Homosexualität Friedrich des Großen

Hier die Quellen, die sich allerdings nach Kräften bemühen, Friedrichs Homosexualität zu leugnen, was offenbar bis heute Nachwirkungen vor allem bei deutschen Historikern hat (siehe Kunisch, aber auch Ewald Frie oder Gerd Heinrich):

Johann Georg Ritter von Zimmermann: Fragmente über Friedrich den Grossen zur Geschichte seines Lebens, seiner Regierung, und seines Charakters. Band 1. Leipzig 1790.

Gaston Vorberg: Der Klatsch über das Geschlechtsleben Friedrichs II. In: Abhandlungen aus dem Gebiete der Sexualforschung. Band III, Heft 6 (Bonn 1920-21), bes. S. 14.

Von einem gewissen historischen Erkenntnisgewinn ist es schon, wenn Friedrich sich mit Männern umgab, die homosexuell waren, ja sie sogar mit ministeriellen und anderen wichtigen Aufgaben betraute, und dafür andere ausschloss, die seinen sexuellen Vorlieben nicht entsprachen, aber in ihrem Amt vielleicht fähiger gewesen wären.
 
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Von einem gewissen historischen Erkenntnisgewinn ist es schon, wenn Friedrich sich mit Männern umgab, die homosexuell waren, ja sie sogar mit ministeriellen und anderen wichtigen Aufgaben betraute, und dafür andere ausschloss, die seinen sexuellen Vorlieben nicht entsprachen, aber in ihrem Amt vielleicht fähiger gewesen wären.
Gibt es denn Hinweise, dass Friedrich es so gehalten hat? In den von Dir angeführten Quellen scheint es sich bei den mutmaßlichen Liebhabern Friedrichs doch eher um "niedere Chargen" gehandelt zu haben: Vorleser, Kammerdiener, Adjutanten und einfache Soldaten. Einen Minister hätte ich überlesen. Ein ausgesprochener Weiberheld wie Seydlitz machte Karriere [ha! (für die Kavalleristen)], der sehr viel homosexuellere Bruder Heinrich wurde ebenso als fähiger Soldat und Politiker eingesetzt, wie als Konkurrent klein und in zweiter Reihe gehalten. Ich kann in Fritzens Command Team nicht auf den ersten Blick eine schwule Günstlingswirtschaft erkennen. Und der benachbarte Ludwig XV hat ebenso wie die andere Nachbarin Katrin gezeigt, dass heterosexuelle Vorlieben genauso oder noch viel mehr zu einer sexuell beeinflussten Günstlingswirtschaft beitragen können. Da scheint Fritze Berufliches deutlich besser von Privatem getrennt zu haben als manch anderes gekröntes Haupt. Und seine z. T. verheerenden Fehlentscheidungen scheinen weniger von homosexuellen Neigungen denn von anderen Charakterzügen (Ruhmsucht, Kompromisslosigkeit) oder einem gewissen Jugendtrauma beeinflusst.
 
Johann Georg Ritter von Zimmermann: Fragmente über Friedrich den Grossen zur Geschichte seines Lebens, seiner Regierung, und seines Charakters. Band 1. Leipzig 1790.

Gaston Vorberg: Der Klatsch über das Geschlechtsleben Friedrichs II. In: Abhandlungen aus dem Gebiete der Sexualforschung. Band III, Heft 6 (Bonn 1920-21), bes. S. 14.
den Zimmermann gibt es online zu lesen, ich hab da nur kurz reingeschaut und dabei nichts "verdächtiges" gefunden, jedenfalls nichts, was man 1790 nicht hätte publizieren können aus Schicklichkeitsgründen

den Vorberg hab ich nicht gefunden - ich nehme an, da finden sich (hoffentlich mit Quellenangaben) die medizinischen Zitate?
 
Bei Vorberg findet sich auf S. 14 das Zitat mit dem Statement der drei Chirurgen.

