Invasion in England noch im Juni 1940?

Ihr mögt ja recht haben was die Seestreitkräfte betrifft. Aber die RAF war am Wanken und die Landstreitkräfte waren in einem desolaten Ausrüstungszustand.

Die Stärkeverhältnisse scheinen einiges Interesse zu finden. Zur deutschen Luftwaffe hatte ich oben schon Anmerkungen gesetzt.


Home Waters, Seestreitkräfte 1. Juli 1940 (ohne die einige Hundert, vermutlich etwa 1000 - 1200 bewaffnete Kleinfahrzeuge):

Main Fleet: 5 BB/BC (Nelson, Rodney, Renown, Repulse, Barham), 5 Kreuzer, 9 DD
Island: Träger Argus, 2 DD
Escort Duties: 5 DD
Rosyth Command, Tyne: 1 Kreuzer (Coventry), 12 DD
Nore Command, Humber: 3 Kreuzer, 7 DD
Harwich: 9 DD
Sheerness: 1 Kreuzer, 3 DD
Dover Command, Dover: 5 DD
Portsmouth Command: 5 DD
Western Approach Command: 1 Kreuzer, 23 DD


Luftabwehr 11.7.1940: HAA= heavy AA, LAA = light, LMG = AA Light Machine Guns
1st AA-Division: 128 HAA, 34 LAA, 183 LMG
2nd AA-Division: 149 HAA, 82 LAA, 788 LMG
3rd AA-Division: 155 HAA, 119 LAA, 368 LMG
4th AA-Division: 192 HAA, 52 LAA, 376 LMG
5th AA-Division: 233 HAA, 136 LAA, 560 LMG
6th AA-Division: 188 HAA, 101 LAA, 437 LMG
7th AA-Division: 118 HAA, 50 LAA, 321 LMG

Berücksichtigen sollte man, dass neben den rd. 224.000 Mann aus Dünkirchen rund 144.000 aus den übrigen französischen Häfen aus dem Westen eintrafen, also der personelle Gegenwert von mehreren Divisionen (ohne Dünkirchen). Aus dem eintreffenden Personal wurden insgesamt ad hoc 12 Divsionen gebildet. Der Juni/Juli-Output aus den Fabriken betrug rund 250 Panzer und 18.000 Fahrzeuge sowie 100 Geschütze.

Anfang 1. Juli 1940: 2 Panzerdivisionen
1. (mit Resten aus Frankreich): 81 mittlere Panzer
2. (neu aufgestellt): 178 leichte Panzer

Quelle hierzu Collier, The Defence of the United Kingdom


Auch ansonsten - neben dem Personal - sollte das Material, was aus anderen frz. Häfen zurückgeholt werden konnte, nicht unterschätzt werden. Neben Kleineren Waffen waren das:

322 Geschütze
4.739 Fahrzeuge
533 Motorräder
32.303 Tonnen Munition
33.060 Tonnen sonstiges Material
rd. 1.100 Tonnen Benzin

Quelle hierzu: Ellis, The War in France and Flanders, 1939-1940.


Im Juli 1940 kann man zusammen mit den zurückbehaltenden Divisionen von rd. einem Dutzend Divisionen in England/Wales/Schottland ausgehen.
 
Danke für die ausführliche Arbeit, Silesia.:winke:

Da sieht man mal, womit man es zu tun bekommen hätte.

Diese mittleren Seestreitkräfte:

Nore Command, Humber: 3 Kreuzer, 7 DD
Harwich: 9 DD
Sheerness: 1 Kreuzer, 3 DD
Dover Command, Dover: 5 DD
Portsmouth Command: 5 DD

(4 Kreuzer, 29 Zerstörer) hätten schnellstens im Kanal vor Ort sein können. Um die hätte sich die Luftwaffe vorrangig kümmern müssen. Die Kleinfahrzeuge brauchen mangels Reichweite Häfen in der Nähe und stellen somit dort weitere Ziele dar. Da sind sie weniger schwer zu treffen.

