Welche Disziplinarstrafen gab es an deutschen Schulen nach 1945?

Wenn ich mir das hier so durchlese, sind die Schlüsselbunde recht beliebt gewesen ...
Das kann ich bestätigen, zumindest ist mir ein Lehrer bekannt, der dafür berüchtigt war, den ich selber aber nicht hatte. Allerdings hatte der nur einen Arm, war deshalb öfters Spott ausgesetzt, für den er überhaupt kein Verständnis empfand. Das konnte ich irgendwie nachvollziehen.
Der letzte Vorfall von "Züchtigung", an den ich mich persönlich erinnere, ging in eine ähnliche Richtung. Muss so 92' gewesen sein, als mir mein damaliger Chemielehrer (uns verband eine tiefe gegenseitige Abscheu) ein kleines Stück Seife gegen den Kopf warf.

P.S.: fairerweise muss man sagen, dass auch die Schülerstreiche damals noch von ganz anderen Eltern waren.
 
Bei uns gab es andere Disziplinarmaßnahmen, wie >vor die Tür stellen<, Nachsitzen, Einträge ins Hauaufgabenheft


Daß da sogar extra ein Heft dafür geführt wurde... ich bin entsetzt! :haue:


Ich kann mich noch sehr gut an meinen Lehrer in Mathe, 7.Jahrgangsstufe, erinnern. Das war ein echter Choleriker. Wenn einer im Unterricht ein Muckser machte, dann ging es rund. Der fing an zu schreiben ...


Grauenhaft... Heutzutage begeben sich solche Leute ins Internet und suchen Foren auf, in denen sie herumschreiben können.
 
Ich bin angenehm über die Teilnahme an diesem Thema - super Leute!
Gleichzeitig muß ich aber auch sagen, bin ich erschrocken, wie lange diese Praxis der körperlichen Züchtigungen im Westen ging. So etwas kenne ich aus meiner Schulzeit nicht - ich wurde 1974 in Hennigsdorf, nördlich von Berlin eingeschult. Bei uns gab es andere Disziplinarmaßnahmen, wie >vor die Tür stellen<, Nachsitzen, Einträge ins Hauaufgabenheft, die die Eltern unterschreiben mußten usw. Bei schwereren Vorkommnissen gab´s auch mal einen Tadel, bei 3 Tadel - sagte man - drohte ein Verweis. Vorher mußte man aber noch vor die Konfliktkommission, die versuchte, das Problem zu lösen.

Auch meine Mutter erzählte mal aus ihrer Schulzeit - sie wurde in den ´50ern eingeschult - und auch da gab es auch keine Schläge mehr. Jedoch einen Stock hatte der Lehrer noch und wenn ein Schüler mal unaufmerksam war ließ er seinen Stock haarscharf neben der Hand dieses Schülers auf den Tisch knallen...
Muß einen schönen Schreck gegeben haben.
=)

Oh doch, eine Beispiel fällt mir doch ein: Als sich ein Mitschüler angeregt mit einem anderen unterhalten hat, bewarf ein Klassenleiter (zw. 5.-8. Klasse) diesen Schüler mit einem Stück Kreide - Also doch ein Beispiel von schwerer körperlicher Züchtigung...
:ironie:

Moment,
die körperliche Züchtigung war Erziehungsmittel so bis ca. 1962-63 an Grund- und Hauptschulen in BW. Im Gymnasium da schon längst nicht mehr.
Das meiste was wir hier geschildert haben, waren persönliche Ausraster der "Steißtrommler" die auf die Disziplinarstrafen gegen Schüler nicht angerechnet werden können. Derweil diese Ausraster ja durchaus zu Disziplinarstrafen gegen Lehrer geführt hätten.

Die Situation damals war aber, 1. Lehrermangel (wurden schlecht bezahlt) 2. Schulraumnot. Daraus resultierend riesige Klassen mit uralten Lehrern, die ihr ganzes Leben geprügelt hatten. So richtig an die Kandare konnte die alten Knaben auch keiner mehr nehmen. Hätten sie den Bettel hingeschimssen, waren ja längst im Rentenalter. Und dann? Man hat sie ja gebraucht.

War Vollbeschäftigung damals, quer durch Europas Süden wurden händeringend Leute gesucht. Ein Märchen aus uralten Zeiten....
 
