Die Geschichte der Eisenherstellung

chamaeleon

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Zum Auftakt einige Zitate und dazu gleich die Quelle. Die Abhandlung wurde von Raphael Richarz geschrieben und in voller Länge findet man sie unter folgendem Link:
http://www.die-roemer-online.de/index.html?/eisenherstellung/eisengeschichte.html
Die Auswahl und Gliederung der Zitate stammt von mir.

Ein Abriss

ZITAT: “Wie auch immer die Menschen dieser Frühzeit das Geheimnis des Eisen und der Stahlherstellung enträtselten; vor 3200 Jahren beginnt die Eisenzeit in Mesopotamien.
In Mitteleuropa kommt die Eisentechnik vor etwa 2700 Jahren auf und zwar, so weis man zumindest im Moment, zuerst bei der Hallstattkultur in Österreich, wo ca. 2500 Gräber vom dortigen Übergang der Bronzezeit zur Eisenzeit berichten.“

Wirtschaftliche Bedeutung

ZITAT: „In Europa jedoch brachten erst die Eisenwerkzeuge einen ganz erheblichen Zivilisationsschub, wie die erblühenden Kulturen der Griechen, Kelten, Germanen und Römer zeigten.
Europa war dichtest bewaldet, und nur mit dauerhaften, stabilen Eisenäxten konnten Waldflächen gerodet und dauerhaft vor Wiederbewaldung geschützt werden: Abgehauene Baumstümpfe, die immer wieder austreiben, und unterirdische Triebe, sie sind mit Steinäxten fast gar nicht aus dem Boden zu entfernen, wie Versuche von praktischen Archäologen erwiesen*; In der Vorzeit waren die Ackerflächen schon nach einigen Jahren wieder so bewachsen, dass deren Bewirtschaftung sich nicht mehr lohnte. Die schweren, festen Lehmböden in weiten Teilen Mitteleuropas konnten erst mit der Entwicklung des eisernen Pflugschars effektiv bewirtschaftet werden.
Dies führte dazu, dass nun mehr Menschen in und von einer Region leben konnten, die Bevölkerung wuchs und besiedelte ihrerseits weitere gerodete Flächen.
Wie schon erwähnt waren im Vergleich zu Stein, Kupfer oder Bronzewerkzeugen, eiserne weniger zerbrechlich und konnten mit schärferen Kanten versehen werden, die wiederum weniger oft nachgeschliffen werden mussten. Noch wichtiger war, dass Eisenerz viel einfacher zu finden war als Kupfer oder Zinn, so dass Eisenwerkzeuge kostengünstiger und schneller verfügbar waren (und sind).
Dadurch konnten zum Beispiel erstmals große Schiffe, durch billige Eisennägel zusammengehalten, entwickelt werden, die stabiler sind und weitaus länger halten, als solche ,die durch Holzdübel oder Seile verbunden waren. Flexible Eisenbänder verstärkten die empfindlichen, aber leichten Speichenräder von Karren, die sonst zerbrächen; Die Pferde selbst wurden mit Hufeisen beschlagen.
Auf diese Weisen konnten nun die steinigsten Pfade und Pässe sowie die stürmischsten Meere besser bewältigt werden. Viele Waren konnten schneller,sicherer und günstiger Transportiert werden. Der Handel erlebte einen nie gekannten Höhenflug und auch die Eisenbearbeitung wurde weiter verbessert.“

