Mykene

GeschichtsFreak schrieb:
War auch schonmal in Mykene, was mir hauptsächlich in Erinnerung geblieben ist, dass es eine prächtige Stadt war, gut zu verteidigen und umgeben von bergigen Gelände.

Ich war glaub ich mit 12 oder 13 zum ersten Mal in Mykene und alles, was mir in Erinnerung geblieben ist, ist wie ueberwaeltigend das Loewentor wirkt, und dass man ganz schnell einen steifen Nacken bekommen kann wenn man nich aufpasst und dass es verdammt heiss da oben war. =)
 
Danke parago...

Das ist mir auch aufgefallen *lach*
Aber betreffend zum Tor, das war ja nun wirklich winzig....
Überwältigend, kann man das nicht nennen.

Da schon eher die große Grabkammer oder was das war außerhalb der Stadt.
Dieses runde Gebilde... Ihr wisst schon was ich meine ;)
 
Gast schrieb:
2. Wer wurde dort beerdigt? Handelte es sich wirklich um Könige in den sog. "Königsgräbern"? (Stichwort: "Agamemnonmaske")

Vielleicht ist vorher zu klären, dass es sich nicht um eine Grabanlage handelt, sondern dass sich hier zwei Gräberrunde nebeneinander befinden.

Die Grabanlagen teilen sich in zwei Bereiche. Der zuerst (von Schliemann) entdeckte Teil befindet sich direkt hinter dem Löwentor, ist von einer Umfassungsmauer umgeben und wird Gräberrund A genannt. Er legte dort 5 Gräber frei, ein weiteres wurde zwei Jahre später von Stamkis entdeckt. Diese mit Stelen markierten Schachtgräber (I-VI) waren in den Hügel eingeschnitten und wurden im 16. Jahrhundert v. Chr. verwendet. Es gab wohl noch weitere Flachgräber in diesem Bereich, sie wurden jedoch bei den Ausgrabungen Schliemanns weitestgehend zerstört. Aufgrund der Fülle und Erlesenheit der Grabbeigaben lässt sich darauf schließen, dass es sich bei diesem Bereich um den Friedhof der mykenischen Herrscher handelte.

Eine weitere Anlage wurde 1951 bei Restaurierungsarbeiten entdeckt. Um es vom ersten zu unterscheiden, erhielt es den Namen Gräberrund B. Anfang der 50er Jahre legte man dort 26 Gräber, darunter 14 Schachtgräber frei. Die Gräber in Rund B waren etwas älter und weniger prächtig ausgestattet als im Rund A. Wahrscheinlich wurde die Umfassungsmauer erbaut, um die Grabstätten der (vielleicht neuen?) Herrscherfamilie von der Grabanlage B abzugrenzen.

Interessant ist auch, dass das Rund A in späteren Bauphasen (14. bis 13. Jahrhundert v. Chr.) unberührt blieb, während in Rund B schwerwiegende Eingriffe stattfanden.

Gast schrieb:
3. Was ist über den Vorgang des Bestattens bekannt?

Bei Schachtgräbern wurden die Toten - für gewöhlich in gestreckter Haltung - auf eine Kieselschicht am Boden gelegt. Die Ränder waren mit Bruchsteinmauern befestigt, das Dach bildeten Schieferplatten oder Felchtwerk. Nachdem man die Grabbeigaben um den Körper herum angeordnet hatte, wurde der Schacht aufgefüllt und man schüttete ihn wallartig auf. In die Erde wurde eine Stele gesteckt. Die Gräber in Rund A waren in Ost-West-Richtung ausgerichtet. In Rund B ist keine einheitliche Ausrichtung vorhanden. Da die Gräber als Familiengruften dienten, fand man in einem Schacht oft mehr als 2 Skelette. (In den 6 Gräbern des Rundes A wurden 19 Körper gefunden.)

Aus Überresten von Tierknochen und Muscheln in den Schächten schließt man auf ein Festmahl im Zuge der Berdigungszeremonie. Auch Trinkgefäße von Trankopfern wurden gegen die Schachtwände geschleudert.

Gast schrieb:
4. Was weiß man von den Grabbeigaben? (Art, (religiöse) Bedeutung)

Die Grabbeigaben in den Königsgräbern waren wirklich außerordentlich. So fand man in den drei reichsten Gräbern des Rundes A gut 13 kg Gold. Eine Auswahl allein aus diesen 3 Schächten: 22 Goldvasen, 30 Silbervasen, über 70 Gefäße aus Bronze und Kupfer. Die häufigsten Beigaben waren persönliche Schmuckstücke, Waffen, Werkzeuge und Gefäße. Auch Siegelringe aus Glas und Bernstein wurden ausgegraben.

