Rauchen im Mittelalter

@Gaius Marius: Aber von einem Biologiestudenten hätte man eigentlich mehr erwarten können, oder? :devil:

Weisst du, wenn ich es richtig mitbekommen habe, bist du Lehrer. Dann ist dir bekannt, dass zwei Dinge unendlich sind: Das Universum und die menschliche Dummheit.

Um auf das Thema zu kommen: Mir ist nicht bekannt, dass vor dem Tabak irgend etwas direkt geraucht wurde. Weihrauch und diverses Zeugs wurde vielleicht ins Feuer gegeben und inhaliert (Herodot berichtet von den Skythen, dass sie so Hanf konsumierten). Aber irgendwelche Kräuter aus der Pfeife knarzen - nein.
 
Die Asssassinen konsumierten doch auch Drogen, bzw. rauchten Hanf, Haschisch. Nach erfolgreichen Aktionen (Morden/Sonstiges) wurde dann auf Festen Haschisch genommen, sozusagen bewusstseinserweiternd.

Lg
Balduin
 
@balduin: Die Asssassinen konsumierten doch auch Drogen, bzw. rauchten Hanf, Haschisch. Nach erfolgreichen Aktionen (Morden/Sonstiges) wurde dann auf Festen Haschisch genommen, sozusagen bewusstseinserweiternd.

Ja, das wird behauptet und mag stimmen. Es es gibt aber auch andere Indikationen als das Zeug zu rauchen. Wir wissen es nicht. Jedenfalls habe ich noch nie gelesen, dass in irgendeiner mittelalterlichen Abfallgrube eine zerbrochene Pfeife oder was Ähnliches auftauchte.
 
da hast du Recht, ich denke mal vieles wird Legende sein, vor allem da die Assassinen zu ihrer Zeit sehr gefürchtet waren und von den Menschen nicht richtig verstanden wurden. Insofern, dass sie den eigenen Tod in Anspruch nahmen, um ihre Ziele zu verwirklichen. Die Assassinen waren ja sehr bekannt und berüchtigt, später wurde noch manch Privattruppe (u.a. Saddam Husseins Leibwächter) Fedajin genannt.
Ich denke, dass an der Legende mit Haschisch etwas dran ist, vor allem da haschisch im arabischen soviel wie Kräuter bedeutet, was ja auf viele Drogen zutreffen könnte. U.a. Opium, darüber rankt sich eine Sage, in der junge Männer betäubt wurden, als erstes einen Aufenthalt im "Paradies" genießen durften und dann zu den oben genannten Fedajin ausgebildet wurden.

Wobei das ja eher noch in die Kategorie Islam/Kreuzzüge gehört :winke:

Lg
Balduin
 
Mir ist nicht bekannt, dass vor dem Tabak irgend etwas direkt geraucht wurde. Weihrauch und diverses Zeugs wurde vielleicht ins Feuer gegeben und inhaliert (Herodot berichtet von den Skythen, dass sie so Hanf konsumierten). Aber irgendwelche Kräuter aus der Pfeife knarzen - nein.

Ja, das wird behauptet und mag stimmen. Es es gibt aber auch andere Indikationen als das Zeug zu rauchen. Wir wissen es nicht. Jedenfalls habe ich noch nie gelesen, dass in irgendeiner mittelalterlichen Abfallgrube eine zerbrochene Pfeife oder was Ähnliches auftauchte.

Ich verweise auf Beitrag 12.
 
U.a. Opium, darüber rankt sich eine Sage, in der junge Männer betäubt wurden, als erstes einen Aufenthalt im "Paradies" genießen durften und dann zu den oben genannten Fedajin ausgebildet wurden.

Das wurde öfters aufgegriffen und entstammt so weit ich weiß eigentlich von den Erzählungen Marco Polos. Man kann aber mit fast absoluter Sicherheit annehmen, dass das nur eine Sage ist.
Wenn du dich für die Assasinnen interessierst, dann kann ich dir Bernard Lewis "Die Assasinnen - Zur Tradition des religiösen Mordes im radikalen Islam" empfehlen. Das Buch ist sehr interessant und mM nach auch gut und leicht lesbar geschrieben.

