wirtschaftliche Krisen im Römischen Reich

_moritz_

Neues Mitglied
Hi!

Wie kam es zu der wirtschaftlichen Krise vor allem im 3. Jahrhundert?
Und was kennzeichnete diese?
Wie hat man versucht diese zu bewältigen?
Ich habe bisher das Höchstpreisedikt von Diokletian gefunden.

Ich weiß das die Fragen sehr umfangreich sind, deshalb würde ich mich über kurze wichtige Aspekte als Antwort freuen.

vielen dank

moritz
 
Ich denke der Hauptgrund hierfür ist die Einführung des neuen Geldstücks welches nicht dem Materialwert des Silbers entsprach jedoch als gleiches getausscht wurde.
Hinzu kommt mit dem Bevölkerungsrückgang einhergehender Steuerrückgang.

Das Ende hiervon sich sicherlich 330 mit der neuen Hauptstadt Konstantinopel zu sehen wo dann auch ein neues Steuersystem eingeführt wurde.
 
Die Inflation läßt sich gut anhand von Münzfunden dokumentieren. So verschlechterte Nero die Münzen, und seit Marc Aurel lässt sich ein Wachsen der Inflation feststellen. Die politisch unzuverlässigen Verhältnisse ließen das hochentwickelte antike "Weltwirtschaftssystem" zusammenbrechen. Archäologische Funde spiegeln dazu ein enormes Gefälle von Arm und Reich auf, wobei bezeichnenderweise Güter für den Mittelstand fehlen und unter den Funden sehr teure Luxuserzeugnisse für eine exklusive Klientel oder aber billiger Tinnef dominieren.

Besonders verheerend waren die Kontributionen und Requirierungen durch das Militär, wobei nicht nur gegen die Barbaren gekämpft wurde, sondern es mußten die meisten Kaiser auch gegen verschiedene gegen- und Gegengegenkaiser kämpfen. Dabei wurde manche traditionsreiche Stadt geplündert. Dazu betrieb der Staat selbst betrug, indem er vollwertige Münzen einzog und dafür minderwertige ausgab. Zur Blütezeit des Imperiums war es völlig üblich, dass Vermögende Stiftungen machten und sich für die Kommunalpolitik zur Verfügung stellten. Die Ansprüche des Militärs liefen auf reine Geldbeschaffung hinaus. Ratsmitglieder und Dekurionen wurden für das Steueraufkommen einer Stadt verantwortlich gemacht und mußten dafür mit dem Privatvermögen haften. Diese Leute gaben dann natürlich den Druck nach unten weiter. Zeitweilig ging man zur Naturalwirtschaft zurück. Vermögende, die es sich leisten konnten, horteten Geld und gaben sich als vermögenslos aus. Erst Aurelian, der eine Revolte der Münzmeister niederschlug, gab wieder vollwertiges Geld aus.
 
Die Inflation läßt sich gut anhand von Münzfunden dokumentieren. So verschlechterte Nero die Münzen, und seit Marc Aurel lässt sich ein Wachsen der Inflation feststellen. Die politisch unzuverlässigen Verhältnisse ließen das hochentwickelte antike "Weltwirtschaftssystem" zusammenbrechen.

Inflation ist demnach nicht die Ursache, sondern die Folge der politischen Verhältnisse, die man mit Militäranarchie und Beamtendiktatur beschreiben könnte. Diese politischen Wirren und Kriege müssen für Militär und Bürokratie einen gewaltigen Bedarf hervorgerufen haben, der durch die wirtschaftlichen Leistungen nicht mehr zu decken war.
 
Eine wesentliche Ursache der ökonomischen Krise lag im Niedergang der Landwirtschaft und einer unerhörten steuerlichen Belastung der Reichsuntertanen begründet, die die Kosten der Reichsverteidigung und andere staatliche Leistungen aufbringen mussten. Die Steuerreform des Diokletian verstärkte den Druck auf die Reichsbewohner, die sich inzwischen einer übermächtigen Bürokratie und unerträglichen Steuerlast gegenüber sahen.

Besonders hart traf es die Landpächter, die Kolonen. Zur Verhinderung der Landflucht fesselte sie der Staat durch Gesetze an die Scholle und erzwang damit - oft vergeblich - die Bebauung des Landes und Steuerzahlungen. In der Folge kam es dazu, dass riesige Flächen fruchtbaren Bodens brach lagen, was wiederum dazu führte, dass die Kosten für Grundnahrungsmittel gewaltig stiegen, die Importe wuchsen und sich durch Verknappung ebenfalls verteuerten.

