Ich sehe in der Realität keinen Unterschied zwischen der Wirkungsweise von Axt/Schwert und Keule. Eine sinnvolle Unterscheidung, auch zu Jagdzwecken, zwischen Fernwaffe und Nahwaffe ist ja durchaus legitim. Allerdings hätte ich gerne einen Beleg oder Beweis, dass frühe Klingenwaffen eine saubere Schnittkante produzieren konnten. Denn für den Zeitraum in dem wir uns bewegen, tendiere ich dazu, dass sowohl Keule als auch Axt/Schwert (welches ja erheblich später auftritt) mehr eine Hiebwaffe sind als eine Schnittwaffe. Ob ich nun also mit der Axt den Schädel eines Beutetiers einschlage ehe ich es zerlege oder aber mit einer Keule, macht keinen großen Unterschied. Stumpfe Hiebverletungen haben sogar den Vorteil, dass die Knochenbrüche normalerweise großflächiger sind als bei einer geringen "Kontaktzone" wie sie bei Äxten/Schwertern der Fall wäre.
Wie du schon geschrieben hast, sind Keulen für das Betäuben/ Kampfunfähigmachen bestens geeignet. Da sowohl Mensch als auch Beutetier biologisch ähnlich sind, was spricht denn gegen die Keule als Jagdgerät?,
Stimmt man dieser Annahme zu, so hat man wieder die Ausgangsfrage: Was war zuerst da? Keule oder Axt? Ab wann möchte man, sofern man es genauer definieren will, ein Werkzeug als Waffe für den zwischenmenschlichen Gebrauch definieren?
Die Unterscheidung kann nur funktionieren, wenn das Gerät Merkmale aufweist, die für die Jagd oder Werkzeuggebrauch unnötig sind, aber im Kampf gegen Menschen sinnvoll. Beispiel Dolch: ein zweischneidiges Gerät wird kein Allzweckmesser sein, da man für Schneidarbeiten auf den Klingenrücken fassen können sollte. Um Tiere zu töten, braucht man Stichwaffen; grundsätzlich könnte der Dolch auch für das Töten verletzter Tiere entwickelt sein; allerdings tragen Tiere keine Kleidung/Panzer, die zusätzlich durchstoßen werden müssen, man muß nicht abwehrende Gliedmaßen schneiden, eine zweite Schneide bringt so wenig zusätzlichen Vorteil, daß es sich in der Bronzezeit nicht gelohnt haben dürfte, zusätzlich zum bei der Jagd notwendigen Schneidemesser ein reines Stechmesser zu haben. Man könnte daher vermuten, Dolche wären als Waffe gegen Menschen konzipiert worden.
Deutlicher wird das beim Schwert. Hier ist die Waffeneigenschaft ganz eindeutig. Zwar gibt es aus dem späten Mittelalter Jagdschwerter (mit besonderen Vorrichtungen zur Vermeidung des zu tiefen Eindringens), aber eher als Freizeitgerät des Adels, nicht als besonders praktisches Jagdgerät. Daher ist es wohl zum Kriegsgebrauch entwickelt worden.
Bei der Axt weiß ich nicht recht, die Werkzeugeigenschaften sind so überragend, daß ich nicht auf ursprünglichen Kampfeinsatz tippen würde.
Ich stimme Dir nicht zu, wenn Du Axt/Schwert und Keule in die gleiche Wirkungskategorie einreihst. Es ist ein ziemlicher Unterschied, ob nur ein stumpfer Schaden verwirklicht wird oder die Waffe tief in den Körper dringt und große Blutgefäße/Organe verletzen kann. Die ersten Bronzeschwerter, soweit mich meine Erinnerung nicht täuscht, waren auch eher auf den Stich ausgerichtet, sozusagen als Weiterentwicklung der Dolche mit längerer Reichweite.
Ob Keule oder Axt zuerst da waren, wird schwer zu entscheiden sein. Der Werkzeugcharakter tritt bei der Keule stark zurück, eigentlich taugt das Ding eher für den Kampf, wenn auch da nur relativ schlecht. Mit einer spitzen/scharfen Waffe hat man doch erheblich mehr Möglichkeiten. Z.B. ein größeres verwundetes Tier mit einer Keule zu erschlagen, dürfte ein recht abenteuerliches Unterfangen sein. Wer an einen Hirsch oder ein Wildschwein (oder Mammut, Höhlenbär etc.) mit der Keule ran ging, anstatt es mit dem Speer aus wenigstens etwas Distanz zu erstechen, dürfte oft evolutionäre Nachteile bezüglich der Nachkommenschaft gehabt haben.