Friedrichs ehemaliger Kammerdiener Michael Gabriel Fredersdorf, mit dem er sexuellen Kontakt hatte und dessen Schlafzimmer direkt neben dem des Königs lag, stieg zur rechten Hand von Friedrich auf, wurde recht schnell Schatzmeister, koordinierte geheimdienstliche Operationen und übernahm etliche andere verantwortungsvolle Posten in Preußen. Graf Algarotti, Friedrichs geliebter "paduanischer Schwan", lebte jahrelang am Potsdamer Hof, war Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und in diplomatischem Auftrag für Friedrich im Ausland unterwegs. Er beriet den König auch in Fragen der Kunst, der Literatur und der Philosophie und hatte Einfluss auf die Umgestaltung Potsdams zur repräsentativen Residenzstadt, die er auch zum Zentrum der Künste machen wollte. Dietrich Graf von Keyserlingk, auch Caesarion genannt, war preußischer Generaladjutant und ein Schöngeist bei Hofe, wurde zum besten Freund des jungen Friedrich, und ein Zeitgenosse meinte, dass kein Liebhaber "angenehmer und verbindlicher mit seiner Geliebten umgehen" könnte als Friedrich mit Keyserlingk. Das sind nur einige Beispiele für Friedrichs Liebhaber aus besseren Kreisen, die erheblichen Einfluss auf Friedrich hatten. Übrigens wurden ja selbst Voltaire homosexuelle Neigungen nachgesagt und er gehörte bekanntlich jahrelang Friedrichs berühmter Männer-Tafelrunde an, in der der König öfter zotige sexuelle Witze zum Besten gab.
 
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Die Behauptung Zimmermanns, mit der er die homosexuellen Neigungen des Königs zu erklären versuchte, kann man also ad acta legen.

Sehe ich ehrlich gesagt nicht unbedingt so denn genau so wie Zimmermann das erfunden haben kann um für Friedrich ein Alibi zu liefern ist es auch möglich, dass spätere Gutachten geschönt wurden, sofern Friedrich oder nach dessen Tod sein Nachfolger kein Interesse an der Publizität dieser Dinge hatten.

Im Übrigen wäre selbst wenn später keine Auffälligkeiten zu finden waren, eine etwaige Behandlung also gut ausgeheilt wäre, noch immer die Möglichkeit eines psychischen Traumas durch das Erlebnis als potentieller Hemmschuh nicht vom Tisch.

Ich sage nicht, dass ich das für besonders wahrscheinlich halte, aber im Bereich des Möglichen wäre es.

Können so viele Zeitgenossen irren? Wohl kaum.

Wie viele Millionen Deutsche glaubten Anfang 1945 noch an den "Endsieg"? Können so viele Zeitgenossen irren?
Offensichtlich.

Klingt fast so schön wie die unhaltbare Story von Zimmermann.
................die so unhaltbar möglicherweise nicht ist.

De facto liegen sich widersprechende Gutachten vor und de facto sind bei allen Motivationen dafür denkbar, warum sie möglicherweise nicht die Tatsachen widergeben, auch würde wie angeführt die Möglichkeit bestehen, dass sie durchaus in Einklang miteinander zu bringen sind, für den Fall, dass es einen möglicherweise schmerzhaften Eingriff gegeben hat, der physisch recht gut verheilt ist, aber zu psychischen Problemen geführt haben könnte.

Nach meinem Empfinden hängst du da dein Herz etwas voreilig an eine Möglichkeit die dem entspricht, was du gerne annehmen möchtest.

und mit seiner Vorliebe für schöne Männer nur einer französischen „Modeströmung“ gefolgt sei, um sich „absichtlich interessant zu machen“

Nun, den Teil würde ich auch nicht unbedingt ernst nehmen wollen, das erscheint in der Tat eher abwegig.

Dies nur zur Begründung, dass es bis heute weltanschaulich bedingte Ansichten von Historikern gibt, die man durchaus als homophob bezeichnen kann.

Langsam, langsam. Nur weil jemand im Hinblick auf die Sexualität Friedrichs einen Ansatz ins Spiel gebracht hat, der Homosexualität bezweifelt und an und eher abwegig anmutet, ist die Motivation dahiner nicht gezwungenermaßen homophob.

Ich würde dir darin zustimmen das Postulat als ganzes abzulehnen, was allerdings nicht bedeutet, dass das zwangsläufig auf alle Teile zutreffen muss, denn das hier:

„Eintagsliebschaften mit dörflichen, nach Knoblauch riechenden Nymphen“

Auch wenn man man das Lautmalerische und den Knoblauch eher nicht so ernst nehmen sollte, ist eben jedenfalls denkbar.

Und wenn man das ins Auge fasst ist Kunischs Schlussfolgerung (der Mann war immerhin etwas älteren Semesters) möglicherweise keine dezidierte Homophobie sondern einem Mangel an Auseinandersetzungen mit Bisexualität/Pansexualität als denkbarem Modell geschuldet.

Von einem gewissen historischen Erkenntnisgewinn ist es schon, wenn Friedrich sich mit Männern umgab, die homosexuell waren, ja sie sogar mit ministeriellen und anderen wichtigen Aufgaben betraute, und dafür andere ausschloss, die seinen sexuellen Vorlieben nicht entsprachen, aber in ihrem Amt vielleicht fähiger gewesen wären.