Die städtischen Eliten verarmten inzwischen, da der Staat alle Leistungen auf die Kommunen abzuwälzen suchte und dafür städtische Senate und Bürgermeister in Haftung nahm. Das führte schließlich dazu, dass sich niemand mehr für den römischen Staat verantwortlich fühlte, der nur noch als immense Belastung im täglichen Leben wahrgenommen wurde.

So kam es zu der bekannten Krise des Römischen Reichs, die nicht nur die Wirtschaft erfasste, sondern die gesellschaftlichen Grundlagen Roms fundamental erschütterte. Im Grunde läutete dieser Verfallsprozess den Untergang Roms ein und man muss sich wundern, dass das Imperium Romanum überhaupt so lange überlebte.
 
Ist nicht auch ein Punkt, warum es finanziell schlechter stand, dass das RR nicht weiter expandiert hat und somit keine weiteren Gebiete plündern konnte?
 
Römische Expansion

Ist nicht auch ein Punkt, warum es finanziell schlechter stand, dass das RR nicht weiter expandiert hat und somit keine weiteren Gebiete plündern konnte?
Nein. Die Epoche der großen Expansion Roms war vorher schon, im frühen Prinzipat, zu Ende gegangen. Britannien und Dakien bildeten Ausnahmen, wobei Erstere eine Zuschussprovinz wurde, die Kaiser Nero aufgeben wollte und Letztere ein Musterbeispiel der Romanisierung wurde.
Die Probleme, die sich im 3. Jahrhundert drastisch verschärften, begannen schon viel früher. Schon seit Trajan war der Silberfeingehalt des Denars auf unter 90 % gesunken. Zweifellos halfen seine Eroberungen, diesen Wertverlust auszugleichen. Unter seinen Nachfolgern sank der Feingehalt weiter bis auf ein wenig über 70%, ehe ihn Septimius Severus nochmals einen Drittel reduzierte. Sein Sohn Caracalle setzte diese Politik fort. Dazu kamen die immer größer werdende Belastung der Staatskassen durch maßlos erhöhte Soldzahlungen - das Senken des Feingehaltes diente hier um die Kosten aufzufangen -, unplanmäßige Ausgaben für z. B. die Reperatur des Kolosseums, Prestigeprojekte, Schutzgeldzahlungen usw. Nicht zu vergessen, dass sinkende Vertrauen in die stabilität der Währung.
 
Die Probleme, die sich im 3. Jahrhundert drastisch verschärften, begannen schon viel früher. Schon seit Trajan war der Silberfeingehalt des Denars auf unter 90 % gesunken. Zweifellos halfen seine Eroberungen, diesen Wertverlust auszugleichen. Unter seinen Nachfolgern sank der Feingehalt weiter bis auf ein wenig über 70%, ehe ihn Septimius Severus nochmals einen Drittel reduzierte.

Das ist sicherlich richtig, doch ist festzuhalten, dass die Währungsmanipulationen eine Folge, nicht aber die Ursache der Krise waren.

Die Ursachen der Wirtschaftskrise, die sich bald zu einer Krise der Gesellschaft auswuchs, lagen tiefer. Sie waren struktureller Natur und wurden verursacht durch eine immense Steuerbelastung der Reichsbevölkerung, resultierend aus den Kosten für ein riesiges stehendes Heer, das eine unglaublich lange Reichsgrenze zu verteidigen hatte.

Hinzu kam eine verfehlte Politik hinsichtlich der Landwirtschaft und ganz allgemein im Hinblick auf den bäuerlichen Stand. Der freie Bauer, früher die Stütze und das Fundament der römischen Expansion, wurde seiner Selbstständigkeit entkleidet und in den hörigen, faktisch aber den Sklavenstand des Kolonen degradiert.

Es entstanden Latifundien mit einem Heer von Sklaven und einer kleinen, immens reichen Schicht römischer Großgrundbesitzer und Senatoren. Diese waren - anders als vormals der freie römische Bauer - in der Lage, sich den Steuerbeamten des Staates zu entziehen, was schließlich dazu führte, dass der weströmische Staat finanziell unterhöhlt und ausgeblutet war.

Als Folge wurde die Münze inflationär verschlechtert, das Stadtpatriziat in finanzielle Sippenhaft genommen, die letzten bäuerlichen Kleinpächter und andere Reichsbewohner bis aufs Blut von den Steuereintreibern ausgesogen. Es gibt eine Reihe zeitgenössischer Quellen, die diese verheerenden Missstände als apokalyptische Endzeit brandmarken.

