Soweit ich das im Moment in Erinnerung habe, war es schon für die Leute um von Stauffenberg schwer, eine Situation zu schaffen, wo man nahe genug an Hitler für ein Attentat heran kommen würde. Selbst der Berghof war weitläufig abgeriegelt, Wolfschanze sowieso.
Vielleicht ist dieser Ausspruch eine Art Satz in der aktuellen Verzweiflung. ("den Idiot bring ich um" - ist schnell mal in Wut oder Verzweiflung gesagt)

Gesagt haben soll sie: "... wenn ich Gelegenheit hätte, Hitler zu erschießen, so müßte ich es tun" - sicher rechnete sie nicht ernsthaft damit, dass solch eine Gelegenheit kommen würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal abgesehen von der praktischen Schwierigkeit der Umsetzung: In einem vertraulichen Gespräch unter jungen Leuten gesagt ist etwas schnell (immer vorausgesetzt, dass Frau Hirzel sich nach dreieinhalb Jahren noch korrekt erinnerte und wahrheitsgemäß berichtete), aber von einer Äußerung in einem Gespräch bis zu einem konkreten Tatentschluss und dem Willen, die Tat mit allen Konsequenzen wirklich durchzuziehen, ist es allemal noch ein großer Schritt.
 
1943 noch so einfach an Hitler heran zu kommen dürfte sehr schwer gewesen sein. Dennoch halte ich es für wahrscheinlich, dass die kolportierte Aussage getätigt wurde und Sophie Scholl es nicht "leichtfertig" sagte. Sie war im Widerstand, weil sie gegen ein verbrecherisches Regime eintrat, etwas dagegen tun wollte, aus voller Überzeugung. Ihr Leben setzte sie auch mit dem, was sie tat, aufs Spiel - und das - wie ich glaube - bei vollem Bewusstsein der Konsequenzen.
Was für schlimmere Konsequenzen hätte denn ein Attentat auf Hitler noch haben können?
Ich denke, ihr war auch klar, dass sie kaum Gelegenheit haben würde, diese Aussage in die Tat umzusetzen.
"ich müsste ihn erschießen" zeigt mMn, dass sie es als ihre "Pflicht" angesehen hat, falls sich Gelegenheit bot, Hitler zu erschießen. Es zeigt evtl. noch nicht, dass sie dazu auch bereit gewesen wäre oder den Willen dazu gehabt hätte. Es zeigt aber, wie weit sie sich verpflichtet fühlte, im Widerstand zu gehen, wie weit der Widerstand an sich gehen sollte. Es gibt genug Beispiele dafür, dass Menschen wissen/fühlen/glauben, etwas tun zu müssen, es aber nicht tun, weil ihnen dann doch der Wille, der Mut usw. fehlt.
Angesichts der Tatsache, dass sie schon ihr Leben mit den Flugblättern riskierte, sehe ich auch durchaus die Möglichkeit, dass sie den Willen und den Mut gehabt hätte, diese Tat auszuführen - weil es aus ihrer Sicht nötig gewesen wäre.
 
Angesichts der Tatsache, dass sie schon ihr Leben mit den Flugblättern riskierte, sehe ich auch durchaus die Möglichkeit, dass sie den Willen und den Mut gehabt hätte, diese Tat auszuführen - weil es aus ihrer Sicht nötig gewesen wäre.
Das will ich auch gar nicht ausschließen, allerdings musste ihr wohl klar sein, dass sie bei oder nach einem Schussattentat höchstwahrscheinlich selbst umkommen würde. Vom Verteilen von Flugblättern - was ich in keinster Weise banalisieren möchte, ebensowenig das dabei eingegangene Risiko, aber dabei bestand immerhin eine realistische Chance, unentdeckt zu bleiben und zu überleben - bis zu einer bewussten Selbstopferung ist es schon noch einmal ein großer Schritt.

Im Übrigen ist das Erschießen eines Menschen (vor allem, wenn man noch nie jemanden getötet hat) allemal leichter gesagt als getan.
 
Vielleicht ist dieser Ausspruch eine Art Satz in der aktuellen Verzweiflung. ("den Idiot bring ich um" - ist schnell mal in Wut oder Verzweiflung gesagt)

So ist es m. E. auch zu verstehen. Die Überschrift "Sophie Scholl wollte Hitler erschießen" ist verkürzt und insofern irreführend.

Konkrete Vorbereitungen zu Anschläge auf Hitler oder andere hohe Repräsentanten des NS-Regimes waren von der Weißen Rose nicht geplant. Ihre Aktionen beschränkten sich auf das Verteilen von Flugblättern und nächtliches Anbringen von Losungen à la "Nieder mit Hitler". Aber ich denke, dass es ihnen auch klar gewesen sein muß, dass das Hitler-Regime nur durch einen gewaltsamen Sturz, sei es von innen oder von außen, beendet werden konnte.
 
Nur vier Tage verstrichen zwischen der Verhaftung der Geschwister Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 und ihrer Ermordung.

