WK-1: "Deutschland trug zweifellos große Schuld am Kriegsausbruch"

@ Shinigami : gehe spaeter noch mal auf Deine Kommentare ein.

In einem meiner Beitraege hatte ich absichtlich einen Stolperstein; also Unsinn; eingebaut: ob das jemanden wohl auffaellt? Bin etwas enttaeuscht ueber das negative Ergebnis.
Die Nichterwaehnung der Blockadetoten zwischen 1.Jan. 1919 und 30. Juni 1919 ist noch immer in Nebel gehuellt:
"Wenn bis Dezember 1918 angeblich 763,000 geschaetzte, deutsche Zivilisten (!) den Hungertod durch die Seeblockade gestorben waren, dann, dadurch dass die Seeblockade bis 1920 weitergefuehrtwurde, haette es logischerweise doch noch weitere geschaetzte hunderttausende 'Blockadetote' geben muessen, womit wir nun bei weit ueber einer Million Blockadetote angelangt waeren. Doch davon ist nirgends die Rede....."
Die Seeblockade dauerte nicht bis 1920, sondern per Hohe Parteien Erlass bis zum 30. Juni 1919, bzw dem Moment indem die Hohen Parteien nicht das Instrument der Ratifikationsurkunde physisch vor sich liegen hatten , sondern telphonisch davon benachrichtigt. A wurden. https://i.postimg.cc/3rPvWqf9/blockade-end-of-552-by-heads-of-state.jpg

Auch der Wikiartikel ueber die Herkunft der angeblichen '763,000 Blockadetoten' hinterlaesst Zweifel:
"In December 1918, the German Board of Public Health claimed that 763,000 German civilians had already died from starvation and disease caused by the blockade." [ "Schädigung der deutschen Volkskraft durch die feindlicheBlockade" [Damage to the German National Strength by the Enemy Blockade]. Memorandum of the Reichsgesundheitsamt [Reich Board of Health], 27 December 1918. Berlin: Reichsdruckerei.
Denn am 18. Januar 1919 berichtete THE TIMES , dass das offensichtliche 'guesstimate' von 763,000 einem *Hauptbericht der freien wissenschaftlichen zum Studium der jetzigen Ernaehrungsverhaeltnisse in Deutschland. Abgeschlossen 27. Dezember 1918.* entstammt. Nun, es gibt ja Leute, die beim Wort 'wissenschaftlich' in katatonische Ehrfurchtsstarre zucken, doch ohne 'peer review' sind 'wissenschaftliche' Angaben mit 'ner Schaufel Salz zu geniessen. https://i.postimg.cc/c4w83cVW/699-blockade-763-death.jpg

Dass die Ernaehrungssituation in DEU durch die intern. Hilfssendungen laengst nicht so grimm aussah wie sie prortraetiert wurde , darueber gibt ein Schwedischer Professor Bescheid. Dieser erwaehnt auch, dass das schwedische Rote Kreuz zweimal vorgeschlagen hatten , dass die 'American Relief Admistration' mit amerikanischen Steuergeldern Mehl kauft, nach Deutschland verfrachtet und dort als 'Geschenk von Schweden' verteilt wird. Nichts ist eben wie es sich ausgibt zu sein.

Quelle : https://i.postimg.cc/KjgxdJn8/blockade-hoover-title.jpg

 
Der Erste Weltkrieg ist ja nun nicht vom Himmel gefallen. Es gab Wege, die dorthin führen und die ihren Anteil an dem Ausbruch des Krieges hatten. Es gab schwere diplomatische Krisen, die man schon im Detail kennen und vor allem verstehen sollte, damit der Interessierte die Reaktionen der Beteiligten einordnen und begreifen und die Auswirkungen verstehen kann. Mit lächerlichen 50-100 Seiten kratzt du nicht einmal an der Oberfläche des Gegenstandes der Betrachtung. Auf so geringen Raum kann der komplexen Materie der Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges nicht Rechnung getragen werden.
Zur einfachen Frage und Beantwortung der Hauptverantwortung fuer den Ausbruch des Ersten Weltkirges bedarf es keiner Kenntnisse irrelevanter 'schwerer diplomatische Krisen' und was vor x-vielen Jahren irgendwo wegen irgendwas passiert war. Das endet dann nur noch in einem 'white wash' der Schuldigen. (Uebrigens ein Grund, warum die Nuernberger Prozesse uferlose Geschichten verboten und Zeitlimits gesetzt hatten)
Es genuegt schlicht und einfach sich ueber das 'hier & jetzt' zu informieren, denn Entscheidungen werden immer im 'hier & jetzt' getroffen. Die mentale Einstellung und politische Zielrichtung des Kaisers und des ""Leopold Anton Johann Sigismund Josef Korsinus Ferdinand Graf Berchtold von und zu Ungarschitz, Frättling und Püllütz"" , *nimmt tiefen Atem* , sollte man kennen und schon fallen die Stuecke in ihren Plaetze. Allein schon einen kriegsmueden Staat mit einem Entwederoder Ultimatum innerhalb weniger Stunden zu konfrontieren, stellt schon die 'smoking gun' dar.
 
