Farbige Soldaten im ersten Weltkrieg auf deutscher Seite?

BlauerDragoner

Neues Mitglied
Hallo,

ich durchsuche gerade ein Konvolut von Feldpostkarten und Fotos aus dieser Zeit und habe hier ein Gruppenfoto mit deutschen Soldaten gefunden.Auf den Foto ist auch ein Farbiger zu sehen, die Uniform unterscheidet sich auch nicht von den Uniformen der anderen.Mich würde mal interessieren, ob es so etwas öfter vorkam. Z.B. ob Soldaten aus den afrikanischen Kolonien aus nach Deutschland geholt wurden. Und ob, wie in den USA im 2.Weltkrieg die Soldaten benachteiligt wurden, oder ob alle gleich behandelt wurden.
 
Schau' dir mal die ersten Ergebnisse bei Google an. Unter anderem habe ich diesen Artikel zu farbigen Soldaten im ersten Weltkrieg gefunden. Sicherlich gibt es auch viele andere Erfahrungsberichte, die du schon im Internet finden kannst.

Deutschlandradio Kultur schrieb:
Grundsätzlich, hat Piet Chielens herausgefunden, behandelten Franzosen und Briten ihre insgesamt etwa 500.000 farbigen Mitstreiter aus 50 Kolonien, Dominions und befreundeten Gebieten sehr unterschiedlich..
 
Hallo,

ich durchsuche gerade ein Konvolut von Feldpostkarten und Fotos aus dieser Zeit und habe hier ein Gruppenfoto mit deutschen Soldaten gefunden.Auf den Foto ist auch ein Farbiger zu sehen, die Uniform unterscheidet sich auch nicht von den Uniformen der anderen.Mich würde mal interessieren, ob es so etwas öfter vorkam. Z.B. ob Soldaten aus den afrikanischen Kolonien aus nach Deutschland geholt wurden. Und ob, wie in den USA im 2.Weltkrieg die Soldaten benachteiligt wurden, oder ob alle gleich behandelt wurden.

Ich habe noch nie davon gehört, dass die deutsche Reichswehr Kolonialtruppen in Europa eingesetzt hat. Das wäre auch ein schwieriges Unterfangen geworden, da die Kolonien auf dem Seeweg schon rasch abgeschnitten wurden. Der farbige Soldat muss einen anderen Hintergrund haben - vielleicht war er afrikanischstämmiger Deutscher, ein Kolonialtruppenangehöriger, der aus irgendeinem Grund 1914 in Deutschland festsaß etc. Die Sache lässt sich wohl nicht klären, ohne die Person auf dem Foto zu identifizieren. Und das ist nicht einfach.
 
Hier sind einige Fotos und Kurzbiografien zusammengefaßt zu afrikanischen Soldaten in deutscher Uniform. Offenbar gab es sie also, wenn auch nur in Einzelfällen.
 
Die deutsche Handelsmarine beschäftige ab den 1870ern sehr viele Afrikaner und Asiaten. (Als billige Arbeitskräfte für die Drecksarbeit an Bord .) Vielleicht sind da welche bei Ausbruch des 1.Weltkriegs in Deutschland hängen geblieben.
 
Ist auf dem Foto denn ersichtlich oder irgendeine Information erkennbar, wo dieses aufgenommen wurde? Das würde wahrscheinlich das Einordnen und letztlich die Recherche deutlich erleichtern.
 
Dass Deutschland im 1.Weltkrieg Afrikaner in Europa einsetzte, war mir neu. Bekannt waren mir nur die "Askaris", die in Ostafrika gegen die Entente kämpften -
Bayume Mohamed Husen z.B.

(und nein, das ganze hat nichts mit der Schwarzen Reichswehr zu tun)

Naja, das ist falsch ausgedrückt. Deutschland hat keine Afrikaner in Europa eingesetzt. Es wird auch in den Listen nicht erkennbar sein, welche Hautfarbe die Soldaten hatten. Es sind alles Angehörige deutscher Bundesstaaten. Also Bayrisches Regiment, sächsisches Regiment o.ä.
 
Dass Deutschland im 1.Weltkrieg Afrikaner in Europa einsetzte, war mir neu. Bekannt waren mir nur die "Askaris", die in Ostafrika gegen die Entente kämpften -
Bayume Mohamed Husen z.B.