@balticbirdy: Ich? Lehrer? Wie kommst du denn da drauf? :rofl:
Ich bin noch (ca. 5 Monate) Schüler. :winke:
 
Die Asssassinen konsumierten doch auch Drogen, bzw. rauchten Hanf, Haschisch. Nach erfolgreichen Aktionen (Morden/Sonstiges) wurde dann auf Festen Haschisch genommen, sozusagen bewusstseinserweiternd.

Das ist ein Märchen mit den Assassinen. Den Namen der Assassinen erhielt diese ismaelitische Abspaltung erst viel später als im 11. Jahrhundert. Zuerst hiessen sie schlicht Fedavie, also Aufopfernde, Geweihte. (Die Geschichte der Assassinen aus morgenländischen Quellen, von Joseph von Hammer, 1818)
Die ersten Assassinen nahmen wie andere Asiaten auch Opium ein (der Koran verbot allerhand Drogen, wie z.B. Alkohol).
Allerdings schon in der europäischen Antike wurde Opium getrunken. In Asien auch gegessen.
Vom Rauchen ist mir bei den Asiaten und Europäern vor Kolumbus nichts bekannt. Denn erst mit dem Tabak wurden andere Drogen dem Tabak beigefügt und geraucht.
Auch Bong und Shisha sind nicht älter als Kolumbus, weil Tabak dazu gehört.
 
Ja, das wird behauptet und mag stimmen. Es es gibt aber auch andere Indikationen als das Zeug zu rauchen. Wir wissen es nicht. Jedenfalls habe ich noch nie gelesen, dass in irgendeiner mittelalterlichen Abfallgrube eine zerbrochene Pfeife oder was Ähnliches auftauchte.

Man könnte streiten, ob die gefundene Haschischpfeife in der Alhambra vor 1500 in Gebrauch war und damit aber auch ganz haarscharf noch ins Mittelalter gehört.
Die Alhambra wurde übrigens auch nach 1500 als Aufenthaltsort genutzt.
 
Als Pfeifenraucher kann ich bestätigen, dass man so ziemlich jede Pflanzenart in der Pfeife rauchen kann. Wenn man daraus Tee zubereiten kann, lässt es sich prinzipiell auch Rauchen... Die Frage ist nur, ob etwas auch verbreitet oder üblich ist, nur weil es machbar ist.

Was den Hanfkonsum im Mittelalter betrifft: Zur Verfügung stand Hanf als Rauchware sicherlich, allerdings erscheint mir die Vorstellung vom Hanfkonsum im Sinne vom heutigen Kiffen zumindest stark fraglich. Die modernen Betäubungsmittelgesetze verbieten ja auch nicht den Hanf, sondern bestimmte Inhaltsstoffe, die unter anderem den bekannten Rausch verursachen. Hanf an sich (bspw. Nutzhanf) ohne diese Inhaltsstoffe müsste eigentlich auch heute noch absolut legal sein... Womit sich die Frage stellt, was das für Knaster war, der damals Vebreitung in Europa fand. An der Rauchbarkeit ändert sich nichts, nur wäre derartiger "leichter" Hanf dann eben in etwa mit einer Art nikotinfreiem Tabak vergleichbar. Ich vermute mal, dass er damals schon/noch primär der Textilgewinnung diente. Ob er überhaupt als Rauschmittel im heutigen Sinne geiegnet war ist also fraglich.
 
Soweit ich weiß, wurde Hanf, wenn er geraucht wurde, hauptsächlich dafür benutzt um den kostbaren Tabak zu strecken. Die andere Wirkung war wahrscheinlich nur eine unvermeidliche Nebenwirkung.
 
Hanf an sich (bspw. Nutzhanf) ohne diese Inhaltsstoffe müsste eigentlich auch heute noch absolut legal sein... Womit sich die Frage stellt, was das für Knaster war, der damals Vebreitung in Europa fand. An der Rauchbarkeit ändert sich nichts, nur wäre derartiger "leichter" Hanf dann eben in etwa mit einer Art nikotinfreiem Tabak vergleichbar. Ich vermute mal, dass er damals schon/noch primär der Textilgewinnung diente. Ob er überhaupt als Rauschmittel im heutigen Sinne geeignet war ist also fraglich.