Hier ein ganz kleines, aber doch interessantes Mosaiklsteinchen, das deiner Meinung nach ja gar nicht gewürdigt werden muss, da ja 80-100 Seitchen, A4 oder A5?, ausreichen, um den Kompex Erster Weltkieg samt Vorgeschichte zu durchdringen.

Edith Durham schrieb in ihrem Aufsatz "Fresh Light on the Sarajewo Crime" zu den angeblich "kriegsmüden" Staat aus eigener, persönlicher Erfahrung:

"Wie konnte es geschehen, das in einem von Polizisten und Spionen überschwemmten Lande, wo in der Vorkriegszeit in jedem Dörfchen vom einfachen Touristen der Paß verlangt wurde, die Polizei seinen Spuren folgte, wo er keine Kuh fotografieren konnte oder mit einer alten Frau sprechen konnte, ohne das es die Polizei erfuhr und den Grund wissen wollte, wie konnte es also geschehen, dass in einem solchen Lande die überall anwesende Polizei völlig außerstande war, im Verlaufe von drei Wochen auch nur einen Funken Licht auf dieses Verbrechen zu werfen."
 
Darf ich ergänzen? Einen großen Teil abgeben müssen. 120.000 Waggons und 5000 Lokomotiven.
Allerdings dürfte sich im Gesatbestand des deutschenn Bahnmaterials zu diesem Zeitpunkt natürlich auch einiges an Beutematerial im Besonderen aus Belgien befunden haben, so weit es noch intakt war.

Edit: Ich war dann mal so frei einen Faden zur Seeblockade aufzumachen.
 
Ein weiteres Mosaiksteinchen, was der Betrachtung wert ist.

Der serbischen Regierung war die Antwortnote auf das Ultimatum von Österreich-Ungarn herzlich egal. Die wurde ohnehin von den Russen formuliert. Viel wichtiger ist, das wird häufig genug schlicht übersehen, das gewissermaßen parallel zur Antwortnote, die Mobilmachung auf die Schiene gesetzt wurde. Serbien war der erste Staat, der mobilisierte. Die Mobilmachung war schnell und sehr erfolgreich, man hatte je zwischenzeitlich ein wenig Übung durch die letzten nicht lang zurückliegenden Kriege.

Die sehr geschickt formulierte Antwortnote, in den europäischen Hauptstädten wurde Belgrad hierfür bejubelt, ja was hat die so “weitreichende Annahme” des Ultimatums denn den Serben tatsächlich gekostet? Nichts, rein gar nichts. Da gab es nämlich den kleinen, aber entscheidenden Vorbehalt der Souveränität, der sicherstellte, das Belgrad als Opfer gesehen wurde. Die Serben haben genau dort “Nein” gesagt, wo es mit dem internationalen Verständnis rechnen konnte. Die Serben hätten ohne Problem das Ultimatum annehmen können und hätten sich dabei nichts vergeben. Besser als die ganzen Millionen von Toten. Wien hatte das in der Vergangenheit den Serben, ich weiß jetzt nach mehr wann, aber ganz genau, das dies geschehen war, die gleichen Rechte eingeräumt. War aber schon lange zurück.

Nicht zu vergessen die parallel ablaufende Mobilmachung ab dem 25.07, so wurde der Weg von Serbien in Richtung Krieg vorangetrieben. Serbien wurde von den Österreichern keineswegs überrascht; das zeigten die ersten Schlachten sehr gut.

Es ist also leicht erkennbar, das die Beantwortung nach der Frage nach der Schuld und der Gewichtung an dem Ersten Weltkrieg sich nicht so leicht aus dem Ärmel schütteln läßt.
 
