Deutsche Aktivitäten zur Herbeiführung des russisch-japanischen Krieges 1904

Hihi. Ich behaupte mal, selbst eine angenommene Unterlegenheit von 50% der britischen gegenüber der deutschen Flotte hätte ausgreicht, um die deutsche Flotte davon abzuhalten, über die Nordsee zu dampfen und Truppen in Yorkshire oder wo zu landen, das Risiko wäre einfach zu groß gewesen. Aber darum geht es ja gerade nicht, sondern um "to defeat the enemy", also ein offensives Vorhaben. Im Klartext: Es geht bei diesen Überlegungen darum, der deutschen Flotte eine Niederlage beizubringen, nicht darum, britisches Staatsgebiet zu verteidigen.
Falsch!
Die britische Flotte und die daraus resultierende Flottenrüstung hat als Grundbasis ihrer Berechtigung den Schutz vor der Invasion der Insel.
Soweit es mein Themengebiet des Navalsimus betrifft, wird die britische Flottenrüstung hauptsächlich von dieser Angst beeinflusst. Ab Mitte des 19.Jahrhunderts kommt zur Invasionsangst noch die Befürchtung, daß die Handelswege für den steigenden Import der Insel ebenfalls geschützt werden müssen, aber im weitergeführten Sinn betrifft auch die Problematik die Insel bzw. die Lebensader zur Insel!

Auf der anderen Seite steht die deutsche Flottenrüstung, die einzig auf die alles entscheidende Seeschlacht aufbaute und die erwartete die deutsche Flottentaktik in der Nähe der deutschen Bucht!
Was nach dem Erringen eines Sieges bei dieser Entscheidungsschlacht taktisch geplant war, wurde sicherlich nie ernsthaft durchgespielt. Vielleicht die Invasion, aber ich halte dies für spekulativ, oder hat jemand eine Info darüber?
 
Zuletzt bearbeitet:
HolgerXX schrieb:
Mal abgesehen davon, wer hier jetzt zuerst was durcheinander gebracht hat (einen eigenen Fehler kann ich nicht ausschließen): Es geht um den Widerspruch zwischen
a) dem angeblich schlechte britisch-russischen Verhältnis im Nachgang der Liman-Krise im Spätwinter 1914
b) den britisch-russischen Flottengesprächen zum Abschluss einer Marinekonvention im Frühjahr 1914
was mich zu der Schlussfolgerung veranlasst, sooo schlecht kann das Verhältnis ja nicht gewesen sein.

Überprüfe doch einmal, wann, exakter Zeitpunkt, die Liman-von-Sanders-Krise stattfand und wann die Gespräche hinsichtlich einer Marinekooperation zwishen Großbritannien und Russland begannen. Dann prüfe weitherhin die Motivlage Russlands, Frankreichs und Großbritanniens, prüfe wer diese Gespräche initiiert hat. Dann lass den Beginn, den Verlauf, die Unterbrechung und die Wiederaufnahme der Gespräche an deinem geistigem Auge vorbeiziehen. Dann sollte einiges klarer werden.

HolgerXX schrieb:
Und das sehe ich jetzt genau so.

Immerhin, das ist ja schon einmal etwas.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht um den Widerspruch zwischen
a) dem angeblich schlechte britisch-russischen Verhältnis im Nachgang der Liman-Krise im Spätwinter 1914
b) den britisch-russischen Flottengesprächen zum Abschluss einer Marinekonvention im Frühjahr 1914
was mich zu der Schlussfolgerung veranlasst, sooo schlecht kann das Verhältnis ja nicht gewesen sein.
DEN Widerspruch müsstet Ihr
a) anhand Eurer logischen Fähigkeiten als solchen erkennen können und
b) ihn anhand Eurer detaillierten Literaturkenntnis aufklären können. Bisher bin ich mit Euren Aussagen nicht zufrieden.

Siehe hier
http://www.geschichtsforum.de/f58/das-projektierte-russisch-britische-marineabkommen-32681/
http://www.geschichtsforum.de/f62/poincar-besucht-russland-im-juli-1914-a-31936/
Darin sind einige Aspekte diskutiert.

Die germanophobe Fraktion obsiegte, die germanophile unterlag, und daraus darf man Schlussfolgerungen auf die Haltung Großbritanniens insgesamt ziehen
Ein wissenschaftlich fundiertes Sachurteil zu diesem Ereignis setzt bei der Darstellung der Ursachen und den Ereignissen an. Retrograde Schlüsse können diese methodische Vorgehensweise nicht ersetzen. Darin wird der Fehler Deines Autors liegen, aber wir können uns das gerne genauer anschauen.

Unhaltbar oder nicht, es ist ein zeitgenössisches Zitat.
Unvollständige Quellenbasis [1], unterlassene Quellenkritik [2]. Darauf habe ich anhand der einschlägigen Literatur hingewiesen. Sofern du exakt zitierst, kann ich Dir bei [1] und [2] helfen.