Warum sich die Nazis so beeilten, beschreibt der Historiker Hans Günter Hockerts in diesem Artikel der Süddeutschen:

https://www.sueddeutsche.de/kultur/...e-rose-zweiter-weltkrieg-widerstand-1.5754745 – Zitat (Fettsschreibung durch mich):

Die Richter machten sich zu Handlangern des NS-Terrors, und das Urteil nennt auch einen Grund dafür: "Wenn solches Handeln anders als mit dem Tode bestraft würde, wäre der Anfang einer Entwicklungskette gebildet, deren Ende einst - 1918 war." Hier wird erkennbar, wie tief die Furcht saß, die "Heimatfront" könne genauso wie am Ende des Ersten Weltkriegs ins Wanken geraten und in eine revolutionäre Bewegung münden. Die Katastrophe von Stalingrad hatte die latente Furcht soeben dramatisch verstärkt: Die erste schwere Niederlage der Wehrmacht wirkte auf die Bevölkerung wie ein Schock und versetzte den Repressionsapparat in höchsten Alarm.

Auch hier zeigte sich die Macht der Vergangenheit.
 
Das Besondere an diesem Prozess und der Verurteilung zum Tod ist, dass sich keiner der Staatsanwälte und Richter nach dem Krieg dafür verantworten musste.

Nur die „Kleinen“ wurden verurteilt: Der Pedell Jakob Schmid auf 5 Jahre Arbeitslager und Entzug der Pension, aber er wurde vorzeitig entlassen und 1951 wurde der Verlust des Anspruchs auf Pension aufgehoben. Albert Scheithammer, der Hausverwalter, wurde 1946 zu einer Geldstrafe von 2000 Mark verurteilt. Das war’s.

Siehe auch die Gedächtnisvorlesung von Bundespräsident Johannes Rau aus Anlass des sechzigsten Jahrestags der Hinrichtung der Mitglieder der "Weißen Rose", gehalten am 30. Januar 2003 in der Ludwig-Maximilians-Universität München.
 
Das Besondere an diesem Prozess und der Verurteilung zum Tod ist, dass sich keiner der Staatsanwälte und Richter nach dem Krieg dafür verantworten musste.

Nicht nur die Richter und Staatsanwälte in dem Prozess gegen die Weisse Rose wurden nach dem Krieg zur Verantwortung gezogen, sondern auch der Richter und Anwälte in den Prozessen der gegen die Mitglieder der sog. Roten Kapelle. Manfred Roeder wurde zwar nach dem Krieg interniert - konnte dann aber als "Informant gegen die Kommunistische Unterwanderung" für die Alliierten arbeiten. Er war massgeblich daran beteiligt, dass die Mitglieder der Roten Kapelle als kommunistische Verschwörer hingestellt wurden.
 
Das Besondere an diesem Prozess und der Verurteilung zum Tod ist, dass sich keiner der Staatsanwälte und Richter nach dem Krieg dafür verantworten musste.

Die meisten haben das Ende des Dritten Reichs gar nicht überlebt, laut Wiki handelte es sich um folgende Personen:
Die Anklageschrift hatte der Reichsanwalt Albert Weyersberg verfasst, als Beisitzer fungierten der Landgerichtsdirektor Martin Stier, der Erste Staatsanwalt Adolf Bischoff als Sachbearbeiter, der SS-Gruppenführer und Chef des SS-Gerichts in München Franz Breithaupt, der Staatssekretär im bayerischen Justizministerium Max Köglmaier und der SA-Gruppenführer Hanns Bunge. Den Vorsitz führte der eigens aus Berlin angereiste Richter Roland Freisler
https://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Scholl#Todesurteil

Roland Freisler starb am 3. Februar 1945, Martin Stier am 6. Februar 1945, Adolf Bischoff am 28. April 1945, Franz Breithaupt am 29. April 1945. Albert Weyersberg starb wenige Monate später, am 25. November 1945.

Bleiben noch zwei, Hanns Bunge (zu dem ich nichts finden konnte) und Max Köglmaier:
Nach Kriegsende befand sich Köglmaier bis 1948 in alliierter Internierung. Unmittelbar nach seiner Entlassung wurde er als Belasteter entnazifiziert und mit dreijähriger Haft im Arbeitslager sowie der Einziehung seines Vermögens bestraft.
https://de.wikipedia.org/wiki/Max_K%C3%B6glmaier
 
Das Besondere an diesem Prozess und der Verurteilung zum Tod ist, dass sich keiner der Staatsanwälte und Richter nach dem Krieg dafür verantworten musste.
.
Es musste sich im allgemeinen KEIN Richter oder Staatsanwalt für unrechtsurteile je verantworten oder wenn sie vor Gericht gestellt wurden,sorgten die Richter oder Staatsanwälte dafür,das niemand verurteilt wurde.Soweit ich weis konnten nach dem Krieg alle Justizbeamten(Richter,Staatsanwälte oder sonstige Beamte)ihre Karriere in der BRD ungestört fortsetzen.
Würde mich nicht wunder wenn selbst Freisler,wenn er den Krieg überlebt hätte, zum Demokraten mutiert wäre und unter Adenauer karriere gemacht hätte.
 