Zuletzt bearbeitet:

@ Shinigami

Hier muss ich ganz kurz widersprechen.

Es fällt durchaus schwer einzusehen, warum es objektiv notwendig war, die Blockade aufrecht zu erhalten (außer als Druckkmittel)
Weil sich DEU waehrend einer Feuerpause noch immer im Kriegszustand befand.
Uebrigens hatte die Deutsche Delegation in Paris aehnliche Einwaende geaeussert. Siehe unten.
Man stelle sich nurmal den Umkehrfall vor ...DEU liefere Nahrungsmittel an die an Hunger leidende britische Bevoelkerung waehrend der Feuerpause.
Es war fuer die Alliierten ebenso nicht objektiv notwendig gewesen den im Kriegszustand stehenden Feind waehrend einer Feuerpause durchzufuettern. Denn daraufhin kommt es ja hinaus.
Gleicherweise haette das vergleichsweise riesige DEU waehrend der Feuerpause den vom Hungertod bedrohtem Zwergstaat Belgien mit Lebensmittelzufuhr behilflich sein koennen. Altruism und Menschlichkeitscheint fuer Manchen jedoch eine Einwegstrasse zu sein.
" 'The Allies and the United States contemplate the provisioning of Germany during the armistice as shall be found necessary.'" =.... erwägen die Versorgung Deutschlands während des Waffenstillstandes wie es für notwendig erachtet wird. ! Es gab keinerlei Verpflichtung dazu.

ARTICLE XXVI OF THE ARMISTICE CONTINUING THE BLOCKADE AND PROVIDING FOR THE PROVISIONING OF GERMANY
.... GERMANY AS ADVANCED BY MARSHAL FOCH
.....XXVI
The existing blockade conditions set up by the Allied and Associated Powers are to remain unchanged. German merchant ships found at sea remaining liable to capture.
REPLIES BY THE GERMAN ARMISTICE COMMISSION
The effect of Article XXVI would he a one-sided continuation of sea warfare by the Allies and the United States during the armistice, which openly contradicts the purpose of an armistice. A discontinuance of the blockade rather, would much more be in keeping with a total armistice. In the meantime, it might be decided that the sailing of German ships during the armisticeis to proceed only on the basis of special stipulations. These stipulations should in particular serve to sufficiently provision the German civil population.

ANSWER OF MARSHALL FOCH TO THE GERMAN REPLIES
The Allies are othe opinion that once the armistice has been concluded the continuation of the blockade will not hinder the provisioning of Germany as shall be found necessary.To this end the following sentence is being added to the text: 'The Allies and the United States contemplate the provisioning of Germany during the armistice as shall be found necessary.'
Signed November 11,1918 at 5.00A.M. –French time
FOCH....................................... .| ERZBERGER
R.E. WEMYESS ;ADMIRAL.......| A.OBERNDORFF
..................................................| Von WINTERNFELD
..................................................| VANSELOW

CAPTAIN VANSELOW: Since the unquestionable refusal to lift the blockade has already been made in writing beforehand ,I must not come back to it. As you know this is an extremely important question for us, because we must by all means receive provisions from overseas.
ADMIRAL WEMYSS: We already have a commission preparing the provisioning. Germany may be included therein.
CAPTAIN VANSELOW: Can German ships take part in sailings for the purpose of this provisioning without being exposed to the danger of being captured?
ADMIRAL WEMYSS: It is intended to include the German ships in the present pool for the complete provisioning of the
world.
AMBASSADOR COUNT A.OBERNDORFF asked: But in so doing these ships are to remain German property?
ADMIRAL WEMYSS avoided a positive reply , yet seemed rather doubtful.
AMBASSADOR COUNT A.OBERNDORFF thereupon remarked that the question probably pertained to the peace negotiations, not to the armistice.
CAPTAIN VANSELOW: explained: “To-night we are expecting two experts for our food provisioning. I request that they be given an opportunity to discuss the preliminary necessitiesto-morrow morning."— He was assured of that and the discussion was referred to
Admiral Hope who arranged a conference with Captain Vanselow for 7:30 o'clock.
SECRETYARY OF THE STATE ERZBERGER: Article XXVI signifies the continuation, by the Allies of an essential part of the War during The armistice, namely, the blockade. That order has a worse effect upon Germany since our neighboring states are directly affected by it: during peace time vast parts of our fatherland were provisioned by those territories, for example, Berlin with milk and butter from Denmark, the Rhenish-Westphalian industrial territory with cheese, cattle, butter and margarine mainly from Holland. The German people have suffered gravely through the blockade, this starvation policy of England. The
flu [influenza /Grippe - biliophile] which has recently been raging particularly severely, has carried away young people of both sexes in Germany on account of deficient nutrition. Now the war is to be continued during the very armistice against our women and children. The Allies will not derive any military success from that, yet the German people will again most gravely be hurt. Thus a one-sided, heavy burden that could not be explained by military reasons would continue to weigh upon the German people.
. . . . (Signed) ERZBERGER (Signed) von WINTERNFELD
(Signed) A.OBERNDORFF (Signed) VANSELOW