Damit hatte Westrom das Schwert geschmiedet, durch das es schließlich selbst zu Fall kam!
 
Vielen Dank an Dieter für die Erläuterungen :yes:

Zur Bewertung der Ursachen der Krise vielleicht noch der Hinweis auf De Martino, Wirtschaftsgeschichte des alten Rom.

Er widmet ein Kapitel der Krise des 3. Jahrhunderts und analysiert insbesondere die Darstellungen der antiken Autoren in Richtung auf Falschzeichnungen der Ursachen (S. 391 bis 410) und des Ablaufs, zB in der Landwirtschaft, und bewertet auch Darstellungen von Klassikern der Wirtschaftsgeschichte, wie Rostovtzeff.
 
Die Ursachen der Wirtschaftskrise, die sich bald zu einer Krise der Gesellschaft auswuchs, lagen tiefer. Sie waren struktureller Natur und wurden verursacht durch eine immense Steuerbelastung der Reichsbevölkerung, resultierend aus den Kosten für ein riesiges stehendes Heer, das eine unglaublich lange Reichsgrenze zu verteidigen hatte.
Hier stimme ich dir zu. Die Kosten für das Heer waren der größte Batzen, den der Staatshaushalt zu tragen hatte.

Hinzu kam eine verfehlte Politik hinsichtlich der Landwirtschaft und ganz allgemein im Hinblick auf den bäuerlichen Stand. Der freie Bauer, früher die Stütze und das Fundament der römischen Expansion, wurde seiner Selbstständigkeit entkleidet und in den hörigen, faktisch aber den Sklavenstand des Kolonen degradiert.
Es entstanden Latifundien mit einem Heer von Sklaven und einer kleinen, immens reichen Schicht römischer Großgrundbesitzer und Senatoren. Diese waren - anders als vormals der freie römische Bauer - in der Lage, sich den Steuerbeamten des Staates zu entziehen, was schließlich dazu führte, dass der weströmische Staat finanziell unterhöhlt und ausgeblutet war.
Dies trifft vor allem auf die Zeit ab dem 4. Jahrhundert zu. Im 3. Jahrhundert war es im Gegenteil eher so, dass die Zahl der mittelgroßen Betriebe zunahm. Die Ausgrabungsergebnis künden auch von einem Wohlstand, der mitnichten auf veramtes Landproletariat deutet.
Laut Johne hatte das Kolonat seine volle Ausprägung im 4. bis 6 Jahrhundert gefunden. Der Prozess selbst vom Pächter zum abhängigen Kolonen beginnt um die Mitte des 3. Jahrhunderts und findet seinen Abschluss rund ein Jahrhundert später.

Als Folge wurde die Münze inflationär verschlechtert, das Stadtpatriziat in finanzielle Sippenhaft genommen, die letzten bäuerlichen Kleinpächter und andere Reichsbewohner bis aufs Blut von den Steuereintreibern ausgesogen. Es gibt eine Reihe zeitgenössischer Quellen, die diese verheerenden Missstände als apokalyptische Endzeit brandmarken.
Wobei die zeitgenössischen Quellen mit etwas Vorsicht zu genießen sind. Sie neigen nämlich dazu, Situationen schlimmer darzustellen, als sie wirklich waren. Was jedoch wirklich zutraf, war, dass die Abgabenlast um ein vielfaches gestiegen ist.
 
Eine Deutung der wirtschaftlichen Krise des 3. Jahrhunderts bietet Michael Sommer (Die Soldatenkaiser, 2003).

Zum einen sieht er zwar eine Finanzkrise durch notwendige Erhöhungen der Staatsausgaben bei gleichbleibenden Einnahmen, die ihre Ursache vor allem in der äußeren Bedrohung des Reiches hatte. Die gewachsene militärische Stärke der äußeren Gegner brachte unweigerlich auch Niederlagen mit sich, die Wasser auf den Mühlen innerer Feinde des jeweiligen Kaisers waren. Der Kampf gegen Gegenkaiser wiederum band Kräfte, die in der Abwehr der Germanen und Perser fehlten. Die Militärausgaben wuchsen durch die Kriege und die Belohnungen für die Soldaten erheblich.

Zum anderen meint er jedoch, es habe keine allgemeine Weltkrise gegeben. Die Lebensbedingungen der Mehrzahl der Bürger des Römischen Reichs hätten sich gar nicht so gravierend geändert.

