Ist die Verwendung des Begriffs "Russen" ein abwertendes Klischee?

Diese Argumentation kann so nicht stimmig sein, weil der Begriff "Russe" im negativem Sinne schon zu Beginn des 1. Weltkrieges gebraucht wurde und die Sowjetunion erst 1918 sich begründete.

Das stimmt nicht. Die Sowjetunion entstand erst am 30.12.1922.
Vor 1918 hiess der Staat unter den Zaren schlicht Russland. Warum sollten Ausländer für dieses Russland eine andere Bezeichnung als Russen nehmen? Und welche Auswahl hätten sie gehabt?
 
Das ist nicht richtig. Die Engländer nennen die Holländer Dutch und die Namensähnlichkeit ist nicht zufällig.
Noch ein schönes Beispiel. Die Engländer (die Waliser und Schotten vermutlich auch) nennen die Holländer D(e)utsch. Ist das nicht eine Beleidigung für die Holländer?

Wie kommst Du denn darauf?
Na, wenn es für einen Ukrainer oder Balten beleidigend ist als Russe bezeichnet zu werden, liegt der Verdacht doch nahe. Oder nicht?
 
Mal eine ganz andere Idee: Wirkt "Russe" vielleicht deshalb geringschätziger, weil sich Russe viel leichter abwertend aussprechen lässt, als Franzose oder Engländer? Das Wort ist einfach so schön kurz. Pole kann ich auch herablassend sagen, aber die meisten anderen Nationalitäten sind zu lang um direkt als Beleidigung eingesetzt zu werden und werden deshalb erst verkürzt. Amerikaner zu Ami, Japaner zu Japse.
 
@Merc: Noch ein schönes Beispiel. Die Engländer (die Waliser und Schotten vermutlich auch) nennen die Holländer D(e)utsch. Ist das nicht eine Beleidigung für die Holländer?

Wieso denn das? Auch wenn sie beim Mitsingen die zweite Zeile gern vernuscheln...
Wilhelmus von Nassawe
bin ich von teutschem blut,
dem vaterland getrawe
bleib ich bis in den todt;
...
Komplett mit ausführlichen Hintergründen hier: Niederlndisches Auenministerium - Die Nationalhymne - das 'Wilhelmus'
 
Noch ein schönes Beispiel. Die Engländer (die Waliser* und Schotten** vermutlich auch) nennen die Holländer D(e)utsch. Ist das nicht eine Beleidigung für die Holländer?


Na, wenn es für einen Ukrainer oder Balten beleidigend ist als Russe bezeichnet zu werden, liegt der Verdacht doch nahe. Oder nicht?
Nein. Alemannen (Frankreich, Spanien, Türkei, Arabien, Wales) oder Sachsen (Finnland) ist eine pars pro toto-Bezeichnung und die Niederländer waren historisch auch Deutsche, als Bewohner des HRRDN und Sprecher einer niederdeutschen Sprache, dies eine totum pro parte-Bezeichnung. Es war nur konsequent, dass die Engländer für diejenigen Deutschen, die ihnen am nächsten wohnten, den Begriff deutsch resvierten und die anderen eben anders nannten.
Bei den Balten und Ukrainern ist es aber so, dass sie nicht zu den Russen gehörten (wiewohl umgekehrt Alemannen und Sachsen eine Teilmenge der Deutschen bildeten), unter dem zaristischen Regime und im Anschluss unter dem sowjetischen Regime wurden sie unterdrückt.


*Die Waliser nennen die Niederländer Iseldirwyr
**Die Schotten nennen die Niederländer tatsächlich Deutsche: Duitseach
 
Mal eine ganz andere Idee: Wirkt "Russe" vielleicht deshalb geringschätziger, weil sich Russe viel leichter abwertend aussprechen lässt, als Franzose oder Engländer? Das Wort ist einfach so schön kurz. Pole kann ich auch herablassend sagen, aber die meisten anderen Nationalitäten sind zu lang um direkt als Beleidigung eingesetzt zu werden und werden deshalb erst verkürzt. Amerikaner zu Ami, Japaner zu Japse.

Das ist eine schöne Idee, die sich mit meinen Gedanken über Vornamen deckt.
Ein einsilbiger Name wird auf 2 Silben verlängert und drei-und mehrsilbige Vornamen werden im täglichen Gebrauch auf 2 Silben gekürzt.
Insofern sind Bezeichnungen wie Russe, Ami, Franzmann, Pole, Türke wertneutral die umgangssprachlichen "Vornamen" uns vertrauter, weil nahestehender Völker oder sogar Vielvölkerstaaten.
Umgangssprachlich wohnen die Amis ja auch nicht mehr in den USA sondern in Amiland. Und der Nachkriegs-Tommy wurde zu Brite, jedenfalls höre ich Engländer nur noch selten.
Die Inhalte, wie sie @Hamburger beschrieben hat, mögen teilweise zwar unterbewußt noch vorhanden sein, mögen auch abwertende Klischees, also Schimpfwörter, für ganze Völker sein, trotzdem kommt es im Einzelfall immer darauf an, mit welcher Betonung = Absicht der Begriff verwendet wird.
Dazu fällt mir der Kindermundwitz ein: Mutter verbietet dem Dreijährigen die Verwendung von "bösen" Worten, Kind kennt éh noch keine richtigen Schimpfwörter und beschimpft die große Schwester im Brustton voller Überzeugung mit "Nadine, Du Auto", auch ein zweisilbiges Wort, übrigens. :winke:
 
Zitat:"Ist das nicht eine Beleidigung für die Holländer?"

Nur im Urlaun wenn grinsende Deutsche in Hörweite sind! =)


Zitat:"
Na, wenn es für einen Ukrainer oder Balten beleidigend ist als Russe bezeichnet zu werden, liegt der Verdacht doch nahe. Oder nicht?"

Russen -Ukrainer sind so ein Fall für sich. Da die Russen ihren nationalen und historischen Ursprung in der Ukraine sehen.

Ukrainer bestehen darauf Ukrainer zu sein, während die Russen sich von den Ukrainern denken, das sie zwar einen Dialekt sprechen und eine eigene Grenze haben, aber dennoch immernoch Russen sind.......Ich muss da aus irgendwelchen Gründen auch immer an Österreich denken. :D
 
Im Rahmen der 2007 und 2008 gelaufenen Ausstellung in Berlin "Unsere Russen – Unsere Deutschen. Bilder vom Anderen. 1800 bis 2000"
führte das Meinungsforschungsinstitut FORSA eine repräsentative Studie vor. Ein kurzes Resumme der Umfrage zeigte, daß 84% der Deutschen ein von Vorurteilen und Stereotypen geprägtes Bild über Rußland und die Russen haben. Weiterhin wurde festgestellt, daß die Deutschen überwiegend negativ besetzte Vorurteile besaßen, während andersherum diese in Rußland über die Deutschen positiv waren.

Ein Artikel über die begleitende FORSA Studie:

Russen sind Trinker und Deutsche staatsgläubig

Eine Zusammenstellung von Pressemeldungen über die Ausstellung
http://www.unsererussen.de/presseinfo.html
 

Zwischen 15 und 19 Liter reiner Alkohol pro Kopf/Jahr in Russland (schätzt die WHO) stehen 10 Liter reiner Alkohol pro Kopf/Jahr in Deutschland gegenüber. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich der Pro-Kopf-Verbrauch auch deshalb erhöht, weil niedrigprozentiger Alkohol (insbesondere Bier) den russischen Alltag erobert hat. Zu Sowjetzeiten war es weitestgehend hochprozentiger Alkohol, der den männlichen Alltag bestimmte. Frauen können heute bei niedrigprozentigere Sorten einsteigen, was sie zu Sowjetzeiten nicht hatten und nach spätestens zwei Gläsern Schnaps am Abend aufhörten.

Wer die 15-19 Liter pro Kopf in Russland pro Jahr nicht glaubt, weil in den offiziellen Statistiken eine Zahl unter 10 Litern stehe, muss berücksichtigen, dass in Russland Selbstgebrannter und Schmuggelalkohol nicht in diese Statistik einfliessen. Und der selbstgebrannte Alkohol hat eine sehr lange folkloristische und intensive Tradition in Russland.
Während Russland in der offiziellen Liste moderat da steht, gehen Experten von 15-19 Liter pro Kopf aus.
 
Meiner Ansicht nach ist dieser Titel des Strangs schon sehr merkwürdig.

Man kann vielleicht sagen, daß viele Deutsche den Begriff "Russe" als abwertendes Klischee verwenden, daß bedeutet aber ja nicht das er ein solches ist.