Ne, dass schießt auch wieder über das Ziel hinaus.

Potentiale und Fähigkeiten ad hoc zu bewerten und rhetrospektiv darüber zu urteilen, wer vielleicht fähiger gewesen wäre, sind zwei verschiedene Dinge.
Einen tatsächlichen Erkenntnisgewinn hätten wir nur, wenn aus irgendwelchen Quellen überliefert worden wäre, dass Friedrich sie ganz bewusst wegen ihrer Sexualität vorzog, in dem dezidierten Wissen, dass es andere gab, die die Aufgabe vielleicht besser gemacht hätten.

Gründe bedeutende Kapazitäten nicht zu beschäftigen konnte es auch andere Geben, zum Beispiel zu großen Eigensinn brillianter Geister, zu geringe Bereitschaft sich den königlichen Anordnungen zu fügen, zu große Neigung des Königs in bestimmte Dinge hinein zu regieren, zweifel an der Loyalität, überzogene Forderungen, andere Prioritäten oder schlicht nicht stimmende Chemie im persönlichen Verhältnis untereinander.

Fehleinschätzungen von Potential waren natürlich auch immer möglich, im Besonderen in Bereichen von denen der König vielleicht selbst nicht so viel verstand.

Homosexuelle Amtsträger an und für sich sind sind kein eindutiger Hinweis in diese Richtung.
 
Friedrichs ehemaliger Kammerdiener Michael Gabriel Fredersdorf, mit dem er sexuellen Kontakt hatte und dessen Schlafzimmer direkt neben dem des Königs lag, stieg zur rechten Hand von Friedrich auf, wurde recht schnell Schatzmeister, koordinierte geheimdienstliche Operationen und übernahm etliche andere verantwortungsvolle Posten in Preußen.

1.) Den sexuellen Kontakt unterstellst du ohne Nachweis dafür.
2.) Das Vertraute des Königs die früher Rollen als Erzieher, persönliche Diener etc. eingenommen haben, an der Seite des Königs Karriere machen, im Besonderen dann, wenn sie diesem schon als Prinzen gedient hatten und nach dem Thronwechsel bei der Abdankung alter Berater und Funktionäre des vorherigen Königs avancieren, ist durchaus keine Seltenheit gewesen.
3.) Das ein Kammerdiener, der seinem Herren mehr oder weniger rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen hat seine eigene Unterkunft räumlich nah an der seines Herren hat, ist ebenfalls nichts ungewöhnliches.

Da bauschst du einiges auf.

Graf Algarotti, Friedrichs geliebter "paduanischer Schwan", lebte jahrelang am Potsdamer Hof, war Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und in diplomatischem Auftrag für Friedrich im Ausland unterwegs. Er beriet den König auch in Fragen der Kunst, der Literatur und der Philosophie und hatte Einfluss auf die Umgestaltung Potsdams zur repräsentativen Residenzstadt, die er auch zum Zentrum der Künste machen wollte.

Hältst du es für besonders plausibel einen potentiellen Geliebten auf Auslandsmissionen zu schicken? Plausibler wäre doch wohl ihn in der Nähe zu behalten und andere zu schicken.

Dietrich Graf von Keyserlingk, auch Caesarion genannt, war preußischer Generaladjutant und ein Schöngeist bei Hofe, wurde zum besten Freund des jungen Friedrich, und ein Zeitgenosse meinte, dass kein Liebhaber "angenehmer und verbindlicher mit seiner Geliebten umgehen" könnte als Friedrich mit Keyserlingk. Das sind nur einige Beispiele für Friedrichs Liebhaber aus besseren Kreisen, die erheblichen Einfluss auf Friedrich hatten.

Nein, dass sind Beispiele für Gerüchte, denn tatsächlich nachweisbar ist ja offenbar keine dieser Liebschaften.

Übrigens wurden ja selbst Voltaire homosexuelle Neigungen nachgesagt und er gehörte bekanntlich jahrelang Friedrichs berühmter Männer-Tafelrunde an, in der der König öfter zotige sexuelle Witze zum Besten gab.

