C
Cherusker
Gast
Gestern wurden in Detmold, im Rahmen der Vortragsreihe, mehrere Kurzvorträge der Kalkriese-Befürworter und -Gegner vorgetragen und anschließend fand eine Podiumsdiskussion statt.
Folgende Redner waren eingeladen:
für Kalkriese: die Herren PD Dr. G. Moosbauer, Dr. A.Rost und Frau Dr. S. Wilbers-Rost (alle Kalkriese/Osnabrück);
gegen Kalkriese: Herr Dr. P.Kehne (Hannover) und Herr Prof. Dr.R.Wolters (Tübingen).
Die Rededauer betrug ca. 20 Minuten und wurde durch Bilder unterstützt.
Es fing mit MOOSBAUER an, der in seinem Vortrag Kalkriese als einen germanisch-römischen Kampfplatz darstellte, der sich über ein langgezogenes Gebiet hinstreckte. Ein Schwerpunkt sei der Wall gewesen, an dem etliche römische Funde getätig wurden. MOOSBAUER wies daraufhin, daß es im Varusheer mehr Münzen gegeben haben müsse als bei Germanicus ((komisch, Germanicus hatte doch die rebellierenden Legionäre ausgezahlt?)) und daß die historischen Quellen nicht mit dem Fundort Kalkriese übereinstimmen. Aber es sei der einzige Schlachtfundort.
Danach folgte WILBERS-ROST. Sie sprach von der Vielzahl der römischen Funde, besonders am Wall. Ferner räumte sie ein, daß sie den Wall erst als römisch betrachtet hätte, dann aber als germanisch, da der Wall kein Lager ergeben hätte. Aufgrund der kürzlichen Diskussion über den Spitzgraben und dem gefundenen römischen Schanzwerkzeug, erwiderte sie, daß der Graben nicht immer V-förmig war, sondern auch muldenförmig. Und das Schanzwerkzeug wurde hinter dem Wall gefunden. Im westlichen Graben haben sie ein Silberblech (römisch) gefunden. Auch die Knochengruben mit Menschen- und Tierknochen (Pferd und Maultier) würden auf eine Bestattung durch Germanicus hinweisen.
Es ging mit ROST weiter. Er wies daraufhin, daß man noch keine Erfahrungen mit der Schlachtfeldforschung aufweisen kann. Aber Schleuderbleie und Pfeilspitzen sind sichere Zeichen für ein antikes Schlachtfeld. In Kalkriese hat man Glück gehabt, daß der Wall einige Sachen bedeckte. ROST sagte auch, daß das Schlachtfeld danach gründlich über einen längeren Zeitraum geplündert wurde und die Germanen höchstwahrscheinlich ihre Toten und deren Waffen mitnahmen. Viele Funde seien auch Troßfunde und Varus hätte durch seine Niederlage die Plünderung ermöglicht. Germanicus (hier:Caecina) hätte dagegen besser auf seinen Troß "aufgepaßt". Ferner wies ROST auf die Schlachtfeldforschung beim "Little Big Horn" und bei "Waterloo" hin. Gerade bei den Napoleonkriegen hätte man die Leichen erst auf einen Haufen gebracht und sie dann ggfs. geplündert, aber nicht geschändet ((kann es nicht sein, daß dort beide feindlichen Parteien auch Christen waren und so einen gewissen Respekt hatten?)). Ein weiterer Punkt waren die römischen Fundstücke von Legionärsrüstungen, die bildlich dargestellt wurden ((hatten denn die Augustus-Legionen schon Segmenten-Rüstungen? Ich dachte immer, die kamen erst später auf und die Kettenhemden seien zeitgemäß gewesen?))