(und nein, das ganze hat nichts mit der Schwarzen Reichswehr zu tun)

Mir auch nicht bekannt, dass auf dem europäischen Kriegsschauplatz farbige Kolonialtruppen auf deutscher Seite kämpften. Die deutsche Kriegspropaganda zeterte gegen die Kulturschande, dass Briten und Franzosen Marrokaner, Senegalesen, Gurkhas und Inder an der Westfront einsetzten, teilweise wurde die Angst vorm "schwarzen Mann" für propagandistische Zwecke instrumentalisiert und den Senegalesen wurde wie den Kosaken unterstellt, dass sie keine Gefangene machten.

Die Askari wurden bereits in einigen Kolonialkriegen vor dem Weltkrieg eingesetzt. Vorzugsweise wurden Askari außerhalb der Einsatzgebiete rekrutiert, um eine Solidarisierung mit indigenen Stämmen zu vermeiden. Die Askari galten innerhalb der deutschen Kolonialoffiziere als loyale, disziplinierte und schlagkräftige Soldaten, und es wurden von der Weimarer Republik Renten und Gelder für die Altersversorgung ihrer ehemaligen Verbündeten gezahlt. Die Askari waren das Rückgrat der Truppen, die unter Paul von Lettow- Vorbeck in Ostafrika bis zum Kriegsende 1918 einen zähen Kleinkrieg gegen Briten, Belgier und Portugiesen und deren Kolonialtruppen führten.

Die gut ausgebildeten Askari genossen ein gewisses Ansehen, und gerne wurde nach dem Weltkrieg deren Loyalität gegenüber den Deutschen als Beweis für deren kolonisatorische Leistung angeführt. Zahlreiche Publikationen forderten die Rückgabe der Kolonien und behaupteten, die Deutschen seien "gute Kolonialherren" gewesen. Paul von Lettow-Vorbeck erwarb sich auch bei den Kriegsgegnern ein gewisses Ansehen, und er führte militärisch meisterhaft einen geschickten Guerillakrieg. Dennoch war auch in Ostafrika die Kriegsführung grausam, und wie in Belgien, Serbien und Galizien war es nicht zuletzt die Zivilbevölkerung, die unter dem Krieg der Europäer am meisten zu leiden hatte. Um sich Proviant, Kriegsmaterial und Träger zu beschaffen, griffen beide Seiten rücksichtslos auf die Ressourcen der Zivilbevölkerung zurück, und die Verluste der Träger waren weitaus höher, als die der Askari. Ich will die Hand für die Zahlen nicht ins Feuer legen, aber man wird von einigen zehntausend Opfern ausgehen dürfen. Auch in Afrika hatten auf beiden Seiten Zivilisten den höchsten Blutzoll zu zahlen. hatten auf beiden Seiten Zivilisten, denen man im wahrsten Sinne des Wortes die schwersten Lasten aufbürdete, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass sie diese nicht bewältigen konnten und die Gesundheit, Leib und Leben, Hab und Gut verloren, in einem Krieg, der nicht der ihre war.
 
Hallo in die die runde und Scorpio,

habe alle mir vorhandenen Berichte der "Heimatgrüße aus Oberhessen und Hinterländer Kriegszeitung" noch mal vorgenommen. In keiner wird ein Soldat ein farbiger Soldat erwähnt. Diese Jungs lagen an der
Front und hätten, wenn es so gewesen wäre, etwas davon mitbekommen.

en hesse
 
Nun, die Jungs lagen zwar mit einem Dunkelhäutigen im Dreck, aber da lagen auch Juden, Rothaarige usw.
Auf den Fotos sind eindeutig Leute mit tiefdunkelbrauner Haut und krausen Haaren zu sehen. Nur sind die deutschen Armeen damals wohl farbenblind. Ein Schwabe oder Bayer wäre in einem preußischen Regiment wegen seiner fremden, unverständlichen Sprache eher aufgefallen
 
Am Rande ein Hinweis, dass sich in der Statistik 1914 (allerdings Erhebungs-Stand Dez. 1910) auch Angaben zu afrikanischer Bevölkerung im Gebiet des Deutschen Reichs (ohne Schutzgebiete) findet: rd. 150 nach rd. 350 im Jahr 1907.