Womit wir bei der Wirkmächtigkeit von Gerüchten und deren Eigendynamik wären, die du meiner Meinung nach nicht berücksichtigst.


a) Wir haben einen König, der offensichtlich, aus welchen Gründen auch immer Probleme im geschlechtlichen Umgang mit Frauen hat, und ostentativ getrennt von seiner Ehefrau lebt.
b) Wir haben einen Hof, an dem es naturgemäß Karrieristen und Intriegen gibt und ebenfalls naturgemäß Enttäuschte Akteure, deren Karriere nicht so gelaufen ist, wie sie sich das vorstellten, die anderen ihren Erfolg neideten oder durch eine Intrige zu Fall gebracht wurden.
c) Wir haben die verbreitete Praxis Homosexuelität zu unterstellen um unliebsame Gegner zu diskreditieren.
d) Wir haben einen König, der der Überlieferung nach ein ausgesprochener Zyniker war, auf empfindlichere Mitglieder der Hofgesellschaft des öfteren verletztend gewirkt haben mag und der sicherlich Ursächlich für so manchee Bitterkeit gewesen sein mag.
e) Wir haben eine Anzahl von Höflingen, die homosexuell waren oder denen wenigstens Homosexualität nachgesagt wurde, was, wenn man die Gesamtgröße des Hofstaats und die Normalverteilung von Homosexualität in der Bevölkerung berücksichtigt, ehrlich gesagt niemanden überaschen kann.

In so einem Klima braucht es keine tatsächlichen homosexuellen Handlungen um derartige Gerüchte zu erzeugen.

Ein enttäuschter Höfling fühlt sich übergangen und neidet einem anderen, der für homosexuell gilt die Karriere ----------> Der Enttäuschte bringt dass irgendwo bei einem geselligen Abend zur Sprache und unterstellt dass der Konkurrent sich salopp gesagt hochgeschlafen habe ---------------------> die Anwesenden halten das für plausibel, weil sie aus der sexuellen Enthaltsamkeit gegenüber Frauen, die Friedrich an den Tag legte den Schluss zogen, dass wenn Friedrich Frauen verschmähte, er wohl Gefallen an Männern haben müsse ---------------> Nachdem das Gerücht einmal in der Welt ist, gibt es bei jedem Avancement eines potentiell homosexuellen Bedienstenten, dem andere wiederum vollkommen natürlich in diesem Umfeld den Aufstieg neiden weitere Gerüchte über potentielle sexuelle Bezieehungen zum König ------------------- Leute wie Casanova und Voltaire schnappen diese Spekulationen auf und verarbeiten sie um ihre literarischen Erzeugnisse interessanter zu machen, Voltaire erfindet wegen seines persönlichen Brasses auf Friedrich vielleicht noch das eine oder andere hinzu.

Ich behaupte nicht, dass sich das zwangsläufig so abgespielt haben muss, aber ein potentieller Automatismus in diese Richtung war in der Konstellation angelegt und um den auszulösen bedurfte es nicht unbedingt tatsächlicher homosexueller Handlungen.

Das was du in deiner Interpretation etwas leichtfertig übersiehst, ist, dass auf diesem oder einem ähnlichen Weg sich alle angeblichen Berichte aus dem Munde Dritter dazu sich möglicherweise auf solche Mechanismen zurückführen lassen und sie deswegen durch ihre schiere Häufung nicht unbedingt überzeugender werden.
 
der sehr viel homosexuellere Bruder Heinrich wurde ebenso als fähiger Soldat und Politiker eingesetzt

Apropos Prinz Heinrich:

Mich würde im Hinblick auf die Unterstellungen, die @EmilWeinhaus gegenüber einigen Historikern und Publikationen erhoben hat, nach denen sie eine quasi erwiesene homosexuelle Kontakte Friedrichs angeblich aus weltanschaulichen oder homophoben Gründen zu verleugnen suchten sich so absolut keine Mühe gaben die offene Homosexualität von Prinz Heinrich in irgendeiner Form zu kaschieren oder ihm die militärischen Verdienste streitig machen zu wollen.
Ich finde ja, dass spricht so ein ganz kleines Bisschen gegen stramme Homophobie oder die Vorstellung dass es aus Gründen fehlgeleiteter Heldenverehrung in irgendeiner Form für notwendig gehalten würde das entgegen besseren Wissens unter den Tisch fallen zu lassen.

An dieser Stelle einfach mal die Frage, wenn an diesen Behauptungen festgehalten werden soll, warum dann die frappante Ungleichbehandlung von Friedrich und Heinrich in dieser Hinsicht?

was offenbar bis heute Nachwirkungen vor allem bei deutschen Historikern hat (siehe Kunisch, aber auch Ewald Frie oder Gerd Heinrich):

"bis heute" ist da angesichts der Tatsache, dass Kunisch und Gerd Heinrich beide schon seit einigen Jahren nicht mehr am Leben sind und Fries Friedrich-Biographie nun auch schon 10 Jahre alt ist, vielleicht auch etwas weit ausgeholt.
 
@Shinigami, insgesamt eine absolut plausible Argumentation. Im Punkt e) möchte ich dir aber nicht folgen:

e) Wir haben eine Anzahl von Höflingen, die homosexuell waren oder denen wenigstens Homosexualität nachgesagt wurde, was, wenn man die Gesamtgröße des Hofstaats und die Normalverteilung von Homosexualität in der Bevölkerung berücksichtigt, ehrlich gesagt niemanden überaschen kann.
In einer Gesellschaft, in der Homosexualität verpönt ist, wird sie auch nicht offen zur Schau gestellt.
 
In einer Gesellschaft, in der Homosexualität verpönt ist, wird sie auch nicht offen zur Schau gestellt.

Offen zur Schau gestellt vielleicht nicht.

Aber gerade deswegen schrieb ich ja auch "die homosexuell waren oder denen wenigstens Homosexualität nachgesagt wurde".

Letztendlich war der Hof am Ende vor allem auch ein Haifischbecken, in dem sich rivalisierende Karrieristen gegenseitig belauerten und auszuschalten versuchten.
Wenn da jemand ähnlich wie Friedrich relativ wenig Interesse am weiblichen Geschlecht zeigte, wird das als Projektionsfläche für potentielle Rivalen möglicherweise genügt haben um so etwas zu unterstellen.

Auch ohne dass es zur Schau gestellt worden wäre oder auch nur zwangsläufig den Tatsachen entsprechen musste, würde ich meinen.
 
Wenn ich die langen Ausführungen von dir, Shinigami, so lese, dann neigst du aber irgendwie schon dazu, jede zeitgenössische oder historisch belegbare Aussage über Friedrichs Sexualität zu relativieren und in Frage zu stellen., mit manchmal an den Haaren herbeigezogenen Gegenargumenten. Dann kann man ja fast alles in Zweifel ziehen, was irgendjemand historisch geäußert hat. Wichtig erscheint mir, wie viele Zeitgenossen sich über Friedrichs Homosexualität ausgelassen haben und dass aus ihren Aussagen hervorgeht, dass sie sich sicher waren, dass er seinen Hang zur "griechischen Liebe" auch ausgelebt hat. Nicht jede Äußerung in dieser Richtung kann man als reine Böswilligkeit oder bedingt durch persönliche Enttäuschung abtun. Etliches davon klingt wie eine Beschreibung dessen, was sich tatsächlich zugetragen hat. Zu viele unterschiedliche Zeitgenossen wussten offenbar bestens über Friedrichs Neigungen Bescheid. Und das kann man nur dadurch erklären, dass viele Menschen in seinem Umfeld genau im Bilde über das waren, was Friedrich so trieb. Wenn dem nicht so wäre, würde es ja mehr Berichte über Friedrichs heterosexuelles Liebesleben geben, was für ein Weiberheld er war usw. Achso, vielleicht war er ja asexuell veranlagt. Haben auch einige behauptet. Nur gäbe es dann nicht die deutlichen Statements zu seiner ausgelebten Homosexualität.
 
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historisch belegbare Aussage über Friedrichs Sexualität zu relativieren
Ich meine nicht, dass ich sie relativiere, sondern sie gemäß dem Wert, den ich ihnen als Quelle zuschreibe einordne.

Und ich denke, dass ich durchaus plausibel aufgezeigt habe, warum ich auf die Berichte dritter aus dem Umfeld des preußischen Hofes nicht so viel gebe.
Anders sieht es wie gesagt mit dem aus, was Friedrich selbst geschrieben hat und da würde ich der Interpretation, dass sich daraus homoerotische Neigungen ableiten lassen durchaus folgen, allein sie sind kein Beleg dafür, dass er das prktiziert hätte.

mit manchmal an den Haaren herbeigezogenen Gegenargumenten.
Ehrlich gesagt, bin ich der Meinung dass ich in dieser Hinsicht weniger an den Haaren herbei ziehe, als du.

Immerhin bist du der jenige, der ganz konkret ein sexuelles Verhältnis zu bestimmten Personen, allein auf die Spekulationen dritter Gestützt als Tatsachen ansiehst.
Du bist bereit aus einem simplen "v....." einen "Schwanz" zu machen und daraus dann auch nicht nur auf ein aktives homosexuelles Verhältnis, sondern auch gleich noch auf die Rollenverteilung zu schließen, obwohl nicht eimal mit Sicherheit geklärt ist, was dieses "v....." nun letztendlich bedeuten sollte, da hast du einfach eine im Raum stehende Hypothese als Tatsache angenommen.
Du vermutest dass Zimmerman bestrebt gewesen wäre Friedich ein "Alibi" zu verschaffen, aber warum genau hätte er daran ein Interesse haben sollen und warum ist dieses Interesse ein besseres Motiv einen tatsächlichen Befund abzuändern, als es die anderen Sachverständigen möglicherweise hatten?

Ich denke da bewegst du dich argumentativ an einigen Stellen in hochspekulativem Gebiet, dass du aber als gesichert betrachtest.

Dann kann man ja fast alles in Zweifel ziehen, was irgendjemand historisch geäußert hat.

Grundsätzlich sollte man sich mit jeder Quelle kritisch auseinandersezten.
Und wenn man das tut, wird man unweigerlich zu dem Ergebnis kommen, dass Hofklatsch, der von irgendjemandem aufgenommen wurde eine weit weniger verlässliche Quelle darstellen, als z.B. Ego-Dokumente in Form von Tagebuchaufzeichnungen, persönlichen Briefen etc.

Wenn sich zu diesem Thema wirklich aussagekräftige eindeutige Nachweise finden lassen, sind die im persönlichen Schriftverkehr und ggf. nachgelassenen Tagebüchern Friedrichs und seiner potentiellen Favoriten zu suchen.

Wichtig erscheint mir, wie viele Zeitgenossen sich über Friedrichs Homosexualität ausgelassen haben und dass aus ihren Aussagen hervorgeht, dass sie sich sicher waren, dass er seinen Hang zur "griechischen Liebe" auch ausgelebt hat.

Wie gesagt, die schiere Masse sagt uns eigentlich wenig aussagekräftiges darüber, sie sagt uns lediglich etwas darüber wie viele Zeitgenossen bereit waren das anzunehmen.
Nichts desto weniger kann es sich dabei um relativ substanzlose Gerüchte gehandelt haben, wie sich so etwas entwickelt haben könnte habe ich oben aufgezeigt.

Nicht jede Äußerung in dieser Richtung kann man als reine Böswilligkeit oder bedingt durch persönliche Enttäuschung abtun.

Habe ich ja auch nicht.
Ich habe oben versucht aufzuzeigen, dass Friedrichs Situation und Verhalten ihn für solche Vermutungen und Zuschreibungen geradezu prädestinierten, selbst wenn gegen seine Person möglicherweise keine Böswilligkeit im Spiel war.

Du selbst hast dich weiter vorne im faden darüber echauffiert, dass andere nicht anerkennen wollen und bestreiten, was du für "das Offensichtliche" hältst.
Wobei du den Einwand, dass du dich da ganz gewaltig auf mögliche, aber nicht zwingende Interpretationsvarianten stützt nicht gelten lassen wolltest.

Im selben Sinne konnten das natürlich auch zeitgenössische Interpreten handhaben.
Denn wo beginnt für einen Akteur individduell das Offensichtliche?

Manch einer mag aus Friedrichs Abneigung gegenüber Frauen im Rahmen des "Offensichtlichen" ein Interesse an Männern geschlossen haben, ohne dabei andere Interpretationsmöglichkeiten ins Auge zu fassen.

Etliches davon klingt wie eine Beschreibung dessen, was sich tatsächlich zugetragen hat.

Woran genau machst du hierbei eine Trennung zwischen Wirklichkeit, Gerücht und Fiktion fest.
Ich würde das einfach ganz konkret mal wissen wollen

Zu viele unterschiedliche Zeitgenossen wussten offenbar bestens über Friedrichs Neigungen Bescheid.
Zu viele Zeitgenossen, von denen so gut wie jeder am Potsdamer Hof verkehrte und Gelegenheit hatte etwaige Gerüchte von dort aufzuschnappen oder sie bei Autoren wie Casanova und Voltaire zu lesen und für sich zu übernehmen.

Und das kann man nur dadurch erklären, dass viele Menschen in seinem Umfeld genau im Bilde über das waren, was Friedrich so trieb

Nein, dass kann man auch einfach dadurch erklären, dass sie alle den gleichen Hofklatsch konsumierten.

Wenn dem nicht so wäre, würde es ja mehr Berichte über Friedrichs heterosexuelles Liebesleben geben, was für ein Weiberheld er war usw.

Verzeihung, warum noch gleich muss ein nicht homosexuller König automatisch ein Weiberheld sein?
Du konstruierst damit letzteendlich gerade genau den Schluss von dem ich oben geschrieben habe, dass Zeitgenossen ihn sehr einfach konstruieren konnten, wenn sie den Begriff des "Offensichtlichen" großzügig interpretierten und ein paar valide Möglichkeiten außer Acht ließen.

Achso, vielleicht war er ja asexuell veranlagt. Haben auch einige behauptet.
Was du bemerkenswerter Weise bei deiner extremen Hochschätzung der Statements Dritter zu diesem Thema nicht zu beachten scheinst, was für einen eher selektiven Umgang mit dieser Textgattung spricht, wenn ich das mal anmerken darf.