Nachteilige Folgen

ZITAT: „So viel Gutes das Eisen brachte, so floss aber auch viel Blut durch dies. Mit günstigen, in Massenproduktion hergestellten Eisenwaffen, konnten nun riesige Heerscharen aus der ohnehin stark gewachsenen, um Lebensraum und Rohstoffe konkurierenden Bevölkerung ausgerüstet werden.
Eisenwaffen hatten eine bis dahin nie gekannte mörderische Kraft, die jeden Bronzespeer und jedes Bronzeschwert in den Schatten stellten, Bronzehelm und beste Brünne zu zerspalten vermochten.
(man bedenke nur wie schnell die mesoamerikanischen Hochkulturen einer Hand voll eisengepanzerter Spanier erlagen- ganz abgesehen von dem magischen Charme, die die glänzenden Rüstungen und donnernden Gewehre auf die Eingeborenen gemacht haben müssen.)
Eisen veränderte nicht nur auf diese Weise die Welt:
Der Siegeszug der revolutionären Eisentechnik führte dazu, dass ganze Wälder in Form von Holzkohlen in den Schmelzöfen für seine Herstellung verbrannten:
Noch heute zeugen die von Akazien und Pistazienhainen entwaldeten Hügelgebiete im nahen Osten von diesem Raubbau.
In Europa wurde, als Holz immer knapper wurde, gerade noch rechtzeitig auf billigeren Steinkohlenkoks umgestellt (um 1820), doch die waldlosen Regionen in Südengland sind nur ein Beispiel, wie die gefräßigen Hochöfen durch unseren oft verschwenderischen Umgang mit Eisen an der Natur nagten.
Bis zur Erfindung des ersten Rostschutzlackes (Blei-Mennige) vor etwa 120 Jahren, wurde allein ¼ der weltweiten Eisenproduktion zum Ausgleich des Verlustes durch Rost benötigt!
Und auch heute noch werden tropische Regenwälder zur Gewinnung von Holzkohle gerodet und landen teilweise in den Schmelzöfen von 3.-Welt-Ländern, die keinen Zugang zu billigeren Kohlelagerstätten haben.“

Die Schwierigkeiten

ZITAT: „Wenn man berücksichtigt, dass der Mensch um 1500 vor Beginn unserer Zeitrechnung schon seit mindestens 7000 Jahren Metalle kannte und seit 3000 Jahren verhüttete, mag es seltsam erscheinen, dass sie das Eisen in all den Jahren nie richtig genutzt hatten.
Zwar kannte er jene rostroten Eisenerze zum Malen sowie als Kosmetika, doch wurden Eisenerze nie gezielt, damit Metall daraus gewonnen wird, verhüttet.
Dafür gab es einen triftigen Grund: Man konnte es nicht !

Der Vorrat an technischem Wissen, der im Verlaufe der Zeit bei der Kupfer und Bronzeverarbeitung gesammelt worden war, ließ sich nicht auf das Eisen übertragen.
Warum?
Kupfer und Zinn sind ,chemisch gesehen, recht edle Metalle, Eisen nicht: Jeder kennt wie schnell es an der Luft verrostet, Kupfer jedoch nicht, Bronze noch weniger. So wird von Eisenerzen, die in der Regel eine Verbindung aus Eisen und Sauerstoff sind, letzterer nur sehr ungern abgegeben (das Eisen müsste sozusagen zurückrosten).
Eisen hat zudem einen sehr hohen Schmelzpunkt von 1536°C, Kupfer nur 1083°C und Bronze, je nach Zinngehalt, von gar nur 800-1000°C !
All dies bewirkt, dass Kupfererze selbst in einem primitivem Schmelzofen verhüttet und zu Bronze vermischt werden können, Eisenerze aber überhaupt nicht.

