Ich möchte mich hier
nicht als Vertreter der These
Kalkriese=pontes longi hinstellen.
Dennoch reizt es mich, ein
evt. mögliches Szenario dieser These zu entwerfen. Dies soll möglichst sachlich und auch begründet sein. Ich
versuche das hier jetzt einmal:
Die Römer geraten bei den
pontes longi in einen Hinterhalt. Hier möchte ich kurz anmerken, daß in der Kalkrieser Gegend Reste eines Holzbohlenweges nachgewiesen wurden. Das Gelände scheint lt. Tacitus genau auf Kalkriese zuzutreffen:
...Denn in der Mitte zwischen den Bergen und Sümpfen zog sich eine Ebene hin, die eine Aufstellung in schmaler Front ermöglichte. (ann I, 64)
Da es sich bei dieser Stelle um einen Engpass handelt, beschliessen die Römer diesen mit einem Wall abzusichern. Die Germanen leiten die Bachläufe vom Kalkrieser Berg um und versuchen den Wall zu unterspülen. Die Römer graben Drainagegräben. Außerdem gibt es innerhalb des Walles Durchlässe um eine möglichst offensive Verteidigung zu ermöglichen. Natürlich steht dieser Wall zu Verteidigungszwecken an einer eher exponierten Stelle, nämlich entlang des Hanges. Aber wo sollte er sonst errichtet werden? Die ganze freie Fläche war garnicht nutzbar. Nur die Ränder. Stichwort Hangsandzone. Also mußte der Wall dort errichtet werden, wo er nun einmal stand.
Die Germanen greifen den Wall an und
kletterten auf die Wallhöhe (ann I 68). Im Bereich der heutigen Flur Oberesch kommt es zu recht schweren Kämpfen. Dort gewinnen die Germanen sogar die Oberhand. Der Wall stürzt auch tw. ein und begräbt einiges unter sich, z.B. ein in Panik geratendes Maultier. Aber dann nutzen die Römer die Durchlässe.
Mit Geschrei stürmten sie los und fassten die Germanen im Rücken...
Die Römer können schließlich dem Hinterhalt entgehen, es bleibt aber nicht die Gelegenheit, die eigenen Toten zu bergen. Einiges an Ausrüstung muß zurückgelassen werden.
Die Germanen haben nach dem Abzug der Römer die Gelegenheit das Schlachtfeld zu plündern. Ihre eigenen Toten (vor dem Wall) werden geborgen und bestattet.
So und bevor jetzt das (durchaus berechtigte) Argument bezügl. der Heerestrennung an der Ems kommt:
Man beachte, daß Kalkriese bezügl. der historischen Quellen (Tacitus und Dio) wohl kaum das Varusschlachtfeld sein kann.
Soweit mein Versuch Kalkriese als Caecina Schlachtfeld zu interpretieren.