Nur gäbe es dann nicht die deutlichen Statements zu seiner ausgelebten Homosexualität.

Hilf mir auf die Sprünge, warum noch gleich nicht?
Mal davon abgesehen dass ich Asexualität schon wegen der überlieferten Geschlechtskrankheit persönlich für unwahrscheinlich halte (wohlbemerkt Asexualität, nicht ein ggf. durch die Krankheit undd Behandlung möglicherweise psychisch-traumatisch gestörtes Verhältnis zur Sexualität), warum genau hätte Asexualität dem Aufkommen anderslautender Gerüchte entgegengestanden?

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So wie ich das sehe, beruhen deine Schlussfolgerungen vor allem darauf, dass du Hypothesen für Tatsachen nimmst, Schlussfolgerungen konstruierst, die so nur haltbar sind, wenn man andere valide Möglichkeiten von vorn herein ausschließt und nach dem Prinzip der Wahrscheinlichkeit oder wie du es nennst nach dem "Offensichtlichen" Verbindungen konstruierst, die sich nicht nachweisen lassen.
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Wenn ich die langen Ausführungen von dir, Shinigami, so lese, dann neigst du aber irgendwie schon dazu, jede zeitgenössische oder historisch belegbare Aussage über Friedrichs Sexualität zu relativieren und in Frage zu stellen., mit manchmal an den Haaren herbeigezogenen Gegenargumenten. Dann kann man ja fast alles in Zweifel ziehen, was irgendjemand historisch geäußert hat.

Wichtig erscheint mir, wie viele Zeitgenossen sich über Friedrichs Homosexualität ausgelassen haben und dass aus ihren Aussagen hervorgeht, dass sie sich sicher waren, dass er seinen Hang zur "griechischen Liebe" auch ausgelebt hat. Nicht jede Äußerung in dieser Richtung kann man als reine Böswilligkeit oder bedingt durch persönliche Enttäuschung abtun. Etliches davon klingt wie eine Beschreibung dessen, was sich tatsächlich zugetragen hat. Zu viele unterschiedliche Zeitgenossen wussten offenbar bestens über Friedrichs Neigungen Bescheid. Und das kann man nur dadurch erklären, dass viele Menschen in seinem Umfeld genau im Bilde über das waren, was Friedrich so trieb. Wenn dem nicht so wäre, würde es ja mehr Berichte über Friedrichs heterosexuelles Liebesleben geben, was für ein Weiberheld er war usw. Achso, vielleicht war er ja asexuell veranlagt. Haben auch einige behauptet. Nur gäbe es dann nicht die deutlichen Statements zu seiner ausgelebten Homosexualität.

Nach dieser Logik wäre die Existenz von Hexen eine bewiesene Tatsache, da es ja eine Reihe von zeitgenössischen Äußerungen gibt, die man nicht alle als reine Böswilligkeit abtun kann.

-Die Nachbarn, die Mitbürger, die durch Hexenschuss geschädigt wurden, denen das Vieh verreckte, denen die Ernte verdarb, die Beschreibungen von Hexenflug, Teufelspakt und Orgien klingen wie eine Beschreibung dessen, was sich tatsächlich ereignet haben könnte. Diese Zeugenaussagen kann man unmöglich als reine Böswilligkeit abtun.

- Die Zeugen, die Nachbarn "wussten" (vom Hörensagen) genau, was eine Hexe so trieb. Wenn es eine solche Fülle von Berichten über Ritualmorde gibt, dann kann man das nicht so einfach abtun, dann muss da was dran sein.

-Wo Rauch ist, da ist auch Feuer....., und wenn zehn Nachbarn munkeln, dass XY kleine Kinder frisst, dann ist XY eben überführt.
 
Du, @Shinigami, bist ja stets ein ser skeptischer Gegenpart für deine Mitdiskutanten, an dem sie ihre Argumente schärfe können. Aber, mal agenommen Friedrich war homosexuell, was wäre denn als Nachweis nötig, um eine sichere Aussage zu treffen?

Du beschreibst ja eine Atmosphäre, in der Gerüchte und Intrige nicht von Beobachtungen und Tatsachen zu unterscheiden ist. Im Grunde sagst damit ja nicht, dass Friedrich nicht homosexuell war. Es lässt sich keine sichere Aussage treffen. (Logisch, selbst wenn du Emil restlos widerlegen würdest, ist das Gegenteil nicht automatisch wahr.)

