Was waren die Aufreger? Sammlung kontroverser Meinungen

Andererseits: Es war ein Clark, der nebenbei keinen "Anti-Fischer geschrieben hatte, der in 2014 im Rahmen der "legendären" "Dreierrunde" der Historiker im TV - vielleicht erinnert sich der eine oder die andere - konstatierte, dass man die dokumentenbasierte Evidenz der Argumentation von Fischer erst einmal entkräften muss in Bezug auf die Rolle des DR beim Entfesseln des WW1.

Clark stellt keine "besondere", im Vergleich zu den anderen Hauptakteuren, Kriegsschuld Deutschlands fest. Er beschreibt recht genau den Weg, der in den ersten Weltkrieg einmündete und nimmt hierbei auch gerade die französische und russische Außenpolitik in dem Fokus. Eine Schuldzuweisung nimmt Clark nicht vor; aber anhand seiner Darstellung, kann man sich eben ein Urteil bilden.
 
Eine Schuldzuweisung nimmt Clark nicht vor; aber anhand seiner Darstellung, kann man sich eben ein Urteil bilden.

Nunja, insofern Clark keine Schuldzuweisung vornimmt, widerspricht er in diesem Punkt auch Fischer eigentlich nicht.

Natürlich kann sich jeder sein eigenes Urteil daraus bilden, wie auch auf Basis von Fischer.

Was mich persönlich allerdings an der Thematik "Kriegsschuldfrage" besonders fasziniert, ist dass auf beiden Seiten dieser Kontroverse die Wiener Politik so überhaupt keine Rolle spielt und sich die Diskurse im Wesentlichen immer darum drehen die "Kriegsschuld" irgendwie zwischen Deutschland und den Entente-Mächten zu verteilen.

Das aber gerade Österreich-Ungarn dabei so wenig Raum einnimmt ist etwas kurios.

Die fischerianische Darstellung zielt ja letztendlich darauf ab, dass Berlin Wien zum Krieg verleitet habe, was der Wiener Politik so ein ganz kleines Bisschen die Eigenständigkeit abspricht und die Gegenposition konzentriert sich auf die Aktionen aller Parteien gleichermaßen, ohne die Aktionen des Akteurs, der tatsächlich als erstes Krieg erklärte besonders zu würdigen.

Finde ich etwas skurril und stimmt mich etwas nachdenklich, muss ich sagen.
 
Ja, hinsichtlich Wien ist das schon eigenartig. Fällt auch bei den hervorragenden Quellenwerk von Geiss auf. Dieser sparte sich Fußnoten oder österreichische Dokumente mitaufzunehmen, die geeignet gewesen wären, Berlin zu entlasten.

Fischer hatte sich auf Berlin eingeschossen und die anderen Mitspieler viel zu sehr außer Acht gelassen.
Ganz anders Clark, der die Vorgänge auf beiden Seiten ausgeleuchtet hat und mich als Leser zu einen anderen Ergebnis gelangen lässt als Fischer.

Aber Clark steht ja auch nicht allein.

ttps://www.t-online.de/nachrichten/wissen/geschichte/id_67343564/erster-weltkrieg-deutsche-nicht-allein-schuld-und-zudem-ziellos.html
 
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