Historische Romane

Bevor ich an "The Burning Land" gehen kann, muß ich erst einmal "The Gladiator" von Simon Scarrow lesen. Die ist das 9. Buch der Adler oder Eagle-Serie, welche in der römischen Armee zur Zeit Kaiser Claudius spielt. Die erstem 4 romane sind ins deutsche Übersetzt worden, die restlichen leider nicht.
Bei "The Gladiator" geht es um einen Sklavenaufstand auf Kreta. nach einem Erdbeben.

Bis Neulich

Apvar

Da ich mich besonders fürs Römische Reich interessiere, sollte ich mir diese Reihe womöglich mal näher anschauen...? Zumindest die deutschen Ausgaben. Englisch.... naja. Wenn es wenigstens Latein wäre...
 
Da ich mich besonders fürs Römische Reich interessiere, sollte ich mir diese Reihe womöglich mal näher anschauen...? Zumindest die deutschen Ausgaben. Englisch.... naja. Wenn es wenigstens Latein wäre...

Die Bücher Scarrows sind auf jeden Fall zum empfehlen! Allerdings muss man zu einem gewissem Maße auf lange Schlachtenbeschreibungen stehen.
 
Ben Hur

Ich habe mir einen Roman gegönnt, der beinahe schon selbst historisch ist: Ben Hur. War nett, ihn einmal zu lesen, aber mehr auch nicht. Hier meine ausführliche Meinung:

Das große, übergeordnete Thema in „Ben Hur“ ist die Handlung eines weiteren Bestsellers: Die Erzählung über das Leben Jesu im Neuen Testament. Alle wichtigen Stationen im Lebensweg des Messias werden in „Ben Hur“ geschildert, angefangen mit der Geburt im ersten Kapitel, die gleich aus mehreren Blickwinkeln beschrieben wird: Die drei Weisen, Maria und Joseph, die Hirten, Herodes. Spannung kommt dadurch natürlich nicht auf, denn die Geschichte des Nazareners ist den meisten Abendlandbewohnern bekannt. Das Besondere ist jedoch, dass man diese Geschichte in „Ben Hur“ aus einem anderen Blickwinkel erlebt als im Religionsunterricht oder beim Studium der Bibel. Man erlebt sie aus der Sicht von Ben Hur, dessen Lebensweg nach der Bibelgeschichte den zweiten Handlungsstrang bildet. Ben Hur ist ein Sohn aus einem angesehenen und wohlhabendem jüdischen Haus, der nach einem vermeintlichen Attentat auf den römischen Statthalter als Sklave auf die Galeerenruderbank geschickt wird. Die Erzählung von Ben Hurs Leben ist sehr dicht: Der Autor beschreibt nur das Wichtigste in meist kurzen Szenen, die oft Jahre auseinander liegen.
Ben Hur erwartet – wie die meisten anderen Juden - einen mächtigen Mann als Messias, der den Thron im Tempel der Juden besteigt und die Römer besiegt. Das große Thema des Buches ist die Frage: Erfüllt der Messias diese Erwartungshaltung oder schlägt Gott einen anderen Weg ein? Dieses religiöse Thema ist ein wesentlicher Unterschied zu den Historienschinken aus heutiger Zeit, bei denen die Geschichte zu Ende ist, wenn der Böse tot und der Gute glücklich ist; hier macht das Ringen zwischen Gut und Böse nur einen Teil aus.
Ein weiterer Unterschied zu aktuellen Historischen Romanen ist die Erzählperspektive: Der Erzähler plaudert über die Ereignisse, als würde er mit dem Leser am Tisch sitzen und sie ihm erzählen, z. B.: „Von dorther sehen wir einen einsamen Pilger…“; oder er nimmt den Leser an die Hand: „Stellen wir uns am Tor auf, ein wenig abseits vom Gedränge…“, „Diejenigen meiner Leser, welche die heiligen Stätten persönlich in Augenschein genommen haben…“. Ben Hur nennt der Autor oft „unser junger Freund“ oder „unseren Helden“.
Auch bei anderen Gelegenheiten merkt man, dass dieser Roman schon vor ein paar Jahren geschrieben wurde, u. a. an den Beschreibungen der damaligen Zeit, die zum Teil nicht mehr dem aktuellen Stand der Forschung entsprechen: Auf Kriegsschiffen ruderten keine Sklaven, sondern Soldaten, ebenso fuhren Wagenlenker nicht mit nacktem Oberkörper, sondern schützten sich mit Lederbandagen vor den Sturzfolgen.
Ebenfalls ungewöhnlich ist die umständliche Sprache, z. B.: „Es ließ sich ein lauter Krach vernehmen.“ – Das geht auch einfacher: „Es krachte.“