Es musste also erst eine ganz neue Technik entdeckt und entwickelt werden, damit Eisenerze effektiv verhüttet werden konnten! Eisenerze sind, wie gesagt eine Verbindung aus Eisen (Fe) und Sauerstoff ( O ) = (FeO)
Damit Eisen gewonnen wird, muss diese Verbindung getrennt werden. In modernen Hochöfen wird dies mit Koks (veredelter Steinkohle) gemacht; früher verwendete man dafür Holzkohlen: unter Luftabschluss im Kohlenmeiler verkohltes Holz.
Beide Kohlearten bestehen aus Kohlenstoff (C) .Wenn Kohle verbrennt, entsteht daraus Kohlenstoffdioxid (CO2) ,ein unbrennbares Gas. Wird Kohle aber unter Luftmangel und/oder bei hoher Temperatur verbrannt, bildet sich Kohlenstoffmonooxid (CO), das ein sehr giftiges und sehr wohl brennbares Gas ist (also noch Sauerstoff an sich binden kann ( CO + O ---- CO2). Gelangt CO über die Atemwege in das Blut, so heftet es sich an das Eisen des Hämoglobins und unterbindet die Sauerstoffaufnahme: Das Lebewesen erstickt von innen. Dies passiert ähnlich im Hochofen: In den Unmengen von glühenden Kohlen verbrennt die eingeblasene Luft vorwiegend zu CO. Dieses CO kann nicht mehr weiter verbrennen, da es keinen weiteren Sauerstoff im Ofen findet - ausser im Eisenerz (FeO). Das CO reagiert nun mit den glühenden Erzmassen und entreißt ihnen den Sauerstoff (FeO + CO ---- Fe + CO 2) : Es entstehen elementares Eisen und Kohlenstoffdioxid was mit weiteren glühenden Kohlen abermals zu Kohlenstoffmonooxid reagiert (CO2 + C ---- CO + CO) und wieder Eisenerz "aufspalten" kann.
Da Eisenerze aber nicht zu 100% aus FeO bestehen ,bleibt ein Gemenge aus Eisen und Schlacke übrig. Die Schlacke, der Abfall sozusagen, kann nun herausschmelzen: zurück bleibt ein schwammartiges Stück aus Eisen.

So einfach unsere heutige Chemie diese Vorgänge erklären mag, so weitaus komplizierter muss die Erfüllung jener Reaktionsbedingungen für unsere Vorvorfahren gewesen sein ,die nur auf Erfahrung und gut Glück hoffen konnten.“


Die Erkenntnis dieser chemischen Zusammenhänge musste man in Form eines Schmelzofens umsetzen, bevor man überhaupt Eisen gewinnen konnte. Dazu meine Frage: welche Voraussetzungen mussten erfüllt sein, um so eine Erfindung machen zu können? Eine Voraussetzung ist trivial. Natürlich musste Eisenerz in der näheren Umgebung vorkommen, doch gibt es viele Länder, auf welche das zutrifft.
Dazu ein Hinweis. Unter den Hethitern war die Gewinnung von Eisen noch ein Staatsgeheimnis. Selbst der ägyptische Pharao musste dem König der Hethiter persönlich einen Brief schreiben, nur weil er ein einfaches Küchenmesser brauchte. Irgendein genialer Hethiter muss hinter die Technik der Verhüttung gekommen sein und mich würde interessieren, wie er dazu kam. Hoffentlich bleibt das kein Geheimnis.

 
Hallo chamaeleon,

ich habe erst heute dieses Thema entdeckt. Ich möchte dazu etwas beitragen. Ich verfüge über 2 Texte, die ich nacheinander abhandeln will, damit die Antwort nicht zu lang wird.
Beginnen will ich mit dem Altertum 1/1982, Akademieverlag Berlin/DDR ab S. 49. Radomir Pleiner schrieb: "Die Tatsache, daß auch die heutige Metallurgie noch ein anderes, kaum mehr angewandtes Verfahren zur Herstellung des Eisens kennt, dran nur langsam in das Bewußtsein derer, die Funde von frühgeschichtlichen Eisenhütten untersuchten und deuteten. Es handelt sich dabei um das sog. direkte oder Rennverfahren (Erzreduktion zu schmiedbarem Schweißeisen oder -stahl). Dabei entsteht unter niedrigeren Temperaturen von 1200-1300°C flüssige, schwere stark eisenhaltige Schlacke (Rennschlacke, von rennen = rinnen), dieses Metall bleibt bis auf gelegentliche unbedeutende Ausnahmen im teigigen Zustande und wird regelmäßig [im Holzkohlenschmiedefeurer] aufgekohlt. Schon die ersten Analysen...bestätigten, daß in der europäischen Metallurgie des Eisens von den ältesten hallstattlichen Anfängen bis zur Neuzeit das Rennverfahren vorherrschte...Die Rennöfen sind in unter-schiedlichem Zustand erhalten...Die große Zahl der ausgegrabenen Öfen hat zu mehreren Klassifikationen der Rennöfen geführt, die aber hypothetischen Charakter tragen. Trotzdem kennt man eine Reihe von ausgeprägten Typen: latenezeitliche, große kuppelförmige Öfen, deren meilerartiger Aufbau aus metallurgischer Sicht noch nicht einwandfrei zu klären ist, oder verschiedene Varianten des Schachtofens, der sich als der progressivste Apparat in der Entwicklung des Reduktionsofens bewährt hat. Technologisch sehr interessant ist der Ofen mit eingetieftem Herd, der in gewissen Teilen Mittel- und Nordeuropas von der Latene-Zeit bis zum Ende der römischen Kaiserzeit die Eisenproduktion beherrschte.
 
