Diese verkehrte Welt war, wie auch der Karneval selbst, der Kirche immer ein Dorn im Auge, weil sie die Ordnung der Welt und damit auch Gott und Teufel infragestellte.
War sie das und tat sie das?
Dieses Ventil des Volkes musste anscheinend geduldet werden, doch am Aschermittwoch war Schluss – wer da noch weiter feierte, wurde hart wegen Gotteslästerung bestraft.
Wenn grundsätzlich wegen Gotteslästerung bestraft worden wäre, wer in irgendeiner Form für allgemeine Bespaßung zuweilen auf Kosten der Orbigkeeiten sorgte, wundert mich, dass wir so überhaupt keine Überlieferungen über Massenexekutionen von Spielleuten und Narren haben, die sich mitunter genau damit ihren Lebensunterhalt verdienten.
Die Protestanten, die ja als die ernsthafteren, um nicht zu sagen freudlosen Christen galten und gelten,
Hier wäre allerdings zu fragen, ob zurecht.
Die protestantischen Liturgien wirken möglicherweise etwas steriler, weil auf Prunk und großes Brimborium in der Regel verzichtet wird, in anderen Fragen, wie etwa im Hinblick auf die Sakramente wird man die Haltung der protstantischen Konfessionen durchaus auch als laxer betrachten können, als die katholischen Traditionen.
Vollständig weltabgewandtes Leben im Form klösterlicher Gemeinschaften etc. findet sich in den meisten protestantischen Konfessionen durchaus auch seltener als im Katholizismus zumindest wenn man sich damit auf Europa beschränkt.
haben diese Lustbarkeiten fast gänzlich abgeschafft, deswegen finden sich diese heute praktisch nur noch in katholischen Gegenden.
Haben sie sie abgeschafft, oder findet sie einfach weniger Anklang, weil diese Art von Festivitäten in ihrer tradierten Form, einfach nicht mehr in die gesellschaftliche Realität passten?
Im Hinblick darauf die geistliche Obrigkeit durch den Kakao zu ziehen, mit welcher geistlichen Obrigkeit hätten die Protestanten, die ihre geistliche Obrigkeit gerade weitghend abgeschafft hatten und sehr darum bemüht waren, die Hierarchie zwischen Priestern und Laien einzuebnen, das denn anstellen sollen?
Insofern einige protestantische Gegenden, wie Großbritannien oder die Niederlande, die Macht ihrer Monarchen, sofern sie die überhaupt noch beibehielten, radikal beschnitten und sich im Zuge des Aufkommenden Handelskapitalismus und später der Industrialisierung die gesellschaftlichen Hierarchien ohnehin stark verschoben, würde ich meinen, dass der Sinn dieser Festivität einfach irgendwann verloren gegangen ist.
Wozu Päpste und Bischöfe auf die Schippe nehmen, wenn man selbst keinen Papst anerkennt, teilweise (presbyterianisches Schottland) weitgehend auch auf Bischöfe ganz verzichtet oder ihneen nur noch einen Bruchteil der Autorität einräumt, die sie im Katholizismus genossen?
Wozu Könige praodieren wenn die Realität bereits so aussieht, dass der König um irgendetwas für diverse Dinge, die er gern umsetzen würde, erstmal zunehmeend von Bürgerlichen dominierte parlamentarische Veranstaltungen befragen muss, ob eer überhaupt darf und Geldmittel dafür erhält, oder irgendwelche uradeligen, die de facto längst von den Industriebaronenen, Banken und vom Handelskapital abhänige, wirtschaft unbeedeutende Größen sind, wenn nicht sogar Bankrotteure oder wenn sich, wie im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert wie in Großbritannien und Deutschland die Grenzen zwischen Adel und Großbürgertum so weit erodiert waren, dass sich im Grunde genommen jeder, der genügend Geld hatte und seinem Monarchen etwas davon zukommen ließ, zum Ritter der Kokosnuss schlagen lassen konnte, wenn es ihm spaß macht.
Welchen Sinn ergibt es eine überkommene hierarchische Ordnung vermittels einer Festlichkeit zu parodieren, die längst aufgehört hat zu existieren, bzw. deren Überbleibsel quasi permanent durch die gesellschaftliche Realität parodiert werden?
Dass sich der Brauch in einigen Gegenden stärker erhalten hat (sofern er sich nicht bereits vorher verabschiedet hatte und im 19. Jahrhundert wie so viele wiederentdeckt und wiederbelebt wurde), mag einfach damit zusammenhängen, dass bestimmte Gegenden den Bruch mit der alten Ordnung stärker erlebten als andere.