Fazit: Spannung kam nicht auf, schon allein deshalb, weil mir die Bibelgeschichte durch den Religionsunterricht und die Geschichte Ben Hurs durch den Film mit Charlton Heston bekannt war. Trotzdem war es interessant, einen Historischen Roman zu lesen, der anders aufgebaut und anders geschrieben ist als die neueren Romane dieser Art.
 
Kennt jemand "Marcus Soldat Roms 1"?

Wir schreiben das Jahr 355 nach Christus. Schwer verwundet rettet sich der Centurio Marcus Junius Maximus mit einer wichtigen Botschaft aus dem brennenden Kastell Gelduba und schlägt sich mit wenigen Getreuen nach Aachen durch. Die Kunst der Ärzte rettet sein Leben, und endlich genesen, kann er den gefahrvollen Heimweg durch die unwegsamen Wälder der Eifel in die Heimat antreten. Mit dem wegekundigen Galerius, seinem treuen Führer und Begleiter, meistert er aufregende Abenteuer und entkommt nur mit knapper Not den plündernden Horden der Franken. Er erreicht voller Glück das väterliche Weingut in der Nähe von Trier und muss leidvoll erleben, dass der Krieg ihm gefolgt ist. Es beginnt ein gnadenloser Kampf um die Heimat, und er erkennt, dass er durch den Besitz seines persönlichen Schutzzaubers, einen golden Armreif, in schicksalhafte Vorgänge verstrickt ist, deren Ursprünge weit in die Vergangenheit reichen. Tapferkeit, Liebe, Treue und die fromme Hingabe zu den alten Göttern lassen ihn gegen eine Welt bestehen, in der die ehrwürdigen Tugenden Roms verblassen und das Christentum seinen Siegeszug angetreten hat. Ein tolles Extra ist der zweite Teil des Buches, der dem Leser die Gelegenheit gibt, sich selbst an die zum Teil noch gut erhaltenen historischen Stätten zu begeben. Mit wissenschaftlicher Akribie hat der Autor, selber Historiker und seit Jahren in der Archäologie tätig, die Lebensumstände und politischen Ereignisse des vierten Jahrhunderts recherchiert. Das Ergebnis ist ein von der Fachwelt anerkanntes Werk, das durch die Detailgenauigkeit der Lebensumstände und die genaue Kenntnis der historischen Vorgänge an Rhein und Mosel in der Spätzeit der römischen Herrschaft besticht. Der Leser wird eingeladen, eine Zeitreise voller Spannung und Information anzutreten, und fühlt sich gleichsam in das vierte nachchristliche Jahrhundert zurückversetzt.

Interessant daran finde ichhalt,dass da sone Art Reisefüherer mit drin ist. Die Geschichte selebr klingt eher langweillig. Klingt für mich halt nach: Einziger Heide im christianisiertem Land muss eine Entscheidung treffen, natürlich spielt Liebe eine Rolle und wahrscheinlich auch blutige Kämpfe.
 