Jetzt kamen die Kalkriese-Gegner zu Wort. Es fing mit KEHNE einem Althistoriker an. Kehne sagte, daß die literatischen Überlieferungen entscheidend seien, da man ansonsten keine Informationen über einen Varus erhalten hätte. Er nannte die römischen Autoren und hob Tacitus und Cassius Dio hervor. Kehne kam zu dem Schluß, daß die Römer die Lippe-Trasse genutzt hatte und das Varusheer unter diesen Kampfbedingungen nicht mehr als 15km gezogen sein kann. Auch wären auf dem Weg von Minden nach Kalkriese keine Berge und Schluchten zu finden. KEHNE wies auf die Caecina-Feldzüge hin und berichtete, daß Germanicus einen (!)Grabhügel errichtet hätte, nachdem sie mehrere "Stätten der Trauer" entdeckten. So kam Germanicus zu dem Entschluß die Toten zu bergen und sie dann in einen Tumulus zu bestatten. Von Knochengruben sei überhaupt nicht die Rede gewesen. Auch hätten die römischen Legionäre auch zwischen Menschen- und Tierknochen unterscheiden können, da sie in großer Zahl aus der Landbevölkerung rekrutiert wurden. KEHNE ging auf ROST ein und sagte, daß auch bei Germanicus ein Troß unter der Führung von Caecins verloren ging und sie dort auch nicht aufgepaßt hätten. ((pontes longi)). KEHNE sieht auch ein Problem in der Entfernung von der Lippe zu Kalkriese. Für ihn ist es anhand der Quellen ausgeschlossen, daß es sich bei Kalkriese um die Varusschlacht handelt.
Danach kam WOLTERS zu Wort. Er ging auf die Münzfunde ein und wies daraufhin, daß ein Münzfund zwar eine Datierung darstellt, aber aufgrund der römsichen Prägezeiträume (Rom und Lyon) eine eindeutige Feststellung nicht möglich sei. So nannte er ein Beispiel: das Römerlager Oberaden hätte nach Deutung der Münzfunde nur zwischen 15-13vChr. existiert. Erst durch andere archäologische Funde konnte man den Standort bis 7v.Chr. nachweisen. So sei auch der Münzhorizont zwischen 9-15n.Chr. zu 99% identisch. Er ging dann noch auf die Kontermarken (Gegenstempel) ein. Sein Fazit war, daß Münzen einen Platz nicht identifizieren können, da man nicht nachweisen kann, wer die Münzen besessen hat ((Varus oder Germanicus)).
Die anschließende Fragestunde brachte wenig ein, da hier nur u.a. wieder einige Theorien von Heimatforschern mitgeteilt wurden, z.B. Höxter-Corvey sei römisch aufgrund von Steinbauten. Das hat KEHNE bezweifelt, da bis zur claudinischen Zeit nur Holz-Erde-Konstruktionen verwendet wurden. Auch Fragen nach den Sümpfen bei Detmold bzw. den Schluchten und Bergen bei Kalkriese bringen so nicht weiter....
P.S:
((...)) damit habe ich meine Anmerkungen gekennzeichnet.
Folgende Redner waren eingeladen:
für Kalkriese: die Herren PD Dr. G. Moosbauer, Dr. A.Rost und Frau Dr. S. Wilbers-Rost (alle Kalkriese/Osnabrück);
gegen Kalkriese: Herr Dr. P.Kehne (Hannover) und Herr Prof. Dr.R.Wolters (Tübingen).
Die Rededauer betrug ca. 20 Minuten und wurde durch Bilder unterstützt.
Es fing mit MOOSBAUER an, der in seinem Vortrag Kalkriese als einen germanisch-römischen Kampfplatz darstellte, der sich über ein langgezogenes Gebiet hinstreckte. Ein Schwerpunkt sei der Wall gewesen, an dem etliche römische Funde getätig wurden. MOOSBAUER wies daraufhin, daß es im Varusheer mehr Münzen gegeben haben müsse als bei Germanicus ((komisch, Germanicus hatte doch die rebellierenden Legionäre ausgezahlt?)) und daß die historischen Quellen nicht mit dem Fundort Kalkriese übereinstimmen. Aber es sei der einzige Schlachtfundort.
Danach folgte WILBERS-ROST. Sie sprach von der Vielzahl der römischen Funde, besonders am Wall. Ferner räumte sie ein, daß sie den Wall erst als römisch betrachtet hätte, dann aber als germanisch, da der Wall kein Lager ergeben hätte. Aufgrund der kürzlichen Diskussion über den Spitzgraben und dem gefundenen römischen Schanzwerkzeug, erwiderte sie, daß der Graben nicht immer V-förmig war, sondern auch muldenförmig. Und das Schanzwerkzeug wurde hinter dem Wall gefunden. Im westlichen Graben haben sie ein Silberblech (römisch) gefunden. Auch die Knochengruben mit Menschen- und Tierknochen (Pferd und Maultier) würden auf eine Bestattung durch Germanicus hinweisen.
