Für die Münzen können wir das ausschließen, da diese noch auf Prägungen des Eugenius vorkommen, welcher ja nach Gratian regierte. Und selbst dieser hat u.a. noch die Stadtgöttin mit Victoria auf dem Revers seiner Münzen abgebildet.
Dass die Victoria nach Gratian immer fehlt, hat Wiegels nicht behauptet und ich auch nicht.
Wichtig war mir der Hinweis, dass die Victoria auf dem Silberbarren fehlt.
Man kann die Datierung des Silberbarrens nicht am fehlenden Thron festmachen und den Rest ignorieren.
Also: Belegen diese "richtig großen Schatzfunde" einen Feldzug auch dann, wenn wir keinen passenden in den historischen Quellen finden? Oder würde man dann zu anderen Deutungen kommen können?
Nicht unbedingt. Wenn im näheren Umfeld die militärischen Begleitfunde fehlen, dann nützt der Schatz/Hort alleine nichts. Dann würde ich zu einem anderen Schluss kommen - den der Thesaurierung.
Zumal die Schatzfunde auch nicht aus derselben Zeit stammen können:
Lengerich: Hier sind es drei Depots: Depot 1 mit Denaren aus dem 2. Jahrhundert, Depot 2 mit Goldschmuck und -münzen von Konstantin I. und seinen Söhnen (einzige erhaltene Münze 327, Depot 3 mit "70 Silbermünzen des Magnentius [350-353], überwiegend Trierer Prägungen des Jahres 350 in völlig prägefrischem Zustand" (Berger) - also kurz nach 350.
(vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schatzfund_von_Lengerich)
Bückeburg: ein Topf voller Goldmünzen, "die alle verschollen sind. Darunter befanden sich Münzen von Valentinian I. und seinem Bruder Valens (364-378)".
Krietenstein: Ein Topf mit Goldmünzen, die ebenfalls verschollen sind. "Von den 99 Goldmünzen wurde nur ein Stück, ein Solidus des Valens, bekannt." Bei 98 unbekannten Münzen hängt eine Datierung des kompletten Fundes am seidenen Faden.
Ellerbeck: Bronzebüchse mit 25 Solidi der Kaiser Constantius II., Magnentius/Decentius und Valentinian I./Valens. Die Schlussmünze datiert von 367.
Dierstorf: Drei Silberbarren, die wir schon ausgiebig diskutiert haben. Wahrscheinlichste Datierung: 425 oder kurz nach 425. Folgt man der früheren Datierungsmöglichkeit nach Arthur Evans (Theodosius, Arcadius, Honorius), käme man auf 394/395, aber auf keinen Fall in die Zeit Valentinians I.
Von den fünf Schatzfunden lässt sich einer solide in die Zeit Valentinians I. datieren, zwei mit großen Fragezeichen, die übrigen zwei passen nicht.
Zu welchen der fünf Schatzfunde haben wir denn militärische Begleitfunde?