Trinkgefäße & Getränke im MA

Es ist ein Unterschied, ob ein Kürbis als Becher benutzt wird, indem sich die Flüssigkeit verhältnismäßig kurzzeitig befindet (und dessen Öffnung unabgedeckt bleibt), oder ob er als geschlossenes Transportbehältnis dienen soll. Im letzten Falle kann ich erfahrungsgemäß berichten, daß dieses eben nicht natürlich wasserdicht ist.
Ich weiß aber sehr genau, daß zumindest die afrikanischen Kürbisflaschen _nicht_ mit irgendwas abgedichtet sind. Sind trotzdem wasserdicht. Wahrscheinlich würde so ein Ding irgendwann anfangen zu faulen, wenn ich eine Flüssigkeit wochenlang drinlasse. Aber solche Ansprüche stellen die Leute, die das benutzen nicht.
 
Mal eine doofe Frage. Wo kriegt man denn Flaschenkürbisse fix und fertig her? Mir wird immer gesagt, man bekommt sowas in Africashops. Aber da haben sie sowas nie. Und wo gab es sowas damals? Afrikanische Kürbisflaschen werden wohl nicht importiert worden sein.

Freunde haben mal versucht, selber welche zu basteln, aber wir hatten eben das Problem mit dem Haltbarmachen und dem Faulen. Von daher würde ich schon KvdL zustimmen, dass das wirklich nicht so einfach ist.:winke:
 
Plinius der Ältere erwähnte bereits die Cucurbita als Gefäss. Über die Römer verteilte sie sich langsam aber sicher in ganz Europa ...

Muß noch mal gucken, ob Kürbiskerne bereits als medizinisches Mittel (Prostata!) bekannt waren ...
 
Hmmm, vielleicht beantwortet das unsere Frage:
"Aus der antiken Welt sind keine archäologischen Funde bekannt. Flaschenkürbisse wurden aber in einigen Schriften erwähnt.
Der griechische Philosoph Theophrastos (um 371-288 v.Chr.) berichtet in einem seiner 15 Bände zur Botanik über die Verwendbarkeit von Flaschenkürbissen als Flaschen und Behältnisse.
Während des römischen Kaiserreiches erwähnt Plinius der Ältere (23-79 n.Chr.), römischer Soldat, Verwalter und Schriftsteller, in seiner 37bändigen Naturalis Historia (Band 12-19 zur Botanik) den Flaschenkürbis.
"Ihr Wachstum ist sehr rasch, und man benutzt sie, um Zimmer mit ihnen
auszukleiden oder Lauben mit ihnen zu decken. (...) Wie den Gurken gibt man auch den Flaschenkürbissen allerlei Gestalten, vornehmlich in geflochtenen Formen, in die man die jungen Früchte steckt. Sie nehmen dann beim Wachsen die Gestalt der Form an (...) Ihre Anwendung ist verschieden. Beim Verspeisen wird die Schale fortgeworfen. Sie gelten
übrigens für eine gesunde und leichte Speise. Diejenigen Flaschenkürbisse, deren Samen man zur Aussaat gebrauchen will, schneidet man gewöhnlich erst mit Eintritt des Winters ab, trocknet sie dann im Rauch und gebraucht sie, um in ihrem hohlen Inneren Sämereien, Wein und dergleichen aufzubewahren. Man hat auch ein Verfahren erfunden, nach welchem man die Flaschenkürbisse wie Gurken zum Verspeisen aufbewahren kann, so daß sie sich fast bis zu der Zeit halten, da es wieder frische gibt. Die Aufbewahrung geschieht in Salzbrühe."
"Erst zur römischen Kaiserzeit im 1. Jahrhundert n. Chr. beschreibt der römische, aus Spanien gebürtige Ackerbauschriftsteller Columella verschiedene seiner Fruchtformen, welche als Behälter für Flüssigkeiten aller Art, besonders Milch und Honig, und als Trinkgefäß verwendet werden konnte, daneben aber auch den Jungen als eine Art Schwimmblase zur Erlernung des Schwimmens dienten." "
(http://www.uni-mainz.de/Organisationen/SORC/fileadmin/workpapers/Kuerbisgefaesse_Leben_Banna.pdf)
 
:p
KvdL, diese Arbeit durchstöbere ich auch gerade. Auf S. 51/52 wird beschrieben, wie flaschenähnliche Kalebassen hergestellt werden. Im wesentlichen trocknet man die Kürbisse einfach und entfernt danach das Fruchfleisch. Nur bei Butterkalebassen machen sie es umgekehrt - warum auch immer. Allerdings leben die Banna, um die es in der Arbeit geht, in Süd-Äthiopien, wo es meist recht warm und trocken ist. Da geht das mit dem Trocknen ohne Hilfsmittel einfacher als bei uns.
 