So ist die "Bedrohungslage" eine politische Konstruktion der britischen Admiralität. Die deutsche Flotte war zum größeren Teil ein Repräsentationsinstrument, und das wussten die Briten.
Hierzu verzichte ich auf eine inhaltliche Antwort. Der Stand der Literatur dazu ist in den detallierten Studien von Sumida, Brooks, Lambert und Willmot zu finden.
In defence of naval supremacy ... - Google Bücher
Dreadnought gunnery and the Battle ... - Google Bücher
Sir John Fisher's Naval Revolution - Google Bücher
The Last Century of Sea Power: From ... - Google Bücher

Die Einzelheiten der Rüstung findest Du bei bei Parkes und Burt:
British battleships, "Warrior" 1860 ... - Google Bücher
British battleships of World War One - Google Bücher

Nun weiß ich ja, dass Du die nicht lesen möchtest. Aber die Tipps haben einen Hintergrund: Du kannst Deine verwendete Literatur mal auf Querzitate zu den Standardwerken prüfen. Fehlanzeige? ;) Vielleicht eher Marder, Roskill, oder das zT noch brauchbare Altwerk von Woodward, E. L.: Great Britain and the German Navy?


Wenn der Silesia nicht bald mal meine PMs beantwortet, decke ich den Guten halt auf, auch wenn Ihr mich dann steinigt.
Ich sehe darin kein Problem und keinen Grund für Geheimniskrämerei. Ein Hinweis vorab: seine Darstellung in der 1987er MGM zur Flottenkonvention (die hattest Du nicht erwähnt) ist veraltet, und basierte zudem auf lückenhaftem Material. Daraus kannst Du bereits Rückschlüsse ziehen.
 
Es geht doch nicht so sehr darum, was Grey wollte, sondern was er zu tun hatte.
Naja, es gibt den öffentlichen Grey, der eben nicht gegen den Willen seiner Partei handeln konnte und den geheimen Grey, der hinter dem Rücken seiner Partei Politik gegen Deutschland betrieb, z.B. eine geheime Marinekonvention mit Russland abschloss und als die Sache rauskam die Schwurhand hob, er wisse von nichts. Nicht besonders vertrauensbildend gegenüber dem deutschen Reichskanzler, der genau wusste, dass das nicht stimmt.

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Eine gewisse Sicherheit hatte Japan bereits durch GB und USA. Ein neuer russisch-japanischer Krieg war nach dem Frieden von 1905 und dem Ausgleich von 1907 in weiter Ferne. Dass Japan auf Deutschland nicht zählen konnte, (und das für Deutschland (mal wieder) dummerweise) geht aus dem von Silesia oben verlinkten Thread deutlich hervor.
Den Thread kenne ich, soweit ich mich erinnere ging es aber da um ein Bündnis Japan+DR gegen GB und die USA, nicht eines auf seiten GBs und Deutschlands.
Die "gewisse Sicherheit" Japans sehe ich nicht, GB blieb im Krieg vs Russland neutral, welche Sicherheit soll das denn sein?

Ein Machtblock, in dem Russen, Deutsche, Polen, Ungarn, Tschechen, Finnen, um nur mal die prominentesten Nationen zu nennen, gemeinsam vertreten sind, muss nun mal grundsätzlich antinational ausgerichtet sein, auch wenn das die Phantasie der damaligen Herrschaftseliten überfordert hat.
Das wohl weniger, aber ein antinationales Reich gegen den Willen der nationalistischen Bevölkerung durchzusetzen, da waren die Monarchen und adligen Führungsschichten nicht mehr mächtig genug. Sie mussten auf den nationalen Zeitgeist aufspringen oder abdanken.
 
El Mercenario schrieb:
Naja, es gibt den öffentlichen Grey, der eben nicht gegen den Willen seiner Partei handeln konnte und den geheimen Grey, der hinter dem Rücken seiner Partei Politik gegen Deutschland betrieb, z.B. eine geheime Marinekonvention mit Russland abschloss und als die Sache rauskam die Schwurhand hob, er wisse von nichts. Nicht besonders vertrauensbildend gegenüber dem deutschen Reichskanzler, der genau wusste, dass das nicht stimmt.

Ohe Frage beschritt Grey hier einen risikoreichen Pfad, denn diese Vorgehensweise war dazu geeignet die deutsch-britische Annäherung zu gefährden.
 
... z.B. eine geheime Marinekonvention mit Russland abschloss .

Es wurde auf russischem Wunsch verhandelt, britischerseits konsequent dilatiert. Den Gesprächen konnte GB sich nach der Brüskierung Russlands in der Liman-von-Sanders-Krise und infolge des brüchigen Verhältnisses betr. Persien (-> Indien) faktisch nicht entziehen. Bis zum 1.8.1914 wurde nichts abgeschlossen.[*]

Die Folgen für das deutsche Vorgehen in der Julikrise (Versuch zum Knacken der "triple entente" -> "alles oder nichts") aufgrund der bekannt gewordenen Verhandlungen stehen auf einem anderen Blatt.



[*]
EDIT: ich kann leider schlecht verbergen, an Massie kaum ein gutes Haar zu lassen. Dem Ereignis widmet er gigantische 2 Seiten in seinem Buch, aber wo er recht hat, hat er recht: in fact, very little happened. :devil: (Das gilt natürlich nicht in Bezug auf die deutsche Perzeption in der Juli-Krise, siehe dazu den Thesenkatalog von Schröder!)
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir ist sehr schleierhaft, wie du dann dir das Wissen aneignen möchtest, um in einer Diskussion wie dieser, die schon die Tiefen und Verästlungen der diplomatischen Geschichte von 1890-1914 eintaucht, entsprechend fundiert, also auf einer entsprechend abgesicherten Unterlage, mitdiskutieren willst. :confused:
Mit Eurer Hilfe! Wenn Ihr behauptet, Ihr wisst es besser, könnt Ihr das ja anhand von durch die Literatur abgesicherten Argumenten vorbringen. Stattdessen schickt Ihr mich immer wieder zum Lesen!

