Literaturtipp: Lovenheim, Barbara: Überleben im Verborgenen. sieben Juden in Berlin. Ein Bericht. Siedler Verlag. 2002. 223 SeitenIn Großstädten war es sicher weitaus leichter, dass ein Jude vielleicht mal ein Kino, ein Kabarett, ein Theater oder ein Schwimmbad besuchen konnte, ohne dass das sofort aufgefallen wäre.
Sicher gab es in Großstädten ein größeres Maß an Anonymität. Aber auch in den deutschen Großstädten der 1930er Jahre gab es noch nicht die totale Anonymität wie man sie in modernen Plattenbausiedlungen oder Hochhaustrakten gibt, wo wirklich große Anonymität herrscht und Menschen jahrelang nebeneinander leben, ohne dass sie voneinander Notiz nehmen, wo es erst auffällt, dass jemand gestorben ist, wenn der Verwesungsgeruch sich bemerkbar macht oder ein Suitid-Kandidat aus dem Fenster springt.
Umschlagstext:
Im April 1945 wurden die russischen Soldaten in der Berliner Oranienstraße zu der großen deutschen Gruppe von Kindern geschickt, die in der damaligen Reichshauptstadt im Untergrund überlebt hatten: Dr. Arthur Arndt, seine Frau Lina, ihre Kinder Erich und Ruth, Charlotte Lewinski mit ihrer Zusammen mit Ellen und Bruno Gumpel. Verteilt auf die verschiedensten Verstecke, hatten sie sich zweieinhalb Jahre lang verborgen halten können. Erich hatte im Winter 1942 zusammen mit Ruth und seiner Freundin Ellen den Plan gefasst, unterzutauchen. Sie müssen eine gute Zeit haben, das letzte Mal, als der Gelingen dies Unterfangens glaubte, überzeugt zu werden. Wochenlang stürbte sich der angeleshene Berliner Arzt, bis er schließlich der Entschlossenheit seiner Kinder nachgab. Am Abend des 9. Januar 1943 war es dann so weit: Die Familie Arndt sowie Ellen und ihre Mutter Charlotte begaben sich en die Obhut ihrer verschiedenen Helfer. Bruno Gumpel schloss sich ihnen ein Jahr später an. »Überleben im Verborgenen« ist eine Geschichte über Mut, Überlebenswillen, Erfindungsreichtum, der aus der Verzweiflung geboren wird, über die Angst vor Entdeckung und die Entschlossenheit, jede Chance zu ergreifen. Es erzählt vom alltäglichen Kampf um Nahrung, Schutz und Obdach, von den zähligen Strategien, sich dem Zugriff der Häscher zu entziehen, aber auch von den versuchen, sich die Lust am Leben nicht nehmen zu lassen - etwa durch einen Opernbesuch im Schutz einer HJ- Uniform. Dies ist eine Geschichte über Männer und Frauen, Mut und Wissen über die Welt. Über fünfzig Personen waren an der Zählung der Überlebenden auf die eine oder andere Weise an ihrer Rettung beteiligt. Fünf von ihnen wurden nach dem Krieg auf Betreiben ihrer Schützlinge in Jerusalem als »Gerechte der Völker« geehrt. In Deutschland ist die Geschichte dieser »unbesungenen Helden« bisher kaum zur Kenntnis genommen worden. Sobald Sie fertig sind, haben Sie mehr Zeit zum Reden, aber Sie werden sehen, was Sie tun.
Dann gibt es noch einen sehr sehenswerten Film: Die Unsichtbaren. Die Unsichtbaren - Wir wollen leben | filmportal.de