Ich weiß aber sehr genau, daß zumindest die afrikanischen Kürbisflaschen _nicht_ mit irgendwas abgedichtet sind. Sind trotzdem wasserdicht. Wahrscheinlich würde so ein Ding irgendwann anfangen zu faulen, wenn ich eine Flüssigkeit wochenlang drinlasse. Aber solche Ansprüche stellen die Leute, die das benutzen nicht.

Ich kann nur aus meiner Erfahrung als Pilger sprechen, also gemäß der Thematik, Behältnisse auf Reisen. Diesbezüglich verhält es sich so, daß ein Kürbis, der als Flasche mitgeführt wird, kaum eine Möglichkeit zum Trocknen hat, da er dauerhaft befüllt ist.
Das bedeutet, daß das Wasser die Verholzung langsam, aber sicher aufweicht, und der Behälter undicht wird. Dazu bedarf es nichtmal eines Tages. Um den Kürbis wieder zu trocknen ungleich mehrere. Äußerst unpraktikabel auf Reisen.
 
:p
KvdL, diese Arbeit durchstöbere ich auch gerade. Auf S. 51/52 wird beschrieben, wie flaschenähnliche Kalebassen hergestellt werden. Im wesentlichen trocknet man die Kürbisse einfach und entfernt danach das Fruchfleisch. Nur bei Butterkalebassen machen sie es umgekehrt - warum auch immer. Allerdings leben die Banna, um die es in der Arbeit geht, in Süd-Äthiopien, wo es meist recht warm und trocken ist. Da geht das mit dem Trocknen ohne Hilfsmittel einfacher als bei uns.

Jetzt wissen wir, warum die meisten Pilgerreisen in wärmere Gefilde führen. :rofl:
 
Ich kann nur aus meiner Erfahrung als Pilger sprechen, also gemäß der Thematik, Behältnisse auf Reisen. Diesbezüglich verhält es sich so, daß ein Kürbis, der als Flasche mitgeführt wird, kaum eine Möglichkeit zum Trocknen hat, da er dauerhaft befüllt ist.
Das bedeutet, daß das Wasser die Verholzung langsam, aber sicher aufweicht, und der Behälter undicht wird. Dazu bedarf es nichtmal eines Tages. Um den Kürbis wieder zu trocknen ungleich mehrere. Äußerst unpraktikabel auf Reisen.
Aber dennoch waren diese Flaschen sehr verbreitet. Auch in der Frühen Neuzeit wurden sie z.B. von Soldaten für den dauerhaften Transport von Flüssigkeit als Feldflaschen verwendet. Ist doch komisch, oder? Ich meine, die werden doch nicht aus Afrika importiert haben oder doch?:grübel:
 
Ich kann nur aus meiner Erfahrung als Pilger sprechen, also gemäß der Thematik, Behältnisse auf Reisen. Diesbezüglich verhält es sich so, daß ein Kürbis, der als Flasche mitgeführt wird, kaum eine Möglichkeit zum Trocknen hat, da er dauerhaft befüllt ist.
Das bedeutet, daß das Wasser die Verholzung langsam, aber sicher aufweicht, und der Behälter undicht wird. Dazu bedarf es nichtmal eines Tages. Um den Kürbis wieder zu trocknen ungleich mehrere. Äußerst unpraktikabel auf Reisen.
Nicht mal ein Tag? Das ist ja interessant! Dann fällt mir als Erklärung nur noch ein, daß verschiedene Kürbissorten verwendet werden. In der von Dir verlinkten Magisterarbeit geht die Ethnologin irgendwo darauf ein, daß es dicker- und dünnerwandige Kalebassenarten gibt.
Diese Völker in Süd-Äthiopien (nur auf die kann ich mich beziehen, weil ich mich da auskenne), also die Banna, um die es in der Arbeit geht, Hamer etc., benutzen Kalebassen für alles mögliche. Und da werden durchaus auch Flüssigkeiten etwas länger drin aufbewahrt; Bier z.B. oder Milch.
 