Das ist ja eine interessante Aussage. Du bist nicht bereit jede Menge neuer Bücher zu lesen. Ist natürlich auch kein muss. Aber, die historische Forschung ist lebendig, es gibt immer wieder neue Erkenntnisse - daraus entstehen neue Bücher. Wenn man sich für ein Thema interessiert dann sollte man schon die neuste Forschungen lesen und kennen.
Ich kann nicht die ganze Zeit "Geschichtsforum" machen, und auch nicht immer nur diese Thematik hier. Weiter habe ich noch einige andere ungelesene Bücher im Schrank, die auch mal drankommen sollen, und gelegentlich erwarten Menschen auch andernorts Input von mir. Wie soll ich die geforderte Zeit aufbringen?

Weil du dich wohl nicht überzeugen lassen willst.
Nein, weil die Diskutanten Silesia (mit der Ausnahme siehe ganz unten) und Turgot (auch gelegentlich mit Ausnahmen) keine Argumentationsketten auf bauen, sondern mich erst mal zum Lesen schicken. Die Konsequenz wäre, wenn ich darauf einginge, dass ich mich hier erst mal einige Wochen bis Monate abmelden kann. Ohne dass vorab feststeht, dass die Lektüre meine Meinung verändern würde.

Falsch!
Die britische Flotte und die daraus resultierende Flottenrüstung hat als Grundbasis ihrer Berechtigung den Schutz vor der Invasion der Insel.
Soweit es mein Themengebiet des Navalsimus betrifft, wird die britische Flottenrüstung hauptsächlich von dieser Angst beeinflusst. Ab Mitte des 19.Jahrhunderts kommt zur Invasionsangst noch die Befürchtung, daß die Handelswege für den steigenden Import der Insel ebenfalls geschützt werden müssen, aber im weitergeführten Sinn betrifft auch die Problematik die Insel bzw. die Lebensader zur Insel!

Auf der anderen Seite steht die deutsche Flottenrüstung, die einzig auf die alles entscheidende Seeschlacht aufbaute und die erwartete die deutsche Flottentaktik in der Nähe der deutschen Bucht!
Was nach dem Erringen eines Sieges bei dieser Entscheidungsschlacht taktisch geplant war, wurde sicherlich nie ernsthaft durchgespielt. Vielleicht die Invasion, aber ich halte dies für spekulativ, oder hat jemand eine Info darüber?
Nicht falsch, sondern richtig. Die deutsche Strategie erwartet demnach ein Einfahren des Gegners in die deutsche Bucht, oder wenigstens ein Herannahen dahin. Also eine aggressive Vorgehensweise des Gegners. Daraus können die Briten keine Bedrohung ableiten. Tun sie es trotzdem, dann mutwillig.

Überprüfe doch einmal, wann, exakter Zeitpunkt, die Liman-von-Sanders-Krise stattfand und wann die Gespräche hinsichtlich einer Marinekooperation zwishen Großbritannien und Russland begannen. Dann prüfe weitherhin die Motivlage Russlands, Frankreichs und Großbritanniens, prüfe wer diese Gespräche initiiert hat. Dann lass den Beginn, den Verlauf, die Unterbrechung und die Wiederaufnahme der Gespräche an deinem geistigem Auge vorbeiziehen. Dann sollte einiges klarer werden.
Ich werde mir mal die entsprechenden Threads reinziehen, soviel Zeit kann ich aufbringen, und die Aussagen mit meiner Literatur abgleichen. Schauen wir mal, was dabei rauskommt. Siehe auch zu Silesia ganz unten.

Ein wissenschaftlich fundiertes Sachurteil zu diesem Ereignis setzt bei der Darstellung der Ursachen und den Ereignissen an. Retrograde Schlüsse können diese methodische Vorgehensweise nicht ersetzen. Darin wird der Fehler Deines Autors liegen, aber wir können uns das gerne genauer anschauen.
Ihr wollt "nur" Hobby-Historiker sein, führt Euch aber für meine Begriffe schlimmer auf als die Profis (~Autoren). Eine methodische Vorgehensweise ist sicher nicht falsch, aber sie kann wiederum Schlüsse nicht ersetzen. Wie ich oben zu Turgot schon sagte, soweit Ihr Schlüsse gezogen habt, dann teilt sie doch bitte mit. Wenn ich erst mal lesen soll, bin ich erst mal weg. Das wäre doch die Konsequenz.

Unvollständige Quellenbasis [1], unterlassene Quellenkritik [2]. Darauf habe ich anhand der einschlägigen Literatur hingewiesen. Sofern du exakt zitierst, kann ich Dir bei [1] und [2] helfen.
Woher willst Du das wissen? Analyse Deines "Neitzels"? Du magst ja recht haben. Aber was sind die Schlüsse? Wurde Tyrell falsch zitiert? Oder ist das Zitat sogar erfunden? Oder ist meine Schlussfolgerung falsch? Bei letzterem hilft das Quellenstudium sicher nichts, da musst Du Dich schon mit mir auseinandersetzen!

Nun weiß ich ja, dass Du die nicht lesen möchtest. Aber die Tipps haben einen Hintergrund: Du kannst Deine verwendete Literatur mal auf Querzitate zu den Standardwerken prüfen. Fehlanzeige? ;) Vielleicht eher Marder, Roskill, oder das zT noch brauchbare Altwerk von Woodward, E. L.: Great Britain and the German Navy?
Wieder dasselbe Grundsatzproblem. Deine Kritik ist formal. Das heißt nicht, sie wäre vielleicht nicht berechtigt. Mich interessiert aber das Inhaltliche.