hier kommt der 2. Teil:
Folgender Text stammt aus Zeitensprünge 3/2004 ab S.514. Franz Löhner schrieb: "Die Eisen-Revolution
Nach herkömmlicher Zeit begann im späten -2 Jtsd. die Eisenherstellung. Allerdings war anfangs das Eisen der Bronze weit unterlegen. Je nach Zusammensetzungdes Erzes und dem Herstellungsprozeß lieferte das so genannnte Rennfeuerverfahren... kohlenstoffarmes oder freies Alphaeisenoder, bei optimalen Bedingungen in den heißesten Zonen des Schmelzofens (ca. 900°C oder mehr) kohlensoffreiches, sprödes Gußeisen, das nicht schmiedbar ist.
Es war lange Erfahrung nötig, damit der neue Werkstoff mit der her-kömmlichen Bronze konkurrieren konnte. Der Schmelzpunkt von über 1500°C war mit damaligen Öfen nicht erreichbar, so daß lediglich eine Feststoffeaktion stattfinden konnte.Technisch ging das so:
Auf einer geeigneten Bergkuppe formte man eine schüsselförmige Mulde, von etwa 0,5 m Durchmesser mit mehreren Rinnen zum Lufteinlaß, schichtete eine dicke Lage Holzkohle und dazwischen dünne Schichten zerkleinertes Erz, ummauerte das Ganze etwa einen Meter hoch dick mit Lehm, mit Luft- und Brennstofföffnungen unten, formte dann einen ebenso hohen Kamin und unten zur besseren Luftzufuhr entsprechende trichterförmige Vorbauten in der Hauptwindrichtung...Das Ganze (wurde) solange befeuert, bis sich unten Eisenluppe absetze oder gar durch die vertieften Rinnen abzufließen begann. Dieses Zwischenprodukt war lediglich ein mit Schlacke durchsetzter Eisenschwamm, der durch immer erneutes Erhitzen und Ausschmieden - bis zu 40 mal - von der anhaftenden Schlacke befreit werden mußte. Die Ausbeute an Roheisen betrug etwa 6% des gesamten Erzes.
Dieses Roheisen war noch kein für Werkzeuge oder Waffen verwendbares Material; es mußte erst durch so genanntes "Aufkohlen", z.B.
Einlegen in in glühende Holzkohle, zu Stahl veredelt werden... Die Güte des Stahles, also z.B. die Härte und Elastizität des Schwertes, war einzig und allein dem Können und der Erfahrung des Schiedes zu verdanken."

[Später wurden die Öfen im Tal an Wasserläufen gebaut, um mit der Wasserkraft Blasebälge zu betreiben.]
 
Boa. Bist du jetzt fertig mit dem abschreiben von Buchzitaten?

Was denkst du denn selber darüber. Das würde mich eher interessieren.
 
Boa. Bist du jetzt fertig mit dem abschreiben von Buchzitaten?

