archimedes in der Zeit des 3. Jahrhunderts v. Chr. zugeschrieben."


Das Prinzip der Kommunizierenden Röhren dürfte ebenfalls spätestens Archimedes bekannt gewesen sein.


Abgesehen davon, dass es natürliche artesische Brunnen schon gab bevor an die ersten Primaten zu denken war liest man dort:

"Benannt ist der Brunnen nach der Landschaft Artesien (frz.: Artois) im Norden Frankreichs, in der 1126 zum ersten Mal eine solche Anlage geschaffen wurde."
 
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Nun, keine Bahnbrechenden Erfindungen?
Wilfried, du weißt doch, die Römer taugten nix und konnten nix. Pantheon, Cloaca maxima, Kölner Wasserleitungen, Trierer Palastaula, Pont du Gard, Institutio Oratoria usw usw haben doch nicht die Römer gebaut oder geschrieben.
Ich glaube, es gab gar keine Römer: denn wie sollten solche Nullen ein Imperium geschaffen haben?
:):)
außerdem haben sie keinen Strom, kein Handy und kein Fernsehen gehabt
(pardon für die Prise Humor)
 
"Also gut, mal abgesehen von sanitären Einrichtungen, der Medizin, dem Schulwesen, Wein, der öffentlichen Ordnung, der Bewässerung, Straßen, der Wasseraufbereitung und der allgemeinen Krankenkassen: Was, frage ich euch, haben die Römer je für uns getan?"

scnr
 
"Also gut, mal abgesehen von sanitären Einrichtungen, der Medizin, dem Schulwesen, Wein, der öffentlichen Ordnung, der Bewässerung, Straßen, der Wasseraufbereitung und der allgemeinen Krankenkassen: Was, frage ich euch, haben die Römer je für uns getan?"
"wenn ich daran denke, wie es früher war... uiuiui..."
:yes::yes::yes:
 
Im Grunde genommen hat sie das. Das Christentum entstand ja in der Antike. Aber auch verschiedene Philosophen gelangten zu mono- oder zumindest henotheistischen Vorstellungen.

Ja, ich bin auch der Ueberzeugung, dass das Christentum in erster Linie eine griechische "Erfindung" ist.

Zwischen der Entdeckung einer Idee und deren Verwirklichung steht, soweit ich das sehe, allerdings fast immer ein langer Leidensweg.

Deutlich scheint mir das nicht nur bei der Technik und dem Christentum, sondern auch beim Staatsgedanken. Von Perikles bis Caesar ist es eine lange Zeit mit vieln Kriegen dazwischen.
 
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Ja, ich bin auch der Ueberzeugung, dass das Christentum in erster Linie eine griechische "Erfindung" ist.
Wie? Das Christentum hat sich eindeutig aus dem Judentum heraus entwickelt. Und auch wenn Paulus hellenistisch gebildet war (und nebenbei auch noch römischer Bürger), war trotzdem auch er Jude. Die Apostel sowieso.

Zwischen der Entdeckung einer Idee und deren Verwirklichung steht, soweit ich das sehe, allerdings fast immer ein langer Leidensweg.

Deutlich scheint mir das nicht nur bei der Technik und dem Christentum, sondern auch beim Staatsgedanken. Von Perikles bis Caesar ist es eine lange Zeit.
Das verstehe ich nicht. Welchen Staatsgedanken soll Perikles entdeckt und Caesar erst verwirklicht haben?
 
Wie? Das Christentum hat sich eindeutig aus dem Judentum heraus entwickelt. Und auch wenn Paulus hellenistisch gebildet war (und nebenbei auch noch römischer Bürger), war trotzdem auch er Jude. Die Apostel sowieso.

Sicher und es richtet sich sogar primär an die Juden, aber im Unterschied zum Gott Jahwe nicht nur ausschliesslich. Es mag nicht der ursprüngliche Gedanke gewesen sein, aber in der römischen Spätantike diente es sogar als Kitt für ein Reich und eine Vielzahl von Völkern, die den Namen des jüdischen Gottes wohl noch nie gehört hatten.
 
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