Mir geht es immer noch darum, herauszufinden, wie diese Differenzierung begonnen hat, wahrscheinlich liegt die Steinzeit einfach noch nicht lange genug zurück.
Muß man bei Säugetieren, Primaten, Hominiden im Gegensatz zu Vögeln und Reptilien schauen oder ist diese Sicht dann zu biologisch?
Den absoluten Beginn biologischer Geschlechtsdifferenzierung findet man schon lange vor dem Menschen. Hierfür muss man sich mit Fragen beschäftigen, warum sich in der Evolution Organismen mit zwei Eltern entwickelt haben, was der Vorteil daran war, dass die Eltern sich zu verschiedenen Geschlechtern entwickelt haben, und welche Folgen das für das Verhalten der Geschlechter hatte.
Die biologischen Unterschiede sind beim Menschen nicht besonders groß. Und sie sind keine entweder-oder-Unterschiede, wie das immer wieder in populären Darstellungen verzerrend dargestellt wird. Aus dem Unterschied "Frauen sind fürsorglicher" wird schnell ein "Männer beteiligen sich nicht an der Erziehung", was totaler Quatsch ist. Umgekehrt wird aus dem Mann gern der Alleinversorger konstruiert, nur weil er etwas schneller und stärker ist als die Frau. Natürlich ebenfalls Quatsch.
Neben den "biologischen" Faktoren gibt es die Sozialisation. Sozialisation kann die geringen biologischen Unterschiede noch weiter verstärken, oder aber abschwächen.
Heutzutage wird häufig wie selbstverständlich unterstellt, dass es keine biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt (von Anatomie abgesehen) und sämtliche sozialen Ungleichheiten sozialisationsbedingt sind. Diese Unterstellung ist notwendig, um dann die politisch korrekte Forderung nach einer Angleichung oder Umkehrung der Geschlechterrollen einzufordern: wenn sie ausschließlich ein Konstrukt unserer Gesellschaft sind, dann können wir das völlig beliebig konstruieren.
So selbstverständlich ist das aber gar nicht. Die biologischen Unterschiede sind gering und geben vielleicht nur eine Tendenz zu einem unterschiedlichen Verhalten ab. Die Sozialisation greift diese Unterschiede aber auf und verstärkt sie noch. Das macht auch Sinn, weil so die vorhandenen Potentiale viel besser genutzt werden können.
Männer haben aufgrund körperlicher Merkmale und aufgrund der Unabhängigkeit von Schwangerschaft und Stillzeit einen Vorteil für sämtliche Aktivitäten, die Gefahr und größere Entfernungen beinhalten. Warum sollte eine Wildbeutergemeinschaft vor 100000 Jahren diesen Vorteil, sei er noch so kleingeredet, nicht nutzen? Wir können natürlich nicht ausschließen, dass sie es doch umgekehrt gemacht haben, die Männer am Herdfeuer saßen und Kinder betreuten und die Frauen auf Jagd liefen und alle 5 Stunden zurück rannten, um die Kinder zu säugen.
Es gibt gute Argumente dafür, dass die traditionelle Rollenteilung zeitüberdauernd ist. Theoretische Überlegungen und absolut übereinstimmende Beobachtungen aus heutiger Zeit sprechen dafür. Uns liegen bereits empirische Beispiele dafür vor, wie Versuche, mittels gezielter Sozialisation biologische Neigungen zu nivellieren, gescheitert sind.
Das Argument dagegen lautet: Es könnte aber anders gewesen sein. Ha! Habt ihr einen Gegenbeweis? Nein? Ha! Seht ihr, es war bestimmt anders.
Es
könnte anders gewesen sein. Wer diese Meinung vertritt, sollte begründen, warum es anders gewesen sein
sollte.
Auf Theorien einfach nur mit Skeptizismus zu reagieren, bringt uns mittlerweile nicht vorwärts. Am ehesten bringt es noch die Vertreter der Rollenteilung-Theorie vorwärts, weil sie ihre Argumentation immer weiter verfeinern und verbessern können.
Ich fände es interessanter, wenn sich das Gegenlager aus der Deckung traut, einen Gegenentwurf vorstellt und ihn begründet. Natürlich nicht nur mit "hätte ja sein können, wir haben keinen Gegenbeweis". Es ist ja nicht so, dass Vertreter der Rollenteilung-Theorie für schlüssige Argumente einer Gegentheorie verschlossen sind.
Ich fände es auch gut, wenn wir dieses Thema in einem eigenen Thread von seiner politischen Seite beleuchten. Dieser Aspekt wird hier zwar bewundernswert gut rausgehalten, aber irgendwie schwebt er doch über allem. Vielleicht tut es uns gut, wenn wir unsere Meinungen darüber austauschen können, weil wir dann nicht aus einer biologischen/anthropologischen Diskussion auf wichtige politische Meinungen schließen müssen.