Ja, kenne ich.
Dieses Buch ist eher interessant für Römer-interessierte Rheinländer, weil man natürlich alle Orte kennt die im Buch vorkommen. Der Autor ist eigentlich Archäologe und hat so manches Detail, welches man noch besichtigen kann, geschickt eingebaut
Die Story ist ziemlich einfach gestrickt, eine Art Road-Movie, der Protagonist sieht auf seinem Weg nach Trier einerseits die Zerstörung und den Niedergang der einst blühenden Landschaften, andererseits die Pracht des kaiserlichen Triers. Dazu etwas Mystery, etwas Liebe, etwas Kampf.
Wem der regionale Bezug fehlt wird mit dem Buch nicht allzuviel anfangen können.(Ich lasse mir Teil 2 zu Weihnachten schenken, bin aber auch aus der Nähe von Coriovallum:pfeif:)

Iris Kammerer hat da doch eine ganz andere Qualität.:fs:
 
Das ist natürlich nett, mit der "alten Parre" und den anderen Figuren. Allerdings schon aus damaliger Sicht eher ein früher Fantasy-Roman.


Ich finde der Begriff "Fantasy-Roman" wird dem Rulamann nicht gerecht.
Weinland hat sich, so weit ich das beurteilen kann, exakt an den Forschungsstand der 1870er Jahre gehalten.
Der dichterischen Freiheit ist, Stand 1870er!, lediglich das Zusammentreffen Steinzeit-Kelten geschuldet.

Manches was Weinland vermutet hat, wurde durch die Forschung inzwischen bestätigt. Die Musikinstrumente auch noch in der unmittelbaren Umgebung der Schauplätze von Weinlands Roman.
 
Ich habe mir einen Roman gegönnt, der beinahe schon selbst historisch ist: Ben Hur. War nett, ihn einmal zu lesen, aber mehr auch nicht. Hier meine ausführliche Meinung:

Das große, übergeordnete Thema in „Ben Hur“ ist die Handlung eines weiteren Bestsellers: Die Erzählung über das Leben Jesu im Neuen Testament. Alle wichtigen Stationen im Lebensweg des Messias werden in „Ben Hur“ geschildert, angefangen mit der Geburt im ersten Kapitel, die gleich aus mehreren Blickwinkeln beschrieben wird: Die drei Weisen, Maria und Joseph, die Hirten, Herodes. Spannung kommt dadurch natürlich nicht auf, denn die Geschichte des Nazareners ist den meisten Abendlandbewohnern bekannt. Das Besondere ist jedoch, dass man diese Geschichte in „Ben Hur“ aus einem anderen Blickwinkel erlebt als im Religionsunterricht oder beim Studium der Bibel. Man erlebt sie aus der Sicht von Ben Hur, dessen Lebensweg nach der Bibelgeschichte den zweiten Handlungsstrang bildet. Ben Hur ist ein Sohn aus einem angesehenen und wohlhabendem jüdischen Haus, der nach einem vermeintlichen Attentat auf den römischen Statthalter als Sklave auf die Galeerenruderbank geschickt wird. Die Erzählung von Ben Hurs Leben ist sehr dicht: Der Autor beschreibt nur das Wichtigste in meist kurzen Szenen, die oft Jahre auseinander liegen.
Ben Hur erwartet – wie die meisten anderen Juden - einen mächtigen Mann als Messias, der den Thron im Tempel der Juden besteigt und die Römer besiegt. Das große Thema des Buches ist die Frage: Erfüllt der Messias diese Erwartungshaltung oder schlägt Gott einen anderen Weg ein? Dieses religiöse Thema ist ein wesentlicher Unterschied zu den Historienschinken aus heutiger Zeit, bei denen die Geschichte zu Ende ist, wenn der Böse tot und der Gute glücklich ist; hier macht das Ringen zwischen Gut und Böse nur einen Teil aus.
Ein weiterer Unterschied zu aktuellen Historischen Romanen ist die Erzählperspektive: Der Erzähler plaudert über die Ereignisse, als würde er mit dem Leser am Tisch sitzen und sie ihm erzählen, z. B.: „Von dorther sehen wir einen einsamen Pilger…“; oder er nimmt den Leser an die Hand: „Stellen wir uns am Tor auf, ein wenig abseits vom Gedränge…“, „Diejenigen meiner Leser, welche die heiligen Stätten persönlich in Augenschein genommen haben…“. Ben Hur nennt der Autor oft „unser junger Freund“ oder „unseren Helden“.
Auch bei anderen Gelegenheiten merkt man, dass dieser Roman schon vor ein paar Jahren geschrieben wurde, u. a. an den Beschreibungen der damaligen Zeit, die zum Teil nicht mehr dem aktuellen Stand der Forschung entsprechen: Auf Kriegsschiffen ruderten keine Sklaven, sondern Soldaten, ebenso fuhren Wagenlenker nicht mit nacktem Oberkörper, sondern schützten sich mit Lederbandagen vor den Sturzfolgen.
Ebenfalls ungewöhnlich ist die umständliche Sprache, z. B.: „Es ließ sich ein lauter Krach vernehmen.“ – Das geht auch einfacher: „Es krachte.“


Fazit: Spannung kam nicht auf, schon allein deshalb, weil mir die Bibelgeschichte durch den Religionsunterricht und die Geschichte Ben Hurs durch den Film mit Charlton Heston bekannt war. Trotzdem war es interessant, einen Historischen Roman zu lesen, der anders aufgebaut und anders geschrieben ist als die neueren Romane dieser Art.


D´ácord! ich habe an anderer Stelle schon einmal geschrieben, dass historische Romane meist mehr über die Zeit aussagen, als über die, von der sie handelt.

Ich denke, Lewis Wallace hat mit den von dir beschriebenen Stilelementen sehr viel Ähnlichkeit mit Bulwer- Lytton oder auch mit Walt Whitmann. den Leser persönlich anzusprechen und ihn sozusagen an die Hand zu nehmen und ihn an verrufene, dekadente Orte, bzw solche, die man damals dafür hielt zu entführen: den Hof Neros, das Viertel der römischen jeunesse dorée in Antiochia oder die Kaschemmen von Pompeii.


Immerhin merkt man Lewis Wallace durchaus an, dass er in der klassischen antiken Literatur heimisch war, wie übrigens auch Henryk Sienkewicz. Lewis Wallace war übrigens ein erfolgreicher Politiker und General des Bürgerkrieges. 1878-1881 war er Gouverneur von New Mexico und musste dort nach dem Lincoln County weidekrieg die Ordnung mühsam wiederherstellen, wobei er auch mit den Ermittlungen gegen einen gewissen William H. Boney und seine "Regulatoren" betraut wurde.

Besser bekannt ist Boney unter seinem Spitznamen "Billy the Kid", und ein Bekannter von mir, ein begeisterter western sammler, besitzt u. a. einen von wallace unterzeichneten Steckbrief von "Billy the Kid".
 
Hab gerade "Heeresbericht" von Edlef Köppen durch. Ein wirklich großartiges uch. Finde ich eigentlich besser als "Im Westen nichts neues" obwohl, oder gerade weil, der Schreibstil ganz anders ist.

Edlef Köppen – Wikipedia
Heeresbericht – Wikipedia

Da kann ich dir nur zustimmen. Ich habe das Buch schon vor vielen Jahren zum ersten Mal gelesen, aber das sollte noch nicht das letzte Mal sein. Ich finde seine Berichte wesentlich plastischer, was bei einem Kriegsroman nicht immer appetittlich ist. Insgesamt hat er auch mich mehr beeindruckt wie "Im Westen nichts Neues". Ein kleines Manko ist für mich der Schluss des Buches, bei dem Köppen mE deutlich nachläßt.