Bis Mitte August 1940 könnte die Anzahl der britischen Panzer auf 500 gestiegen sein. Es wäre also sicher vorteilhaft gewesen, so früh wie möglich zu landen - hätte man denn können.

Silesia, gehst Du wirklich davon aus, dass die Briten bis Mitte September die Anzahl ihrer Divisionen mehr als verdoppeln?

Grüße, Holger
 
Die 1940 vorhandenen britischen Panzer waren überwiegend sehr miese Qualität. Der einzige richtig brauchbare war der Mathilda, und von dem hatte man viele in Frankreich gelassen und die restlichen befanden sich in Nordafrika.

Den Churchill hat man dann so schnell durch die Entwicklung getrieben, dass die erste Generation mit einem Büchlein ausgeliefert wurden, in dem die Hersteller sich für die vielen Fehler entschuldigten und erklärten wie man mit ihnen (den bekannten Fehlern) umging.
 
Teil II zu den Kräfteverhältnissen:

Die Flottenstärke oben betrifft sämtliche Einheiten im Juli 1940, die zur Invasion innerhalb 48 Stunden Vorwarnzeit verfügbar gewesen wären. 10 der 11 Kreuzer sowie 57 der 80 Zerstörer waren zur direkten Abwehr an der Ostküste vorgesehen, der Rest zur Abdeckung gegen die Nordsee. Dazu kamen rd. 200 Minensucher und weitere 500 kleinere Schiffe. Von diesen ca. 700 Schiffen waren ca. 300 ständig in See vor der Ostküste.

Der Panzerbestand in Großbritannien (ohne BEF) betrug per 1.6.1940 110 Matilda Infantry Tanks, 103 Cruiser Tanks und 618 Light Tanks. Zu diesem Datum waren neben der 1. Can. Infantery-Division die 1. und 2. London Division, die 12., 15., 18., 43., 45., 55. ID sowie die 2. Armoured Division im Eastern Command in der Linie Newhaven-London-Yarmouth (mit geringer Ausstattung: 87 25-pdr, 52 18-pdr, 72 4,5-inch, 22 ATGs, 307 ATRs).

Gesamtiste der Aufstellungen 1939/40:

1st Armoured Division (ex: Mobile Division) ab 17.6.40 aus Fra. ++
2nd Armoured Division (April 1940 gebildet)
6th Armoured Division (ab Oktober 1940)
8th Armoured Division (ab November 1940)
9th Armoured Division (ab Dezember 1940)
11th Armoured Division (ab März 1941)
1st Cavalry Division (ab Oktober 1939, ab August 1941 als 10th Armoured Division in Palästina)
1st Infantry Division, ab 3.6.40 aus Fra. (Regular Division) ++
1st London Division (First Line Territorial Army), ab September 1939
2nd Infantry Division, ab 1.6.40 aus Fra. (Regular Division) ++
2nd London Division (Second Line Territorial Army), ab September 1939
3rd Infantry Division, ab 1.6.40 aus Fra., (Regular Division) ++
4th Infantry Division, ab 2.6.40 aus Fra. (Regular Division) ++
5th Infantry Division, ab 1.6.40 aus Fra. (Regular Division) ++
9 th (Highland) Infantry Division, ab September 1939 (Second Line TA, ab 8.40: 51st (HL) ID)
12th (Eastern) Infantry Division, ab 1.6.40 aus Fra. (Second Line TA) ++
15th (Scottish) Infantry Division, ab September 1939 (Second Line TA)
18th Infantry Division, ab September 1939, (Second Line TA)
23rd (Northumbrian) Infantry Division, ab Oktober 1940 (Second Line TA)
38th (Welsh) Infantry Division, ab September 1939 (Second Line TA)
42nd (East Lancashire) Infantry Division, ab 1.6.40 aus Fra. (First Line TA) ++
43rd (Wessex) Infantry Division, ab September 1940 (First Line TA)
44th (Home Counties) Infantry Division, ab September 1939 (First Line TA)
45th Infantry Division, ab September 1939 (Second Line TA)
46th Infantry Division, ab 2.6.1940 aus Fra. (Second Line TA) ++
48th (South Midland) Infantry Division,, ab 1.6.40 aus Fra. (First Line TA) ++
49th (West Riding) Infantry Division, ab September 1939 (First Line TA)
50th (Northumbrian) Infantry Division, ab 2.6.40 aus Fra. (First Line TA) ++
51st (Highland) Infantry Division, ab 7.8.40 reorg. aus Fra. (First Line TA) ++
52nd (London) Infantry Division, ab 18.6.40 aus Fra. (First Line TA) ++
53rd (Welsh) Infantry Division, ab September 1939 (First Line TA)
54th (East Anglian) Infantry Division, ab September 1939 (First Line TA)
55th (West Lancashire) Infantry Division, ab September 1939 (First Line TA)
59th (Staffordshire) Infantry Division, ab September 1939 (Second Line TA)
61st Infantry Division, ab September 1939 (Second Line TA)
66th Infantry Division, aufgelöst Juni 1940
County-Divisions zur Küstenverteidigung ab Nov.40 nicht angeführt.