Das Haushaltsloch versuchten die Kaiser dieser Epoche zunächst durch die schon erwähnte Münzverschlechterung zu stopfen. Als sich dieses Mittel nicht nur als wirkungslos, sondern als schädlich erwies, musste die Einnahmenseite verbessert werden. Dazu wurden das Steuersystem geändert und die Steuereintreibung effizienter organisiert, letztlich also die Steuern erhöht. Anders seien aber die Ausgaben nicht zu decken gewesen.

Auch der Verbreitung des Kolonats gewinnt Sommer positive Seiten ab. Er sieht darin weniger eine Verknechtung der Landbevölkerung als einen Wechsel von der Bewirtschaftung der Landgüter durch Sklaven zur Pachtwirtschaft.

Ich finde die These, die vielgeschmähten Soldatenkaiser hätten eigentlich angesichts der Bedrohungen der Zeit einen ganz guten Job gemacht und Antworten auch auf die wirtschaftlichen Probleme gefunden, insgesamt schlüssig dargeboten.
 
dass die Währungsmanipulationen eine Folge, nicht aber die Ursache der Krise waren.
Ganz wichtige Unterscheidung.
Das unterscheidet die antike Münzverschlechterung (wo es letztlich nur eine Autorität gab, die Münzen prägte) von diversen ähnlichen Manövern im Mittelalter oder später, wo einzelne Landesherren mogelten, und sich nicht an die allgemein üblichen Standards hielten.

Sie waren struktureller Natur und wurden verursacht durch eine immense Steuerbelastung der Reichsbevölkerung, resultierend aus den Kosten für ein riesiges stehendes Heer, das eine unglaublich lange Reichsgrenze zu verteidigen hatte.
Gibt es dazu eigentlich durchgerechnete Forschungen?
Dieses Heer ist ja eher kleiner gewesen als das früherer Zeiten, wo es noch recht problemlos finanziert werden konnte.
Ich habe diese These nie so ganz verstehen können.

Der freie Bauer, früher die Stütze und das Fundament der römischen Expansion
Das war er als Soldat in der frühen römischen Expansionsphase, d.h. als in erster Linie noch in Italien Kriege geführt wurden.
Spätestens ab Marius hatte sich das doch erledigt.

Auch hier die Frage, ob eigentlich die neuere Forschung dieses Bild bestätigt hat. Mir schien das immer so ein romantisierender Wehrbauern-Kitsch der Historiker ab 19. Jahrhundert zu sein.

was schließlich dazu führte, dass der weströmische Staat finanziell unterhöhlt und ausgeblutet war.
Gibt es dazu Zahlen? D.h. sind wirklich die Steuereinnahmen zurückgegangen?
Es ist ja kein unübliches Phänomen, daß sich eine Regierung grundsätzlich "unterfinanziert" vorkommt, weil sie einfach mehr Ausgabenwünsche hat als die Einnahmen hergeben.

Ohne tagespolitisch werden zu wollen: In den letzten 20 Jahren sind die Steuereinnahmen auch fast jedes Jahr stetig gestiegen, und trotzdem war immer nur von den "Einnahmeausfällen" die Rede.
Es wäre also schon zu prüfen, ob die antiken Klagen bloße Regierungspropganda waren oder solide fundiert waren.

Ansonsten bleibt natürlich noch eine wesentliche Ursache für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten: Das antike Klimaoptimum ging zu Ende, es wurde kälter und damit brachen (regional sehr unterschiedlich) die Landwirtschaftserträge ein.
 
Hier stimme ich dir zu. Die Kosten für das Heer waren der größte Batzen, den der Staatshaushalt zu tragen hatte.
Diese Tatsache gilt generell für alle Imperien zwischen Antike und früher Neuzeit. Dies Alleine ist kein Hinweis auf einen Niedergang.
Angesichts der (nicht nur militärischen) Herausforderungen gab es nur die Chance das Reich selbst stärker zu dezentralisieren um flexibler reagieren zu können. Genau das ist mit Diokletians Reform und mit der Einsetzung von Caesaren und Unter-Augusti seit Constantin d. Gr. geschehen.

Während der Expansionsphase hatte man diese Probleme nicht. In der Tat war die Beute im Mittelmeerraum und im hellenistischen Osten einst enorm gewesen. Die neuen Gegner aber boten selbst keine lohnenden Ziele - zumindest in Europa...
 