Erzberger's weinerliche Philippika ist haarsträubend beschämlich.
 
@ Shinigami
Mit und gleichzeitig auf die Ablieferung von Teilen der deutschen Handelsflotte zu bestehen.
Davon abgesehen, wenn man so dringend Schiffsraum für die Lebensmittelversorgung Europas benötigte, warum funktionierte man nicht Teile des Schiffsraums, den man für dieBlockade nutzte (Tender und Versorgungsschiffe etc.) dafür um?
Die auf den Kriegsschiffen eingesetzten Mannschaften hätte man für den Transport von Versorgungsgütern sicherlich auch gebrauchen können.
DenImport und Transport von Lebensmitteln hätte man von deutscher Seite selbst betreiben können (die hätten auch nicht aus den USA kommen müssen, man hätte durchaus auch die Möglichkeit gehabt, vonder iberischen Halbinsel oder aus Lateinamerika zu importieren.
Lebensmittel von dort, wären möglicherweise günstiger gewesen, die Bezahlung der deutschen Mannschaften wäre erst recht günnstigergewesen und Gefahr des Imports von Kriegsgütern hätte zu diese Zeitpunkt nicht mehr bestanden, da eine Wideraufnahme des Krieges vollkommen unrealistisch war und man das auf beiden Seiten auch wusste.
DieForderung nach der Ablieferung von Teilen der Handelsflotte war eine vorgezogene Reparationsforderung die darauf hinauslief Ersatz für den durch deutsche U-Boote versenkten Schiffsarum auf Seiten der Entente-Mächtezu schaffen, ähnlich wie im Kontext der Waffenstillstandsbedingungen, die Forderung nach Ablieferung von Lokomotiven und Wagonmaterial. (Letzteres war im Sinne der Beschleunigung der Herbeiführung des Friedens sogareher hinderlich, weil es den Abtransport der Deutschen Truppen aus dem Westen verlangsamen musste).
So wenig, ich sonst mit einigen Argumenten von @Turgot übereinstimme:
Hier ging es nicht um technisch notwendige Dinge für die Versorgung Europas, sondern darum verdeckt Reparationsforderungen durchzusetzen (auf Grund des Schadens, den die deutschen U-Booteder Handellschiffahrt der Entente-Staaten zugefügt hatten, nicht unberechtigt, allerdings durchauch auch verständlich, wenn die deutschen Reeder auf dem Schaden, den sie nicht angerichtet hatten, nicht sitzen bleibenwollten) und darum die Kontrolle zu behalten.
Der wesentliche Unterschied darin, ob die zur Versorgung eingesetzten Schiffe unter deutschem oder Enntentekommando standen, lag nicht in der technischen Möglichkeitder Versorgung, sondern darin, dass die Entente diese Versorgung jederzeit unterbrechen oder in die außerdeutschen Häfen umleiten konnte (wo es natürlich teilweise auch Versorgungsprobleme gab), wenn die Schiffein den eigenen Händen waren, womit man wieder beim Druckmittel wäre.