Quelle: Joslen, Orders of Battle 1939-1945
(++ in Frankreich eingesetzt bzw. bereits dorthin verschifft)

P.S. die britischen Panzer waren in der Qualität durchaus ähnlich den verbleibenden deutschen (die ca. 35% Verluste in Frankreich aufwiesen, nänmlich 135 P III, 97 P IV, 116 P35t und 38t, 240 P II, 162 P I, Quelle: Jentz Die deutsche Panzertruppe Band I)
 
Home Waters, Seestreitkräfte 1. Juli 1940 (ohne die einige Hundert, vermutlich etwa 1000 - 1200 bewaffnete Kleinfahrzeuge):

Main Fleet: 5 BB/BC (Nelson, Rodney, Renown, Repulse, Barham), 5 Kreuzer, 9 DD
Island: Träger Argus, 2 DD
Escort Duties: 5 DD
Rosyth Command, Tyne: 1 Kreuzer (Coventry), 12 DD
Nore Command, Humber: 3 Kreuzer, 7 DD
Harwich: 9 DD
Sheerness: 1 Kreuzer, 3 DD
Dover Command, Dover: 5 DD
Portsmouth Command: 5 DD
Western Approach Command: 1 Kreuzer, 23 DD


Zu dieser Aufstellung würde ich gern noch etwas hinzufügen.


Unabhängig meiner Meinung, daß eine deutsche Invasion über See nie erfolgreich gesichert hätte werden können und auch eine starke Luftwaffe nicht in der Lage gewesen wäre, die Luftsicherung und Seesicherung zu übernehmen, vor allem die Seesicherung gegen Zerstörer und Kleinkampfmittel, ist die RN dennoch sehr Vorsichtig mit dem Problem einer Bekämpfung vor allem der großen Kriegsschiffe aus der Luft umgegangen.


So lag z.B. das Schlachtschiff Queen Elizabeth wegen eines Totalumbaus von 1937 bis 1941 in der Dockyard Portsmouth, doch wurde das Schiff Dez 1940 zu den Restarbeiten nach Rosyth verlegt, gerade wegen der Gefahr von Luftangriffen.
Desweiteren gab es bei der dem Schlachtschiff Resolution einen Treffer einer 1.000kg Bombe, bei der Narvikunternehmung Mai 1940, die aber kaum Auswirkung auf den Fronteinsatz des Schiffes hatte.
Die Nelson hatte durch einen Minentreffer Dez 1939 eine Reparaturzeit bis August 1940, war also Juni/Juli noch nicht einsatzbereit.[1]


Doch bei der Recherche der britischen Schlachtschiffe ist mir aufgefallen, daß auch in 1940 die Force H gebildet wurde, vor allem um die französische Flotte im Mittelmeer zu ersetzen.
Gerade die Operationen Catapult und die Seeschlacht Punta Stilo hätten in der Wechselwirkung mit einer deutschen Invasion Juni 1940 eine ganz andere Bedeutung gewonnen bzw. eine anderes Ergebnis erzeugt. Großbritannien hätte sich mit der deutschen Invasion militärisch voll auf die Landesverteidigung konzentrieren müssen, vor allem die Sicherung der Küsten.