Ich sehe darin kein Problem und keinen Grund für Geheimniskrämerei. Ein Hinweis vorab: seine Darstellung in der 1987er MGM zur Flottenkonvention (die hattest Du nicht erwähnt) ist veraltet, und basierte zudem auf lückenhaftem Material. Daraus kannst Du bereits Rückschlüsse ziehen.
Das ist aber keine Antwort. Welcher Historiker hat in welchem Buch mit welcher Begründung ein solches Gleichgewicht postuliert?
Welche Autoren denn bitte? Und über welchem exakten Zeitpunkt sprechen wir hier?
OK, Leute, es handelt sich um Manfred Rauh und seine "Geschichte des Zweiten Weltkriegs" in drei Bänden. Ich habe den "Rauh" bisher verheimlicht, weil ich ihn in Verdacht habe, ein rechtskonservativer Außenseiter zu sein. Der erste Band bezieht sich auf die Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs und geht dabei intensiv auf die des Ersten Weltkriegs ein. Die ganzen Bände sind voller anti-britischer Spitzen. Ich war auch erst sehr erstaunt, als ich das gelesen habe. Das Problem ist nur, "Neitzel" ergänzt ihn, und wenn ich dann tendenziell dasselbe von zwei Autoren höre, die offensichtlich nichts miteinander zu tun haben, komme ich ins Grübeln. Mit der Frage des Kräftegleichgewichts vor dem Ersten Weltkrieg können wir uns noch im Einzelnen befassen.

Den Thread kenne ich, soweit ich mich erinnere ging es aber da um ein Bündnis Japan+DR gegen GB und die USA, nicht eines auf seiten GBs und Deutschlands.
Die "gewisse Sicherheit" Japans sehe ich nicht, GB blieb im Krieg vs Russland neutral, welche Sicherheit soll das denn sein?
GB blieb neutral, weil J erfolgreich Krieg führte. Andernfalls wäre es vielleicht nicht bei der Neutralität geblieben, und dann hätten auch die USA gegen R auftreten können. Dass die USA wirklich Druck auf den Friedensschluss gemacht haben, indem sie dem Zaren mit Eingreifen drohten, kann ich nicht belegen. D.h. im Moment nicht.

Das wohl weniger, aber ein antinationales Reich gegen den Willen der nationalistischen Bevölkerung durchzusetzen, da waren die Monarchen und adligen Führungsschichten nicht mehr mächtig genug. Sie mussten auf den nationalen Zeitgeist aufspringen oder abdanken.
Sowas wie Phantasie sehe ich bei W (allenfalls (See-)Machtallüren), N und FJ überhaupt nicht. Ansonsten kann ich nur sagen, wie wahr. Die Genese des Nationalismus im 19. Jahrhundert (oder der nationalistischen Blödheit, sagen wirs mal so) wäre die gesonderte Beschäftigung wert.

Es wurde auf russischem Wunsch verhandelt, britischerseits konsequent dilatiert. Den Gesprächen konnte GB sich nach der Brüskierung Russlands in der Liman-von-Sanders-Krise und infolge des brüchigen Verhältnisses betr. Persien (-> Indien) faktisch nicht entziehen. Bis zum 1.8.1914 wurde nichts abgeschlossen.
[*]

Die Folgen für das deutsche Vorgehen in der Julikrise (Versuch zum Knacken der "triple entente" -> "alles oder nichts") aufgrund der bekannt gewordenen Verhandlungen stehen auf einem anderen Blatt.
So, das sind jetzt wenigstens mal Aussagen!

Das gilt natürlich nicht in Bezug auf die deutsche Perzeption in der Juli-Krise, siehe dazu den Thesenkatalog von Schröder!
Ist dieser "Katalog" leicht verfügbar? Oder werde ich jetzt wieder zum Lesen geschickt?


Grüße, Holger
 
HolgerXX schrieb:
Mit Eurer Hilfe! Wenn Ihr behauptet, Ihr wisst es besser, könnt Ihr das ja anhand von durch die Literatur abgesicherten Argumenten vorbringen. Stattdessen schickt Ihr mich immer wieder zum Lesen!

Machst du dir da es nicht etwas einfach? Das ist hier ein Geschichtsforum, in dem, auch kontrovers, diskutiert wird. Es ist aber nicht der Ort für Geschichtsunterricht. Ich kann micht täuschen, habe aber ein wenig den Eindruck, das du dein Defizit an Wissen auf dieser Weise schnell und bequem schließen möchtest. Hast du auch nur eine annäherende Vorstellung, wie viele Jahres es gedauert hat, sich dieses Fachwissen zu erschließen?

HolgerXX schrieb:
Nein, weil die Diskutanten Silesia (mit der Ausnahme siehe ganz unten) und Turgot (auch gelegentlich mit Ausnahmen) keine Argumentationsketten auf bauen, sondern mich erst mal zum Lesen schicken. Die Konsequenz wäre, wenn ich darauf einginge, dass ich mich hier erst mal einige Wochen bis Monate abmelden kann. Ohne dass vorab feststeht, dass die Lektüre meine Meinung verändern würde.