Sorry, aber das sind alles irrelevante, an den Haaren herbeigezogene Spekulationen die mit den damaligen Realitaeten, denen sich Herbert C. Hoover via Pres. Wilson schnell, weil dringend, hier und jetzt ueberkommen wollten - naemlich eine hungernde bis z.T. verhungernde Welt - https://i.ibb.co/ZGbDrtK/hunger-map.jpg - zu fuettern - gegenueber sah, nichts zu tun hatte. Es galt dringend schnell leere Baeuche, keine Boersen, zu fuettern. Alles andere hat Zeit fuer spaeter.
# 1 an der Liste an Herbert C. Hoover's Liste war die Lebensmittelbeschaffung; #2 Frachtschiffe ; Logistik.
Das damalige Deutsche Reich war riiiiieesig gewesen, -- https://i.ibb.co/5TMMgy5/MAP-OF-CENTRAL-EUROPE.jpg ---- drum ist es voellig absurd zu behaupten, dass das vom Krieg unberuehrte riesige Agrargebiet nicht genug Nahrungsmittel fuer ~ 70 Millionen Menschen produzieren konnte, bzw die Nahrungsknappheit linear mit der Seeblockade in Verbindung zu bringen.
Millionen Maenner in Uniform , die einen kurzen Krieg erwarteten hatten , waren der der Produktionswirtschaft entzogen, die Verteilung - Logistik- war, ebenso wiebis heute andauernde, chronische Wohnungsknappheit, ein chaotisches, eigenes hausgemachtes Problem durch unvorstellbares Mismanagement gewesen.
Die Seeblockade im Krieg und während der Friedensverhandlungen
Vorrangig die britische Flotte riegelte das Deutsche Reich vom Weltmarkt ab. [...] Und doch, die andauernde, im Winter 1916/17 lediglich kumulierende Versorgungskrise war großenteilsselbstgemacht. Die Rationierung der Nahrungsmittel erfolgte halbherzig, ohne klaren Plan, ohne Vorbereitung. Die Bevölkerung wurde dreigeteilt – Soldaten, ländliche Selbstversorger und städtische Rationenempfänger–, jede Gruppe erhielt unterschiedliche Sätze, war unterschiedlich betroffen, zumal Städte und Industriebetriebe im Wettbewerb um Nahrung standen und die Preise ansteigen ließen, administrierten „Höchstpreisen“zum Trotz. Landwirtschaftliche Interessen fanden Widerhall beim monarchisch-konservativen Machtstaat, kaum dagegen die Interessen der fremdversorgten Konsumenten. Der ineffizienten und dumpf-bürokratischen Kriegsernährungspolitikgelang es seit spätestens 1916 nicht mehr, den physiologischen Bedarf an Nahrungsmitteln in den Städten zu decken. Die Folgen waren verheerend, auch wenn die Menschen nicht direkt verhungerten.

[...]

DerartigeRechnungen verkannten jedoch nicht nur die komplexe ernährungspolitische Lage: Die Übersterblichkeit hätte durch eine effizientere Ernährungspolitik und den besonderen Schutz vulnerabler Gruppen, insbesonderevon Anstaltsinsassen und Alten, deutlich verringert werden können. Sie zeichneten sich ferner durch eine geringe Empathie gegenüber einzelnen Opfergruppen aus, die wahrheitswidrig zu Blutzeugen nationaler Kraftanstrengungenstilisiert wurden. Das heißt nicht, dass die Trauer angesichts von Übersterblichkeit und Entwicklungsrückständen unbegründet gewesen wäre. Sie war es – und die Kritik des völkerrechtswidrigenAgierens der britischen Regierung war berechtigt. Und das galt um so mehr für die bis Juli 1919 aufrechterhaltene Seeblockade. Rubner schrieb im April 1919, dass die Zahl der an dem seit dem Waffenstillstand bestehendenNahrungsmangel gestorbenen Menschen „schon wieder über 100000 Menschen“ (M[ax] Rubner, Von der Blockade und Aehnlichem, Deutsche Medizinische Wochenschrift 45, 1919, 393-395, hier 393) betragen habe. DieseZahl war haltlos, Zeugnis der Bitternis über die erlittene Niederlage, die als Schmach verstanden wurde.

Die „Hungerblockade“ war neben der „Dolchstoßlegende“ das wichtigste Narrativzur Erklärung der deutschen Niederlage. Je länger, je mehr wurde sie zu einem völkisch-nationalistischen Argument, mit dem die westlichen Besatzungsmächte denunziert werden konnten, mit dem man Begriffewie „Kindermord“ stetig verband. Während der belgisch-französischen Besetzung des Ruhrgebietes fand sich der Begriff in neuem Kontext (Die französische Hungerblockade, Badische Post 1923, Nr. 176v. 28. Juni, 2). Im zweiten Weltkrieg war die „Hungerblockade“ ein wichtiges Element der nationalsozialistischen Kriegspropaganda. Die überhöhte Zahl der fast 800.000 „Hungertoten“ findetsich gleichwohl bis heute in zahlreichen historischen Darstellungen. Selbst ein so seriöser Kenner wie der Freiburger Historiker Jörn Leonhard schrieb in seiner jüngsten Gesamtdarstellung des Krieges ohne solideBelege von bis zu 700.000 direkt oder indirekt durch Unterversorgung Verstorbenen (Die Büchse der Pandora, 4. durchges. Aufl., München 2014, 518).
 