Das besondere an den Männern in Rund A war, dass sie Goldmasken trugen. Eine weiteres Highlight waren auch Tierkopfvasen, wie etwa der berühmte Rhyton in Form eines Stierschädels aus dem Rund B. (Danke an Parago, hab mir da ein Bild geklaut. :winke: )
 
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1.Warum wurde Mykene gerade an diesem Ort und nicht irgendwo anders gebaut?

2.Wann wurde der Palast erbaut?
 
Stimmt, das habe ich auch sinngemäß geschrieben. Mit dem Satz über die historischen "Indogermanen" meinte ich freilich diejenigen Völker indogermanischer Zunge, die historisch greifbar sind, also Mykener, Hethiter & Co.

Es gibt eine mykenische Kultur und natürlich den Ort Mykene auf der Peloponnes, nicht aber ein "mykenisches Volk".

Träger der mykenischen Kultur, die um 1200 v. Chr. unterging, waren Frühgriechen oder Achäer. Die waren allerdings Indoeuropäer, ebenso wie Germanen, Kelten, Italiker, Illyrer, Slawen, Balten, Hethiter, Iraner, Indoarier u.v.a., die alle zur indoeuropäischen Sprachfamilie zählen.
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Es gibt eine mykenische Kultur und natürlich den Ort Mykene auf der Peloponnes, nicht aber ein "mykenisches Volk".

Es gab eine mykenische Kultur und eine mykenische Sprache, und genau diese Sprache und ausschließlich diese Sprache berechtigt uns dazu, die Träger dieser Kultur, die wir heute als "Mykener" bezeichnen, zu den Indogermanen zu rechnen. Inwiefern man "die Mykener" als "Volk" (das ist nun tatsächlich ein eher schwammiger Begriff) bezeichnen soll, ist eine andere Frage, zu der ich hier keinen Disput anfangen möchte.
Meinetwegen bezeichnen wir sie dann eben nicht als "Volk", damit habe ich keine Probleme. (Bei einer enggefaßten Definition gab es dann natürlich auch kein "griechisches Volk" oder gar ein "frühgriechisches Volk". Übrigens auch kein "hethitisches Volk" - es gab einen Ort namens Hattuša und einen Vielvölkerstaat, der von diesem Ort aus regiert wurde...)

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Es gab eine mykenische Kultur und eine mykenische Sprache, und genau diese Sprache und ausschließlich diese Sprache berechtigtuns dazu, die Träger dieser Kultur, die wir heute als "Mykener" bezeichnen, zu den Indogermanen zu rechnen.

Die Sprachwissenschaft kennt keine "mykenische Sprache" , sondern nur eine griechische, die in verschiedene Dialekte zerfällt!

Man könnte höchstens sagen, dass es ein "mykenisches Griechisch" gab, also ein Griechisch, das zur Zeit der mykrnischen Kultur gesprochen wurde. Das mykenische Griechisch ist in der Linearschrift B geschrieben im Unterschied zur Linearschrift A, die im minoisch-kretischen Kulturkreis üblich war und deren Entzifferung bis heute nicht - oder nur bruchstückhaft - gelungen ist.

Mykene war lediglich ein befestigter Burg- und Palastort auf der Pelopennes und übte dort vermutlich eine Art Oberhoheit über andere achäische Fürstensitze aus. Daher hat man die feudale frühgriechische Kultur, die etwa von 1650-1200 v. Chr. währte, nach diesem Leitort "mykrenische Kultur" genannt

Inwiefern man "die Mykener" als "Volk" (das ist nun tatsächlich ein eher schwammiger Begriff) bezeichnen soll, ist eine andere Frage, zu der ich hier keinen Disput anfangen möchte.

Darüber muss man keineswegs einen "Disput" beginnen, denn die Bevölkerungssituation im frühen Griechenland ist seit langer Zeit durch die Geschichtswissenschaft und Archäologie eindeutig und einvernehmlich geklärt.

Etwa um 2000 v. Chr. erfolgte vermutlich der Einbruch der Proto-Griechen auf die südliche Balkanhalbinsel, worauf ein ausgedehnter Brandhorizont hindeutet. Diese Proto-Griechen vermischten sich im Lauf der nächsten Jahrhunderte mit der autochthonen mittelmeerischen Bevölkerung, was zur Ethnogenese der (Früh)griechen führte. Etwa um 1650 blühte die mykenische Kultur auf, die in starkem Maße von der minoischen Kultur Kretas befruchtet wurde. Diese frühen Griechen werden in der Literatur auch gern als "Achäer" bezeichnet.

Die Ethnogenese der Griechen war damit freilich nicht abgeschlossen, denn nach dem Zusammenbruch von Mykene und der tragenden mykenischen Kultur um 1200 v. Chr. kam es zur Einwanderung der nordwestgriechischen Dorer, die vor allem die Peloponnes besetzten (Dorische Wanderung) und dort um 900 v. Chr. Sparta gründeten.

