Die von dir erwähnte Kreditwürdigkeit war zwischenzeitlich aber schwer gefährdet, da Wilson ziemlich sauer über die Blockade war, dadurch amerikanische Interessen geshädigt wurden und deshalb sprach er zwischenzeitlich die Empfehlung aus, Großbritannien keine Kredit mehr zu bewilligen.
Und diese Gefährdung musste die Kreditgeber in den USA geradezu panisch gemacht haben. Wilson konnte sich schließlich nicht damit durchsetzen. Ein Nichtweiterzahlen der Kreditsummen hätte eine Niederlage der Alliierten wahrscheinlich gemacht. In diesem Falle hätte sich die Frage gestellt, wer zahlt dann die bereits gewährten Kredite an Frankreich und Großbritannien zurück? Die USA konnten gar nicht anders, als weiterzahlen und letztendlich auch offen in den Krieg eintreten. Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg war da letztendlich nur ein Vorwand, zumal er ohnehin bei Kriegsende, egal wer siegt, aufgehört hätte. Die Kreditrückständebestanden weiter.
Nur nebenbei: Wo blieb die Empörung der neutralen USA, als die Alliierten am 11. März 1915 verkündeten, alle Warenbewegungen zu und von den Mittelmächten zu verhindern? Es wurden neben den feindlichen Häfen nun auch neutrale blockiert. Zwar nannte Wilson das britische Vorgehen rechtswidrig, verlangte jedoch keine Rücknahme.
Ab Ende 1915 öffneten die Briten auf den angehaltenen neutralen Schiffen sogar die Post, einschließlich amerikanischen Briefsendungen. Im Juli 1916 gaben die Engländer ein Schwarze Liste heraus, in der alle neutralen Firmen verzeichnet waren, die mit den Mittelmächten Handel trieben. Britischen Firmen wurde anhand dieser Liste verboten, mit den dort verzeichneten Firmen, unter anderem amerikanischen, zu handeln. Zwar wirbelte das in Amerika etwas Staub auf, am Ende hielt man sich den Briten gegenüber weiter zurück. Die vom Kongress geforderte Sperrung amerikanischer Häfen für alliierte Schiffe wurde nie umgesetzt.
Was Kongress und Wilson so alles sagten… Am Ende wollte man nur sein Geld zurück.
Entscheidend wäre gewesen, die USA aus dem Krieg herauszuhalten. Großbritannien hatte es bis 1918, trotz Blockade, nicht vermocht den Sieg zu erzwingen. Erst die gigantischen wirtschaftlichen und personellen Ressourcen der USA gaben den alles entscheidenden Auschlag für die Sache der Allierten.
Das hätte man ohnehin nicht können. Die USA mussten in den Krieg eingreifen um ihre vergebenen Kredite nicht zu verlieren.
Woher? Der Plan XVII hatte mehr offensive Komponenten als defensive.
Einen Plan haben und diesen umzusetzen sind zwei Paar Schuhe. Zwar sah Plan Acht ein offensives Vorgehen vor, jedoch wurde dies von Joffre nur sehr zögerlich umgesetzt. Die französische Armee zog am 8. August in Mühlhausen ein, wo sie von der Bevölkerung bejubelt wurde, aber kurz darauf musste sie sich wieder zurückziehen. In der Schlacht von Mörchingen-Saarburg am 20. August holten sich die Franzosen dann blutige Nasen und mussten sich bis über die Grenze zurückziehen. Dabei verloren sie 150 Geschütze und 20000 Mann. Und es kam noch schlimmer. So z.B. die Schlacht von Charleroi.
Dann war es vielleicht keine so gute Idee der Briten, an der Seite der Russen in den Krieg zu ziehen? Es war ja mehr oder weniger bekannt, dass das deutsche Heer zuerst Frankreich angreift und wenn die Rechung der Alliierten aufgegangen wäre, die Russen ins Deutsche Reich einmarschiert wären und den Sieg errungen hätten.
Für Russland wäre Großbritannien wahrscheinlich nicht in den Krieg eingetreten. Es war die Verletzung der belgischen Grenze und damit das Aushebeln des Gleichgewichts in Europa. Ein Deutsch-Russischer Krieg hätte die Grenzen im Osten verschoben. Ein „Kleinerwerden“ Frankreichs und „Größerwerden“ Deutschlands lag dagegen so gar nicht im britischen Interesse und hätte früher oder später einen Deutsch-Britischen Konflikt unausweichlich gemacht. Somit sehe ich den britischen Kriegseintritt als den einzig überlegten und logischen in diesem Krieg.
Richtig. Und damit war es ein "Plan für alle Fälle". Siehe
Doughty, French Strategy in 1914: Joffre's Own, JoMH 2003, S. 427.
Die Aussage, die Westfront hätte beim "Großen Aufmarsch Ost" gehalten, ist Spekulation. Das Joffre bei entblößter Westgrenze zur großen Offensive übergegangen wäre, wird nicht bezweifelt.
Aber, diese angefangene Offensive Joffres war von Anfang an unglücklich, selbst ohne ein Äquivalent zum Wunder an der Marne. Zudem hätten die Briten gefehlt.
Die Westgrenze zu entblößen wäre natürlich sträflich gewesen.
Warum soll ich denn im Rahmen von Wahrscheinlichkeiten nicht spekulieren? Das macht die Sache doch interessant. Zum Beispiel, was hätten die Briten getan, wenn Frankreich in ein sich im Westen defensiv auftretendes Deutschland einmarschiert wäre? Sicher wären sie nicht auf der Seite des Aggressors offen in den Krieg eingetreten. Eine Seeblockade hätte es somit vorerst nicht gegeben.