Du missverstehst mich gründlich. Natürlich wissen wir heute, dass das ganze ein billiges Märchen gewesen war. Aber Crowe konnte das natürlich zu dem Zeitpunkt nicht zuverlässig wissen!
Äh, sry, die Geschichte war so etwas von an den Haaren herbei gezogen, dass sie im Grunde die Intelligenz von jedem, dem man zumutete sie ernst zu nehmen beleidigte.
Welchen militärischen Sinn hätte es ergeben 80 Offiziere über die Grenze zu schicken? Überhaupt keinen.
Wollte man spionieren gab es im Elsass und in Lothringen genügend unzufriedene Franzosen, die da sicherlich auch so dazu bereit waren, mal abgesehen davon, dass man Spione oder Saboteure wesentlich einfacher über die Schweiz hätte einschleusen können.
Ein paar falsche Pässe wären für den militärischen Nachrichtendienst sicherlich ohne weiteres aufzutreiben oder herzustellen gewesen und eine Gruppe schweizer Geschäftsleute, die meinetwegen von Bern oder Zürich kommend nach Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg oder Umgebung reisten, wären keinem Menschen verdächtig vorgekommen, wohingegen bei dieser Lage an der deutsch-französischen Grenze alles 3 mal kontrolliert wurde.
Außerdem, nochmal die Frage, wenn die Deutschen dort tatsächlich franzsöische Offiziere aufgegriffen hätten, warum präsentierten die Deutschen Stellen sie dann nicht der internationalen Presse? Das hätte doch genau für den internationalen Aufschrei gegen Frankreich gesorgt, der Deutschland auf allen Ebenen zu pass gekommen wäre.
Stattdessen tritt Lichnowsky bei Crowe auf und teilt diesem das unter der Hand mit?
Also da musste man die Briten schon für ziemlich einfälig halten, wenn man meinte mit dieser Nummer Eindruck schinden zu können.
Was aber wesentlich interessanter ist, merkst du eigentlich, dass du dir mittlerweile selbst widersprichst?
Oben schreibst du, dass es völlig unzulässig sei einem Diplomaten zu unterstellen, dass dieser Falschinformationen weitergebe und jetzt kommst du mit der von Lichnowsky übermittelten offensichtlichen Räuberpistole?
Oben schreibst du, dass es Aufgabe des Botschafters gewesen wäre, die Angaben durch sein Netzwerk vor Ort zu prüfen, ihm zweifelhaft erscheinendes überhaupt nicht erst weiter zu geben, womit die Aufgabe der Relevanzprüfung beim Botschafter, nicht bei der Zentrale gelegen hätte, jetzt aber echauffierst du dich darüber dass das foreign office wegen einer offensichtlichen Märchengeschichte, die aus X Gründen unglaubwürdig war, kein Verifikationsverfahren anstrengte?
Was denn nun?
Wenn meinst im foreign office hätte man Lichnowskys Geschichte prüfen müssen, erkennst du damit an, dass die Aufgabe der Plausibilitätsprüfung bei der Zentrale lag, nicht bei den Botschaftern und damit ist dann dein ganzes Ereifern über die Urteilskompetenz und Integrität von Diplomaten und das Beteuern, dass nur geprüftes (von dem du mir noch immer nicht erklärt hast, wie es denn geprüft wurde) obsolet.
Lichnowsky befand sich zu einem Gespräch im Foreign Office, nicht in einer Gerichtsverhandlung.
Soweit ich weiß, hat Crow auch nicht versucht ihn in den Tower sperren zu lassen oder täusche ich mich da?
Ist dir klar, wie lange es dauert, Unterlagen von Berlin nach London zu befördern.
Wäre ja gar nicht notwendig gewesen. Man hätte ja auch einfach, wenn man 80 französische Offiziere gehabt hätte, vor Ort die internationale Presse zusammentrollen und dieser die Gefangenen vorführen können.
