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Durch die gewaltsame Unterwerfung der Inseln mit anschließender Unterdrückung oder Vertreibung der Siedler wäre vielmehr Argentinien zum Kolonialherrn geworden.
Argentinien als - fiktiver - Kolonialherr ist ein schönes Stichwort zum "historischen Anspruch" Argentiniens auf die Falklandinseln!
Da wir hier interessiert parlieren, aber weder Seminararbeiten noch deren Bibliographien verfassen, zumal die Diskussion mehrfach hochkochte (Täter-Opfer-Umkehr, Stammtisch, schnöder Antiamerikanismus und vermutlich habe ich ein paar Freundlichkeiten vergessen aufzuzählen) und im Getümmel so manche Nachfrage und so mancher sachliche Hinweis untergingen, komme ich noch mal auf die Chimäre vom historischen Anspruch Argentiniens zu sprechen:
- die ursprünglich unbewohnten (!) Falklandinseln waren schon
im 18. Jh. Zankapfel zwischen Spanien, Frankreich und Großbritannien. Sie wechselten mehrfach den "Besitzer". Einer dieser Besitzer von zumindest Teilen der Inseln, Großbritannien, beharrte auf seinem durch Stützpunkt- und (sehr kleinen) Besiedlungsgründung manifestierten Anspruch, riskierte dabei auch einen möglichen Krieg mit Spanien, welcher gottlob umgangen werden konnte. Zu dieser Zeit gab es noch lange kein Argentinien, keine Regierung in Buenos Aires, die irgendwelche Ansprüche hätte stellen können.
Die spärliche Besiedlung/Bevölkerung der Inseln bestand als Kanadiern, Franzosen, Spanien, Engländern.
----> darauf hatten
@Nikias @Ravenik @Ugh Valencia vor längerem aufmerksam gemacht.
- die Loslösung vom spanischen Vizekönigreich des Rio de la Plata vollzog sich in den Jahren 1810-31. Zwischenzeitlich hatte sich ein
Provincias Unidas del Río de la Plata etabliert, was das heutige Argentinien, Uruguay und einen Teil von Bolivien umfasste (Mairevolution etc) - die territorialen Verhältnisse blieben für zwei Jahrzehnte unklar und wechselhaft; peu a peu etablierten sich Uruguay, Bolivien und
1831 Confederación Argentina
- für die Falklandinseln interessierte sich keine der Interessengruppen der Mairevolution.
- sehr beschönigende Worte hatte dann
@thanepower für das beginnende "argentinische" Interesse an den Falklandinseln gefunden:
Ein kurzes Sortieren der Fakten kann hilfreich sein, um ein ausgewogenes und differenziertes Bild zu gewinnen. Argentinien war im 19. Jahrhundert auf den Falklands bereits präsent gewesen. Die argentinische Niederlassung wurde durch die USA bzw. GB durch Waffengewalt vertrieben. In der Folge wurden die Falklands besiedelt unter dem Schutze der stärksten Marine der Welt und somit hatte Argentinien zu keinem Zeitpunkt eine Chance, diesen ursprünglichen kriegerischen Akt der Besitznahme rückgängig zu machen.
wie sah diese "argentinische Präsenz" tatsächlich aus?
Ende 1819 lernte Vernet den Hauptmann Jorge Pacheco (* 1761 in Buenos Aires; † 1832) kennen. Pacheco war ein verarmter Kriegsveteran mit guten Beziehungen. Vernet lieh ihm Geld. Weil bis April 1820 die Schulden auf insgesamt 2.000 Pesos aufliefen und Pacheco praktisch bankrott war, schlossen die beiden einen
Vergleich. Pacheco, der seinerseits Gläubiger über 100.000 Pesos der wohl zahlungsunfähigen oder -unwilligen Regierung in Buenos Aires war, verpflichtete sich die Hälfte dessen, was er von der Regierung erhalten würde, an Vernet abzugeben. Im Gegenzug war Vernet auch bereit, solange es notwendig sein sollte, für den Unterhalt der Familie Pachecos zu sorgen.
