Werbeverbot für die Auswanderung

Wenn es interessiert:
ISTG - Germany Departures
Man kann sich ohne Ende Statistiken zu Herkunft, Alter und Beruf der Auswanderer erstellen, da ist womöglich sogar noch ein Doktorhut drin.

Für die Amis war das immer Thema. Daher auch die tolle Auflistung.
Und da ist garantiert schon mancher Doktorhut über das Thema erworben worden.

Eine Anregung, ohne genau zu wissen, wo man relativ einfach recherchieren kann, ich fürchte, da muß man tief in die Gesetzeslage der Bundesstaaten einsteigen, die Militärpässe (?), ohne den hätte kaum ein junger Mann auswandern können.

M.

In meinen Zeitungen sind Aufrufe die Menge abgedruckt, "der und der will auswandern, wer noch Forderungen hat muss die binnen 14 Tagen da und da anmelden, sonst sind sie verfallen"
aus diesen Ausrufen ergibt sich aber etwas anderes, die Auswanderer sind in der Regel keine "Militärpflichtigen" sondern meist Familien.
 
Gibt es da vielleicht einen Zusammenhang, dass die Auswanderung nicht beworben wurde??

Die Auswanderung wurde kräftig beworben. Vermutlich nicht überall im Deutschen Bund, aber in Südwestdeutschland in den Zeitungen sehr stark.

Entschuldigung, ich weiß, ich bin Off Topic: zwischen 1845 und ca. 1850/51 gab es ja die Hungersnöte in Irland, wo auch sehr viele ausgewandert sind (so sie noch konnten)

Nun meine Frage: hat der schlechte Ruf der Auswanderer allgemein mit den Massen von ausgewanderten Iren zu tun? So weit ich gehört habe, hatten lange Zeit Deutsche in den USA einen ähnlich schlechten Ruf wie die Iren.

Das stimmt schon, die Iren haben sich meist auch in den selben Städten in den USA niedergelassen, wie die Deutschen.

OT: So bin auch ich zu einem irischen Onkel gekommen.
 

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Nicht direkt 1854 aber zumindest in der Zeit der Sezessionskriege und danach wurde von Seiten der Union aktiv um Einwanderer geworben, was teilweise von Zeitungen und preußischen Diplomaten kritisiert wurde. Man vermutete, dass das Auswanderungswillige nach der Verschiffung gegen ihren Willen zum Militärdienst gezwungen wurden, was wohl auch wirklich geschehen ist.

[Quelle:Löffler, Michael: Preußens und Sachsens Beziehungen zu den USA während des Sezessionskrieges 1860-1865. Studien zur Geschichte, Politik und Gesellschaft Nordamerikas Bd. 10, Münster 1999]

Vielleicht wurde in der Folge einzelnen Agenturen die Werbung verboten, was davon gelesen habe ich aber noch nicht und würde auch wenig Sinn machen.

Wie schon von silesia geschrieben hatte die Auswanderung in der Zeit mehr Vorteile für die deutschen Staaten, da die ärmsten Schichten abwanderten. Teilweise wurde sogar in den Gemeinden für Auswanderer gesammelt oder direkt vom Staat subventioniert, damit die Überfahrt bezahlt werden konnte und die Gemeinde die Hilfsbedürftigen los wurde. Während der Sezessionskriege zahlte man aus Amerika die Überfahrt, weil man dort für "Freiwillige" eine Stange Geld bekommen konnte und Arbeitskräfte im Allgemeinen rar waren.
Schon 1816 sah man in Deutschland die Vorteile der Auswanderung "als Mittel gegen Verschwörung, Jakobinertum und Revolution."

[Quelle: Fenske, Hans: Die deutsche Auswanderung in der Mitte des 19. Jahrhunderts, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 24, 1973, S. 221.]
 
Ich betätige mich hier mal als Grabschänder des Themas und kann vllt. eine kleine Auflösung zur eigentlichen Frage bieten:

Im 19. Jhd. war es durchaus üblich von Seiten der Reedereien Neuweltler in die Dörfer zu schicken. Neuweltler waren gut gekleidet, meist Jung und berichteten von den Vorzügen der neuen Welt und wie sie dort zu Reichtum gekommen sind. Sie überzeugten junge Männer, dass man in Amerika leichtes Geld machen konnte. Um dorthin zu kommen mussten sie allerdings Knebelverträge unterschreiben die sie zu Jahren harter Plantagenarbeit zwangen.

Die Praxis war äußerst erfolgreich und wurde deshalb in den meisten Staaten des deutschen Bundes ab den 1850er Jahren verboten. Ich kann mir vorstellen, dass sich das Werbeverbot auf das Anwerben mithilfe von Neuweltlern bezieht.

Leider kann ich meine Aussage nicht mit direkter Quellenangabe belegen, da ich das ganze in einer deutschsprachigen Chronik in den USA gelesen habe, auf die ich hier keinen Zugriff habe.
 
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