Im Übrigen wäre es doch verwunderlich gewesen, wenn man sich in Deutschland die Zeit nahm, dass alls bürokratisch zu bearbeiten, Unterlagen nach Berlin zu übermitteln, alles, Lichnowsky ins Bild zu setzen (bedenken wir die Zeit, die für Chiffrieerung und Dechiffrierung notwendigs sind) und sich vollkommen darauf zu verlassen, ohne die Briten doch einfach darum zu bitten jemanden vom Botschaftspersonal mal in die Grenzregion zu schicken und die aufgegriffenen Offiziere dort in Augenschein zu nehmen und die Sache für London zu bestätigen oder Vertrauensleute britischer Stellen im Gebiet zu benennen, die dass tun konnten?
Warum boten die Deutschen Stellen das nicht an, wenn sie erwarteten, dass die Briten das ernst nahmen?
Die Sorgalt hätte verlangt, der Sache nachzugehen.
Ne, die Sorgfalt verlangt nicht jedes offensichtliche Märchen zu untersuchen.
In diesen Faden habe ich einige Quellbelege genannt
Ja, das mag sein, aber diese Quellenbelege stützen deine Interpretationen jedenfalls nicht in dem Umfang in dem du sie angestellt hast.
Ich habe meine Interpretationen an Hand der von dir benannten Stellen angestellt, weswegen ich nicht weiß, warum du meine Interpretation dauernd als illegitimer zu verkaufen versuchst als deine.
Darfst nur du dir zu diesen Passagen deine Meinung bilden? Oder hinterfragen ob sie glaubwürdig sind?
Und ich frage dich an dieser Stell noch mal, wie du dir Belege der Nichtexistenz einer entsprechenden revolutionären Stimmung in den Südslawischen Provinzen vorstellst?
Ich habe bereits dazu geschrieben, dass mir kein Werk zur Geschichte der Donaumonarchie geläufig ist, dass von konkreten Anzeichen hierfür spricht, wei das Jovanovic getan hat.
Der Einwand und die Frage in welchem Werk ich das nachlesen kann, waren dir vollkommen egal, du unterstellst einfach, dass das den Tatsachen entspricht, weil Jovanovic sich wohl schon ausgekannt haben wird und Botschafter nicht lügen und nicht irren (es sei denn hießen Iswolski, Hartwig, Lichnowsky etc.)
Welchen Beweis für eine Falschdarstellung (ohne über die Gründe dafür diskutieren zu wollen), die im Widerspruch zu anderen Darstellungen hätte stehen können, die London möglicherweise vorlagen, würdest du denn akzeptieren?
Und warum hältst du es für unangebracht zu hinterfragen, ob diese Darstellung Jovanovics ohne weitere Belege für solche Stimmungen für London glaubwürdig gewesen wäre?
Ist dir eigentlich aufgegallen, dass du gegenüber dem foreign office genau die Haltung einnmmist, die du mir gegenüber den Botschaftern zu haben vorwirfst?
Deine ganze Argumentation läuft (überspitzt gesagt) im Prinzip darauf hinaus, dass die in deiner Lesart inkompetenten und sehr germanophoben Funktionäre des foreign office böswilliger Weise verhinderten dass de Bunsen (mit die intgerste Person auf der Welt weil Botschafter und in der Beurteilung der Plausibilität von Informationen aus zweiter Hand mindestens so unfehlbar wie der Papst) den europäischen Frieden retten konnte, weil die von ihm weitergetragenen Einschätzungen des serbischen Botschafters die europäische Lage vollkommen verändert hätten, wären sie von der britischen Regieurng nur ernst genommen worden.
(Wie diese die russische Mobilmachung hätte aufhalten können, hast du mir noch immer nicht verraten).
Bitte nimm es nicht persönlich, so ist es trotz der Polemik nicht gemeint.
Aber ich bin der Meinung, du verrenst dich da hinein eine vorhandene Meldung, die ein mäßg glaubwürdiges Gerücht transportierte vollkommen überzubewerten und du legest zweiterlei Maß daran an, was hinterfragt und belegt gehört und was nicht.