CrisP
Mitglied
Hallo liebe Leute,
wie hier schon mehrfach beschrieben, kann man das Ende des Weströmischen Kaiserreichs nicht "platt" in einen Kampf "Römer gegen Germanen" einfassen. Da überlagern sich verschiedenste Motive, Ereignisse und Abläufe.
Was Westgoten und Franken angeht, so starteten beide als Foederaten bzw. Laeten, also als dem Römischen Reich mehr oder minder untertan, und es ging in der Endphase Westroms um die Aufteilung des Bärenfells, was man den beteiligten germanischen Stämmen kaum als Aggression oder Hinterhältigkeit vorhalten kann.
Dass Sidonius seine Stadt gegen die Westgoten verteidigte, lag doch auch nicht so sehr darin begründet, dass es der letzte Fluchtpunkt römischer Herrschaft im germanisch eroberten Gallien war, sondern weil er es für seinen fränkischen Fürsten Childerich I. "verteidigte" (Einflussphäre). Seltsamerweise musste dieser respektive seine Vorgänger diese Stadt aber nicht erst erobern, salopp gesprochen
. War für mich anfangs ein Quellenloch/-problem, bis man die ersten archäologischen Seminare hinter sich hatte: Die Franken waren schon da (zumindest siedlungstechnisch bis an die Loire vorgestossen), angesiedelt von den Römern. Warum? Wenn das Land und vor allem die Besitztümer darauf, welche Deine Stammesgenossen rechts des Rheines so sehr begehren, Deines ist, hast Du ein eklatantes Interesse an der Verteidigung desselben, selbst wenn Du gegen Deine eigenen "Verwandten" ins Feld ziehen musst und Deine besten Freunde auf einmal diese "Römer" sind, salopp gesprochen . Da diese fränkischen Heerhaufen zunehmend autarker innerhalb der römischen Provinzen agieren konnten (Stichwort notitia dignitatum, siehe auch den "Frankenkatalog" zur Ausstellung in Mannheim 1994), ist es vielleicht auch unter dem Gesichtspunkt eines Paradigmenwechsels bei den antiken Historiographen zu sehen, wenn auf "einmal das römische Reich von Germanen erobert worden ist": Die Anerkennung der Fakten, der Tatsachen, dass die Macht bei denen liegt, die allgemein von den "Zugezogenen" König genannt werden, die die Steuern einkassieren und dafür den Schutz des Landes stellen.
Gruß, CrisP
wie hier schon mehrfach beschrieben, kann man das Ende des Weströmischen Kaiserreichs nicht "platt" in einen Kampf "Römer gegen Germanen" einfassen. Da überlagern sich verschiedenste Motive, Ereignisse und Abläufe.
Was Westgoten und Franken angeht, so starteten beide als Foederaten bzw. Laeten, also als dem Römischen Reich mehr oder minder untertan, und es ging in der Endphase Westroms um die Aufteilung des Bärenfells, was man den beteiligten germanischen Stämmen kaum als Aggression oder Hinterhältigkeit vorhalten kann.
Dass Sidonius seine Stadt gegen die Westgoten verteidigte, lag doch auch nicht so sehr darin begründet, dass es der letzte Fluchtpunkt römischer Herrschaft im germanisch eroberten Gallien war, sondern weil er es für seinen fränkischen Fürsten Childerich I. "verteidigte" (Einflussphäre). Seltsamerweise musste dieser respektive seine Vorgänger diese Stadt aber nicht erst erobern, salopp gesprochen
. War für mich anfangs ein Quellenloch/-problem, bis man die ersten archäologischen Seminare hinter sich hatte: Die Franken waren schon da (zumindest siedlungstechnisch bis an die Loire vorgestossen), angesiedelt von den Römern. Warum? Wenn das Land und vor allem die Besitztümer darauf, welche Deine Stammesgenossen rechts des Rheines so sehr begehren, Deines ist, hast Du ein eklatantes Interesse an der Verteidigung desselben, selbst wenn Du gegen Deine eigenen "Verwandten" ins Feld ziehen musst und Deine besten Freunde auf einmal diese "Römer" sind, salopp gesprochen . Da diese fränkischen Heerhaufen zunehmend autarker innerhalb der römischen Provinzen agieren konnten (Stichwort notitia dignitatum, siehe auch den "Frankenkatalog" zur Ausstellung in Mannheim 1994), ist es vielleicht auch unter dem Gesichtspunkt eines Paradigmenwechsels bei den antiken Historiographen zu sehen, wenn auf "einmal das römische Reich von Germanen erobert worden ist": Die Anerkennung der Fakten, der Tatsachen, dass die Macht bei denen liegt, die allgemein von den "Zugezogenen" König genannt werden, die die Steuern einkassieren und dafür den Schutz des Landes stellen. Gruß, CrisP