Du solltest nicht vergessen, dass der heutige Industriehanf eine Züchtung ist, bei dem man gezielt auf THC-Reduzierung gesetzt hat. Genau, wie umgekehrt der THC-Gehalt in den zum Rauchen gezüchteten Pflanzen in den letzten vierzig Jahren durch gezielte Zucht stark angestiegen ist.
 
Was den Hanfkonsum im Mittelalter betrifft: Zur Verfügung stand Hanf als Rauchware sicherlich, allerdings erscheint mir die Vorstellung vom Hanfkonsum im Sinne vom heutigen Kiffen zumindest stark fraglich. Die modernen Betäubungsmittelgesetze verbieten ja auch nicht den Hanf, sondern bestimmte Inhaltsstoffe, die unter anderem den bekannten Rausch verursachen. Hanf an sich (bspw. Nutzhanf) ohne diese Inhaltsstoffe müsste eigentlich auch heute noch absolut legal sein... Womit sich die Frage stellt, was das für Knaster war, der damals Vebreitung in Europa fand. An der Rauchbarkeit ändert sich nichts, nur wäre derartiger "leichter" Hanf dann eben in etwa mit einer Art nikotinfreiem Tabak vergleichbar. Ich vermute mal, dass er damals schon/noch primär der Textilgewinnung diente. Ob er überhaupt als Rauschmittel im heutigen Sinne geiegnet war ist also fraglich.

Wie El Quijote schon sagte: der Industriehanf ist auf einen geringen bzw gar keinen THC-Gehalt gezüchtet (THC ist das am Hanf, was 'knallt') und dessen Anbau und Weiterverarbeitung ist hierzulande legal, aber mW genehmigungspflichtig.

Ohne entsprechende züchterische Eingriffe in die eine oder in die andere Richtung (wenig bzw viel THC) bestimmt der verfügbare Sonnenschein den THC-Gehalt. Dh in unseren Breitengraden war der THC-Gehalt früher geringer als in südlicheren Ländern, aber ganz ohne Wirkung blieb auch der hiesige Hanf nicht. Außerdem gibt es auch hierzulande sonnenverwöhntere Regionen (siehe zb Tabakanbau); also ist eine gewisse Tauglichkeit als Rauschmittel durchaus gegeben. Primär wurde natürlich wg der Herstellung von Seilen und Textilien angebaut.
 
In vielen Gegenden Deutschlands wurde Hanf als Tabaksurrogat geraucht. Auch Faserhanf enthält THC und das Medikament Dronnabinol darf aus ideologischen Gründen nur aus Faserhanf gewonnen werden, wodurch der Preis auf das 20 fache illegaler Produkte künstlich hoch getrieben wird.
 
Wenn man der Behr´schen Theorie (siehe # 14) folgt, daß zwischen Hampeln und Hanf ein etymolog. Zusammenhang besteht, könnte man einen Rückschluß auf den THC-Gehalt früherer Zeiten tätigen.
lt. Kluge/de Gruyter sei "Hampelmann" seit dem 16. Jahrh. in heutiger Bedeutung bezeugt. Die angegebenen etymolog. Ansätze sind – außer strampeln – seltsam (lautmalerisch), bzw. können nicht näher erklärt werden.

Naja nicht viel aber es sei geposted
 
Ein paar etwas unsortierte Anmerkungen:
Tabak kam aus Amerika, und zwar nach Kolumbus. In Indien oder sonstwo gab es ihn zuvor nicht. Auch, dass irgendwer bei einem Pharao Tabak gefunden haben wollte, ändert daran nichts.
Den Haschichkonsum im Orient sollte man vom Rauchen von Hanf als Tabakersatz in Europa getrennt halten.
Wie der Kaffee-Ersatz ("Muckefuck", Marken nenne ich jetzt mal nicht) erst mit dem Kaffee-Trinken aufkam, folgte das Hanfrauchen (Knaster) dem Tabakrauchen. Ob der Hanf-Knaster nennenswerte berauschende Wirkung hatte (hatte er wohl nicht), war dabei ebenso wenig wichtig wie die (fehlende) Koffeinwirkung beim Muckefuck. Es ging um das Ritual, Statussymbol und was sonst bei der Etablierung der Luxusgüter Tabak und Kaffee eine Rolle spielte. Mit den Ersatzstoffen konnte man auch irgendwie dabei sein.
Das Verbot des Anbaus von Hanf in Europa hat nicht unerheblich auch mit den wirtschaftlichen Interessen der us-amerikanischen Baumwollindustrie zu tun, nicht nur mit dem THC.