Was denkst du denn selber darüber. Das würde mich eher interessieren.

Hast Du den Auftrag, mich hier zu verfolgen und trägst Du aus diesem Grund immer diese Uniform?

Meine Meinung zur Eisenzeit ist folgende Vorstellung:

Jenseits der schon anderen Orts angesprochen Datierungsverfahren stellt die Hallstattzeit den eigentlichen "Beginn" der Eisenzeit dar. Ab diesem Zeitpunkt wurde Eisen in größerer Menge verfügbar und begann als "demokratisches" Metall die Struktur des bronzezeitlichen Fernhandels zu zerstören. Damit ging eine dramatische Verarmung eines größeren Bevolkerungsanteils - der selber nicht mehr an der Landwirtschaft direkt beteiligt war und damit seinen Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten konnte - einher, was letztendlich zu sozialen Konflikten führte. In deren Ergebnis führte das zur Zerstörung der bronzezeitlichen Burgen und befestigten Siedlungskernen. Deutlich sind auch diese Folgen im Erlöschen der nordischen Bronzezeit nachgewiesen. Die alte Siedlungsorganisation wurde auf eine neue Grundlage gestellt (zumindestens teilweise). Der Besitz der Fürsten und Priester sowie gemeinsam bearbeitete Felder (gemäß alter Stammestradition oder auf Weisung des Fürsten) wurden aufgeteilt und in Eigentum überführt (Entstehen der griechischen Polis). In Mitteleuropa, daß technologisch keineswegs mehr hinter dem Orient her hinkte, entstanden "demokratische" Strukturen, ohne die Perfektion von Stadtstaaten zu erreichen, wobei die Kelten am weitesten gelangten. Die Mittelmeerländer konnten durch Eisengebrauch Flotten größeren Ausmaßes im erneut entstehenden Fernhandel einsetzen, der Eisenpflug lies bisher landwirtschaftlich bisher nicht genutzte Gebiete für die Nahrungsmittelerzeugung interessant werden. Das Eisen, was ägyptische Pharaonen bei den Hethitern bestellt haben, konnte erst zeitgleich mit Hallstatt produziert werden. Aus einige Beiträge weiter oben abgeleiteten Gründen ist eine Eisenerzeugung im -2. Jtsd. nicht wirklich zu erwarten, wenn auch Tutanchamun in seinem Sarg einen Eisendolch trägt. Die damit ausgedrückte hohe Wertschätzung verdeutlicht, daß die Ägyptische Hochkultur sehr spät die Eisentechnologie besaß. Wie schon vielfach an anderm Ort vorgetragen, verorte ich die Eisenzeit auch im Orient im -1.Jdst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Rostovtzeff schreibt in seiner Wirtschaftsgeschichte der Hellenistischen Welt, dass die Ptolemärer die ersten gewesen seien, die Ägypten vorwiegend mit Importen mit ausreichend Eisen versorgen konnten. Im pharanischen Ägypten sei es nur vereinzelt verwendet worden. Über die sorgfältige Verwendung gibt es wohl umfangreiche Aufzeichnung, auch betreffend die Landwirtschaft (Gut des Appolonius).

Die Frage wäre, woher diese Importe stammten. Ist das bekannt? Möglicherweise Zypern, wo es Bergwerke gab?
 
Rostovtzeff schreibt in seiner Wirtschaftsgeschichte der Hellenistischen Welt, dass die Ptolemärer die ersten gewesen seien, die Ägypten vorwiegend mit Importen mit ausreichend Eisen versorgen konnten. Im pharanischen Ägypten sei es nur vereinzelt verwendet worden. Über die sorgfältige Verwendung gibt es wohl umfangreiche Aufzeichnung, auch betreffend die Landwirtschaft (Gut des Appolonius).

Die Frage wäre, woher diese Importe stammten. Ist das bekannt? Möglicherweise Zypern, wo es Bergwerke gab?

