weisse Häuser in Frankreich verboten?

pelzer

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Grüezi

Gestern erzählte mir im Elsass jemand, dass es „früher in Frankreich verboten war, sein Haus weiss anzustreichen.“ :grübel:

Ich habe davon noch nie etwas gehört und finde auch keine Infos dazu.
Weiss jemand etwas näheres dazu?


Gruss
Pelzer

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Nein - hat mir ein Eingeborener erzählt...
Ich nehme an, zu Zeiten der Könige?


Gruss Pelzer

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Das ist ja schonmal was.

Ich würde das erstmal anhand von Gemälden überprüfen, wenn man nicht zufälligerweise ein Dekret oder sowas kennt.
Ich fände es seltsam, wenn das allgemein bekannt ist, dass man das nicht in Baustilliteratur findet. So ein Verbot hätte doch Auswirkungen auf den französischen Baustil Louis... haben müssen. :grübel:
 
Hm. Ich weiß nur, dass im Elsass die Fassaden schon immer eher Erdfarben waren, wenn nicht sogar blau, wie die berühmte ferme bleue.

@pelzer
es wird doch nicht zufällig "Bleiweiss" gewesen sein, oder? :grübel:

Möglicherweise hatte es auch mit dem Handeslembargo Frankreichs gegen England zu tun, da England in jüngerer Zeit hier wohl führend war. Man nannte es damals sogar "englisches Weiß" Guck http://www.kremer-pigmente.com/bleiweiss.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Nachtrag: Was Kremer hier jedoch nicht sagt, ist das Bleiweiß giftig ist und nicht zuletzt auch deshalb verboten wurde. Von wegen "in Vergessenheit geraten..." :hmpf:
 
Nachtrag: Was Kremer hier jedoch nicht sagt, ist das Bleiweiß giftig ist und nicht zuletzt auch deshalb verboten wurde. Von wegen "in Vergessenheit geraten..." :hmpf:
Da steht doch, daß es giftig ist: "kann .... bei Aufnahme in den menschlichen Körper Vergiftungen hervorrufen.", "Wegen der Giftigkeit des Bleiweiss......." etc.
Gruselig, daß man sich so was früher auch auf die Haut geschmiert hat. :S
 
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Da steht doch, daß es giftig ist: "Wegen der Giftigkeit des Bleiweiss......."
Gruselig, daß man sich so was früher auch auf die Haut geschmiert hat. :S
Sorry, hatte ich überlesen. Aber dann finde ich den Satz
Heute verkommt das alte Pigment zur Bedeutungslosigkeit.
im ersten Absatz noch merkwürdiger. Für mich hört es sich so an, als wäre das zu Bedauern ... :S

Glaubte man nicht, dass Blei z.B. Sommersprossen reduzieren würde ...? :grübel:
 
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Hoi zäme

Ich könnte mir vorstllen, dass die weisse Farbe ausschliesslich für offizelle Bauten verwendet wurde; Rathäuser, Gerichtsgebäude usw. Und natürlich für die Paläste des Adels...

Wenn denn an der Geschichte etwas dran sein sollte???


Gruss Pelzer


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In Andalusien kalkt man Häuser seit Jahrhunderten. Da der Kalk im Winter vom Regen (so es denn ausreichend Regen gibt) abgewaschen wird, muss jedes Frühjahr nachgekalkt werden. Sieht erstens besser aus und ist zweitens bei Temperaturen von je nach Region bis zu 45° auch ganz sinnvoll. Nun gibt es Leute, die so schlau sind, statt ihre Häuser kalken zu lassen, diese mit weißer Farbe zu streichen. Dies wiederum führt dazu, dass den Einkalkern wichtige Einnahmen fehlen. Könnte es sein, dass in Südfrankreich ähnliche Gründe zu entsprechenden Verordnungen geführt haben könnten?
 
Hoi zäme

Ich könnte mir vorstllen, dass die weisse Farbe ausschliesslich für offizelle Bauten verwendet wurde; Rathäuser, Gerichtsgebäude usw. Und natürlich für die Paläste des Adels...
Die Paläste sind selten weiß. Ich glaube man lässt da lieber die Steinfarbe sehen, was auch nicht selten repräsentativer wirkt.
Leider habe ich aber nur die Schlösser im heutigen Zustand vor meinem geistigen Auge. Ich glaube eine Eremitage der Pompadour ist heute weiß, aber das heißt ja lange nicht, dass sie es auch vor 250 Jahren war.
 