Stimmt, die Soldaten, die ja häufig neben dem recht hohen Sold riesige Geldgeschenke erhielten, kurbelten - solange die Steuerlast für die Provinzialen nicht zu hoch war - durch ihre Kaufkraft die Wirtschaft an. Und solange das Reich expandierte kamen auch regelmäßig neue Sklaven hinzu. Als aber in der späteren Kaiserzeit Epidemien das Steueraufkommen drastisch senkten, die Oberschicht aus den Städten aufs Land abwanderte (nur die Städte wurden besteuert) sanken die Steuereinnahmen und somit die Kaufkraft der Soldaten. Die "Gegenmaßnahme" waren Steuererhöhungen, was der städtischen Wirtschaft nicht wirklich gut tat.
 
Ich habe lange gezögert, in diesem Thread Stellung zu beziehen... Es sind einige Autoren zitiert worden, von denen ich zwar nicht alle kenne, aber annehme, dass sie in ihrer Gesamtheit ein ausgewogenes Bild zeichnen. Einige Spekulationen hier im Thread über Inflation, Steuern, und Münzverschlechterung kann ich nicht nachvollziehen. Aber da ihr nicht über wesentliche Dinge wie Kreditvergabekonditionen redet, möchte ich mich auch gleich wieder ausklinken...
 
Ich habe lange gezögert, in diesem Thread Stellung zu beziehen... Es sind einige Autoren zitiert worden, von denen ich zwar nicht alle kenne, aber annehme, dass sie in ihrer Gesamtheit ein ausgewogenes Bild zeichnen. Einige Spekulationen hier im Thread über Inflation, Steuern, und Münzverschlechterung kann ich nicht nachvollziehen. Aber da ihr nicht über wesentliche Dinge wie Kreditvergabekonditionen redet, möchte ich mich auch gleich wieder ausklinken...
Na dann bringe doch deine Thesen in die Diskussion ein. Dafür sind wir ja hier ;).
 
... Aber da ihr nicht über wesentliche Dinge wie Kreditvergabekonditionen redet, möchte ich mich auch gleich wieder ausklinken...

Ob Kreditvergabekonditionen nun gerade ein wesentlicher Aspekt sind, die zu Wirtschaftskrisen führen, wage ich zu bezweifeln. Aber zum Thema passen sie ganz bestimmt. Wenn Du darin Experte bist, warum lässt Du uns nicht einfach an Deinem Wissen teilhaben? Irgendjemand ist nun mal immer der Erste, der ein neues Argument bringt. Deine Argumentation, Dich deshalb gleich wieder ausklinken zu wollen, finde ich daher schon recht merkwürdig.
 
Das Problem ist, dass wir zur Kreditvergabe in der Antike kaum verwertbare Quellen haben. Banken haben - nach allem was quellenmäßig auf uns gekommen ist - keine produktiven Kredite (also für Investitionen) vergeben, sondern nur Überbrückungskredite, etwa um Schulden bezahlen zu können, die Kredite mussten dann nach der Ernte zurückgezahlt werden. Produktive Kredite scheint es aber von Privat an Privat gegeben zu haben. So hat der jüngere Plinius Geld seiner Schwiegermutter in Landgüter investiert, Petronios lässt die Frau des Trimalchios diesen unterstützen, in dem sie ihren Schmuck verkauft, damit er eine kleine Reederei aufmachen kann. Hier sind aber Kredithöhen und -konditionen (Zinssatz, Dauer) nicht bekannt. Von Rabirius Postumus, einem Freund Cäsars ist bekannt, dass dieser Ptolemäos XII. Auletes einen Kredit in der Höhe der Jahressteuereinnahmen Ägyptens gewährte, dumm nur, dass Auletes nach Rom fliehen musste und so seiner Herrschaft verlustig ging, Rabarius seines Geldes... Der Fall, mit weiteren Details, ist bei Cicero überliefert, der Rabirius verteidigen musste: Denn nachdem Rom Ptolemäos XII. Auletes wieder in sein Amt als König Ägyptens eingesetzt hatte, machte dieser Rabirius zu seinem Wirtschafts- und Finanzminister. So sollte Rabirius sich und den ägyptischen Staat rekonsolidieren. Nur leider spielten da die ägyptischen Bauern nicht lange mit, weshalb der Gläubiger des ägyptischen Königs von diesem ins Gefängnis geworfen wurde... Er floh dann und kam völlig mittellos und selber verschuldet nach Rom, wo Cäsar ihn dann sanierte, Cicero verteidigte.

Nachtrag: Cicero: Pro Rabiro Postumo
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben