Münzanzahl.
Wieder Spekualtius bzw. Spekulation:winke:
Die hohe Anzahl der gefundenen Münzen - meines Wissens ca. 1500 - lässt auf Varus schliessen. Eben nicht auf Caecina. Das spricht aber für Kalkriese=Varus.
Die einzige Textstelle die sich annähernd mit den Barschaften der Varuslegionen in Verbindung bringen lässt ist
Velleius Paterculus 2,120,3:
"
Hier soll nun auch L. Asprenas mit Fug und Recht Erwähnung finden. Er war Legat unter seinem Onkel Varus gewesen und hatte durch sein tapferes, mannhaftes Verhalten das aus zwei Legionen bestehende Heer, das er befehligte, unversehrt aus der großen Katastrophe gerettet, indem er in Eilmärschen in das untere Winterquartier (Vetera) zog. Damit bestärkte er die diesseits des Rheines wohnenden Völker, die schon schwankend geworden waren, in ihrer Treue. Dennoch gibt es Leute, die glauben, er habe zwar die Lebenden gerettet, aber auch die Hinterlassenschaft der mit Varus Umgekommenen an sich gebracht und nach seinem Belieben die Erbschaft der getöteten Soldaten angetreten"
Dies spricht eher dafür, daß die Varuslegionäre ihre Barschaften
im Winterlager zurückgelassen hatten.
Darüberhinaus gibt es keinen einzigen historischen Hinweis, dass Varus mehr Geld dabei gehabt haben könnte als Caecina. Im Gegenteil wird aber berichtet, dass Caecina im Vergleich zu Varus eine zusätzliche Legion, also logischerweise auch mehr Legionärsgeld, dabei hatte. Zusätzlich wissen wir aber auch noch von ausserplanmässigen Barauszahlungen an die Caecina-Legionen im Rahmen der Überwindung der Meutereien. Ob die Meuterer sofort wieder soviel Vertrauen in ihre Befehlshaber hatten, dass auch sie möglicherweise ihre Barschaften im Winterlager zurückliessen bleibt zumindest fraglich.
Selbst wenn dem so gewesen wäre, kann man aber davon ausgehen, daß die fraglichen Legionen zumindest soviel Bargeld dabei hatten, um sich Getreide, Ausrüstung oder Reparaturen auf dem Feldzug leisten zu können.
Wenn wir davon ausgehen dass für jede der grösseren Münzen (Aureii,Denarii) etwa 50% des Wertes in den kleineren Münzen (Denarii,Asse) vorlagen kommt man schon mal auf 20 Münzen (12 Denari und 8 Asse) nur fürs Wechselgeld. Dazu kommt das Geld das bei Bedarf eingetauscht wird. In der Regel das Silbergeld. Der von Major Clunn am Lutterkrug gemachte Hortfund mit 160 Denari wird wohl eher die Obergrenze der Münzanzahl/Legionär markieren.
Nehmen wir also als Mittelwert ca. 60 Münzen/Legionär an, dann haben wir nur für die Legionäre von drei Legionen schon eine Münzanzahl von etwa
1.000.000 Münzen nur für das Kleingeld!.
Die etwa 5.000 Fundmünzen von Kalkriese machen also gerade mal ein halbes Prozent dieser hypothetischen Summe aus.
Aber es gab ja auch noch Trossknechte, Hilfstruppen und die evtl. nicht unerheblichen Barschaften der Legionskassen, der höheren Offiziere, des Feldherren und den Comes. Da ist also eher noch Luft nach oben.
Die Legionäre wurden drei mal im Jahr bezahlt. Wurde eine Auszahlung möglicherweise sogar während des Feldzuges gemacht ? Dann muss auch dieses Geld mit eingerechnet werden. Diese Faktoren
könnten die oben genannte Zahl noch einmal locker verdoppeln.
Sind also 5.000 Fundmünzen jetzt viel oder wenig ?
Ohne Vergleichszahlen von ähnlichen Ereignissen, die es bisher nicht gibt, ist eine Wertung anhand der reinen Anzahl reine Spekulation. Der Vergleich mit der Anzahl der Fundmünzen in einem Römerlager ist absolut irrelevant für die Frage was in Kalkriese passiert ist. Es sei denn man vermutet in Kalkriese ein Römerlager, was keiner mehr tut.
Einzig der Schluss, dass es sich um ein militärisches Grossereignis handeln dürfte, ist zulässig. Aber dass bestreitet ja auch niemand.
Und noch einmal: "Auch Caecina verlor seinen Tross".
Und wenn man die Schilderungen der Caecina-Schlacht bei Tacitus als Parabel zur Varusschlacht sieht, wie ElQ vorschlägt, dann muss man sich doch erst recht fragen, wie man diese zwei, also gleichartigen oder zumindest ähnlichen Ereignisse archäologisch von einander abgrenzen will, wenn man eben keine Visitenkarte des Varus findet. :winke:
Gruß
jchatt