Gab es nicht auch eine Zeit lang Bleigeschirr und in einer anderen Phase der Unkenntnis Wasserrohre aus plumbum?
Ich kenne nur Zinngeschirr, aber da wurde der Bleianteil immer extra von den Zünften überprüft. War der über den Normen, bekam das Zinn nicht den Stempel, der das Zinn als geeignet und sozusagen kaufbar auswies.

Jemand aus dem Cateringbereich (für sowas wie Ritteressen) meinte zu mir, dass Zinngeschirr auch heute noch als lebensmittelecht gilt und benutzt werden darf, während andere Materialien bedenklicher wären.

Ein Chemiker, den ich kenne, meinte, dass man schon richtig lange an Zinnlöffeln etc. lutschen müsse, dass der Bleianteil was ausmacht. Aber wer tut denn sowas?
 
Meinst Du vielleicht Keramikgeschirr mit bleihaltiger Glasur?

Nein nein, als ich eine Führung durch ein Schloss mitgemacht habe und der Trupp eben an dem ausgestellten Zinn- und Keramikgeschirr vorbeikam, meinte man, dass es früher auch - so um 1600 - 1650? - Teller aus Blei bzw. stark bleihaltigem Metall gab.

Aber wenn Brissotin sagt, dass der Bleigehalt von den Zünften streng überprüft wurde, dann glaub ich ihm das weit eher. :)
 
Gebrauchs-Zinn wird manchmal mit Blei legiert, es wäre sonst zu weich...

Gruss Pelzer


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Für Orgelpfeifen z.B.
Das Blei im Zinngeschirr war i.d. R. eine unbeabsichtigte Verunreinigung. Die Gefährlichkeit, nämlich, dass das Blei z.B. durch die Säure im Wein gelöst wird und zu Vergiftungen führt, wurde lange nicht erkannt. Was so manchen Römer im Lauf der Zeit das Leben kostete.
 
Zum eigentlichen Thema:
Full text of "Die bäuerlichen Verhältnisse im Elsass durch Schilderung dreier Dörfer"
Seite 63
Zumindest da und zu der Zeit waren weiße Häuser nicht verboten.

Dass für Hausanstriche Bleiweiß verwendet worden wäre, kommt mir unwahrscheinlich vor. Ich lasse mich aber gern eines besseren belehren.
Die Kalkanstriche auf den Lehmausfachungen sind übrigens recht witterungsbeständig - im Unterschied zu den Kalkungen der Innenwände, die sich mit Wasser wieder abwaschen und neu anbringen ließen.
 
Doch, Bleiweiß wurde um 1600 herum bereits im Fachwerkbau verwendet, ob allerdings nur Innen, oder auch Aussen kann ich daraus nicht ableiten.
Zu den Farbuntersuchungen am ehemaligen Leist'schen Hause in Hameln(ein Steinbau) führt BÜHRUNG (1965) zwei Malerrechnungen von 1598 an. Sie betreffen "Schloß Varenholz inbehuf die Auslucht anzustreichen." Für den Erker dieses bei Rinteln gelegenen Schlosses, verarbeitete man demnach 47 Pfund Bleiweiß, 3 Pfund Spangrün, 6 Pfund Mennige, 7 Pfund Ockergel, 3 Pfund Bleigel (Dabei handelt es sich um Bleiglätte, ein gelbes Pulver ohne wesentliches Färbevermögen, das aber als Trocknungsmittel wirkend vornehmlich beim Vergolden dem Firnis beigegeben wurde.), 1 Pfund Steinblau, 1 Pfund Oilblau, 24 Loit Blaue (blauer Farbstoff unbekannter Art, jedoch sicherlich kein Pigment), 8 Loit Zinnober, 14 Buch Gold und 20 Silber (1 Buch enthält heute traditionsgemäß 12 Büchlein zu je 25 Blatt Blattgold im Format von 8 x 8 cm).
Aus FarbeAmFachwerk
 
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