Sondern nur das die Deutschen abwertend und in Klischees über Russen denken.

Russe, daß ist ein russischer Staatsangehöriger. Sehr viele Russen sind ausgesprochen stolz auf ihre Nation und darauf das sie Russen sind. Der Begriff ist bei ihnen nicht abwertend.

Andere Nationen verwenden den Begriff ebensowenig abwertend.

Insbesondere wird er in Deutschland abwertend gebraucht, daß ist aber nicht Allgemeingut in der Welt. Viele Völker mögen Russland und sehen den Begriff Russe positiv besetzt.

Man könnte auch umgekehrt fragen, ob nicht die Verwendung des Begriffs "Deutsche" ein abwertendes Klischee ist? Denn schließlich wird der Begriff Deutsche in vielen Ländern bzw von etlichen Menschen weltweit sehr negativ oder allgemein negativ gesehen. Man verbindet mit dem Wort Üble Dinge.

Nun könnte man genau so sinnfrei über die die Frage diskutieren ob der Begriff Deutsche ein abwertendes Klischee ist?! Denn schließlich gibt es in Deutschland die Bayern, die Plattdeutschen, die Sorben, viele Türken mit deutscher Staatsbürgerschaft usw usf


Die Verwendung eines Volksnamens ist meiner Meinung nach nur dann ein abwertendes Klischee, wenn allgemein in einer Kultur in abwertenden Klischees über dieses Volk gedacht wird. Was in Deutschland in Bezug auf die Russen meiner Ansicht nach der Fall ist.
 
Es war nur konsequent, dass die Engländer für diejenigen Deutschen, die ihnen am nächsten wohnten, den Begriff deutsch resvierten und die anderen eben anders nannten.
Hmm, wenn jetzt also die Deutschen Holland annektieren würden und die Engländer die Holländer und Deutschen dann als 'Germans' bezeichnen würden, dann wäre es keine Beleidigung, weil ja beide Germanen sind. Würden sie aber Holländer und Deutsche als 'Dutch' bezeichnen, dann wäre es eine Beleidigung, weil zwar die Holländer Deutsche, aber unterdrückt sind.
Wobei zu bedenken ist, dass die Holländer unter Adolf ja Deutsche und unterdrückt waren, so wie die Balten unter Stalin, würden die Engländer also Holländer und Deutsche als 'Dutch' bezeichnen, dann wäre es beleidigend, da aber die Engländer die Deutschen anders nennen ist es nicht beleidigend. Man darf also einen Ukrainer als Russe bezeichnen, wenn man die Russen irgendwie anders nennt.
Verzwickte Sache das. :weinen:

Darf man einen Ukrainer eigentlich als Kleinrusse titulieren? :devil:
 
Im Endeffekt ist es doch so: Vorurteile und Stereotype beruhen auf Nichtwissen. Die Polen nannte man noch Polen, obwohl auch zum Zarenreich gehörig, weil sie an Preußen grenzten und man sie noch kannte. Die anderen Völkerschaften waren zu weit weg und darum waren für das ungebildete Volk "alles Russen".
Und diese Ungebildetheit findet man noch heute, obwohl man es besser wissen könnte, wenn man denn wollte.
 
Im Endeffekt ist es doch so: Vorurteile und Stereotype beruhen auf Nichtwissen. Die Polen nannte man noch Polen, obwohl auch zum Zarenreich gehörig, weil sie an Preußen grenzten und man sie noch kannte. Die anderen Völkerschaften waren zu weit weg und darum waren für das ungebildete Volk "alles Russen".
Und diese Ungebildetheit findet man noch heute, obwohl man es besser wissen könnte, wenn man denn wollte.

Das ganze Thema ist sowieso Quatsch.
Wer heute aus diesem riesigen Reich hier her kommt, dessen Vorfahren mal ausgewandert sind, zu dem sagen selbst die Politiker "Russlanddeutsche"
 
Jetzt verwechselst du aber was. Gemeinhin nennt der Volksmund sie "Russen". ;)

Ich habe es viel weiter oben schon mal geschrieben.
Ohne abwertend zu wirken, ich sage zu jedem, der aus dieser Gegend kommt Russe. Ist doch nichts dabei.
Einige sagen dann, Moment mal, ich bin Ukrainer. Für mich trotzdem Russe.
Das ist doch nichts abwertendes, sondern ein Slang.