Es musste sich im allgemeinen KEIN Richter oder Staatsanwalt für unrechtsurteile je verantworten oder wenn sie vor Gericht gestellt wurden,sorgten die Richter oder Staatsanwälte dafür,das niemand verurteilt wurde.Soweit ich weis konnten nach dem Krieg alle Justizbeamten(Richter,Staatsanwälte oder sonstige Beamte)ihre Karriere in der BRD ungestört fortsetzen.
Würde mich nicht wunder wenn selbst Freisler,wenn er den Krieg überlebt hätte, zum Demokraten mutiert wäre und unter Adenauer karriere gemacht hätte.

Ein Freisler hätte wohl kaum Karriere gemacht. Einigen hochrangigen Juristen des Volksgerichtshofes wurde der Prozess gemacht: Juristenprozess – Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
Jedem Wort im Beitrag # 1 -----> Weiße Rose/Sophie Scholl kann ich nur voll zustimmen. Die Triebfeder der 'Weiße Rose' war unvorstellbar intensiver Patriotismus gewesen, ihr Heroismus manifestierte sich darin, dass sie angesichts staendiger Gestapo Praesenz und unter dem Damokles Schwert der Todesstrafe ihrer Mission treu blieben. All das faellt unter die Rubrik 'ultimative Zivilcourage'.
"Wir bewundern sie, gerade weil wir wahrscheinlich nicht so gehandelt hätten wie sie." Nicht mit Wahrscheinlichkeit sondern mit absoluter Sicherheit. Wieviele von den 84 Millionen gegenwaertigen Einwohnern in DEU waeren heute bereit zur ultimativen Zivilcourage? Maximum vielleicht eine Handvoll.
Mir ist nicht ganz klar, ob die Scholl-Geschwister mit dem 'Kreisauer Kreis' in Verbindung gewesen waren.

Wie hatten sich die Geschwister gerade den Namen 'Weiße Rose' fuer ihre Mission ausgewaehlt?
Wir alle wissen dass weissen Rosen viel Symbolik anhaengt. Vor allem Liebe, Romanze, Leidenschaft, Unschuld usw.
Weisse Rosen symbolisieren auch Geheimnisse, geheime Missionen; man trug z.B. eine weisse Rose wenn man sich einem Fremden gegenueber als Mitwisser zu erkennen gab.
Eine Rosen-Symbolic geht bis ins antike Rom zurueck: eine Rose wurde uber ueber einem Sitzungstisch aufgehängt, das zeigte an, dass alles, was 'unter der Rose' - 'sub rosa' - besprochen wurde, auch streng vertraulich/geheim bleiben musste.
Diese Tradition setzte sich im Mittelalter fort, als Rosen oft in Beichtstuehle geschnitzt wurden, um das Beichtgeheimnis zu symbolisieren.
Heute hat sich die Bedeutung der weissen Rose als Symbol der Verschwiegenheit weiterentwickelt und schließt nun auch die Vorstellung von Geheimnissen ein, die um der [verbotenen] Liebe oder Freundschaft willen bewahrt werden.

Waehrend des 2.WKs bestand die Hauptaufgabe der 12,000 koepfigen amerikanischen OSS in hochgeheimer Spionage und Sabotage. Alles Freiwillige weil man wusste was einem nicht blueht, sondern verdorrt wenn man in Gestapo Gefangenschaft geriet. Aus dem Jahr 1948 gibt es ein kleines Buch von Stewart Alsop & Thomas Braden: SUB ROSA. Es beschreibt die geheimen Missionen wie die OSS den Maquisards mit allen Mitteln via air drops geholfen und massiv unterstuetzt hatten. Das Gleiche kann man auch von der britischen SOE behaupten, Churchill's brain child.
Unterm Strich, der Name 'Weisse Rose' wurde von den Scholl-Geschwistern absolut treffend gewaehlt.
 
Die Triebfeder der 'Weiße Rose' war unvorstellbar intensiver Patriotismus gewesen
Es kommt darauf an: Alexander Schmorell sagte beispielsweise später aus, dass er sich eher als Russe sehe und trotz seiner Ablehung des "Bolschewismus" auf einen Frieden hoffe, der Russland Gebietsverluste ersparen werde. Beim gemeinsam mit Kurt Huber erstellten sechsten Flugblatt wurde ein von diesem gewünschter Passus über die "herrliche Wehrmacht" sogar wieder gestrichen. Die Prägung der verschiedenen Personen war also schon recht unterschiedlich.
Unterm Strich, der Name 'Weisse Rose' wurde von den Scholl-Geschwistern absolut treffend gewaehlt.
Der Name stammt allerdings von Hans Scholl und Alexander Schmorell, Sophie war an den vier Flugblättern im Sommer 1942 ja noch nicht beteiligt. Scholl bezog ihn während der späteren Verhöre auf ein von ihm kurz zuvor gelesenes Buch, Schmorell meinte, man habe ihn wegen des passenden Klanges ausgewählt und nicht an etwas Konkretes gedacht. Ich will Deine Deutung nicht ausschließen, sie beruht aber nicht auf einer Aussage der Protagonisten selbst.
 
Zurück
Oben