Du interessiert dich doch für diesen Abschnitt der Geschichte. Das Lesen von Fachbüchern, auch immer wieder der Neuerscheinungen, ist nun einmal die übliche Herangehensweise und bei so einem Hobby unabdingbar, zumindest wenn man über ein fundiertes Wissen verfügen möchte. Das müsstet du doch eigentlich auch wissen.

Dir dieses Wissen zu vermitteln kann wohl schwerlich die Aufgabe von silesia und meiner Wenigkeit sein.

Davon einmal abgesehen, hast du im Verlaufe dieses Threads eine Unmenge an Argumenten, häufig genug mit Quellen und Literaturangabe, genannt bekommen. Du ignorierst die aber lieber, insofern ist Ursi an dieser Stelle von mir recht zu geben.

HolgerXX schrieb:
OK, Leute, es handelt sich um Manfred Rauh und seine "Geschichte des Zweiten Weltkriegs" in drei Bänden. Ich habe den "Rauh" bisher verheimlicht, weil ich ihn in Verdacht habe, ein rechtskonservativer Außenseiter zu sein. Der erste Band bezieht sich auf die Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs und geht dabei intensiv auf die des Ersten Weltkriegs ein. Die ganzen Bände sind voller anti-britischer Spitzen. Ich war auch erst sehr erstaunt, als ich das gelesen habe. Das Problem ist nur, "Neitzel" ergänzt ihn, und wenn ich dann tendenziell dasselbe von zwei Autoren höre, die offensichtlich nichts miteinander zu tun haben, komme ich ins Grübeln. Mit der Frage des Kräftegleichgewichts vor dem Ersten Weltkrieg können wir uns noch im Einzelnen befassen.

Manfred Rauh? Ist das dein Ernst? Das ist also neben dem kleinen und obeflächenlichen Bändchen von Neitzel deine Quelle.

Die Reviosonisten lieben Rauh, was bei seinem Werk, insbesondere dem Band 1 zur Vorgeschiche des Zweiten Weltkrieges, nicht weiter erstaunlich ist. Das Buch trieft gerade zu von antibritschen Spitzen. Rauh meint ja auch ernsthaft, Großbritannien sei Schuld dam Ausbruch des Ersten Weltkrieges, was vollkommen lächerlich ist und jeder seriösen Grundlage entbehrt.

Herrn Rauh kannst du getrost als ernstzunehmende Quelle knicken. Wenn du Paralellen zwischen Rauh und Neitzel meinst konstatieren zu können, so muss hinterfragt werden, auf welchem wissenschaftlichen Stand ist das Bändchen von Neitzel, welche Literatur bzw. Quellen hat er in seine Arbeit einfließen lassen. Des Weiteren ist, ich wiederhole mich mittlerweile, festzuhalten, das du von 234 Seiten ohne wissenschaftlichen Anmerkungsapparat einfach zu viel erwartest. Das Buch ist eine oberflächliche Einführung. Mehr nicht! Und du kommst ins Grpbeln, nur weil bei Herrn Neitzel Paralellen zu dem Machwerk von Rauh entdeckst. Was meinst su bei wie vielen Autoren du keine Paralellen entdeckst? Schau einmal is Kaiserreichforum, dort findest du eine von silesia, Köbis 17 und mir erstellte Literaturliste zum Kaiserreich. Es sind mehr als 2 Titel, das kann ich dir versprechen.

HolgerXX schrieb:
So, das sind jetzt wenigstens mal Aussagen!


..die dur dir eigentlich selbstständig hättest erlesen sollen. Auf jeden Fall musst du nun wohl zur Kenntnis nehmen, das es keine schriftlich fixierte Vereinbarung gegeben hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
HolgerXX schrieb:
Ist dieser "Katalog" leicht verfügbar?

@silesia bezieht sich auf das Buch hier:

Stephen Schröder, Die englisch-russische Marinekovention. Das Deutsche Reich und die Flottenverhandlungen der Triple Entente am Vorabend des Ersten Weltkriegs

HolgerXX schrieb:
Wurde Tyrell falsch zitiert? Oder ist das Zitat sogar erfunden?

Auf welcher Grundlage stelltst du das Zitat in Frage?

HolgerXX schrieb:
Ihr wollt "nur" Hobby-Historiker sein, führt Euch aber für meine Begriffe schlimmer auf als die Profis (~Autoren).

Glaube ich nicht.

HolgerXX schrieb:
Wieder dasselbe Grundsatzproblem. Deine Kritik ist formal. Das heißt nicht, sie wäre vielleicht nicht berechtigt. Mich interessiert aber das Inhaltliche.

Das Inhaltliche, was du von uns übermittelt bekommen möchtest, damit du dir das Lesen ersparen kannst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Machst du dir da es nicht etwas einfach? Das ist hier ein Geschichtsforum, in dem, auch kontrovers, diskutiert wird. Es ist aber nicht der Ort für Geschichtsunterricht. Ich kann micht täuschen, habe aber ein wenig den Eindruck, das du dein Defizit an Wissen auf dieser Weise schnell und bequem schließen möchtest. Hast du auch nur eine annäherende Vorstellung, wie viele Jahres es gedauert hat, sich dieses Fachwissen zu erschließen?
Das Inhaltliche, was du von uns übermittelt bekommen möchtest, damit du dir das Lesen ersparen kannst.
Natürlich unternehme ich hier den Versuch, es mir definitiv einfach zu machen und Wissenslücken schnell und bequem zu schließen. Und das gerade in dem Bewusstsein der Zeiterfordernis. Den Vorsprung, den Ihr habt, kann ich niemals aufholen. Außer vielleicht, wenn ich meine Agenda komplett umschmeiße. Das habe ich aber nicht vor.