Somit wäre das Gleichgewicht gerade im Mittelmeer ohne Britische Force H empfindlich gestört gewesen. Die französischen Verbände gar in deutsche Hand geraten und die italienische Marine gewinnt die Übermacht im Mittelmeer. Der britische Zugang zum Suezkanal wäre blockiert.



[1]Quelle: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970 / S. Breyer
 
Da sieht man mal, womit man es zu tun bekommen hätte.

Diese mittleren Seestreitkräfte:

Nore Command, Humber: 3 Kreuzer, 7 DD
Harwich: 9 DD
Sheerness: 1 Kreuzer, 3 DD
Dover Command, Dover: 5 DD
Portsmouth Command: 5 DD

(4 Kreuzer, 29 Zerstörer) hätten schnellstens im Kanal vor Ort sein können. Um die hätte sich die Luftwaffe vorrangig kümmern müssen. Die Kleinfahrzeuge brauchen mangels Reichweite Häfen in der Nähe und stellen somit dort weitere Ziele dar. Da sind sie weniger schwer zu treffen.

Komisch, ich hatte in Beitrag #42 schon die schlechte Aufstellung bei den Zerstörern und kleiner von deutscher Seite dargestellt. Da war es allerdings noch kein Problem, eine seegeschützte Deckung von der KM zu organisieren.

Und die von silesia dargestellten britischen Kampfeinheiten basieren auf die tatsächlichen, daß schließt nicht aus, daß im Ernstfall noch mehr Kreuzer, Zerstörer usw. zur Verfügung gestanden hätten...

Aber das die deutsche Luftwaffe, sich gegen die britische Luft- und Seeverteidigung durchsetzt halte ich für absolut unmöglich!

Da hat ja nichtmal der Hitler dran geglaubt...:S
 
....

Aber das die deutsche Luftwaffe, sich gegen die britische Luft- und Seeverteidigung durchsetzt halte ich für absolut unmöglich!

...
Und warum hat diese gewaltige Flotte nicht Operation Weserübung verhindern können? Zu diesem Zeitpunkt stand sogar noch die französische Flotte zur Verfügung, und trotzdem hat der Sprung nach Norwegen geklapt. Und bei Kreta hatten die Briten auch die absolute Seeherrschaft, mussten dann aber gegenüber der Luftwaffe ihre Flotte abziehen da die Verluste überhand nahmen.
 
Was machen wir nun? Organisieren wir ein Kriegsspiel mit den Daten von Silesia?

Uns würden noch die Daten über die verfügbaren Deutschen Kräfte und über die britischen Flugzeuge fehlen.
 
Die Nelson hatte durch einen Minentreffer Dez 1939 eine Reparaturzeit bis August 1940, war also Juni/Juli noch nicht einsatzbereit.

HMS Nelson muss ca. Mitte Juli 1940 gefechtsbereit gewesen sein, da bereits am 24.7.1940 eintreffend Scapa Flow und wieder Flaggschiff der Home Fleet. Das passt also durchaus ins Zeitfenster.

-> Iain Ballantyne, HMS Rodney.
 
Und warum hat diese gewaltige Flotte nicht Operation Weserübung verhindern können? Zu diesem Zeitpunkt stand sogar noch die französische Flotte zur Verfügung, und trotzdem hat der Sprung nach Norwegen geklapt. Und bei Kreta hatten die Briten auch die absolute Seeherrschaft, mussten dann aber gegenüber der Luftwaffe ihre Flotte abziehen da die Verluste überhand nahmen.