Weil sich DEU waehrend einer Feuerpause noch immer im Kriegszustand befand.
Die Waffenstillstandsbedinungen haben den Alliierten eine vorzüglich Ausgangsposition für den höchst unwahrscheinlichen Fall, das der Krieg fortgesetzt werden müsste, verschafft. Bei nüchterner Betrachtung war den Deutschen die Fortsetzung des Krieges absolut unmöglich. Der Waffenstillstand war letzten Endes nicht anderes als eine verkleidete bedingungslose Kapitulation. Es gab keinen vernünftigen Grund die völkerrechtswidrige Seeblockade aufrechtzuerhalten.

Un dann eine Bitte. Wir sind grundsätzlich ein deutschsprachiges Forum, auch wenn die meisten über Kenntnisse im Englische verfügen. Wenn du solche langen Zitate in Englisch einstellst, wäre es wünschenswert, wenn du dies, beispielsweise durch deppl, übersetzen lässt. Sont läuft du möglicherweise Gefahr, das dein Zitat nicht zur Kenntnis genommen wird.
 
Sorry, aber das sind alles irrelevante, an den Haaren herbeigezogene Spekulationen die mit den damaligen Realitaeten, denen sich Herbert C. Hoover via Pres. Wilson schnell, weil dringend, hier und jetzt ueberkommen wollten - naemlich eine hungernde bis z.T. verhungernde Welt - https://i.ibb.co/ZGbDrtK/hunger-map.jpg - zu fuettern - gegenueber sah, nichts zu tun hatte. Es galt dringend schnell leere Baeuche, keine Boersen, zu fuettern

Oh, gab es noch ein Land, welches über die gesamte Dauer des Krieges mit einer Hungerblockade belegt worden ist. Ich nehme an, dir ist bekannt wie viele Menschen in Deutschland den Hungertod oder den Folgen an Unterernährung gestorben waren.
 
Zur einfachen Frage und Beantwortung der Hauptverantwortung fuer den Ausbruch des Ersten Weltkirges bedarf es keiner Kenntnisse irrelevanter 'schwerer diplomatische Krisen' und was vor x-vielen Jahren irgendwo wegen irgendwas passiert war. Das endet dann nur noch in einem 'white wash' der Schuldigen. (Uebrigens ein Grund, warum die Nuernberger Prozesse uferlose Geschichten verboten und Zeitlimits gesetzt hatten)
Es genuegt schlicht und einfach sich ueber das 'hier & jetzt' zu informieren, denn Entscheidungen werden immer im 'hier & jetzt' getroffen. Die mentale Einstellung und politische Zielrichtung des Kaisers und des ""Leopold Anton Johann Sigismund Josef Korsinus Ferdinand Graf Berchtold von und zu Ungarschitz, Frättling und Püllütz"" , *nimmt tiefen Atem* , sollte man kennen und schon fallen die Stuecke in ihren Plaetze. Allein schon einen kriegsmueden Staat mit einem Entwederoder Ultimatum innerhalb weniger Stunden zu konfrontieren, stellt schon die 'smoking gun' dar.

Ein ziemlich unterirdischer Beitrag. Was soll das?
 
@bibliophile

Zunächst mal: Wäre es möglich zu versuchen Beiträge etwas übersichtlicher zu gestalten?

Dann:

Weil sich DEU waehrend einer Feuerpause noch immer im Kriegszustand befand.
Verzeihung, der Umtand, dass man sich de jure noch im Kriegszustand befand, machte eine Aufrechterhaltung der Blockade nicht notwendig. Das wäre nur der Fall gewesen, wenn es denkbar gewsen wäre, dass Deutschland die Feuerpause genutzt hätte um sich zu erholen, um dann die Verhandlungen abzubrechen und die Kämpfe wieder aufzunehmen.

