Weil sie an eiszeitlich kalte bis bestenfalls heutige mitteleuropäische Temperaturen angepaßt waren, sowohl körperlich als auch kulturell.
Ich vermute, das ist der zentrale Grund.
Die Neandertaler hatten sich im Verlauf von nahezu 100 000 Jahren an die niedrigen Temparaturen der Würm- bzw. Weichselkaltzeit angepasst und sich in einer lebensfeindlichen Umwelt exzellent behauptet. Wir finden sie somit fast ausschließlich in kalten oder gemäßigten Zonen von Europa über Südrussland bis nach Zentralasien und ins Altai-Gebirge. Vereinzelte Funde gibt es allerdings auch in Palästina und im Zagros-Gebirge.
Die europäische Tundra der Kaltzeit war somit der eigentliche Lebensraum des Neandertalers: große Ebenen südlich der Gletscher, Moose, Flechten, Binsen, Gräser, vielleicht einige Zwergbirken. Ganz Nordeuropa muss damals, bis an den Rand des ewigen Eises, den heutigen Einöden im nördlichen Kanada geglichen haben, mit einem rauen, frostigen Winter und einem üppien Sommer mit rapidem Pflanzenwachstum von Bodendeckern.
Jahreszeitlich müssen große Wanderungen stattgefunden haben, bei denen die Tierwelt des arktischen Europa jeden Winter in die wärmeren Regionen der ungarischen Ebene und der Steppe nördlich des Schwarzen Meers wanderte. In diesen Regionen haben Archäologen die die meisten Artefakte und Skelettreste des Neandertalers gefunden.
An diesen Lebensraum war der Neandertaler bestens angepasst, er wusste, wie man den verschiedenen Wildarten nachstellen und sie erlegen konnte, er kannte sich in der Pflanzen- und Tierwelt der Tundra und des eiszeitlichen Europas bestens aus.
Warum also sollte er nach Afrika migrieren, wo ihn gänzlich andere klimatische Verhältnisse und eine andere Umwelt erwarten würden?