Mich würde interessieren, wer von den genannten Autoren eine WirtschaftsTHEORIE vertritt
Alle.
- also GLAUBT, Ursachen und Wirkungen identifizieren zu können - wer sich eher auf die anekdotische Schilderung von Einzelsachverhalten beschränkt, und wer auch ausführliches Zahlenmaterial zusammengetragen hat.
Das ist das Problem der Wirtschaftsgeschichte der Antike.
Anekdoten und Archäologie stellen die Grundlage. Leider hat uns zB Demosthenes (entsprechendes gilt für die römer) neben einigen Verweisen auf die Athener Hungersnöte keine Statistik hinterlassen, auf die er seine Rede aufgebaut hat.
Die Frage, die ich mir bei solchen "Konkursproblemen" immer stelle, ist: Wo wurde das Geld denn letztendlich "verbrannt".
Wieso wird es letztlich verbrannt ...
...Steuern rundum unproduktiv sind:
Produktivität?
...bezeichnet die Relation zwischen produzierten Gütern und den dafür benötigten Produktionsfaktoren. Ist hier Effizienz im Hinblick auf Ausgabeopportunitäten gemeint?
Komplexer wird die Angelegenheit, wenn der Staat aktiv als Unternehmer auftritt, ...Da er nicht "pleite" gehen kann ..., entstehen hier sehr leicht "rote Zahlen". Über 100 Jahre hinweg kann alleine dies zum Ruin einer Volkswirtschaft führen.
Ruin einer Volkswirtschaft? Wie das?
Gemeint ist Inflation. Der Ruin trifft Sachwertinhaber anders als "Tauschmittelinhaber". Es geht um Wertrelationen/Preise.
So gesehen ist die Erfassung der SICHTBAREN Steuern nur eine stark vereinfachte buchhalterische Sicht. Hinzu kommen die Währungs(Inflations)gewinne des Staates. Abgezogen werden müssen die produktiven Leistungen (in Form von Staatsinvestitionen oder Subventionen), die im eigentlichen Sinne des Wortes den Wirtschaftsprozess "steuern".
Inflations
gewinne des Staates? Gewinn ist hier das falsche Wort.
Ausgaben-Ersparnisse oder Einnahmen-Vermehrung.
Ein wesentlicher Gedanke kapitalistischer Wirtschaftstheorien ist immer der "Kredit", d.h. ein Unternehmer wird i.d.R. seine Investitionen vorfinanzieren, indem er sich etwas borgt - schon sehr alt sind die sog. "Seekredite".
Schöne Tautologie: Kapitalismus - Kredit.
Geld (im engen Sinn des Tauschmittels) und Kredit ist ein interessanter Zusammenhang, den man schon für die Wirtschaftsgeschichte der Antike untersuchen kann, mit neuzeitlichem Kapitalismus-Bezug hat das allerdings wenig zu tun.
Wodurch auch immer die Herkunft des Geldes verursacht ist: nehmen wir mal die Tauschfunktion und Wertaufbewahrung, einfach verständlich und fast immer richtig. Die Umstände des Kredits kann man dann recht neuzeitlich von zwei Seiten beschreiben: dem Kreditgeber/"Ausgabenaufschieber", dem das Verwaltungsproblem für das Geld, die (keynsianisch-neuzeitliche Beschreibung einer) Problematik der Rentierlichkeit der Kassenhaltung, o.ä. genommen wird; dem Kreditnehmer/"Ausgabenvorzieher" in privatwirtschaftlich organisierten Bereichen, der sich Liquidität für Ausgaben besorgt und sich diesen Sicherheitsvorrat (für welche Ausgaben auch immer) durch ein Versprechen auf Mehrarbeit verschafft, das er mit Überschuldungsgefahr verbindet.
Stichwort: Schuldknechtsarbeit in der Antike etc.
Das ist also die Aufgabe aller Kapitalbesitzer: Richtig (!) zu investieren.
Eigentlich steht hinter der "Aufgabe" eher das "Etnscheidungsproblem", wenn man "Kapital" als andere Seite der Medaille "Investition" begreift. Jeder Besitzer von Irgendetwas ist dann "Kapitalbesitzer". Dem Kapital ist zunächst die Art der Investition egal, nur eben ist die Rendite der Investition zugleich Quelle der Rendite des Kapitals. Die "richtige" Investition berührt stets die Frage der Opportunität zwischen zwei unterschiedlichen Anlagenformen, als Kriterium der "Richtigkeit" oder Effizienz der Kapitalbindung.
Ein kleines Beispiel:
Zinsen sind dann auch in privatwirtschaftlich organisierten (Teil-)Wirtschaften während der Antike Ansprüche auf noch nicht erzeugte Güter, Äquivalent für das Verlust- oder Illiquiditätsrisiko des Gläubigers, also Entgelt für seinen Liquiditätsverzicht.
"Du mache Dich gern an das Maß Deiner Arbeit,
dass Dir der Jahreszeiten Ertrag ausfüllt Deine
Speicher.
Tätigkeit ists, die die Männer an Herden reich macht und
Silber;
und wer zufaßt beim Werk, den Unsterblichen ist er viel lieber.
Arbeit, die ist nicht Schande, das Nichtstun jedoch, das ist Schande.
Bist Du fleißig am Werk, wird rasch Dich der
Träge beneiden, wenn Du dann reich.
Den Reichtum begleitet Würde und Ansehen. So wie das Los Dir fiel, ist dieses,
das Schaffen, das Bessere.
Wenn Du von fremden Besitz abkehrst Dein törichtes Trachten, hin zur Arbeit es kehrst, ums Brot sorgst, wie ich dich heiße."
Hesiod, Werke und Tage,
Quelle: Privates Grundeigentum, patriarchalische Monogamie und Geldwirtschaftliche Produktion. Eine sozialtheoretische Rekonstruktion zur Antike. Heinsohn, Dissertation 1983, S. 113 ff.