Aber dennoch waren diese Flaschen sehr verbreitet. Auch in der Frühen Neuzeit wurden sie z.B. von Soldaten für den dauerhaften Transport von Flüssigkeit als Feldflaschen verwendet. Ist doch komisch, oder? Ich meine, die werden doch nicht aus Afrika importiert haben oder doch?:grübel:
Flaschenkürbisse kann man doch auch problemlos in Europa anbauen.
 
Flaschenkürbisse kann man doch auch problemlos in Europa anbauen.
Jede Art von Kürbissen und Gurken ... :winke:

Witzig übrigens, dass häufig behauptet wird der Kürbis wäre durch Kolumbus und über Südamerika nach Europa gekommen, dabei handelte es sich hier nur um eine südamerikanische Art ...
 
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Nicht mal ein Tag? Das ist ja interessant! Dann fällt mir als Erklärung nur noch ein, daß verschiedene Kürbissorten verwendet werden. In der von Dir verlinkten Magisterarbeit geht die Ethnologin irgendwo darauf ein, daß es dicker- und dünnerwandige Kalebassenarten gibt.
Diese Völker in Süd-Äthiopien (nur auf die kann ich mich beziehen, weil ich mich da auskenne), also die Banna, um die es in der Arbeit geht, Hamer etc., benutzen Kalebassen für alles mögliche. Und da werden durchaus auch Flüssigkeiten etwas länger drin aufbewahrt; Bier z.B. oder Milch.

Ja, bei der unbehandelten Kalebasse hat es nichtmal einen Tag gedauert, bis es tropfte.
Bitte, frage mich nicht, welche Sorte ich benutzt habe, ich bin kein Biologe. Falls Du es aber exakt wissen möchtest, laß´ich Dir gerne einige Samen zukommen, sodaß Du´s selbst ausprobieren kannst.
 
Ja, bei der unbehandelten Kalebasse hat es nichtmal einen Tag gedauert, bis es tropfte.
Bitte, frage mich nicht, welche Sorte ich benutzt habe, ich bin kein Biologe. Falls Du es aber exakt wissen möchtest, laß´ich Dir gerne einige Samen zukommen, sodaß Du´s selbst ausprobieren kannst.
:rofl:Danke für das Angebot! Aber ich hab auf meinem Balkon leider keinen Platz für Flaschenkürbisse. Ich kann mangels Sonne noch nicht mal die Koloquinten anbauen, die ich mir hoffnungsfroh aus der Sahara mitgebracht hatte. :mad:
Versuch doch mal, Deine Kalebasse auszuräuchern. Das machen die in Äthiopien zum desinfizieren - vielleicht imprägniert das auch gleichzeitig?
 
Plinius der Ältere erwähnte bereits die Cucurbita als Gefäss...

... und meinte seinerzeit mit cucurbita pepo jedoch Melonen (heute citrullus) und Flaschenkürbisse (heute lagenaria). Der Name cucurbita wurde später aber auf die aus Amerika stammenden Kürbisse - wozu auch bspw. der uns heute geläufige Gartenkürbis (heute cucurbita pepo) - übertragen.
Alles andere wäre auch verwunderlich, denn wie bereits aus diesem Zusammenhang hervorgeht, sind die cucurbitae, welche wir heute als solche kennen, ursprünglich in Amerika beheimatete Pflanzen.
Vgl. dazu folgende Threads bzw. Bücher:
http://www.geschichtsforum.de/231131-post2.html
http://www.geschichtsforum.de/231485-post9.html
Pflanzennamen im Vergleich - Google Buchsuche
Heilpflanzenpraxis heute: Porträts ... - Google Buchsuche

Über die Römer verteilte sie sich langsam aber sicher in ganz Europa ...

Melonen (heute citrullus) und Flaschenkürbisse (heute lagenaria) ja, "echte" Kürbisse (cucurbita) nein - siehe oben.

