Wie läßt sich eine Nation definieren?

Barbarossa schrieb:
Im Fall der USA und der Schweiz z. B. ja.

Bei der Schweiz sicher nicht, es sei denn, du meinst die idealisierte Schweiz Schillers.

Klaus schrieb:
In diesem Fall wäre aber Nation = Staat
(und "Staatsnation" ein weißer Schimmel)

Das ist schlicht zu kurz gedacht. Herder und Fichte, die da mit- und gegeneinander fochten, zäumten keine weißen Schimmel auf.
 
Barbarossa schrieb:
Es entstanden also um das Jahr 1800 zwei verschiedene Interpretationen des Begriffs der "Nation", die heute noch nebeneinander existieren.
Wärend sich also z. B. Deutschland eher als Kulturnation definiert, versteht sich etwa die USA als Staatsnation.
Der Unterschied zwischen der Staatsnation und der Kulturnation lässt sich am Beispiel des Elsasses darstellen:

Die Elsässer traten in der Französischen Revolution der Französischen Staats-Nation bei. In der zweiten Phase dieser Revolution bildete sich das Dogma der Nationalsprache. Nun wurde von den Elässern verlangt, französisch zu sprechen.

Im staatlich zersplitterten Deutschland zog man aus der Logik der Franzosen, alle Angehörigen der französischen Nation sollten französisch sprechen, den Schluß, dass alle Deutschsprachigen in einem Nationalstaat zusammenleben sollten.

=> www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=6603
 
Die Elsässer traten in der Französischen Revolution der Französischen Staats-Nation bei. In der zweiten Phase dieser Revolution bildete sich das Dogma der Nationalsprache. Nun wurde von den Elässern verlangt, französisch zu sprechen.

Das wäre heut zu Tage in Frankreich sicher nicht mehr so. Übrigens, das Elsaß gehört nicht erst seit der Französischen Revolution zu Frankreich, sondern spätestens bereits seit der Anerkennung der Reunionen 1684.

Und:
Mercy schrieb:
"Bei der Schweiz sicher nicht, es sei denn, du meinst die idealisierte Schweiz Schillers."

Ich denke schon, daß die Schweiz eine Staatsnation ist, zumindest würde ich sie so sehen. Und zwar deshalb, weil dort zuerst die Staatsangehörigkeit gesehen wird und erst dann, welche Sprache er spricht. Jedenfalls habe ich diesen Eindruck.
Das ist bei uns anders - hier zählt vor allem die Nationalität, ist sie nicht deutsch, ist die betreffende Person auch nicht deutsch, selbst, wenn die Person die deutsche Staatsbürgerschaft hat.
Das sehe ich übrigens auch an mir selbst: wird in den Nachrichten z. B. etwas von einem "Deutsch-Libanesen" berichtet, dann passiert bei mir das:
:confused: :nono: :hmpf: :autsch:
Kleiner Scherz - aber etwas Wahres ist doch dran.
 
Begriff Nation ist vielstufig, aber wie sehen die Stufen aus? Der Mensch bildet Ganzheiten, und Ganzheiten sind unterschiedlich laut Logik, Mereologie. Verschieden Auffassungen kan aus diese verschieden Formen von Ganzheiten zurückgehen. Nation und soziale Gruppe sind auch als gleicher Struktur.
Geschellschaft ist auch etwas ähnliches.
mehr Info in mein blogspot rehtinkingnations.blogspot.com
r stara
 
Nation

Hallo,

Ich wollte mal fragen ob ihr einige Gemeinsamkeiten zwischen Ernst Moritz Arndt , Gottfried Herder und Abbe Sieyes zu ihrer Nationidee wisst???

Würde mich freuen wenn ihr mir helfen könntet!!!

grüße

Viola
 
Hallo Viola 17,
es ist eine überaus schwierige Frage. Ach (Viola) es ist ein weites Feld.
Vielleicht hilft Dir dieses.
Gruß Urvo


Ernst Moritz Arndt
"Arndt ließ sich bei diesen Ausbrüchen seines Volkshasses, die weit über das Maß der durch die napoleonische Bedrückung gerechtfertigten und verständlichen Verbitterung und Empörung hinausgingen, nur von dem Recht seines Gemütes, von seinem Instinkt und seinem Blut leiten. Sein Nationalstolz war, genau betrachtet, gleichzeitig Rassenhochmut; sein Volkshaß, geboren aus zügelloser Triebhaftigkeit, war gleichzeitig grausamer Rassenhaß."
(E. Weymar: "Das Selbstverständnis der Deutschen", Stuttgart 1961)