Daß da sogar extra ein Heft dafür geführt wurde... ich bin entsetzt! :haue:





Grauenhaft... Heutzutage begeben sich solche Leute ins Internet und suchen Foren auf, in denen sie herumschreiben können.

Danke Hyo:winke:

habe ich mich doch vertippt.

Es sollte natürlich "schreien" heissen. Eigentlich wäre kreischen noch der bessere Ausdruck.

Ich gehe doch bestimmt richtig in der Annahme, das du mit Leute meinen ehemaligen Mathelehrer meinst.:)
 
Daß da sogar extra ein Heft dafür geführt wurde... ich bin entsetzt! :haue:
Wie? Was hab ich geschrieben? >Hauaufgabenheft<?
Na jaaaaaaa, klitzkleiner Tippfehler - aber ein lustiger. =)

Ich meinte natürlich das Hausaufgabenheft.
(diesmal richtig geschrieben? - kurze Kontrolle - ämmm - ja!)

Das gibt es übrigens heute noch.
:)
 
In ländlichen Gebieten Bayerns war es - zumindest bis in die 60er Jahre -üblich, Schüler mit dem sog. "Scheitelknien" zu züchtigen.

Dabei handelte es sich um einen etwa 30 cm langen Holzscheit, der einen dreieckigen Querschnitt hatte. Der wurde auf den Boden gelegt, und der betreffende Schüler musste sich eine gewisse Zeit darauf knien. Aufgrund der Dreiecksform war oben natürlich eine Kante, die umso schmerzhafter drückte, je länger der Schüler draufbleiben musste...

Jacobum
(der nie scheitelknien musste!)
 
Barbarossa, ich bin auch zutiefst überrascht, wie lange an westdeutschen Schulen ausrastende Lehrer ihr Unwesen trieben.
Ich komme aus dem Westen und bin Ende der 60er in die Schule gekommen.
Schon bei einem verbalen Entgleisen wurde der Lehrer seitens der Elternschaft in die Zange genommen, tätliche Übergriffe kenne ich überhaupt nicht.
Und das meiste, was sich hier findet sind, wie Repo schon sagte, Anekdoten über sich fehlverhaltende Lehrer, keine Aufzählungen von geduldeten Erziehungsmassnahmen.
Aber immerhin von drei Bundesländern habe ich die offiziellen Abschaffungsdaten:
1980 in Bayern
http://de.wikipedia.org/wiki/Körperstrafe
Abschaffung in Hamburg: 1.4. 1969
http://www.abendblatt.de/daten/2007/03/31/716339.html
1970 dann in Schleswig-Holstein, aber auch schon ein Jahr zuvor hätte niemand gewagt, Hand an uns Schüler zu legen.


In Grossbritannien erfolgte die Abschaffung erst 1986
http://www.pz-news.de/kultur/lifestyle/berichte/84269/index.html

Hier etwas Allgemeines, was ich auch noch ganz interessant fand:
http://www.lostorfer-gruppe.ch/Entwicklung_der_Strafe.pdf
 
Es ist tatsächlich erstaunlich, wie lange sich Prügelstrafe im Schulbetrieb hielt, wenn man bedenkt, daß sie bereits vor dem I. Weltkrieg in den meisten Armeen abgeschafft war und 1923 auch in deutschen Gefängnissen beseitigt wurde.
Wie Penseo schrieb wurde sie 1986 an öffentlichen Schulen beseitigt und 1996 auch an privaten. Eine Liverpooler Privatschule legte dagegen 1998 Klage ein. In den USA ist sie übrigens noch heute in 22 Bundesstaaten legal, vor allem entlang des "Bible Belts" im Mittleren Westen und in den Südstaaten.
 
Mir hat nie ein Lehrer eine runtergehauen.
Und dabei hab ich die Lehrer immer so provoziert,war der Schrecken der Schule.
Ich war ein traumatisiertes Kind und als Folge dieses Traumas ziemlich aggressiv.
Die Hand ausgerutscht ist aber nie jemand.
Bestraft worden bin ich dann zu Hause und dann da verprügelt worden,was für die Heilung eines Traumas nicht gerade förderlich ist...
 