Ich lese hier immer wieder, die Unterstellung homosexuell zu sein, sei üblich gewesen. Lassen sich da vielleicht Vergleiche anstellen? Obwohl natürlich viele Gerüchte immer noch Gerüchte sind.
 
Abgesehen davon: mir ist nicht klar, welchen Erkenntnisgewinn man bzgl. der Geschichte des 18. Jhs. hat, wenn man weiß, welche privaten Vorlieben König X oder Königin Y hatten?!
Naja die Geschichte der Sexualität ist doch für sich schon interessant.

@EmilWeinhaus hat ja gay icons erwähnt. Idole sind natürlich für jeden wichtig, besonders für Heranwachsende. Ein homosexueller Friedrich könnte als Orientierung und Vorbild dienen.
 
Na, die Verbreitung der Nachricht per Social Media, Stadttambour, oder was genau, um schließlich zum Idol zu werden? :confused:

Ach so. Du hast mich wohl missverstanden. Ich habe auch eher von der Gegenwart gesprochen. Ich hatte es so verstanden, dass die Frage nach der Relevanz aufgebracht wurde. Also: Wozu soll man das wissen?

Natürlich beantwortet die sexuelle Ausrichtung nur eine singuläre Frage. Also in anderen Bereichen würde das mein Bild von Friedrich wenig beeinflussen. Ich finde die Frage nach seiner Homosexualität aber persönlich schon interessant und hier wird ja auch rege diskutiert.

P.S. Hier wurde auch der Frage anch passivem oder aktiven Akt nachgegangen. Das ist meine Neugier auch schon übersättigt-So genau muss ichs nicht wissen :D:D
 
Hier wurde auch der Frage anch passivem oder aktiven Akt nachgegangen. Das ist meine Neugier auch schon übersättigt-So genau muss ichs nicht wissen :D:D
Wäre auch meine Meinung.:D Bei Friedrich halte ich diese ständige Neugier, ob er schwul oder schlicht kein großes Interesse am Sex hatte, irgendwie für müßig. :rolleyes:
 
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Ich kann größere Teile der obigen Argumentation von Shinigami und anderen nicht nachvollziehen. Dass z.B. Fredersdorf ein Liebhaber Friedrichs war, wird doch sogar von Friedrichs Garteninspektor und Oberhofbaurat Heinrich Ludwig Manger bestätigt. In ihrer Studie Mätressen und Favoriten. Ein biographisches Handbuch (Göttingen 2010) zählt ihn Anna Eunike Röhrig im Fredersdorf-Kapitel sogar zu Friedrichs Favoriten. Zum Liebesverhältnis zwischen Friedrich und Graf Algarotti siehe Ursula Pia Jauch: Eros zwischen Herr und Knecht. Friedrich der Große und Francesco Algarotti im Land der Lust. In: Bernd Sösemann (Hrsg.): Friedrich der Große in Europa – gefeiert und umstritten (Stuttgart 2012), S. 59-70.
Nur noch eine weitere Quelle, die bei Vorberg zitiert wird: In den Morgenplaudereien ("Matinées") aus dem königlichen Archiv in Potsdam beschreibt der in die Jahre gekommene Friedrich, dass Armor kein Erbarmen kennt und es nutzlos sei, ihm zu trotzen. Er rät aber seinem Neffen, nicht seinem Beispiel zu folgen (gemeint sind homosexuelle Kontakte), denn es könnte schlimme Folgen für ihn haben. "Allmählich würden die Befehlshaber und Offiziere mehr auf das Vergnügen als auf ihren Ruhm bedacht sein und Ihr Heer wäre schließlich wie das Regiment Ihres Onkels Heinrich eine Ansammlung von Päderasten. Nach meiner persönlichen Erfahrung kann ich Sie versichern, daß jenes griechische Vergnügen wenig Reiz hat..." Im Alter sieht Friedrich also seine in jüngeren Jahren ausgelebte Homosexualität eher kritisch, oder aber er behauptet nur, dass homosexuelle Praktiken wenig Reiz haben, um seinen Neffen davon abzubringen. Jedenfalls belegen diese Äußerungen eindeutig, dass er persönliche Erfahrungen mit der Homosexualität gemacht hat, und rückblickend gibt er zu, dass Amor mit ihm kein Erbarmen hatte, er also dem "Laster" ausgiebig gefrönt zu haben scheint. Das ist auch eine Bestätigung dafür, dass die Schilderungen von Voltaire, Casanova und anderen Zeitgenossen der Wahrheit entsprechen und dass das "v..." im Brief an Darget tatsächlich für "Schwanz" stehen muss, wie die Schweizerin Jauch schreibt. Aber es wird hier ja immer noch darum herumgeeiert, wie man an der Diskussion sieht.
 
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