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Die Sprachwissenschaft kennt keine "mykenische Sprache"
Dann richte dies doch bitte der Sprachwissenschaft aus, die weiß nämlich bislang noch nichts davon, daß sie keine mykenische Sprache zu kennen hat. Stattdessen produziert sie munter Titel wie etwa:

Die neuen Linear-B-Texte aus Theben: ihr Aufschlusswert für die mykenische Sprache und Kultur; Akten des internationalen Forschungskolloquiums an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 5. - 6. Dezember 2002 / hrsg. von Sigrid Deger-Jalkotzy und Oswald Panagl. Red: Thomas Lindner. - Wien: Verl. der Österreichischen Akad. der Wissenschaften, 2006 (Veröffentlichungen der Mykenischen Kommission Bd. 23 / Mykenische Studien 19); ISBN 3-7001-3640-4

Ich für meinen Teil betrachte die Diskussion über Mykene an dieser Stelle für abgeschlossen.


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Dann richte dies doch bitte der Sprachwissenschaft aus, die weiß nämlich bislang noch nichts davon, daß sie keine mykenische Sprache zu kennen hat. Stattdessen produziert sie munter Titel wie etwa ...

Mykenisches Griechisch ist die älteste bekannte Form der griechischen Sprache. Sie wurde während der mykenischen Ära, d.h. zwischen dem 16. und 11. Jahrhundert v. Chr. auf dem griechischen Festland und auf Kreta gesprochen. Überliefert ist sie durch Inschriften in der Silbenschrift Linear B, hauptsächlich auf Tontafeln aus den Palastarchiven von Knossos, Pylos und anderen mykenischen Burgen.
Soweit ich den heutigen Forschungsstand kenne, ist diese Behauptung absolut nicht haltbar. Die Hethiter sind ebensowenig nach Kleinasien eingewandert

Es geht hier allein um die griechische Sprache, die zur Zeit der Mykener gesprochen wurde.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Italiker
 
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Dieter schrieb:
Es geht hier allein um die griechische Sprache, die zur Zeit der Mykener gesprochen wurde.

Wie bereits gesagt: Richte das doch bitte der Sprachwissenschaft aus, und bestelle ihr ggf., daß sie zukünftig nicht mehr den Begriff "mykenische Sprache", sondern der Einfachheit halber den Terminus "griechische Sprache, die zur Zeit der Mykener gesprochen wurde" verwenden möge. Von meiner Seite aus ist die Diskussion hierzu beendet.
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Hallo Dieter

Etwa um 2000 v. Chr. erfolgte vermutlich der Einbruch der Proto-Griechen auf die südliche Balkanhalbinsel, worauf ein ausgedehnter Brandhorizont hindeutet.

Bezieht sich das Wort "vermutlich" auf die Datierung oder die Einbruchsrichtung? Ist im zweiten Fall die Frage berechtigt, ob sie von Norden oder aus dem Osten kamen?
 
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Hallo Dieter
Bezieht sich das Wort "vermutlich" auf die Datierung oder die Einbruchsrichtung? Ist im zweiten Fall die Frage berechtigt, ob sie von Norden oder aus dem Osten kamen?

Es ist bis heute ungeklärt bzw. umstritten, aus welcher Richtung die Proto-Griechen auf die südliche Balkanhalbinsel gelangten. Sie können von Osten entlang des Schwarzen Meers gekommen sein oder auch von Norden.

Der Zeitpunkt der Einwanderung wird in der Literatur meist mit 2200/2000 v. Chr. angegeben, wobei ein ausgedehnter Brandhorizont und entsprechende Funde diese Annahme stützen. Das fügt sich gut in die Expansion anderer indoeuropäisch sprechender Stämme wie z.B. Hethiter oder Indoiraner.
 

Man sollte vielleicht noch hinzufügen, dass erst durch die Vermischung von einwandernden indoeuropäischen Proto-Griechen mit der autochthonen mittelmeerischen Vorbevölkerung ein "Volk" der Griechen entstand, das uns seit etwa 1600 v. Chr. in seiner typisch mykenischen Kultur entgegentritt, die allerdings vom minoischen Kreta wesentliche Impulse erhielt.

Den vorläufigen Abschluss der griechischen Ethnogenese bildet erst die Einwanderung der nordwestgriechischen Dorer etwa um 1100 v. Chr.
 
Zu den Vorbeiträgen paßt es nicht, zum allgemeinen Titel Mykene aber schon.

Die Mykener/Achaier der Bronzezeit bauten nicht nur wehrhafte Höhenburgen mit zyklopischen Mauern, sondern auch wasserbautechnische Anlagen wie Kanäle und Dämme. http://www.frontinus.org/poster/Poster09a.pdf Mykenische Kanäle der griechischen Kopais-Ebene: 4000 Jahre alte Meisterwerke antiker Ingenieure in Griechenland | Suite101.de

Ob sie von Vorbildern lernten oder die Anlage selbst entwickelt haben, konnte ich nicht herausfinden, leider.
 
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