muck
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Interessanter Themenstrang. In der Gesamtschau scheinen mir @Dions und @Hatls Argumente überzeugend, die Luther eine Rolle als Wegbereiter des Holocaust zuschreiben. Dazu könnte auch passen, dass bspw. die calvinistisch geprägten Niederlande oder das anglikanische England niemals in denselben antisemitischen Sumpf abglitten wie Deutschland, und insbesondere dessen lutherische Regionen.
Demgegenüber war Antisemitismus in katholischen Gebieten ein relativ gleichmäßiges Phänomen, auch über Deutschland hinaus; man denke nur an Frankreich, Polen und Wallonien. Wenn ich aber auch an einen Einfluss von Luthers Äußerungen über das Judentum glaube, halte ich ihn für kaum quantifizierbar nach damals gut 400 Jahren Reformation. Zu viele Weichenstellungen geschahen dazwischen.
Durchdringender und verhängnisvoller – weil womöglich überkonfessionell prägender – könnte sich Luthers Wirken dahingehend erwiesen haben, als er einer dem Staat unterstehenden Kirche das Wort redete, und die Gläubigen schon in frühen Predigten aufrief, der Obrigkeit zu gehorchen. Matthäus 22:21 räumte er zeitlebens große Bedeutung ein, natürlich nicht zuletzt deshalb, da er seine Lehre unter den Schutz der (keineswegs immer selbstlos oder gar theologisch motivierten) Fürsten gestellt hatte.
Clark schlägt eine direkte Verbindung zwischen Luthers Wirken und dem preußischen Obrigkeitsstaat vor, der den Holocaust zumindest möglich gemacht hat. Ihm zufolge war einer der Schlüsselmomente auf dem Weg in den Massenmord – ein Weg, den Luther freilich keineswegs begonnen hatte – der Kulturkampf, im Zuge dessen der "ultramontane" Katholizismus in den Ruf der Illoyalität geriet und bedeutende Teile der katholischen Bevölkerung eine emotionale Entfremdung zu empfinden begangen.
Demnach hätte Bismarck in letzter Konsequenz unabsichtlich die Lutheraner den Nazis zumindest etwas näher gebracht, und die Katholiken zumindest etwas von ihnen entfremdet. Dazu passen nicht nur die erwähnten, von Falter et. al. herausgestellten Wahlergebnisse, sondern auch die Beobachtung, dass katholische Kleriker und Gläubige sich eher oppositionell betätigten als lutherische, und von den Nazis wohl auch härter angefasst wurden.
Demgegenüber war Antisemitismus in katholischen Gebieten ein relativ gleichmäßiges Phänomen, auch über Deutschland hinaus; man denke nur an Frankreich, Polen und Wallonien. Wenn ich aber auch an einen Einfluss von Luthers Äußerungen über das Judentum glaube, halte ich ihn für kaum quantifizierbar nach damals gut 400 Jahren Reformation. Zu viele Weichenstellungen geschahen dazwischen.
Durchdringender und verhängnisvoller – weil womöglich überkonfessionell prägender – könnte sich Luthers Wirken dahingehend erwiesen haben, als er einer dem Staat unterstehenden Kirche das Wort redete, und die Gläubigen schon in frühen Predigten aufrief, der Obrigkeit zu gehorchen. Matthäus 22:21 räumte er zeitlebens große Bedeutung ein, natürlich nicht zuletzt deshalb, da er seine Lehre unter den Schutz der (keineswegs immer selbstlos oder gar theologisch motivierten) Fürsten gestellt hatte.
Clark schlägt eine direkte Verbindung zwischen Luthers Wirken und dem preußischen Obrigkeitsstaat vor, der den Holocaust zumindest möglich gemacht hat. Ihm zufolge war einer der Schlüsselmomente auf dem Weg in den Massenmord – ein Weg, den Luther freilich keineswegs begonnen hatte – der Kulturkampf, im Zuge dessen der "ultramontane" Katholizismus in den Ruf der Illoyalität geriet und bedeutende Teile der katholischen Bevölkerung eine emotionale Entfremdung zu empfinden begangen.
Demnach hätte Bismarck in letzter Konsequenz unabsichtlich die Lutheraner den Nazis zumindest etwas näher gebracht, und die Katholiken zumindest etwas von ihnen entfremdet. Dazu passen nicht nur die erwähnten, von Falter et. al. herausgestellten Wahlergebnisse, sondern auch die Beobachtung, dass katholische Kleriker und Gläubige sich eher oppositionell betätigten als lutherische, und von den Nazis wohl auch härter angefasst wurden.