Hallo silesia,

die Frage nach der Herkunft des vorptolomäischen Eisens in Ägypten ist eigentlich beantwortet - Kleinasien - es existiert Schriftverkehr darüber. Die Frage ist, wann sie es bestellten? Im -1 Jdst. oder im - 2.Jtsd? Für mich ist die Frage mit -1Jtsd. klar beantwortet, die Schulwissenschaft ist mehr für das -2.Jtsd. Da es Hallstatt als namengebend für die Eisenzeit noch gar nicht gab, haben wir wieder einmal ein Datierungsproblem. Der letzte Punkt ist mehr für Florian 17160 gedacht.
 
In Ägypten müßen sie das Eisen ja nicht bestellt haben.
Der Dolch aus dem Grab des Tut-ench-Amun (18. Dynastie) ist aus Eisen, womöglich Meteoreisen, dazu müßte ich mich aber noch schlau machen, um sicher zu sein. Vielleicht auch ein Geschenk und Mitbringsel eines befreundeten Königs aus einem anderen Land.
Soweit ich informiert bin, wurde schon recht früh Meteoreisen verwendet. In Ägypten fand man ein Grab mit Schmuckperlen, aus Meteoreisen. Das wird in die vordynastische Zeit datiert.
Richtig metallurgisch mit allem was dazu gehört, ging es, meines Wissens nach, dort um ca. 700 v. Chr. los.
In letzter Zeit habe ich das Thema Ägypten etwas vernachlässigt, ich schau was ich in nächster Zeit dazu auftreiben kann.
Kann aber etwas dauern.
 
Dazu habe ich jetzt ein bißchen im LÄ (Lexikon der Ägyptologie) geblättert. Dort wird das mit dem Meteoreisen auch erwähnt.
Auch, daß schon Thutmosis III (15. Jhdt. v. Chr - 18. Dynastie) "eiserne Gefäße mit Silberhenkel aus Tanaja (= Peleponnes) aufführt", und ein Eisengefäß dem Amuntempel gestiftet hat.
 
Dort wird das mit dem Meteoreisen auch erwähnt.
Sehr interessant. Meteoreisen bleibt im Kontext mit Eisenherstellung relativ uninteressant, da dieses Eisen in metallischer Form gefunden werden kann, sehr selten ist und nicht ähnlich aufwändige, metallurgische Prozesse durchlaufen muss wie Eisen, das durch Erzausbeutung gewonnen werden kann. Sehr vereinfacht gesagt kann man Meteoreisen nutzen, ohne zuerst Eisen herzustellen.
 
Vielen Dank für eure Antworten.

Noch eine Nachfrage: nach den wirtschaftsgechichtlichen Beschreibungen war Eisen im vorptolemäischen Ägypten Mangelware und kostbar. Der im große Stil organisierte Import von Eisen soll dann die weitverbreitete Verwendung in der landwirtschaft ausgelöst haben, wobei Holzwerkzeuge - wie sich aus Inventarlisten zeige (siehe Apollonius) - verdrängt worden sein. Daraus resultierten wohl auch Produktivitätssteigerungen.

Entscheidend sei der gut organisierte Import für die benötigten Mengen gewesen, die eben so vorher nicht verfügbar waren.
 
