Vielen Dank,
@Sepiola, für die Zitate. Sie belegen, dass nicht nur Usama ibn Munqi
d negativ über die Hygiene der „Franken“ dachte, sondern dass das wohl herrschende Meinung in der muslimischen Welt war.
Doch, wären sie: 1. Mit Sittlichkeitsbedenken bei der Darstellung von Schamhaaren. 2.: mit der Lüsternheit des Autors, resp. mit Voyeurismus, inkl. dessen Bedienung.
Das sind 2 gegensätzliche Gründe: Die Darstellung von Schamhaaren wäre demnach unsittlich, deren Nichtdarstellung aber auch, dann hieße das: Jegliche Darstellung des Intimbereichs war unsittlich. Dann müsste man sich fragen, wie diese Unsittlichkeit mit der göttlichen Erschaffung des Meschens zu vereinbaren wäre, schließlich hatte dieser den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen – inklusive der Geschlechtsteile. Kann oder vielmehr darf man sich dessen schämen, was Gott geschaffen?
Apropos, Dürer zeigte bspw.
Adam und Eva unrasiert.
Ja, aber es gibt auch „haarlose“ Darstellungen (Hier: Barthel Beham, Adam und Eva mit Tod)
,
die es sicher nicht gegeben hätte, wenn die Realität anders wäre – zumindest bei den höheren Schichten der damaligen Gesellschaft. Siehe dazu auch
Die gottlosen Maler von Nürnberg | Albrecht-Dürer-Haus
Bekannt ist mir nur die Lex Heinze. Hatte die speziell die Darstellung von Schambehaarung untersagt?
Die Lex Heinze kam erst im Jahr 1900 als Antwort auf die Verbreitung der Fotografie, die die Nacktheit des menschlichen Körpers besser und naturgetreuer abbildete als Zeichnungen. In diesen Fotografien legte man großen Wert auf alles, was die besonders zugeknöpfte viktorianische Gesellschaft sonst nicht zu Gesicht bekam.
Die Antwort auf die Zensur waren dann retuschierte Fotografien wie diese:
Natürlich hat man unter der Hand weiter unretuschierte Fotos verkauft. Und in den 1920er Jahren gab es auch schon die Mode der Intimrasur – natürlich und in der Welt der Boheme und in höheren Gesellschaftsschichten. Hier ein Bild aus einem sog. Nacktballett in den 1920er Jahren.
Solches haben Nazis sofort verboten, denn eine deutsche Frau hatte Vollbusch zu tragen. Das Blieb bis in die 1980er Jahren so, bis wieder Rasiererei in Mode kam und bis heute blieb, obwohl es wieder Absetzbewegung gibt. Warten wir's ab.
Du willst wirklich aus ein paar Bildern, auf denen die Vagina als Strich angedeutet ist, Schlüsse über das Intimrasurverhalten europäischer Frauen in der ausgehenden Kreuzzugszeit ziehen?
Erstens handelt sich bei diesem Strich um einen Teil der Vulva – die Vagina befindet sich im Köper und ist normalerweise nicht zu sehen –, und zweitens sind Bilder aus einer Zeit genauso Zeugnisse dieser Zeit wie die Schriften oder sonstige archäologische Artefakte. Das Auftreten dieser Bilder erst nach den Kreuzzügen – und der damit verbundenen Renaissance des kulturellen Lebens nach den griechischen und römischen Mustern in Westeuropa – legt die Vermutung nah, dass diese Dinge miteinander in Verbindung stehen.
Man sollte das Ganze nicht so eng sehen, denn je nach Epoche, Land und Gesellschaft gibt es unterschiedliche Normen und Ideale. Im alten Ägypten galt die glatte Haut (inkl. Intimregion) als Schönheitsideal, ebenso wie im alten Griechenland – hier als Beispiel ein
Zitat aus Lysistrate (5. Jhdt. BCE):
LYSISTRATE.
Ei, Boioterin,
Schön ist dein Unterland!
KALONIKE.
O freilich, ja,
Und säuberlich gejätet und gerupft!
Bis Hadrian rasierten sich die römischen Kaiser, danach nicht mehr, jedenfalls nicht mehrheitlich.
Alipili waren zu Zeit der Römer Sklaven, die sich in reicheren Familien um die (haarlose) glatte Haut der Bewohner(innen) kümmerten, während die ärmeren Schichten in die Termen müssten, wo deren Angestellten den gleichen Dienst anboten. Das setzte sich im Ostrom fort.
Und man darf nicht vergessen: Islam ist eine Religion der Wüste, wo das Wasser knapp ist. Die Sauberkeit der Haut ist ohne Wasser besser aufrecht zu erhalten, wenn diese nicht behaart ist. Aus diesem Grund sind Koranvorschriften zu regelmäßiger Haarentfernung bei Mann und Frau durchaus sinnvoll. Diese Vorschriften wurden und werden von Gläubigen weiter eingehalten selbst dort, wo genug Wasser vorhanden ist – weil sie Religionsvorschriften sind.