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Pacheco war der Schwager von Bernardo Bonavia, einem ehemaligen spanischen Gouverneur der Falklandinseln, der sich der Unabhängigkeitsbewegung angeschlossen hatte. Wohl über diese Verbindung erhielt Vernet detaillierte Kenntnisse über das Falklandarchipel. Im August 1823 schlossen Vernet und Pacheco einen weiteren Vertrag zur gemeinsamen wirtschaftlichen Erschließung der
Ostfalkland-Insel. Pacheco, als verdienter Veteran und mit seinen guten Verbindungen, sollte bei der Regierung Nutzungsrechte beantragen und Vernet mit der Hälfte an den zukünftigen Erträge beteiligen. Um die gewünschten exklusiven Nutzungsrechte zu erhalten, bot Pacheco in Absprache mit Vernet an, auf der Insel Gebäude zu bauen, die der Regierung für die Einrichtung einer Verwaltung dienen könnten.
Noch im selben Monat wurde ihm per Beschluss mitgeteilt, dass die Regierung nicht befugt sei, irgendwelche Privilegien oder Eigentumsrechte an der Insel zu vergeben, dass ihm aber die Erlaubnis gewährt würde sich zur Insel zu begeben und sie zu nutzen.
(aha, die Regierung in Buenos Aires - wohl die Regierung des Staats Buenos Aires 1823, der erst später (1831) als Regierungssitz der 1831 proklamierten Confederacion Argentina fungierte - erkannte sich als nicht befugt, Eigentumsrechte an den Falkland Inseln zu vergeben - -
merken wir uns das mal für den weiteren Verlauf der Darstellung des "argentinischen historischen Anspruchs"
und der wird nun richtig spannend:
Am 5. Januar 1828 wandte sich Vernet an die Regierung in Buenos Aires,
um ein Kolonisierungsprojekt vorzuschlagen und die dazu notwendigen Privilegien zu erhalten.
Die Regierung stimmte noch am selben Tag zu und gestattete ihm, dass er innerhalb von drei Jahren eine Kolonie einrichten könne um dann einen Großteil von Ostfalkland und die etwa 400 km südwestlich davon gelegene Isla de los Estados zu nutzen. Zudem erhielt er die Fischereirechte entlang der südamerikanischen Küste südlich des
Río Negro und 20 Jahre Steuerfreiheit für das Projekt.
Um nicht mit britischen Hoheitsansprüchen in Konflikt zu geraten, wandte er sich auch an den britischen Konsul in Buenos Aires, der ihm schließlich seine Zustimmung gab, weil es sich bis dahin nur um ein rein privates Unternehmen handelte.
na sowas: Buenos Aires wollte das
rot markierte, nämlich eine Kolonie, und den Beteiligten war sehr wohl bewußt, dass sie damit in einem
grünem, nämlich britischen, Wespennest stochern!! Und letzteres mit verlogener Trickserei: den Briten vorgaukeln, dass es da nur so paar privatwirtschaftliche Unternehmungen gäbe... Konsequent vom Anfang dieser schäbigen Mauschelei an protestierte Großbritannien:
Am 23. August 1829 konstituierte er (Vernet) seine Kommandantur mit einer Proklamation, in der er die Falklandinseln für die „
República de Buenos Aires“ formell in Besitz nahm.
[15] Briten sahen darin einen Eingriff in die eigene Souveränität und protestieren förmlich dagegen. Auch bei dieser Gelegenheit suchte Vernet den Kontakt zu den Briten und bot an, dass er bereit sei, seine Kolonie unter britische Hoheit zu stellen.
"Gouverneur", "Oberkommandant", "Kolonie" - ein abgehalfterter Ex-Militär, hochverschuldet, in Abhängigkeit von einem windigen aus Hamburg stammenden "Unternehmer" namens
https://de.wikipedia.org/wiki/Luis_Vernet (hieraus auch die Zitate)