Gute Frage. Also Grundsätzlich würde ich behaupten, daß die Engländer zu den jeweiligen Operationen oder Verteidigungen Ihr Militär Weltweit aufteilen mussten. Das entsprach zumindest der Problematik der Seerherrschaft und Weltherrschaft.
Das Problem hatte weder das deutsche Militär noch ein anderes der braunen Verbündeten.
Solang sich die Angreifer auf ein Ziel mit allen Mittel konzentrieren können, wird auch ein Sieg, wennn auch mit hohen Verlusten aller Art, gelingen. Doch die Verteidigung aller Interessensgebiete, so wie sie Großbritannien als Problem besaß, kann sehr schwierig werden.

Was es bedeutet, sich an vielen Fronten zu "verkünsteln", oder warum auch immer dort mitzukämpfen, zeigte ja gerade eindrucksvoll Hitlerdeutschland.

Aber die Problematik der Invasion der britischen Inseln schwebte schon seit Anfang des 19.Jh wie ein Damoklesschwert über der britischen Küstenverteidigung und damit der Marine.

Ob es einen "Alles oder Nichts" Kampf der Royal Navy bei einer versuchten deutschen Invasion Juni 1940 gegeben hätte, bleibt Spekulation, ist aber in allen sehr Wahrscheinlich...

Und die KM hatte dem nichts entgegenzusetzen.
 
Uns würden noch die Daten über die verfügbaren Deutschen Kräfte und über die britischen Flugzeuge fehlen.

Schiffe, klar, hatte ich schonmal aufgebaut:
Nach Weserübung standen der KM an gr. Kriegsschiffen nur die beiden Schlachtschiffe bzw. Schlachtkreuzer Gneisenau und Scharnhorst zur Verfügung.
An schweren Kreuzern hatte die KM noch die Admiral Scheer, Lützow sowie die Admiral Hipper und an leichten Kreuzern die Köln, Nürnberg und Emden zur Verfügung.
Für die Nahsicherung eines Anlandeverbandes standen nur 10 Zerstörer sowie 15 Torpedoboote zur Verfügung.
Bei den Zerstören hatten wir die nach den schweren Verlusten der Operation Weserübung eine Neuaufstellung der 5. und 6. Zerstörerflottille aus den ehmaligen 1.-4. Flottille, mit den o.g. 10 Schiffen, sowie der 1.und 2. Torpedobootsflottille.

Eine Bemerkung zur Anlandung bei der Operation Weserübung habe ich noch. Fast alle Wehrmachtsverbände werden mit den Kriegsschiffen der Kampfverbände angelandet, erst der Nachschub wird über Truppentransporter erledigt...

Das wäre aber bei der Invasion der britischen Inseln ganz schwer nach hinten los gegangen.
 
Ob es einen "Alles oder Nichts" Kampf der Royal Navy bei einer versuchten deutschen Invasion Juni 1940 gegeben hätte, ...

Darauf deutet wohl alles hin. Übrigens: aufgrund der laufenden Versorgung und der äußerst langsamen Transportschiffe wäre es ausreichend gewesen, die Zerstörer nachts einzusetzen. Der Anmarsch wäre ebenso wenig von der Luftwaffe zu blocken gewesen wie der üblicher Küstenverkehr an Geleitzügen, der Hunderttausende Tonnen pro Monat an der Westküste und im Kanal umfasste.

Liegt derzeit noch im Stapel, vielleicht gibt es dort mehr Details:
Anthony J. Cumming: The Royal Navy and the Battle of Britain 1940, druckfrisch aus 2010.

Schließlich: über welche Bomben-Zielgeräte verfügten deutsche Sturzkampfflugzeuge im Juli 1940? :D :pfeif:
 
Und warum hat diese gewaltige Flotte nicht Operation Weserübung verhindern können? Zu diesem Zeitpunkt stand sogar noch die französische Flotte zur Verfügung, und trotzdem hat der Sprung nach Norwegen geklapt. Und bei Kreta hatten die Briten auch die absolute Seeherrschaft, mussten dann aber gegenüber der Luftwaffe ihre Flotte abziehen da die Verluste überhand nahmen.

