Ja, im 3. Jahrhundert mag es ein einheitliches fränkischen Idiom gegeben haben, aber nach der althochdeutschen Lautverschiebung gab es keine einheitliche fränkischen Sprache mehr. Zu Zeiten Karls des Großen gab es ganz sicher keine einheitliche fränkische Sprache. Das Altniederfränkische am Niederrhein ist ja dem altsächsisch näher als dem althochdeutschen fränkisch weitersüdlich. Gerade dieses Gebiet am Niederrhein (heute belgisch und niederländisch) war aber das alte Kernland der salischen Franken, das Ursprungsgebiet der Merowinger.
Beim Westfränkischen wäre nun zu prüfen, ob es ebenfalls ab 600 hochdeutsch verschoben wurde.
Das interessante bei den Straßburger Eiden ist, dass beide Sprache als Volkssprachen daher kommen. "
lingua theodisca" bedeutet ja bekanntlich nicht anders Volkssprache, bzeichnete aber keineswegs nur die Sprache der Franken sondern auch die anderer germanischer Stämme. Gerade im Westfrankenreich wären ja noch burgundische und westgotische Reste vermutbar.
"
lingua romana rustica" bedeutet aber ebenfalls "bäuerlich", römische Sprache.
Aus der Bezeichnung sind daher beide Sprachen als Sprachen des gemeinen Volkes erkennbar.
Das Problem mit der kleinen Schicht des westfränkischen Adels, ist aber nicht nur ihre geringe Kopfzahl. Im Westfrankenreich, besonders im Süden, gab es auch noch einen romanischen Adel, der aus gallo-romanischen Senatoren-Geschlechtern hervorging und in der frühen Merowingerzeit die Bischöfe stellte. Dieser vermischte sich mit dem fränkischen Adel, bald waren die Adeligen zweisprachig. Germanische Namen blieben erhalten, die germanische Sprache nicht. Bei den
aquitanischen Herzögen finden sich aber noch bis ins 8. Jahrhundert auch solche mit romanischen Namen.
Im Norden des heutigen Frankreich dominierte ein fränkisch stämmiger Adel, der aber aber die romanische Sprache annahm. Die Region wurde später als Herzogtum
Francien bekannt, die Sprache der Bewohner als französisch.
Aus dem Chlodwig wurde also ein Ludwig und ein Louis.