Dir dieses Wissen zu vermitteln kann wohl schwerlich die Aufgabe von silesia und meiner Wenigkeit sein.
Was Eure "Aufgabe" ist, definiert ihr selbst. Natürlich seid Ihr zu nichts verpflichtet.

Davon einmal abgesehen, hast du im Verlaufe dieses Threads eine Unmenge an Argumenten, häufig genug mit Quellen und Literaturangabe, genannt bekommen. Du ignorierst die aber lieber, insofern ist Ursi an dieser Stelle von mir recht zu geben.
Es geht aber nicht um die Quantität, sondern um die Qualität der Argumente. Und da wollt Ihr im Großen und Ganzen nicht mitmachen. "Kein Ort für Geschichtsunterricht" kann man auch so auffassen, dass (ich rede jetzt mal nur Dich an) Du Dir die Mühe des überzeugenden Argumentierens sparen willst. Ich will mir die Mühe (u.U. unsinnigen) Lesens sparen. So kommen wir nicht vorwärts.

Manfred Rauh? Ist das dein Ernst? Das ist also neben dem kleinen und obeflächenlichen Bändchen von Neitzel deine Quelle.
So in etwa. Andere Fundstücke können dazu kommen.

Die Reviosonisten lieben Rauh, was bei seinem Werk, insbesondere dem Band 1 zur Vorgeschiche des Zweiten Weltkrieges, nicht weiter erstaunlich ist. Das Buch trieft gerade zu von antibritschen Spitzen. Rauh meint ja auch ernsthaft, Großbritannien sei Schuld dam Ausbruch des Ersten Weltkrieges, was vollkommen lächerlich ist und jeder seriösen Grundlage entbehrt.
Silesia meinte ja, der "Rauh" wäre kein Problem. Offensichtlich ist er doch eins. Ich habe diese Quelle bisher zurückgehalten, weil Rauhs Thesen wirklich ungewöhnlich sind und über ihn persönlich nichts zu erfahren ist. Du bestätigst offensichtlich, dass es sich bei Rauh um einen geächteten Außenseiter handelt. Auch in diesem unserem freien Lande habe ich schon öfter die Erfahrung machen müssen, dass gewisse Thesen nur auf einer gemeinsamen Basis dessen diskutiert werden können, was die Teilnehmer für politisch korrekt halten (was für alle möglichen politischen Richtungen gilt). Das mag bedauerlich sein, ist aber Fakt. Grundsätzlich kann ich daran nichts ändern, und mir fehlt auch der missionarische Eifer, das zu versuchen.

Herrn Rauh kannst du getrost als ernstzunehmende Quelle knicken. Wenn du Paralellen zwischen Rauh und Neitzel meinst konstatieren zu können, so muss hinterfragt werden, auf welchem wissenschaftlichen Stand ist das Bändchen von Neitzel, welche Literatur bzw. Quellen hat er in seine Arbeit einfließen lassen. Des Weiteren ist, ich wiederhole mich mittlerweile, festzuhalten, das du von 234 Seiten ohne wissenschaftlichen Anmerkungsapparat einfach zu viel erwartest. Das Buch ist eine oberflächliche Einführung. Mehr nicht! Und du kommst ins Grpbeln, nur weil bei Herrn Neitzel Paralellen zu dem Machwerk von Rauh entdeckst. Was meinst su bei wie vielen Autoren du keine Paralellen entdeckst? Schau einmal is Kaiserreichforum, dort findest du eine von silesia, Köbis 17 und mir erstellte Literaturliste zum Kaiserreich. Es sind mehr als 2 Titel, das kann ich dir versprechen.
Das Dumme ist nur, dass niemand Rauh wirklich fundiert widerspricht. Ich finde im Netz praktisch nichts, was sich mit ihm auseinandersetzt. Und wenn ich auf das Phänomen des "Totschweigens" stoße, mache ich mir meine eigenen Gedanken. Bei Euch habe ich manchmal das Gefühl, Eure Kernaussage besteht darin, dass man aufgrund der Flut unterschiedlicher Informationen gar keine Kernaussagen treffen kann (wird deutlich, wenn man Silesias Einlassungen zu Großbritannien sich ansieht, die bis zu einem Grad differenzieren, dass er meint, das GB würde so überhaupt nicht existieren). Das kann gerne jeder so sehen, der will, für mich persönlich akzeptiere ich das nicht.

..die dur dir eigentlich selbstständig hättest erlesen sollen. Auf jeden Fall musst du nun wohl zur Kenntnis nehmen, das es keine schriftlich fixierte Vereinbarung gegeben hat.
Das war mir bereits bekannt. Ebenso die in Deutschland nur durch die Kenntnis der Gespräche eskalierende Einkreisungsfurcht.

@silesia bezieht sich auf das Buch hier:

Stephen Schröder, Die englisch-russische Marinekovention. Das Deutsche Reich und die Flottenverhandlungen der Triple Entente am Vorabend des Ersten Weltkriegs
Das weiß ich. Aber das ist eben genau der 790-Seiten-Wälzer, den ich neben weiteren nicht lesen will.

Auf welcher Grundlage stelltst du das Zitat in Frage?
Mache nicht ich, macht Silesia.