Dabei sind interessanterweise Kolonien nicht mitgezählt worden, da als Herkunftsländer überwiegend Ägypten und Liberia auftauchen, deutsche Kolonien in der Statistik überhaupt nicht enthalten sind. Daraus könnte man schließen, dass Angehörige aus den Schutzgebieten dort nicht mitgezählt worden sind. Was nicht ausschließt, dass es sie auf dem Gebiet des Deutschen Reiches gegeben hat.

Das bringt zwar keine Antwort auf die Fragestellung hier, zu der nichts über deutsche Kolonialtruppen auf dem europäischen Kriegsschauplatz bekannt ist, aber es ist vielleicht eine interessante Randbemerkung.
 
sind in der selben Statistik auch Franzosen und Italiener aufgeführt?

Ansonsten dienten im deutschen Heer Deutsche, es war jeder Deutsche wehrpflichtig.
 
Per 1.12.1910:

104.204 aus Italien inkl. Kolonien
19.140 aus Frankreich inkl. Kolonien

Die obige Angabe per 1910 betraf sonstige Ausländer aus "Afrika".
 
Stand bei Franzosen oder Italienern die Hautfarbe dabei? No, ne?
Während bei Amerikanern die Hautfarbe ein Kriterium ist, ist das nun mal bei allem "Rassismus" der Deutschen wohl überhaupt kein Kriterium.

Soweit ich weiß, waren Askari erstemal sowas wie Deutsche, erhielten eine "Rente" waren vom Offiziersrang genau so ausgeschlossen wie andere Deutsche,- keine Hochschulreife, nicht adlig= kein Offizier, usw
 
...erstemal sowas wie Deutsche, erhielten eine "Rente" ...

Was soll das denn sein: "sowas wie Deutsche"?

Formell war für "Eingeborene der Schutzgebiete" unmittelbare Reichsangehörigkeit, damit Deutsche i.S.d. staatsangehörigkeitsgesetzes 1913, (theoretisch) möglich.

Praktisch sah das ganz anders aus, wie auch bereits bei Verabschiedung des Gesetzes von Abgeordneten betont wurde:

"reinrassige Eingeborene" seien grundsätzlich nicht einzubürgern, sondern blieben "Eingeborene in den deutschen Schutzgebieten", "Mischlinge" seien "nur in den seltensten Ausnahmefällen" einzubürgern.

Gosewinkel, Festschrift Schlink, S. 53.

Von raren Ausnahmefällen abgesehen, gab es keine Reichsangehörigkeit von so bezeichneten Eingeborenen. Das gilt auch für den Sonderfall Marine, wo nur "Gleichstellungen" mit deutschen Reichsangehörigen nur möglich waren, wegen der Besonderheiten des internationalen Seerechts (Zuordnung regeln).
 
Die Eingangsfrage lautet: Farbige Soldaten im ersten Weltkrieg auf deutscher Seite!

Klar gab es einen großen Truppenanteil in den Kolonien.

Aber hier in Europa ist mir nicht bekannt das "fabrige Soldaten" in der Truppe vorhanden waren.
Anders sieht es auf der Seite von Frankreich und England aus, dies ist aber nicht die Fragestellung.

en hesse
 
genau das meine ich, Deutsche im Sinne des Gesetzes. Man darf nur dabei nicht vergessen, vor dem Gesetz waren zwar alle gleich, aber manche gleicher.
Außerdem gilt auch in Preußen nach den steinschen Reformen das "kein Christenmensch einem anderen gehöre" (ursprünglich die Herzogtümer Braunschweig -Lüneburg ff von 15 xx)
Ein Mensch hat also auch Menschenrechte, zumindest auf europäischem Boden.

Zwei sachen muß man feststellen: a) es gab dunkelhäutige Soldaten in deutschen Uniformen s. Fotos oben
b) Es wurden vom deutschen Reich keine Kolonialtruppen in Europa eingesetzt
 
Die Eingangsfrage lautet: Farbige Soldaten im ersten Weltkrieg auf deutscher Seite!

Klar gab es einen großen Truppenanteil in den Kolonien.

Aber hier in Europa...


Darauf habe ich mich auch bezogen.

Die Antwort: theoretisch wäre das möglich gewesen und kann für einen Einzelfall nicht ausgeschlossen werden, praktisch war die statische Wahrscheinlichkeit gegen Null.

Es gibt aber auch ab und zu angeblich 6 Richtige mit Superzahl, auch wenn ich keinen kenne. :winke:
 
Zurück
Oben