Bitte bedenke, daß die KM bei der Operation Weserübung fast 50% ihres Kampffähigen Schiffsmaterials verloren hat und das u.a. gegen Küstengeschütze der Fa. Krupp aus dem Jahr 1890...
 
Nur mal so als Einwurf eines marinehistorischen Laien. Wie sahen denn die strategischen Optionen des britischen Kriegskabinettes während der Besetzung Norwegens aus? Norwegen oder die Sicherheit UK gegen eine mögliche deutsche Invasion. Darauf kann es eigentlich nur eine Antwort geben. Konnte UK in norwegischen Fjorden verteidigt werden? Wohl eher nicht.

Vor Jahren habe ich die Kriegstagebücher von Churchill gelesen, ich meine mich dunkel erinnern zu können, daß er dazu auch was geschrieben hat und vor sich selbst die Aufgabe Norwegens verteidigt hat.

M.
 
Bitte bedenke, daß die KM bei der Operation Weserübung fast 50% ihres Kampffähigen Schiffsmaterials verloren hat und das u.a. gegen Küstengeschütze der Fa. Krupp aus dem Jahr 1890...

Wenn kehrten SH, GN und HP aus Norwegen zurück? Wann erhielt GN den Torpedotreffer auf der Rückfahrt von Norwegen? Wo befanden sich Scheer und Lützow? Kann man für Juli 1940 von 5-6 einsatzfähigen Zerstörern ausgehen und die Leichten Kreuzer völlig streichen?

ME waren im Juli 1940 lediglich die für so etwas nicht verwendungsfähigen Schleswig-Holstein und Schlesien in der Nordsee.
 
Vielleicht habe ich da etwas überlesen.

Aber bisher wurde nicht erwähnt, dass bei bestem Willen schon der Versuch unmöglich gewesen wäre.
Die Truppen standen bei der Kapitulation Frankreichs, kräftig durchmischt, hunderte von Kilometern weg von den möglichen Verschiffungshäfen.

Die "strategischen Pausen" sind ja unumgänglich.
 
Wenn kehrten SH, GN und HP aus Norwegen zurück? Wann erhielt GN den Torpedotreffer auf der Rückfahrt von Norwegen? Wo befanden sich Scheer und Lützow? Kann man für Juli 1940 von 5-6 einsatzfähigen Zerstörern ausgehen und die Leichten Kreuzer völlig streichen?

ME waren im Juli 1940 lediglich die für so etwas nicht verwendungsfähigen Schleswig-Holstein und Schlesien in der Nordsee.

Hier die Kampfverbände der Weserübung:
Beteiligte deutsche Schiffe des Unternehmens Weserübung ? Wikipedia

Die Schlachtschiffe SH und GN hatten bei der Operation die Fernsicherung der KG 1 und 2 übernommen.
Waren aber nach einem kurzen Gefecht mit der Renow schon Ende April wieder in Wilhelmshaven.
Allerdings würde bei eine Fernsicherung zu einer britischen Invasion Juni 1940 eine zeitliche Überschneidung für die großen Schiffe entstehen, da die Entlastungsoperation Juno mit SH, GN und HP, sowie 4 Zerstörern vom 4.Juni bis zum 26. Juli 1940 stattfand.Dabei wurde GN durch einen Torpedotreffer beschädigt.
Allerdings wären ohne diese Operation die Wehrmachtsverbände in Narvik in arge Bedrängnis geraten oder gar vernichtet worden.

Um also eine Invasion der britischen Inseln von der Seeseite zu decken, wäre die kleine KM erst frühestens ab August einsatzfähig gewesen. Doch wie ich schon erwähnte, waren die Verluste bei der Operation Weserübung so hoch, dass die Admiralität sicherlich nicht die Verantwortung für einen offenen Seekrieg direkt gegen die britischen Inseln übernommen hätten, wohlweislich, daß es der Untergang der KM gewesen wäre.

