Neddy: Der Vergleich mit den Segelkriegsschiffen hinkt und leidet an völlig unterschiedlichen technischen Möglichkeiten und taktischer Ausrichtung. (Geschwindigkeit, Bewaffnung, Panzerung usw.)
Versteh ich nicht: zu beiden Zeiten hatten wir damit Schiffe, die a) noch im Dienst standen, b) noch funktionsfähig waren und c) als obsolet für ihre Rolle galten bzw. dies waren - freiwillig hätte niemand in den Revolutionskriegen noch 64/50er in die Schlachtlinie eingereiht - aber wo das Hemd zu kurz war (@ Sil) - siehe Nelsons Mittelmeergeschwader - da musste das gemacht werden. Bezüglich Bewaffnung und "Panzerung" (Dicke der Bordwände, Spantenabstand, Verbände) waren 64/50er den 74ern vergleichsweise unterlegen wie die Vordreadnoughts den Dreadnoughts, nur war der Geschwindigkeitsunterschied bzw. das Manövrierverhalten nicht so frappierend bzw. es gab praktisch keinen wesentlichen Unterschied. Nix anderes habe ich oben versucht, zum Ausdruck zu bringen.
Nach dem Gemetzel bei den Falklands hätte die deutsche Seite gewusst haben müssen, dass ein Großer Kreuzer wie
Blücher, der - wenn auch modernisiert - in die Kategorie
Scharnhorst und
Gneisenau gehörte, in der ersten Lige - bei den Schlachtkreuzern - nichts zu suchen hatte: deutlich schwächer bewaffnet, viel weniger standfest und
deutlich langsamer.
Craddocks Problem wiederum war, dass sein ganzer Laden vor Coronel genauso nichts gegen das deutsche Ostasiengeschwader zu suchen hatte:
Monmouth und
Good Hope standen mit
Scharnhorst und
Gneisenau sowohl technisch als auch vom Ausbildungsstand der Besatzungen nicht auf Augenhöhe. Von denen zu erwarten, gegen das deutsche A-Team was zu reißen, entspricht dem Versuch den FC Hohentengen gegen die erste Mannschaft des FC Bayern antreten zu lassen und einen Sieg zu erwarten - (selbst)mörderisch naiv! Craddocks einziges modernes Schiff, der Kleine Kreuzer
Glasgow hat in dieser Lage jedenfalls das Richtige gemacht - sich verpieselt
to fight another day. Genau diese Obsoleszenz war ja der Grund, warum Craddock mit seinem schwimmenden Technikmuseum in Südamerika stand. Ihre erste Garde hielten die Briten in der Nordsee, wo sie hingehörte, die zweite (die Franzosen...) stand im Mittelmeer und den ganzen alten Krims mit seinen Reservistenbesatzungen setzte man in einer Rolle, der sie gewachsen waren, als Stations- und Polizeischiffe in Übersee ein.
@ Belgrano: Die beiden "Geleit-"zerstörer wären dem Kreuzer wohl auf den Meeresgrund gefolgt, wenn der Uboot-Kommandant gedurft hätte - sagen zumindest die Briten (Sandy Woodward: One hundred days). Seit spätestens den 70er Jahren gelten Überwasserschiffe als chancenlos gegen ein modernes UBoot, solange sie keine Unterstützung aus der Luft (MPA oder eingeschiffte Ujagdhubschrauber) oder durch eigene Jagduboote haben.
Eine Ticonderoga-Klasse mit zwei Charles F. Adams als Geleit würde vermutlich selbst heute noch nur unwesentlich besser aussehen. Der selbe Sandy Woodward, immerhin der Kommandeur der britischen Expeditionsstreitkräfte zur Rückeroberung der Falklands gesteht zu, dass seine eigenen Leute im finalen Anmarsch zu den Falklands in einer Art "UBoot-Panik" lebten, der vermutlich mehrere Walfische zum Opfer fielen - und das, wo die Argentinier doch "nur" ein paar diesel-elektrische Uboote hatten.