Die ältesten eisernen Gegenstände waren aus Metoereisen, es gibt einen Dolch aus Ägypten um 3000 v. chr ? (müsste ich nachschlagen um genauere Daten zu liefern).
Des weiteren waren wohl die Hethiter die ersten die Eisen verarbeiteten (wurde aber schon mal im Forum diskutiert).
Die Hallstattzeit markiert in Mitteleuropa den Beginn der Eisenverarbeitung/abbau, aber schon in der vorher gehenden Urnenfelderzeit gabe es Applikationen aus Eisen an Waffen (z.b. Schwertern), Schmuckgegenstände die z.T. oder ganz aus Eisen gefertigt wurden.
Europa war dichtest bewaldet, und nur mit dauerhaften, stabilen Eisenäxten konnten Waldflächen gerodet und dauerhaft vor Wiederbewaldung geschützt werden: Abgehauene Baumstümpfe, die immer wieder austreiben, und unterirdische Triebe, sie sind mit Steinäxten fast gar nicht aus dem Boden zu entfernen, wie Versuche von praktischen Archäologen erwiesen*; In der Vorzeit waren die Ackerflächen schon nach einigen Jahren wieder so bewachsen, dass deren Bewirtschaftung sich nicht mehr lohnte. Die schweren, festen Lehmböden in weiten Teilen Mitteleuropas konnten erst mit der Entwicklung des eisernen Pflugschars effektiv bewirtschaftet werden
So stimmt das nun auch nicht ganz, klar ist eisernes Werkzeug stabiler als Bronze und mit einem eisernen Pflug kann man besser den Boden aufbrechen.
Aber gerade die Hügelgräberbronzezeit besetzte ja schon die sog. festen Lehmböden, das liegt zum einem an einem Klimaoptimum (wärmer als heute) zum anderen wohl auch an der augefeilten agrarischen Technik.
Solche monokausalen Erklärungen tragen meiner Meinung nach nicht dazu bei die Vorgeschichte zu erhellen.
:nono:
 
In Ägypten müßen sie das Eisen ja nicht bestellt haben.
Der Dolch aus dem Grab des Tut-ench-Amun (18. Dynastie) ist aus Eisen, womöglich Meteoreisen, dazu müßte ich mich aber noch schlau machen, um sicher zu sein. Vielleicht auch ein Geschenk und Mitbringsel eines befreundeten Königs aus einem anderen Land.
Soweit ich informiert bin, wurde schon recht früh Meteoreisen verwendet. In Ägypten fand man ein Grab mit Schmuckperlen, aus Meteoreisen. Das wird in die vordynastische Zeit datiert.
Richtig metallurgisch mit allem was dazu gehört, ging es, meines Wissens nach, dort um ca. 700 v. Chr. los.
In letzter Zeit habe ich das Thema Ägypten etwas vernachlässigt, ich schau was ich in nächster Zeit dazu auftreiben kann.
Kann aber etwas dauern.

Hallo Cecilia,

hier gibt es ein Mißverständnis, die Pharaonen haben bei den Hethitern (Kleinasien) bestellt und nicht umgekehrt.
Aus Meteoreisen lies sich kein Werzeug oder Waffen aufgrund der Zusammensetzung herstellen. Alles Eisen für Werkzeuge oder Waffen wurde nach dem Rennverfahren hergestellt. Da Du aber inzwischen auch bei -700 angekommen bist, ist die Hallstattzeit doch nicht zu spät oder?
 
Hallo Geist,

Dein Einwand mit der Urnenfelderwanderung ist interessant. Vielleicht liegt diese doch sehr nahe bei Hallstatt, obwohl die Schulwissenschaft das anders sieht.
 
Dein Einwand mit der Urnenfelderwanderung ist interessant. Vielleicht liegt diese doch sehr nahe bei Hallstatt, obwohl die Schulwissenschaft das anders sieht.

Die Urnenfelderkultur währte etwa von 1300-800 v. Chr. und erfasste Mitteleuropa. Sie gilt als Spätbronzezeit und wurde etwa um 800 v. Chr. abgelöst von der Hallstattzeit.

Als Träger der Hallstattzeit gelten Kelten und Illyrer, obwohl es hier noch immer wissenschaftliche Kontroversen gibt. Vor allem aber ist diese Epoche eine eisenzeitliche Epoche, wobei vielfach angenommen wird, dass die Technik der Eisenherstellung aus Vorderasien und besonders Kleinasien kam. Viele vermuten, dass die Hethiter um 1400 v. Chr. die Erfinder der Eisentechnologie waren, was sich aber nicht unbestritten beweisen lässt. Von dort aus breitete sich die Kenntnis allmählich Richtung Europa aus.
 
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