Man merkt bei Köppen sogar noch deutlicher als bei Remarque wie die Kriegsbegeisterung aus den Anfangsjahren nachläßt und einer tiefen Resignation und Todesangst weicht.
 
Ich habe gerade von David Benioff (Drehbuchautor von Troja und Drachenläufer (nach Khaled Hosseini)) Stadt der Diebe gelesen. Der Roman basiert auf den Erzählungen seines Großvaters Lew Beniow, der seinem Enkel sagte: "So ganz genau kann ich mich nicht mehr an alles erinnern, Du bist doch Romanautor."
Der Roman handelt von zwei jungen Männern im belagerten Leningrad und dem Hunger.
 
Als ich "Im Westen nichts Neues" das letzte Mal gelesen habe, fand ich sehr beeindruckend, wie Remarque die Augenblicke, in denen vorübergehend Normalität herrscht, besonders schön und gefühlvoll schildert. Wunderbar, wie er den Kontrast zwischen Leben und andererseits Leid und Tod stilistisch sichtbar macht - fand ich. Heute weiß ich, dass er nicht nur handwerklich Beeindruckendes geschaffen hat, sondern darin auch Realist ist.
 
Lese am liebsten die Romane von Rebecca Gable, habe auch Ken Follet gelesen, lese auch gerne Romane die in der Antike spielen.mag besonders die Falco-Reihe von Lindsey Davies und die Romane Von John Maddox Roberts
 
Wer etwas über die schwierige Beziehung südosteuropäischer bzw. mitteleuropäischer Völker zum Osmanischen Reich lesen möchte, sollte sich einmal anschauen:

Gardonyi, Geza: Sterne von Eger (ungarischer Roman über das 16. Jahrhundert)

Andric, Ivo: Die Brücke über die Drina (Geschichte aus Bosnien)


Zur Formung eines dezidiert polnischen und zugleich anti-deutschen Geschichtsbildes, packend geschrieben:

Sienkiewicz, Henryk: Die Kreuzritter (spielt um 1400 in Polen/Ostpreußen)
 
Cicero - der Libero der Republik

Robert Harris ("Pompeji") schreibt zur Zeit eine Trilogie über das Leben Ciceros. Im zweiten Werk dieser Trilogie, "Titan", befindet sich Cicero auf dem Höhepunkt seiner Macht: Er ist Consul und darf sich mit Catilina schlagen. Hier meine Meinung zum Titan:

Während sich „Imperium“, das erste Cicero-Buch von Robert Harris, mit dem Aufstieg Ciceros bis zu seiner Wahl zum Consul beschäftigt, schildert „Titan“ sein Consulat im Jahr 63 v. Chr. sowie die anschließenden fünf Jahre, in denen Cicero immer wieder von seinen Entscheidungen während des Consulats eingeholt wird. Cicero ist kein Außenseiter mehr, sondern Teil der Elite Roms.
Erzähler ist wieder Tiro, Ciceros Sekretär. Über sich selbst schreibt Tiro wenig, lediglich die Liebschaft mit einer Sklavin erwähnt er nebenbei an drei oder vier Stellen in jeweils ein paar Absätzen. In der Hauptsache konzentriert sich Tiro auf die Schilderung der politischen Ränkespiele jener Zeit, bei denen Cicero kräftig mitgemischt hat.
Der Tenor des Romans lautet: Die Republik ist bedroht, Cicero muss sie retten. Dafür hat Cicero weder eine Armee noch Geld zur Verfügung, sondern seine Rede- und Überzeugungskraft. Und so erlebt man Cicero vor allem bei Hinterzimmergesprächen und in Senatssitzungen, wo er einen Abwehrkampf gegen die Männer führt, die er für die Feinde der Republik hält.
Das Leben der einfachen Leute wird nur hie und da angedeutet: Hunger, verkrüppelte Veteranen, bankrotte Bauern, lärmende Banden betrunkener junger Männer, plötzlich ausbrechende Feuersbrünste, Bettler, das Sommerfieber mit hunderten Opfern. Von Cicero und Tiro werden die einfachen Bürger gerne als Pöbel bezeichnet. Vermutlich ist diese abfällige Haltung der Grund, warum Cicero während seines Consulats keine einzige Maßnahme trifft, um die oben geschilderten Missstände zu beheben. Er verhindert nur Gesetze (u. a. Landverteilung an die Armen), aber er schlägt keine eigenen Gesetze vor. Deshalb wäre Cicero ein unbedeutender Consul geworden, hätte nicht Catilina während Ciceros Consulat die Revolte angezettelt, die Sallust in seiner Schrift „De coniuratione Catilinae“ der Nachwelt überliefert hat. Im Kampf gegen Catilina findet Cicero die Bühne, auf der er sich seinen Platz in der Geschichte erkämpfen kann.
Aber nicht nur bei der Verschwörung des Catilina sticht die Verkommenheit der Republik ins Auge, auch in der Tagespolitik: Korruption allerorten, raffgierige Statthalter, ein saufender Consul, lächerliche Anklagen und gekaufte Gerichtsurteile. Kein Wunder also, dass diese Republik viele Feinde hat, gegen die Cicero zu Felde ziehen muss. Allerdings drängte sich mir die Frage auf: Was ist das Rettenswerte an dieser Republik? Diese Frage wird nicht beantwortet und somit erscheint auch Cicero Kampf sinnlos.
Ein weiteres Thema des Buches lautet: Gegner der Republik gibt es viele, aber Caesar ist der Schlimmste. Zwei Gespräche Ciceros mit Caesar am Anfang und am Ende bilden die Klammer des Buches. Zwischendrin rückt der Erzähler Caesar immer wieder in ein schlechtes Licht: Er bringt Caesar mit Catilina in Verbindung. Mehr noch: Er konstruiert eine von Caesar geführte „Verschwörung hinter der Verschwörung“.
Doch bis auf diese kleinen Ausschmückungen hält sich der Autor weitgehend an die historische Überlieferung, so dass der Leser, der sich bereits in dieser Zeit auskennt, keine Überraschungen erlebt. Einen durchgehenden Spannungsbogen habe ich nicht erkannt, vielmehr reiht der Autor die historischen Ereignisse aneinander, die er in Quellen wie der oben bereits erwähnten Schrift von Sallust oder den zahlreichen Briefen Ciceros recherchiert hat. Manchmal nimmt auch der Erzähler selbst die Spannung aus der Geschichte, z. B. wenn das Urteil eines Prozesses bereits bei Prozessbeginn verraten wird. Wie kann man die Spannung so mutwillig zerstören?
Insgesamt bereue ich es jedoch nicht, das Buch gelesen zu haben. Schuld daran sind viele Details, die hie und da eine Vorstellung davon geben, wie im Alten Rom Politik gemacht wurde. Zu diesen Highlights gehören zum Beispiel die Wortwechsel im Senat zwischen Caesar, Cicero und Cato.
Der Roman besticht weiterhin durch eine authentische Darstellung der Schauplätze, vom Stadtbild Roms bis zur Villa des Lucullus.
Nur wenige Fehler stören: So sagen in einem der zahlreichen Prozesse Sklaven vor Gericht aus. Allerdings waren vor einem römischen Gericht die Aussagen von Sklaven nur unter Folter gültig. Ein weiteres Mal bewacht eine Centurie Legionäre eine Gerichtsverhandlung mitten in Rom, obwohl sich dort keine Soldaten aufhalten durften. Im Glossar wird behauptet, Pompeius sei im gleichen Jahr geboren wie Caesar. Das stimmt nicht: Caesar war sechs Jahre jünger als Pompeius.