Bei Herder ist es etwas schwieriger
http://www.scribd.com/doc/47719/Herder-Johann-Gottfried-Briefe-zur-Beforderung-der-Humanitat


Bei Abbe Sieyes

http://www.bautz.de/bbkl/s/sieyes_e_j.shtml
 
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Zum Einstieg eine Diskussion aus dem alten Forum:
- Frankreich (Frankreich, Staat und Bevölkerung)
- Portugal (Jungle World - Die linke Wochenzeitung aus Berlin _99/17/13b.htm)

".... Zustand eines Landes zu verstehen, das etliche seiner Orientierungspunkte verloren hat und dessen Identität zugleich überbewertet und ungewiss ist – wovon als jüngster Beweis die Schaffung eines Ministeriums für Immigration und nationale Identität zeugt. Ein Land, dessen Sprache und Kultur nur mit Mühe von einer Generation an die andere weitergegeben werden?


Auf dem europäischen Kontinent erscheint Frankreich als eine der am längsten konstituierten Nationen.

(Frage: Welche schon länger ?? Portugal ??)


Das Entstehen eines Nationalgefühls wird gemeinhin auf die Zeit von Jeanne d'Arc datiert, d. h. auf den Anfang des 15. Jahrhunderts – aber es handelt sich wohl um eine Rekonstruktion des 19. Jahrhunderts, wo Michelet dem Thema ein ganzes Kapitel seiner «Histoire de France» widmet. Andere führen es zurück auf die Schlacht von Valmy, den Moment, als die Revolutionäre ihre «Heimat in Gefahr» wähnen...". (das stand in der NZZ heute: Das lange französische Gedicht (Kultur, Literatur und Kunst, NZZ Online))
 
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Idee und Problematik des Nationsbegriffs

Hello liebe Leute :)

also ich muss mich mit der Idee und der Problematik des Nationsbegriffes beschäftigen, da ich ja bald mein Abi mache und nächste Woche die Geschichtsprüfung absolviere.
Ich bin nicht so gut in Geschichte und wollte euch um Hilfe bitten.

Ist also die Problematik, dass "Nation" und "Nationalismus ambivalente Assoziationen sind?
Dass man diese Begriffe mit gegenläufigen Gefühlen verbunden sind?

1.) Manche verbinden mit Ihnen Patriotismus, Vaterlandsliebe,...
2.) Andere verbinden damit, besonders nach den Erfahrungen mit übersteigerten
Nationalismus in der Geschichte, Rassismus, Vertreibung, Völkermord,...

Ist das soweit korrekt?
Liebe Grüße

NAHRIN
 
Punkt 2 tritt nur in Kraft wenn der Nationenbegriff durch Chauvinismus infiltriert wird, was leider sehr oft passiert, lässt sich manchmal schon an Gesängen wie "Ohne Holland fahrn wir zur WM" / "Ihr seid nur ein Möbellieferant" (Schweden), etc... erkennen. Natürlich besteht ein Unterschied zwischen solchen "harmlosen" Gesängen und einem ausgeprägten..und eben gefährlichen "Sendungsbewusstsein" ("Am deutschen Wesen soll die Welt genesen"..)

Oft driftet der chauvinistische Nationalismus dann in Xenophobie und eben Rassismus ab.

Zum verfünfigen Umgang, folgendes Zitat:
"Nationalismus bedeutet nicht den Hass auf andere Länder, sondern die Liebe zum eigenen."
 
Ein Mensch, der 1) denkt, ist ein Patriot
Ein Mensch, der 2) denkt, ist ein Nationalist

Das ist alles was ich von meiner spärlichen seite hinzufügen kann.
Alles Wichtige hat iamNex schon gesagt ;)

Lg Ezio
 
Leider ist die Abgrenzung bei weitem nicht so einfach, wie hier suggeriert. Ohne in eine im Grunde politische Debatte einsteigen zu wollen: Man kann das auch anders sehen.