Damit es euch nicht zu wohl wird ;) noch ein dröger Auszug aus dem Tabaksteuergesetz
§ 2 Begriffsbestimmungen
(1) Zigarren oder Zigarillos sind als solche zum Rauchen geeignete, mit einem Deckblatt
oder mit einem Deckblatt und einem Umblatt umhüllte Tabakstränge
1. ganz aus natürlichem Tabak oder
2. mit einem Deckblatt aus natürlichem Tabak oder
3. gefüllt mit entripptem Mischtabak, mit einem zigarrenfarbenen Deckblatt und einem
Umblatt, beide aus rekonstituiertem Tabak, wobei das äußere Deckblatt das Erzeugnis
vollständig umhüllt, gegebenenfalls auch den Filter, nicht aber das Mundstück,
wenn ihr Stückgewicht 1,2 Gramm oder mehr beträgt und das Deckblatt spiralenförmig
mit einem spitzen Winkel zur Längsachse des Tabakstrangs von mindestens 30 Grad
aufgelegt ist, .....

§3 Tabakwaren gleichgestellte Erzeugnisse
(1) Als Zigarren oder Zigarillos gelten Erzeugnisse mit einem Deckblatt aus
natürlichem oder rekonstituiertem Tabak oder mit einem Deckblatt und einem Umblatt aus
rekonstituiertem Tabak, die im Übrigen statt aus Tabak ganz oder teilweise aus anderen
Stoffen bestehen
und die sonstigen Voraussetzungen des § 2 Abs. 1 erfüllen.
(2) Als Zigaretten oder Rauchtabak gelten Erzeugnisse, die statt aus Tabak ganz oder
teilweise aus anderen Stoffen bestehen
und die sonstigen Voraussetzungen des § 2
Abs. 2 oder 3 erfüllen. ...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Weisst du, wenn ich es richtig mitbekommen habe, bist du Lehrer. Dann ist dir bekannt, dass zwei Dinge unendlich sind: Das Universum und die menschliche Dummheit.

Um auf das Thema zu kommen: Mir ist nicht bekannt, dass vor dem Tabak irgend etwas direkt geraucht wurde. Weihrauch und diverses Zeugs wurde vielleicht ins Feuer gegeben und inhaliert (Herodot berichtet von den Skythen, dass sie so Hanf konsumierten). Aber irgendwelche Kräuter aus der Pfeife knarzen - nein.

Römer und Griechen haben seltener geraucht, doch muss der Gebrauch von Pfeifen, in denen Cannabis geraucht wurde bei orientalischen Hilfstruppen recht verbreitet gewesen sein, denn es wurden am Limes schon einige Pfeifen gefunden, die Tabakpfeifen ähneln, aber viel kleinere Köpfe haben. Opium zu rauchen verbreitete sich erst später, meistens wurde es gegessen oder getrunken, Haschischpfeifen aber gab es lange vor der Entdeckung Amerikas, und es wurde durchaus schon Cannabis geraucht. Im Mittelalter dürfte das Rauchen verschiedener Substanzen aber tatsächlich nur marginal gewesen sein. Dass aber andere Nachtschattensubstanzen inhaliert wurden, halte ich für denkbar. Getrocknete Blätter oder Wurzeln von Stechapfel, Bittersüßem Nachtschatten oder Bilsenkraut sind wirksam gegen Asthma, und noch in den 50er Jahren gab es mit Nachtschattendrogen versetzte Zigaretten, die in apotheken erhältlich waren und gegen Asthma und Erkrankungen der oberen Atemwege helfen sollten.
 
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