Fazit: Eine unterhaltsame, aber keine spannende Lektüre, dafür ist die Hauptfigur Cicero nicht mitreißend genug: Er scheut Veränderungen und Reformen, sein Hauptziel ist, alles in seiner derzeitigen Form zu bewahren. Cicero war der Libero der Republik – ein Spielmacher oder Mittelstürmer wäre interessanter gewesen.
 
Bin grad wieder bei Bernard Cornwell gelandet.

Zuerst habe ich mir die Gral-Reihe nochmals einverleibt, wiederum mit viel Vergnügen.

Danach las ich den neuen Roman Cornwells Azincourt.
Azincourt spielt ebenso wie die Grals Reihe um den Bogenschützen Thomas von Hookton zur Zeit des Hundertjährigen Krieges, wenn auch ein Jahrhundert später.
Auch dieses mal wählte Cornwell einen Bogenschützen als Hauptprotagonisten, nämlich Nicholas Hook.
Das Buch ist wie erwartet, typisch Cornwell eben, schön zu lesen, es stellt den Hundertjährigen Krieg ungeschönt und realistisch dar. Die Charaktere sind gut beschrieben, es fällt leicht, sich in sie hereinzuversetzen. Die Sprache ist gewohnt einfach (einfach nicht plump, Cornwell verzichtet bewusst auf die nervigen überstilitisierten pompäsen Sprachexzesse, die man bei manch anderem Autor findet) und angenehm zu lesen.
Zur Story: Nicholas Hook, Wildhüter in einer kleinen englischen Lordschaft und Bogenschütze, landet, nachdem er sich mit einem Priester angelegt hat und fliehen musste, bei den englischen Streitkräften in Frankreich. Er überlebt den Fall Soissons und kehrt mit der Französin Melisande, die er vor der Vergewaltigung bewahrt hat, nach England zurück. Vom König begnadigt landet er wiederum in Frankreich, nimmt dort an der Belagerung Harfleurs teil und steht schließlich in den Reihen der Engländer vor Azincourt, um dort in einer verzweifelten Schlacht gegen die Franzosen zu kämpfen.
Dem Lebensweg Nick Hooks folgend entwirft Cornwell wiederum ein lebendiges Porträt des 15. Jhr. Höhepunkt sind die Beschreibungen der Schlachten - sowieso Cornwells Spezialität. Die Schlachtengemälde sind so realisitsch beschrieben, wie man es von ihm gewohnt ist. Dabei verzichtet er auf die heroischen Sieges/Schlachtenhymnen, die man von anderen Autoren kennt.

So weit so gut. Kenner der Grals-Reihe wird einiges bekannt vor kommen - so ist es auch. Einziges Manko des Romans ist die allzu deutliche Nähe zu den Erlebnissen Thomas von Hooktons. Cornwell sagte in einem Interview, dass er sich gut vorstellen könnte, die Geschichte um Thomas fortzusetzen, aber nicht zu viel aus dem Charakter herauspressen wolle. Es drängt sich der Gedanke auf, dass er stattdessen eine Neuauflage der Geschichte verfasst hat, ohne Gral, ein paar Jahrzehnte später und mit anderen Charakteren - dennoch: die Geschichte ähneln sich doch sehr.
Doch das tut dem Vergnügen des Lesens keinen Abbruch, manchmal kommt man nur an eine Textstelle und muss leise lächeln und denken "das hab ich doch schonmal so ähnlich gelesen".

Azincourt (oder "Im Zeichen des Sieges", die deut. Übersetzung wieder herrlich anmassend ) ist auf jeden Fall ein Roman den ich wärmstens empfehlen kann, ein gut abgerundeter und grundsolider historischer Roman!:yes:





Gerade lese ich, ebenso von Cornwell, Copperhead, das 2. Buch der Starbuck-Chronicles, welche dem Soldaten Nathaniel Starbuck durch die Wirren des amerikanischen Bürgerkriegs folgt. Wenn ich mit allen 4 Büchern fertig bin, folgt hierzu auch noch ne kurze Rezenssion.
 
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