Sozialpsychologische Studien legen nahe, dass die Unterscheidung zwischen gutem Patriotismus und kritikwürdigem Nationalismus oder Chauvinismus keine Grundlage in der Realität hat. Eine Studie Adam Rutlands unter Kindern zeigt, dass die Zustimmung zur eigenen Nation eng mit einer Abwertung anderer Nationen korreliert.[6] Auch der deutsche Soziologe Wilhelm Heitmeyer kommt in seiner Langzeituntersuchung Deutsche Zustände zu dem Ergebnis, dass eine positive Einstellung zur Demokratie und ihren Werten einen besseren Schutz vor fremdenfeindlichem und rassistischem Gedankengut darstelle, das durch eine patriotische Grundeinstellung eher gefördert werde. Der Jenaer Psychologe Christopher Cohrs schließlich kommt zu dem Ergebnis:

„Menschen mit patriotischen Einstellungen lehnen Nationalismus nicht ab. Vielmehr geht beides oft Hand in Hand.[7]

[6] Adam Rutland et al. (2006): Development of the positive-negative asymmetry effect: in-group exclusion norm as a mediator of children’s evaluations on negative attributes. In: European Journal of Social Psychology 37 1, S. 171–190.

[7] Zitiert nach Nikolaus Westerhoff: Die Mär vom guten Patrioten. Süddeutsche Zeitung Nr. 160 vom 14./15. Juli 2007

Quelle: Patriotismus ? Wikipedia
 
...

hey,
ich mache ebenfalls nächste woche abitur in geschichte.
Das Thema lautet ja nationalstaatsgedanke und nationalismus in europa unterpunkt idee und problematik des nationsbegriffs.
Im 12jh wurde der begriff nation sogar von einigen studentenschaften gebraucht die sich selbst als nation ausrufen, was bedeutet das sie gleiche kulturelle gesellschaftliche politische usw. ziele verfolgen.
Erst ab ende 18. anfang 19. jh bildete sich der wirkliche nationbegriff so wie wir ihn heute noch kennen.
Unterschieden wird dabei sehr richtig wie du erkannt hast zwischen demokratischen nationalismus(1) beispielsweise in der franz. revolution entsanden, bei dem die menschen bürgerrechte selbstbestimmung sowie volkssouveränität fordern.
Zweiteres nennt man integralen nationalismus der durch einen übersteigerten nationalismus definiert ist, welcher wie schon genannt durch den sogenannten chauvenisumus inflitiert wird, was nicht mehr bedeutet als ein aggressives nationalgeführ (antisemitismus beispielsweise)
desweiteren muss unterschieden werden zwischen einer staatsbürgernation(subjektive nation) was bedeutet das diese nation sich durch gemeinsames politisches handeln entwickelt, beispiel frankreich und der kulturnation(objektive nation) die sich durch sprachliche,kulturelle gemeinsamkeiten der menschen definiert jedoch nicht über einen nationalstaat verfügt(dazu gleich mehr) was bedeutet das es keine verfassung gibt( deutschland vor 1871 und polen vor 1918)
eine nationalstaat ist gekennzeichnet durch eine annähernde übereinstimmung von staat und naton durch eine staatliche konstituierung besonder im 19.jh löste der nationalstaat den territorialstaat ab (frankreich beispielsweise) die idee die dahinter steckt ist die souveränität der nation!
der nationalismus bezeichnet dabei eine auf die nation und nationalstaat bezogene ideologie zur integration von großgruppen unter außgrenzung anderer großgruppen bzw randgruppen die keine gleiche kultur oder sprache besitzen. jedoch vorsichtig hierbei, denn nationalismus darf nicht de facto mit nationalsozialismus verbunden werden!

ich hoffe ich konnte dir einigermaßen bei deinem problem helfen... viel glück bei der abikalusur;-)
 
jedoch vorsichtig hierbei, denn nationalismus darf nicht de facto mit nationalsozialismus verbunden werden!

Wer verbietet das denn?

Der NS war eindeutig nationalistisch, auch wenn nicht jeder Nationalismus die destruktive Kraft des NS aufbringt. Das eine ist Teilmenge des anderen, insofern besteht selbstverständlich eine Beziehung zwischen beiden Phänomenen.
 
Wer verbietet das denn?

Der NS war eindeutig nationalistisch, auch wenn nicht jeder Nationalismus die destruktive Kraft des NS aufbringt. Das eine ist Teilmenge des anderen, insofern besteht selbstverständlich eine Beziehung zwischen beiden Phänomenen.


Er meint sicherlich die Beziehung nicht vom Nationalsozialismus zum Nationalismus, sondern umgedreht. Klar, den NS gibt es ohne den Nationalismus nicht.

Aber es gibt Nationalismus ohne NS.

Wir haben hier schon Nationalismus seit dem Wiener Kongress 1814 und damit einhergehend die Bildung von Nationalstaaten in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Dabei spielt ein NS keine Rolle, oder täusche ich mich da?
 
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