Ich möchte mal einer Frage nachgehen, die mich schon lange beschäftigt? Der Zustand eines Krieges ist für kein Land einfach. Auch für die USA nicht. Dazu habe ich folgende spezielle Frage:
Wie gefestigt oder stabil war die US-Regierung während des Krieges?
Nun muss man wissen, wie komme ich auf diese Frage? Eine Regierung, insbesondere eine im Kriegszustand, ist größer als in Friedenszeiten. Es gibt eine Menge Aufgaben zu erfüllen. Daraus ergibt sich, dass es innerhalb einer Regierung, viele Menschen mit einer eigenen Meinung gibt. Dadurch wird das regieren nicht einfacher.
Wenn, man dann noch bedenkt, dass der Präsident der USA, Franklin Delano Roosevelt gesundheitlich angeschlagen war. Was ihm die Ausübung seines Amtes sicherlich nicht einfacher gemacht hat.
Dazu hätte ich gerne ein paar Anmerkungen.
Ich würde die USA während des 2. Weltkrieges als ein ausgesprochen stabiles Land einstufen.
-Nationalitätenkonflikte oder schwere innere Unruhen blieben den USA erspart.
-Die Weltwirtschaftskrise hatte freilich zu schweren Verwerfungen geführt, kaum ein Staat, vielleicht mit Ausnahme des Deutschen Reichs wurde von der Weltwirtschaftskrise härter getroffen, als die USA. Als die USA in den Krieg eintraten, hatte die Wirtschaft wieder Fahrt aufgenommen.
Es sind im Amerikanischen Bürgerkrieg mehr Amerikaner gefallen, als im 1. und 2. Weltkrieg. Von unmittelbaren Kriegsfolgen blieben die USA verschont. Es gab vereinzelte japanische Luftangriffe auf Städte an der Westküste, und an der Ostküste konnte man zuweilen die Explosionen, der von deutschen U-Booten torpedierten Schiffe hören. Ansonsten merkte man in den USA nicht viel vom Krieg. Es gab einige recht mäßige Beschränkungen für den Kauf von Benzin, Gummi etc., die von der Bevölkerung stark kritisiert wurden. Die Erfolge deutscher U-Boote waren teilweise durch sträfliche Unterschätzung bedingt. Es gab keine Verdunkelung, als in den Staaten an der Ostküste mäßige Verdunkelungsvorschriften erlassen wurden, protestierte dagegen der Staat Florida, der sich Sorgen um den Tourismusboom machte. Lebensmittel und Konsumgüter, die in fast allen kriegführenden Staaten auf Bezugsmarken gesetzt wurden, waren in den USA weiterhin zu haben.
Verkürzt ausgesagt, für die meisten Amerikaner nahm das Leben seinen gewohnten Lauf. Söhne meldeten sich zur Navy, zur Airforce oder zur Coastguard, einige kamen nie wieder, aber der Krieg riss bei weitem nicht solche Lücken wie in GB und den Dominions und erst recht blieben den USA diese Hekatomben an Menschenleben erspart wie in der Sowjetunion oder Deutschland.
-Der Angriff auf Pearl Harbor trug zu einem "Wir-Gefühl" innerhalb der Gesellschaft bei, es gab eine Reihe von Meldungen zum Kriegsdienst, wer aber durchaus keine Ambitionen zum Kriegseinsatz und Heldentod verspürte, hatte ungleich höhere Chancen, im Zivilleben einen Druckposten zu beziehen.
-Die Wirtschaft der USA wurde recht bald auf Kriegswirtschaft umgestellt. Es war aber noch längst nicht so, dass den Bedürfnissen des Krieges die gesamte Wirtschaft untergeordnet wurde. Im Grunde genommen haben die USA nicht mal ihr ganzes wirtschaftliches Potenzial ausgeschöpft. Dennoch machte sich die amerikanische Hilfe in der Lieferung von Kriegsgerät bald schon bemerkbar. Die amerikanische Wirtschaft boomte, viele Betriebe bekamen Regierungsaufträge. Im Mittleren Westen produzierte ein amerikanisches Unternehmen Borscht als Suppenwürfel für die Sowjetunion. Ungeheures Kriegsmaterial wurde im Rahmen des Lend and Lease Programms an GB und die SU geliefert.
Selten wohl in der Geschichte hat ein Staat einen globalen Krieg geführt und hat das unter so "friedensmäßigen" Bedingungen tun können wie die USA im 2. Weltkrieg. Weder das volle demographische, noch das wirtschaftliche Potenzial der USA musste ganz ausgeschöpft werden.
-Es gab Beschränkungen für Benzin, Reifen. Es wurden Verdunkelungsvorschriften erlassen, im Großen und Ganzen aber ging das Leben weiter wie im Frieden. Kein deutscher oder japanischer Soldat hat während des Krieges amerikanischen Boden berührt, außer als Kriegsgefangener. Es gab deutsche Kriegsgefangene, die in amerikanischer Gefangenschaft mehr Kalorien erhielten, als in der Wehrmacht.
Der Unabhängigkeitskrieg und der Bürgerkrieg hat von den USA weit größere Belastungen an Menschen und Material gefordert, als der 2. Weltkrieg.