Oder ich sage auch zu allen Amis, die aus Amerika kommen. Auch zu einem, der aus utha kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nimms mir bitte nicht übel, aber du hast gerade eben den Beweis erbracht, daß Unkenntnis zu solchen Vorurteilen beiträgt.

Da Utah ein Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika ist, sind dessen Einwohner natürlich US- Amerikaner, wie die Einwohner aus Florida auch. Warum sollen die auch nicht so heißen, heißt der Staat ja auch offiziell: United States of America.

Andersherum machst du dir keine Mühe, dir beispielsweise Gedanken über die Herkunft eines Ukrainers zu machen. Da kann man ihn doch auch gleich als Chinesen oder Koreaner benennen. Ist auch im Osten. Von Deutschland aus gesehen. Da stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage: Will das Geschichtsforum, daß man im Straßenjargon kommuniziert und so Unwissen kommentarlos verbreitet, oder ist es nicht auch ein gewisser Lernaspekt, den dieses Forum zu berücksichtigen hat?
 
Nimms mir bitte nicht übel, aber du hast gerade eben den Beweis erbracht, daß Unkenntnis zu solchen Vorurteilen beiträgt.

Da Utah ein Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika ist, sind dessen Einwohner natürlich US- Amerikaner, wie die Einwohner aus Florida auch. Warum sollen die auch nicht so heißen, heißt der Staat ja auch offiziell: United States of America.

Andersherum machst du dir keine Mühe, dir beispielsweise Gedanken über die Herkunft eines Ukrainers zu machen. Da kann man ihn doch auch gleich als Chinesen oder Koreaner benennen. Ist auch im Osten. Von Deutschland aus gesehen. Da stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage: Will das Geschichtsforum, daß man im Straßenjargon kommuniziert und so Unwissen kommentarlos verbreitet, oder ist es nicht auch ein gewisser Lernaspekt, den dieses Forum zu berücksichtigen hat?

Ich habe gar nichts verwechselt. Liess mal die Überschrift des Themas.
Mir fällt dazu nichts anderes ein.
Man kann das alles natürlich auch dramatisieren. Nur zu.
Oder erwartest du einen wissenschaftlichen Disput zu diesem Thema?
 
Zuletzt bearbeitet:
Da das ein Laienforum ist, erwarte ich mit Sicherheit keinen wissenschaftlichen Disput. Aber ich erwarte schon, daß man nicht im Straßenjargon miteinander kommuniziert bzw., daß man bereit ist zu lernen und zu differenzieren.
 
Das Problem gibt es auch an anderen Stellen und wird mehrfach disktutiert. Ähnliches hatten wir schon bei der elsässischen Frage (Franzose/Deutscher/Elsässer), man kann es auf das ehemalige Jugoslawien anwenden, spezial auf die Hafen- und Grenzstadt Trst oder Triest, ebenso wie die Tiroler bzw. die Trennung nach Südtirol und Nordtirol.

Immer wird es so sein, dass, je nachdem wo die eigenen Wurzeln liegen und das Herz hängt, man die eine oder andere Nomenklatur als Brüskierung oder sogar als Beleidigung empfindet. Die meisten Menschen sind eben in gewissem Sinne Nationalisten, auch wenn für Aussenstehende die Differenzierung nicht immer nachvollziehbar ist. Junge Leute, die im Heute aufwachsen werden im eigenen Land teilweise schon diese Differenzierungen nicht mehr nachvollziehen können.

Ich denke, dass im Normalfall keiner dem Anderen was Böses will, wenn er ihm nun das falsche Nationalitäten-, Gebiets-/ oder Landeskästchen, oder auch ein ganz anderes umhängt. Der Mensch, zumal übrigens der Deutsche braucht diese Kästchen um aufzuräumen, bzw. damit alles seinen Platz hat und man kann dem Angesprochenen ja nicht ins Herz schauen, um zu sehen, in welche Richtung/Nationalität sein Herz schlägt.

Und selbst Oberbegriffe wie "Russen", "Jugoslawen" sollen/wollen die Bennenung nur vereinfachen. Gerade im Bereich Groß-Russlands, der UDSSR, etc.pp. gibt es zu viele einzelne Völker um alle richtig einzutütteln, fürchte ich.

Selbst innerhalb Deutschlands wollen Franken keine Bayern sein und Allgäuer keine Schwaben, egal ob jeweils richtig oder falsch.
 
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