Gast schrieb:
2. Wer wurde dort beerdigt? Handelte es sich wirklich um Könige in den sog. "Königsgräbern"? (Stichwort: "Agamemnonmaske")
Vielleicht ist vorher zu klären, dass es sich nicht um eine Grabanlage handelt, sondern dass sich hier zwei Gräberrunde nebeneinander befinden.
Die Grabanlagen teilen sich in zwei Bereiche. Der zuerst (von Schliemann) entdeckte Teil befindet sich direkt hinter dem Löwentor, ist von einer Umfassungsmauer umgeben und wird Gräberrund A genannt. Er legte dort 5 Gräber frei, ein weiteres wurde zwei Jahre später von Stamkis entdeckt. Diese mit Stelen markierten Schachtgräber (I-VI) waren in den Hügel eingeschnitten und wurden im 16. Jahrhundert v. Chr. verwendet. Es gab wohl noch weitere Flachgräber in diesem Bereich, sie wurden jedoch bei den Ausgrabungen Schliemanns weitestgehend zerstört. Aufgrund der Fülle und Erlesenheit der Grabbeigaben lässt sich darauf schließen, dass es sich bei diesem Bereich um den Friedhof der mykenischen Herrscher handelte.
Eine weitere Anlage wurde 1951 bei Restaurierungsarbeiten entdeckt. Um es vom ersten zu unterscheiden, erhielt es den Namen Gräberrund B. Anfang der 50er Jahre legte man dort 26 Gräber, darunter 14 Schachtgräber frei. Die Gräber in Rund B waren etwas älter und weniger prächtig ausgestattet als im Rund A. Wahrscheinlich wurde die Umfassungsmauer erbaut, um die Grabstätten der (vielleicht neuen?) Herrscherfamilie von der Grabanlage B abzugrenzen.
Interessant ist auch, dass das Rund A in späteren Bauphasen (14. bis 13. Jahrhundert v. Chr.) unberührt blieb, während in Rund B schwerwiegende Eingriffe stattfanden.
Gast schrieb:
3. Was ist über den Vorgang des Bestattens bekannt?
Bei Schachtgräbern wurden die Toten - für gewöhlich in gestreckter Haltung - auf eine Kieselschicht am Boden gelegt. Die Ränder waren mit Bruchsteinmauern befestigt, das Dach bildeten Schieferplatten oder Felchtwerk. Nachdem man die Grabbeigaben um den Körper herum angeordnet hatte, wurde der Schacht aufgefüllt und man schüttete ihn wallartig auf. In die Erde wurde eine Stele gesteckt. Die Gräber in Rund A waren in Ost-West-Richtung ausgerichtet. In Rund B ist keine einheitliche Ausrichtung vorhanden. Da die Gräber als Familiengruften dienten, fand man in einem Schacht oft mehr als 2 Skelette. (In den 6 Gräbern des Rundes A wurden 19 Körper gefunden.)
Aus Überresten von Tierknochen und Muscheln in den Schächten schließt man auf ein Festmahl im Zuge der Berdigungszeremonie. Auch Trinkgefäße von Trankopfern wurden gegen die Schachtwände geschleudert.
Gast schrieb:
4. Was weiß man von den Grabbeigaben? (Art, (religiöse) Bedeutung)
Die Grabbeigaben in den Königsgräbern waren wirklich außerordentlich. So fand man in den drei reichsten Gräbern des Rundes A gut 13 kg Gold. Eine Auswahl allein aus diesen 3 Schächten: 22 Goldvasen, 30 Silbervasen, über 70 Gefäße aus Bronze und Kupfer. Die häufigsten Beigaben waren persönliche Schmuckstücke, Waffen, Werkzeuge und Gefäße. Auch Siegelringe aus Glas und Bernstein wurden ausgegraben.
Das besondere an den Männern in Rund A war, dass sie Goldmasken trugen. Eine weiteres Highlight waren auch Tierkopfvasen, wie etwa der berühmte
Rhyton in Form eines Stierschädels aus dem Rund B. (Danke an Parago, hab mir da ein Bild geklaut. :winke: )