Muß noch mal gucken, ob Kürbiskerne bereits als medizinisches Mittel (Prostata!) bekannt waren ...

In Europa wohl vor der Neuzeit eher nicht, da dazu mW die Kerne "echter" Kürbisse genommen werden - vgl. auch dazu oben.
Für Flaschenkürbisse sind mir - neben der angesprochenen Verwendung als Gefäße sowie im Instrumentenbau (z.B. Sitar, Trommeln) - bzgl. medizinischer Verwendung nur Diuretika (Mittel zur Ausschwemmung), Emetika (Mittel zum Erbrechen) und Antipyretika (Mittel gegen Fieber und zur Fiebersenkung) bekannt (und dies vornehmlich eher im asiatischen Raum).
 
Flaschenkürbisse kann man doch auch problemlos in Europa anbauen.
Vergleiche die Probleme, welche KvdL nannte!

Na ich tu mich noch eine Weile um, vielleicht gibt es ja auch welche, die fertig zu kaufen sind (als Flasche) und für Europa im Mi. oder in der Frühen Neuzeit belegt.
Wie gesagt, wir hatten die nämlichen Probleme wie KvdL damit. Die Dinger wurden einfach nicht dicht und hielten nicht dauerhaft die Flüssigkeit, obwohl wir alles richtig machten.
 
:rofl:Danke für das Angebot! Aber ich hab auf meinem Balkon leider keinen Platz für Flaschenkürbisse. Ich kann mangels Sonne noch nicht mal die Koloquinten anbauen, die ich mir hoffnungsfroh aus der Sahara mitgebracht hatte. :mad:
Versuch doch mal, Deine Kalebasse auszuräuchern. Das machen die in Äthiopien zum desinfizieren - vielleicht imprägniert das auch gleichzeitig?

Keine Ursache, das Angebot steht weiterhin.

Die Idee des Räucherns ist möglicherweise gar nicht blöd. Wäre ein Versuch wert. Allerdings werde ich das daheim ausprobieren, und defintiv nicht auf einer Tour! :)
 
Vergleiche die Probleme, welche KvdL nannte!

Na ich tu mich noch eine Weile um, vielleicht gibt es ja auch welche, die fertig zu kaufen sind (als Flasche) und für Europa im Mi. oder in der Frühen Neuzeit belegt.
Wie gesagt, wir hatten die nämlichen Probleme wie KvdL damit. Die Dinger wurden einfach nicht dicht und hielten nicht dauerhaft die Flüssigkeit, obwohl wir alles richtig machten.
Es gibt, wie gesagt, verschiedene Arten, und die haben anscheinend unterschiedliche Wandstärken. In der oben von KdvL verlinkten Magisterarbeit heißt es auf S. 17:
Unterschieden wird der Flaschenkürbis in zwei Subspezies. Zum einen ssp. afrikana und zum anderen ssp. asiatica, deren ursprüngliche Verbreitungsgebiete Afrika und Asien in ihren Namen ausgedrückt werden. Durch den neuzeitlichen Handel mit Samen sind beide Subspezies in allen
Teilen der Welt verbreitet. Die beiden Subspezies unterscheiden sich am offensichtlichsten durch ihre Früchte. Die Früchte der ssp. afrikana sind mittelgroß und haben eine dunkelgrüne, oft gefleckte und dünnwandige Schale. Die ssp. asiatica hingegen ist groß, hellgrün mit dicken Schalen. Charles Heiser begründet die Entstehung zweier Subspezies dadurch, daß eine wilde Form des Flaschenkürbisses zu Vorzeiten von Afrika nach Asien gelangt ist, und danach durch keine weiteren Arten beeinflußt wurde.
In Banna sind beide Subspezies vertreten. Die Früchte der afrikanischen Subspezies werden vor allem für Schüsseln zum Essen und Trinken verwendet, während aus denen der asiatischen Art Gefäße hergestellt werden. Weder das Fruchtfleisch noch die Samen der Kürbisse werden verzehrt. Zum Verzehr bauen manche Familien andere Kürbisarten an.
(Alke Dohrmann, Kürbisgefäße im Leben der Banna, 1996)
 
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