Hinzukommt, daß mit dem Einsatz aller kampffähigen Einheiten zur See der KM, die deutsche Nordsee- und Ostseeküste völlig schutzlos war.

Zu den Schlachtschiffen SH und GN hätte die KM ab August 1940 noch die Kreuzer:
An schweren Kreuzern hatte die KM noch die Admiral Scheer, Lützow sowie die Admiral Hipper und an leichten Kreuzern die Köln, Nürnberg und Emden zur Verfügung.
Vielleicht noch die Schleswig Holstein und die Schlesien, doch war der Kampfwert dieser beiden Schiffe, sowie des leichten Kreuzers Emden, sicherlich zu vernachlässigen.
 
Zu Norwegen möchte ich sagen, dass das ein ganz anderes Thema ist, das man in einem eigenen Thread behandeln sollte. Nur soviel: Norwegen ist ein Inselstaat, Großbritannien ein Festlandsstaat. :scheinheilig: Das ist zwar geographisch falsch, militärisch aber richtig. Norwegen besteht aus lauter kleinen isolierten Positionen, die von ebenso isolierten kleinen Angreifergruppen relativ leicht niederzukämpfen sind. Die norwegische Bevölkerungszahl und Rüstungsindustrie sind sehr überschaubar.

Anders Großbritannien. Im angelsächsischen Sprachgebrauch ist häufig vom "British mainland" die Rede, und das ist nicht nur umschreibend gemeint. Im Süden und in der Mitte ist die Bevölkerung kompakt verteilt, die Rüstungsindustrie gehört zu den bedeutendsten weltweit. Anders als in Norwegen und Kreta kämpfen die Briten auf und um den eigenen Boden. Ein wesentlich härterer Einsatz der Briten als auf entfernten Kriegsschauplätzen muss auf jeden Fall angenommen werden.

Für mich bleiben jede Menge Fragen offen:

a) War ein Fall Frankreichs überhaupt absehbar? Planungen zur zeitigen Invasion in England hätten andernfalls im luftleeren Raum - und eben in der Realität wohl überhaupt nicht - stattgefunden.

b) Wo sollen vier Luftlandedivisionen herkommen?

c) Wieviel Ju 52 sind für die Luftlandung (noch) vorhanden?

d) Wie lange können diese luftgelandeten Truppen sich in England des Juni 1940 ohne Nachschub von See halten? Können sie einen Hafen freikämpfen?

e) Wo sollen Truppen für eine nachfolgende Landung über See hergenommen werden?

f) Kann die Luftwaffe den Kanal wenigstens stundenweise "freiputzen", um eine Anlandung in Kent zu ermöglichen?

Von einem Einsatz der Kriegsmarine in diesem Zusammenhang würde ich mal völlig absehen.

Grüße, Holger
 
a) In meinen Augen ja.

b) Aber, auch nach dem Sieg wurden etliche Divisionen benötigt, um das Land unter Kontrolle zu halten. Also währe es schwer geworden genügend Divisionen aus dem Verband heraus zu lösen.

c) Keine Ahnung. Von Britischer Seite waren aber auch im August noch etliche Jagdflieger vorhanden. Damit währe eine reine Luftlandeoperation verlustreich gewesen.

d) Das ist eine gute Frage, vor allem wenn man in Betracht zieht, das auf dem Luftweg kaum oder gar keine schwere Ausrüstung über den Kanal geschafft werden könnte.

e) siehe b

f) Nach der Luftschlacht von England? Die Briten haben zu diesem Zeitpunkt gelernt die RAF mittels Radar im eigenen Bereich zu lenken. Also eher nein.

Apvar
 
Entschuldige, Apvar, aber nach meinem Szenario sind wir im Juni. Da ist die RAF gerade erst dabei, sich zu berappeln.

Grüße, Holger
 
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