1. Sinnvoll könnte man womöglich fragen, ob Attentate in der Geschichte eher dazu geneigt haben, die Ziele der Attentäter zu verwirklichen, ob sie wirkungslos waren oder sogar tendenziell kontraproduktiv aus Sicht der Ziele der jeweiligen Attentäter. Das lässt sich dann ja nochmal in erfolgreiche und erfolglose Attentate unterscheiden. So ist das eine historische Fragestellung.
2. Wenn wir dann feststellen sollten, das Attentate tendenziell die Ziele der Attentäter zu verwirklichen helfen, ließe sich hinterfragen, ob Attentate politisch sinnvoll sind (zunächst mal ganz moralfrei). Das wäre dann eine politische Fragestellung und damit hier bereits deplaziert.
3. Sollte sich ergeben, das Attentate politsch sinnvoll sind, könnte man gleichwohl zu der Ansicht gelangen, dass sie moralisch nicht vertretbar sind. Da wären wir dann schließlich bei einer ethischen Fragestellung, die eine politische Einschätzung voraussetzt, die wiederum die Ergebnisse historischer Untersuchungen voraussetzt.
zu 1. Mit Bezug auf die russische Situation im auslaufenden 19. Jahrhundert habe ich bereits in #6 ein historische Beispiel und seine Relevanz versucht in die Dikussion einzuführen. Insofern trifft die Kritik an einem zu zeitnahen Bezug nicht ganz zu.
zu 2. Zur Zielsetzung wurde von mir auf die indirekte Wirkung von Attentaten hingewiesen, die Systemdestabilisierung, da die direkte Wirkung, die bisher ausschließlich diskutiert wurde, aus den bisher genannten Gründen in der Regel nicht eingetreten ist. Und von Verschwörern, Terroristen, Umstürzlern auch nicht immer direkt als Zielsetzung formuliert wird.
Dieses gilt umso mehr, sofern das Attentat im Rahmen einer vom Volk getragenen Widerstandsbewegung durchgeführt wurde.
Weniger relevant ist es, sofern es im Kontext eines Coupe d`Etat erfolgt, da in diesem Fall die direkten Wirkungen über seinen Erfolg entscheiden.
Wieso diese Fragestellung, nur weil sie "politisch" sein soll, nicht hierher gehört, verstehe ich ja nur überhaupt nicht. Die Beschäftigung mit der Historie betrifft in großen Teilen politische Fragestellungen, weil es wenige Bereiche gibt, der nicht mindestens indirekt durch politische Entscheidungen beeinflußt wird.
zu 3. Das Nachdenken über ein politisches ideales System, wie es in der "Aufklärung" stattfand, erfolgte im wesentlichen vor dem Hintergrund "tyrannischer" Regierungsformen. Dieses Nachdenken begründete ja zunächst das Konstrukt der universellen "Menschenrechte" und schuf so die Voraussetzung, die Legitimation autoritärer Regierungsformen zu hinterfragen.
Und schuf somit auch die Voraussetzung für die Erkenntnis, dass eine systematische Verletzung der Menschenrechte durch eine despotische Regierung das Recht auf Widerstand begründet.
In diesem Sinne ergibt sich ein Kontinuum der Unterdrückung, dem ein Kontinuum des Widerstands gegenübersteht, um die Angemessenheit der Mittel zu berücksichtigen.
Die Legitimität des politischen Widerstands resultiert dabei aus der Angemessenheit der gewählten Mittel.
Dieser Aspekt wird beispeilsweise bei Barnes und Kaase comparativ dargestellt.
http://books.google.de/books?id=Hpg...ook_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCoQ6AEwAA
Vor diesem Hintergrund ist das politisch motivierte Attentat auf einen Tyrannen oder Despoten lediglich als Ultima Ratio, wie Melchior es ja schon thematisiert hat, zu begreifen.