Glaube ich nicht.
Wenn ein gewisser Professor ein 234-Seiten-Büchlein ohne wissenschaftlichen Anmerkungsapparat verfasst, reicht Euch das nicht. Deshalb sind seine Schlussfolgerungen für Euch nicht verwendbar. Ihr stellt also höhere Anforderungen als Mitglieder des Wissenschaftsapparats.

Ich habe schon mal angeboten, hier nicht länger mitzudiskutieren, sondern mich auf das gelegentliche Stellen von Anfragen zu beschränken. Jedenfalls habe ich nicht vor, irgend etwas zu veröffentlichen, und was ich so privat denke, braucht Euch ja nicht zu kratzen.


Grüße, Holger
 
Den Gesprächen konnte GB sich nach der Brüskierung Russlands in der Liman-von-Sanders-Krise und infolge des brüchigen Verhältnisses betr. Persien (-> Indien) faktisch nicht entziehen. Bis zum 1.8.1914 wurde nichts abgeschlossen.
[*]
Wieso GB? Grey hätte den Vorschlag der Russen doch nur vors Kabinett oder vor das Parlament bringen müssen, damit wäre er erledigt gewesen. Genau wie die Absprachen mit Frankreich auch. GB konnte sich dem sehr wohl entziehen, deswegen hat er die Absprachen ja "hintenrum" geführt.

Und das "in fact, very little happened" sehe ich anders, nämlich ähnlich wie die deutsche Führung. Gerade in der angespannten Situation damals war das sehr bedrohlich.

Andernfalls wäre es vielleicht nicht bei der Neutralität geblieben, und dann hätten auch die USA gegen R auftreten können.
Ein "Andernfalls wäre vielleicht" ist aber keine Sicherheit. Die USA hätten genauso gut gegen Japan auftreten können.
 
Das ist mittlerweile hier in eine Metadiskussion ausgeartet. Aber gut. Ich will versuchen mich kurz zu fassen.

HolgerXX schrieb:
Natürlich unternehme ich hier den Versuch, es mir definitiv einfach zu machen und Wissenslücken schnell und bequem zu schließen. Und das gerade in dem Bewusstsein der Zeiterfordernis. Den Vorsprung, den Ihr habt, kann ich niemals aufholen. Außer vielleicht, wenn ich meine Agenda komplett umschmeiße. Das habe ich aber nicht vor.

HolgerXX schrieb:
Das weiß ich. Aber das ist eben genau der 790-Seiten-Wälzer, den ich neben weiteren nicht lesen will.

Dann solltest du die Überlegung in Betracht ziehen, dir ein anderes Hobby zu suchen. Lesen gehört nämlich definitv dazu.

HolgerXX schrieb:
So in etwa. Andere Fundstücke können dazu kommen.

Auf Grundlage eines reviosonistischen und eines oberflächlichen Werkes möchtest du also an einer Diskussion teilnehmen, die doch sehr in die Tiefe steigt. Entschuldigung, darüber ich doch sehr erstaunt. Das kann nicht funktionieren.

HolgerXX schrieb:
Es geht aber nicht um die Quantität, sondern um die Qualität der Argumente. Und da wollt Ihr im Großen und Ganzen nicht mitmachen. "Kein Ort für Geschichtsunterricht" kann man auch so auffassen, dass (ich rede jetzt mal nur Dich an) Du Dir die Mühe des überzeugenden Argumentierens sparen willst. Ich will mir die Mühe (u.U. unsinnigen) Lesens sparen. So kommen wir nicht vorwärts.

So so, du stellst also die Qualität unserer Argumente in Frage ohne überhaupt über die unabdingbare fachliche kompetenz zu verfügen, um das überhaupt beurteilen zu können.

HolgerXX schrieb:
Das Dumme ist nur, dass niemand Rauh wirklich fundiert widerspricht. Ich finde im Netz praktisch nichts, was sich mit ihm auseinandersetzt.

Das Internet ist auch nicht immer das Maß der Dinge. Du wirst nicht an dem Studium von Fachliteratur vorbeikommen. Und wenn du das eben nicht möchtest, kommst du nicht vom Fleck und kannst dein Hobby vergessen. Deine Herangehsweise funktioniert nicht.

HolgerXX schrieb:
Das war mir bereits bekannt. Ebenso die in Deutschland nur durch die Kenntnis der Gespräche eskalierende Einkreisungsfurcht.

Wenn dir das bekannt war, verstehe ich die Fragerei von dir nicht. Dann hast du wohl auch bemerkt, das die ganze Thematik derFlottengespräche bereits vor der Liman-von-Sanders-Krise in Raume stand. Und dann ist dir sicher auch nicht entgangen, das die Gespräche zeitweilig unterbrochen wurden und das es nicht zu einem wie auch immer gearteten schriftlichen Vereinbarung gkommen ist.

HolgerXX schrieb:
Ihr stellt also höhere Anforderungen als Mitglieder des Wissenschaftsapparats.

Wo ist dein Problem dabei?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn dir das bekannt war, verstehe ich die Fragerei von dir nicht. Dann hast du wohl auch bemerkt, das die ganze Thematik derFlottengespräche bereits vor der Liman-von-Sanders-Krise in Raume stand. Und dann ist dir sicher auch nicht entgangen, das die Gespräche zeitweilig unterbrochen wurden und das es nicht zu einem wie auch immer gearteten schriftlichen Vereinbarung gkommen ist.
Ich hatte an der Stelle gar nichts gefragt, sondern eine Bemerkung gemacht.