Es ging mit ROST weiter. Er wies daraufhin, daß man noch keine Erfahrungen mit der Schlachtfeldforschung aufweisen kann. Aber Schleuderbleie und Pfeilspitzen sind sichere Zeichen für ein antikes Schlachtfeld. In Kalkriese hat man Glück gehabt, daß der Wall einige Sachen bedeckte. ROST sagte auch, daß das Schlachtfeld danach gründlich über einen längeren Zeitraum geplündert wurde und die Germanen höchstwahrscheinlich ihre Toten und deren Waffen mitnahmen. Viele Funde seien auch Troßfunde und Varus hätte durch seine Niederlage die Plünderung ermöglicht. Germanicus (hier:Caecina) hätte dagegen besser auf seinen Troß "aufgepaßt". Ferner wies ROST auf die Schlachtfeldforschung beim "Little Big Horn" und bei "Waterloo" hin. Gerade bei den Napoleonkriegen hätte man die Leichen erst auf einen Haufen gebracht und sie dann ggfs. geplündert, aber nicht geschändet ((kann es nicht sein, daß dort beide feindlichen Parteien auch Christen waren und so einen gewissen Respekt hatten?)). Ein weiterer Punkt waren die römischen Fundstücke von Legionärsrüstungen, die bildlich dargestellt wurden ((hatten denn die Augustus-Legionen schon Segmenten-Rüstungen? Ich dachte immer, die kamen erst später auf und die Kettenhemden seien zeitgemäß gewesen?))
Jetzt kamen die Kalkriese-Gegner zu Wort. Es fing mit KEHNE einem Althistoriker an. Kehne sagte, daß die literatischen Überlieferungen entscheidend seien, da man ansonsten keine Informationen über einen Varus erhalten hätte. Er nannte die römischen Autoren und hob Tacitus und Cassius Dio hervor. Kehne kam zu dem Schluß, daß die Römer die Lippe-Trasse genutzt hatte und das Varusheer unter diesen Kampfbedingungen nicht mehr als 15km gezogen sein kann. Auch wären auf dem Weg von Minden nach Kalkriese keine Berge und Schluchten zu finden. KEHNE wies auf die Caecina-Feldzüge hin und berichtete, daß Germanicus einen (!)Grabhügel errichtet hätte, nachdem sie mehrere "Stätten der Trauer" entdeckten. So kam Germanicus zu dem Entschluß die Toten zu bergen und sie dann in einen Tumulus zu bestatten. Von Knochengruben sei überhaupt nicht die Rede gewesen. Auch hätten die römischen Legionäre auch zwischen Menschen- und Tierknochen unterscheiden können, da sie in großer Zahl aus der Landbevölkerung rekrutiert wurden. KEHNE ging auf ROST ein und sagte, daß auch bei Germanicus ein Troß unter der Führung von Caecins verloren ging und sie dort auch nicht aufgepaßt hätten. ((pontes longi)). KEHNE sieht auch ein Problem in der Entfernung von der Lippe zu Kalkriese. Für ihn ist es anhand der Quellen ausgeschlossen, daß es sich bei Kalkriese um die Varusschlacht handelt.
Danach kam WOLTERS zu Wort. Er ging auf die Münzfunde ein und wies daraufhin, daß ein Münzfund zwar eine Datierung darstellt, aber aufgrund der römsichen Prägezeiträume (Rom und Lyon) eine eindeutige Feststellung nicht möglich sei. So nannte er ein Beispiel: das Römerlager Oberaden hätte nach Deutung der Münzfunde nur zwischen 15-13vChr. existiert. Erst durch andere archäologische Funde konnte man den Standort bis 7v.Chr. nachweisen. So sei auch der Münzhorizont zwischen 9-15n.Chr. zu 99% identisch. Er ging dann noch auf die Kontermarken (Gegenstempel) ein. Sein Fazit war, daß Münzen einen Platz nicht identifizieren können, da man nicht nachweisen kann, wer die Münzen besessen hat ((Varus oder Germanicus)).
Die anschließende Fragestunde brachte wenig ein, da hier nur u.a. wieder einige Theorien von Heimatforschern mitgeteilt wurden, z.B. Höxter-Corvey sei römisch aufgrund von Steinbauten. Das hat KEHNE bezweifelt, da bis zur claudinischen Zeit nur Holz-Erde-Konstruktionen verwendet wurden. Auch Fragen nach den Sümpfen bei Detmold bzw. den Schluchten und Bergen bei Kalkriese bringen so nicht weiter....
P.S:
((...)) damit habe ich meine Anmerkungen gekennzeichnet.