Also, ich bin in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts in Württemberg in die Schule gegangen und bei uns gab es keine körperlichen Züchtigungen, weder Backpfeife noch Tatzen. Allerdings waren die Lehrer sehr, sehr autoritär und es herrschte noch "Zucht und Ordnung", sprich kein Handy, kein Kaugummi, kein Rumlümmeln, keine Mützen, keine Widerrede.
Ich gebe auch gerne zu, dass ich in der heutigen Zeit bei den heutigen Schülern etwas von der Disziplin vermisse.
Ich gebe gleichzeitig auch gerne zu, dass manche Lehrer auch nicht das Gelbe vom Ei sind.
 
Also, ich bin in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts in Württemberg in die Schule gegangen und bei uns gab es keine körperlichen Züchtigungen, weder Backpfeife noch Tatzen. Allerdings waren die Lehrer sehr, sehr autoritär und es herrschte noch "Zucht und Ordnung", sprich kein Handy...


Davon habe ich auch schon gehört. Die waren gnadenlos, damals soll es wirklich kein einziges Handy an irgendeiner Schule gegeben haben.
 
Tja, gelle, das ist doch wirklich verwunderlich, dass es damals überhaupt gar nicht, kein einziges Handy in der Schule geduldet wurde ...

.... wie ich bereits gesagt habe, die Lehrer waren sehr, sehr streng damals...........hmmm

ich kann mir auch gar nicht mehr vorstellen, wie wir damals den Tag oooohne Handy runmgebracht haben .....aber wahrscheinlich war das unsere Strafe ... kein Handy zu haben....psychologisch gesehen zumindest...
 
Tja, gelle, das ist doch wirklich verwunderlich, dass es damals überhaupt gar nicht, kein einziges Handy in der Schule geduldet wurde ...

.... wie ich bereits gesagt habe, die Lehrer waren sehr, sehr streng damals...........hmmm

ich kann mir auch gar nicht mehr vorstellen, wie wir damals den Tag oooohne Handy runmgebracht haben .....aber wahrscheinlich war das unsere Strafe ... kein Handy zu haben....psychologisch gesehen zumindest...

Damals war ein Kasettenrekorder, Kasedderekorder sagte ein Schulfreund, und die Lustigen Taschenbücher das höchste der Gefühle. Aber zurück zu eigentlichen disziplinarischen Maßnahmen, über die man vielleicht nicht so viel nachdenkt, wie über einige der Szenen und Eskapaden, mitten aus dem prallen Leben gegrifen, an die wir uns erinnert haben. Manches erscheint ja in der Retrospektive durchaus glanzvoller, als es war, als man solche barock- surrealistischen Abenteuer erleben- oder erleiden durfte.
An disziplinarischen Maßnahmen fehlte Schülern wie Lehrern gleichermaßen die Phantasie. In den 70er kam einmal ein Ukas vom Bundeskultusministerium, daß Strafarbeiten pädagogisch sinnvoll und nicht herabwürdigend sein sollten. In die Ecke stellen, oder 100 mal schreiben, "ich war ein Idiot" etc. war verboten. Vor die Tür gesetzt werden, war eher eine Auszeit für den Lehrer, als den Schüler. Was also tun? In der Grundschule mußte man ein bestimmtes Kapitel vorbereiten etc. Am Gymnasium gab es bis in die Mittelstufe als Standardstrafe ein "Protokoll" der Unterrichtssitzung machen. Ein Lateinlehrer bestand immer auf doppelter Ausfertigung. Einmal für dich und einmal für mich. Das Ganze war eigentlich immer furchtbar lasch, oft ging es nur darum, eine Sanktion zu verhängen, damit dem Prinzip genüge getan war. Ernster war, wenn man eine Unterschrift beibringen mußte. Ein Eintrag ins Klassenbuch war schon ernster, denn er zog häusliche Miseren nach sich. Eine völlig unsinnige Maßnahme war, wenn man für drei Tage von der Schule suspendiert wurde. Das war meist wegen Alkohol oder Sexaffären, Homosexualität, Grafittis, natürlich am meisten wegen Schlägereien. Die drei Tage konnte man aber nicht genießen, denn es gab ein furchtbares Trara und bei der nächsten Verfehlung wurde man "der Anstalt verwiesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich bin doch gerade arg am Grübeln über:
Also, ich bin in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts in Württemberg in die Schule gegangen und bei uns gab es...kein Handy..
:confused: :confused: :confused:
Gab es in den ´60ern überhaupt schon Handys?
Also im Westen meine ich jetzt?
:grübel: :grübel: :grübel:
Im Osten würde es heute noch keine geben, wenn die SED noch dran wäre...
:S
 
Hallo Barbarossa,

ich weiß natürlich, dass es in den Sechzigern noch keine Handys gab, das mit den Handys war ironisch gemeint - vorallem im Bezug auf die "Handysüchtigkeit" der heutigen Schüler
 
Meine Meinung:
Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe.

Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird niemals so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten…

Die Jugend liebt heute den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte. Die Jugend steht nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Die heutigen Kinder sind Tyrannen. Sie widersprechen den Eltern, schlürfen beim Essen und wollen alles besser wissen als ihre Lehrer und tyrannisieren die Lehrer

Die unersättliche Grenzenlosigkeit der Freiheit und die Vernachlässigung der anderen Güter sind schuld daran, dass diese Verfassungsform sich ändert. Regierende, die sich wie Regierte benehmen, und Regierte, die sich wie Regierende verhalten, finden privat und öffentlich Lob und Ehre. Kann es ausbleiben, dass sich die Freiheit in einem solchem Staate maßlos überall hin ausbreitet? Und das bis in die Privathäuser hinein Anarchie vordringt? So gewöhnt sich denn der Vater daran, mit seinen Kindern gleichberechtigt zu sein und vor seinen Söhnen Furcht zu haben; und der Sohn gewöhnt sich daran, vor den Eltern weder Scheu noch Ehrfurcht zu haben, damit er nur ja frei sei. Der Lehrer fürchtet unter diesen Verhältnissen seine Schüler und schmeichelt ihnen, die Schüler wiederum achten Lehrer und Erzieher kaum. Überhaupt stellt sich die Jugend den Älteren gleich und tritt gegen sie in Wort und Tat an. Die Alten setzen sich aber unter die Jungen und sind voller witziger und gewandter Geistigkeit; sie suchen es den Jungen gleichzutun, damit es nur ja nicht so aussieht, als seien sie unfreundlich und autoritär. Allzu große Freiheit schlägt aber in nichts anderes um als in allzu große Knechtschaft, bei dem Einzelnen ebenso wie im Staat. So bildet sich denn natürlicherweise eine Tyrannenherrschaft aus keiner anderen Staatsform als aus der Demokratie und somit die schlimmste und roheste Knechtschaft aus der doch wohl äußeren Freiheit…

Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.

Der Staatshaushalt muss ausgeglichen sein. Die öffentlichen Schulden müssen verringert werden. Die Arroganz der Behörden muss gemäßigt und kontrolliert werden. Die Zahlungen an ausländische Regierungen müssen reduziert werden, wenn der Staat nicht bankrott gehen will.

Ein noch nicht hinreichend gefestigtes [jugendliches] Gemüt muss man dem Einfluss der großen Menge entziehen.

Wehe, wie kläglich führt sich die Jugend auf, deren Denken und
Trachten früher so höfisch war! Sie kennen nur noch ihre Sorgen. Wehe,
weshalb tun sie das? Wo ich auch hinkomme, keiner ist mehr fröhlich.
Tanzen, Lachen, Singen geht in Sorgen unter. Nie sah ein
Christenmensch einen so beklagenswerten Haufen.

Sag nur, wie trägst du so behaglich
Der tollen Jugend anmaßlich Wesen?
Fürwahr, sie wäre unerträglich,
Wär` ich nicht auch unerträglich gewesen.

Sogar die Zukunft war früher besser.



























;)
in der Reihenfolge der Absätze oben (ohne Gewähr):
Keilschrifttext aus Ur, Chaldäa, um 2000 v. Chr.
Tontafel (?), um 1000 v. Chr.
Sokrates, griech. Philosoph, 470 - 399 v. Chr.
Platon, griech. Philosoph, 427 - 347 v. Chr.
Aristoteles, griech. Philosoph, 384 - 322 v. Chr.
Cicero, röm. Philosoph 106 - 43 v. Chr.
Seneca, röm. Philosoph 1 - 65 n. Chr.
Walther von der Vogelweide, Lyriker 1170 -1230
J. W. v. Goethe, deutsch. Dichter 1749 - 1832
Karl Valentin, deutsch. Komiker 1882-1948
PS: den Text unter dem Smiley mit der Maus markieren, dann kann man ihn lesen...
 
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