Wo ist dein Problem dabei?
Das Problem ist, dass das von Dir (und wohl auch von anderen) geforderte Kenntnisniveau über das eines Geschichtsprofessors hinaus geht. Das steht allerdings nicht in den Forenregeln. Stünde es darin, würde ich hier weder teilnehmen können noch wollen.

Aus diesem Thread ziehe ich mich endgültig zurück. Ich werde mich auch in diesem Forum nie wieder irgendwo ungefragt einmischen.

Grüße, Holger
 
Köbis17 schrieb:
Die britische Flotte und die daraus resultierende Flottenrüstung hat als Grundbasis ihrer Berechtigung den Schutz vor der Invasion der Insel

Gerade zu der Zeit des Burenkrieges, also 1899-1902, herrschte in Großbritannien eine regelrechte Invasionshysterie, denn der weit aus größte der Navy war ja in Südafrika gebunden und das Heer bekleckerte sich wahrlich nicht mit Ruhm. Besorgt wurden sorgfältig alle Äußerungen in Paris und Berlin bezüglich des Krieges registriert. Großbritannien war nach dem mühsamen Sieg schon fast traumatisiert, denn wenn es schon so große Probleme bereitet 40.000 Buren zu besiegen, wie soll man denn gegen eine eurppäische Großmacht bestehen können. Ich glaube, das hier der Ausgangspunkt für die Beendigung der Splendid Isolation zu suchen ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu Grey ist noch anzumerken, dass sich sein späterer außenpolitischer Kurs ja bereits relativ frühzeitig abzeichnete. Schon in seiner Zeit als Staatssekretär in Foreign Office (1892-1895), unter Roseberry betrachte Grey den französisch- russischen Zweibund als die eigentliche Gefahr für Großbritannien und das mit gutem Recht.Die Flotten beider Länder waren nicht zu verachten. Er gedachte dieser Gefahr aber nicht etwa nun durch ein Bündnis mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn und ggf. Italien zu begegnen, sonder vielmehr durch ein Bündnis eben mit den als Bedrohung wahrgenommen Mächten die Gefahr zu beseitigen und war dafür auch zu entsprechenden Konzessionen bereit. Diese Politik hat er später auch in seiner Zeit als Außenminister umgesetzt. Ein Bündnis mit dem Deutschen Reich hatte Grey ausgeschlossen.
 
Da kein Widerspruch gekommen ist, stelle ich mir die Frage, ob es dann zulässig ist, das Großbritannien mit seiner Beendigung der Splendid Isolation und der dann erfolgten Bündnispolitik davon zu sprechen, das diese "nur" eine Reaktion auf die ungeschickte und auch aggressive Außenpolitik des Kaiserreichs gewesen war?
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu müßte man evt. untersuchen, worauf die Einstellungen Roseberys und Greys resultierten, dem Deutschen Reich keine Bündnisrolle zuzutrauen.

Das steht auch in gewissem Gegensatz zu den Entwicklungen insbesondere vor 1902, als man durchaus in Richtung eines Bündnisses tastete (und von USA und DR eine Abfuhr erhielt, letztlich beim Dritten im Bunde landen konnte: Japan).

Greys tiefe Skepsis zu den Absichten des Deutschen Reiches soll sich fürh verwurzelt haben, müßte ich aber nachlesen. Rosebery war da eher schmerzfrei, und Indien-fixiert (inkl. den "strategischen Zugängen" Straits, Suez und Cape)
 
Grey vertrat wohl die Ansicht, das er sich von einem Bündnis mit Frankreich und Russland eine weitaus größere Entlastung für Großbritannien versprach, als die bei einer entsprechenden Abmachung mit dem Deutschen Reich.

Zu einem Bündnis mit Deutschland meinte er:
"Now that Austria has come to terms with Russia in regard to the Balkan Peninsula, and that Italy and ourselves are on friendly relations with France, the Triple Alliance is by no means the chief securtiy for European peace as it once [...] the firm friendship of france only be secured by some far-reaching arrangment with Russia. (1)

(1) Grey in Weymouth, S.60. Minutes of Discussion, 27.04.1903 her zitiert nach Rose, Zwischen Empire und Kontinent
 
Der Konflikt der u.a. auch zum russisch-japanischen Krieg führte war auch vom Navalsimus geprägt, daher habe ich eine Frage bzw. mich würde interessieren, wie sich eine Aktion der britischen Regierung am Vorabend des russ.-jap. Krieges nachhaltig auf die Entstehung des Konfliktes auswirkte.

1902 wurden auf der britischen Werften Amstrong und Vickers die beiden Linienschiffe Constitucion und Libertad auf Kiel gelegt. Bestimmt waren die beiden Schiffe für Chile. Doch vermutete die britische Regierung, daß die Kriegsschiffe von Rußland gekauft werden konnten und beschlagnahmte diese schon am 03.12.1903.
Mit diesen neuen Schiffen wäre das Machtgleichgewicht im Fernen Osten zugunsten Russlands verschoben worden, so die Annahme der Briten, auch wenn die beiden Linienschiffe nur als 2.Klasse in die Royal Navy eingereit wurden, weil sie kleiner und leichter bewaffnete waren als Vergleichbare britische Bauten (auch russ. Linienschiffe waren stärker).
Kann das so gewertet werden? Gibt es Hinweise darauf, ob sich diese Aktion vorab in irgend einer Weise auswirkte?
 
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