Das war aber nicht möglich. Mit der Besetzung Elsass-Lothringens und eines Großteils der Rheinprovinz hatte Deutschland den Zugriff auf 70-75% seiner eigenen Eisenerzvorkommen verloren, rechnet man die belgischen und luxemburgischen Vorkommen auf, die sich durch die Besetzungen im Westen Jahrelang in deutscher Hand befunden hatten, dürfte die unter deutscher Kontrolle befindliche Erzförderung im Vergleich zum Oktober 1918 mit der Räumung der in den Waffenstillstand ausgehandelten Positionen und der Besatzung der Ententemächte eher so um an die 90% zurückgegangen sein.

Mit dem, was verblieb, war keine Waffen- und Munitionsproduktion mehr anzufahren und das wusste man auf beiden Seiten. Außerdem hatte Deutschland mit dem Waffenstillstand bereits einen erheblichen Anteil seiner schweren Waffen und seines Bahnmaterials bei der Entente ablieferen müssen, woraus resultiert, dass auch bei den noch vorhandenen Kräften die Entente Ende 1918 bereits um ein vielfaches überlegen war.

Daraus geht hervor, dass man die Blockade ohne weiteres hätte aufheben können, ohne eine Wiederaufnahme der Kämpfe fürchten zu müsssen. Im Übrigen hätte man zumal nach Ablieferung eines Großteils der Hochseeflotte die Blockade jederzeit wieder einrichten können, wenn man den Eindruck gehabt hätte, dass da etwas schief liefe.


Es war fuer die Alliierten ebenso nicht objektiv notwendig gewesen den im Kriegszustand stehenden Feind waehrend einer Feuerpause durchzufuettern.
War es in der Tat nicht, hätten die Deutschen nämlich bei Aufhebung der Blockade durch Einfuhr aus dem neutralen Ausland auch selbst erledigen können.
Die Notwendigkeit erlegten sie sich durch die Fortführung der Blockade selbst auf, wenn sie nähmlich nicht geliefert gleichzeitig aber verhindert hätten, dass Deutschland sich über Importe selbst versorgt, wissend um die katastrophal Ernährungslage und obwohl Deutschland die Waffen gestreckt hatte, hätten sie sich in eklatanter Weise ins Unrecht gesetzt.

Die Zivilbevölkerung eines Landes, dass die Waffen gestreckt hat durch eine Blockade weiter auszuhungern, in dem Wissen, dass bereits hunderttausende Hunger- und Seuchentote (wir reden ja nicht nur über Nahrungsmittel, sondern auch über medizinische Güter) angefallen sind, wäre nämlich etwas gewesen, dass man mit Recht als veritablen Genozid hätte bezeichnen können.

Insofern taten die Ententemächte mit den Lieferungen an Lebensmitteln das Notwendige um sich nicht schwerster Verbrechen schuldig zu machen. Hätten sie die Blockade aufgehoben und den Deutschen ermöglicht sich um den Ankauf von Lebensmitteln und medizinsichen Gütern und den Transport selbst zu kümmern und sie hierin nicht behindert, wäre das nicht nötig gewesen.

Gleicherweise haette das vergleichsweise riesige DEU waehrend der Feuerpause den vom Hungertod bedrohtem Zwergstaat Belgien mit Lebensmittelzufuhr behilflich sein koennen.
Mit Verlaub: Erstenns ist es einem Staat, dessen Bevölkerung selbst deutlich unterversogt ist und der bereits reichlich Todesfälle deswegen zu beklagen hat, nicht zuzumuten weitere Lebensmittel abzutreten.

Zweitens war in Belgien niemand mehr vom Hungertod bedroht, weil die deutschen Besatzungstruppen längst abgezogen waren und die Versorgung aus Übersee sichergestellt werden konnte.
Die Kosten dafür wurden der deutschen Seite im endgültigen Friedensvertrag und in den folgenden Reparationsvereinbarungen (zurecht) in Rechnung gestellt.

Sorry, aber das sind alles irrelevante, an den Haaren herbeigezogene Spekulationen die mit den damaligen Realitaeten [...]

So, ich breche das jetzt hier mal ab. Mit der Empfehlung, dass du dich, wenn du eine vernünftige Diskussion wünschst mit den von dir beschworenen Realitäten veilleicht erstmal befasst.

Was ich von dir bisher an Beiträgen gelesen habe, sowohl hier, als auch im anderen Faden, brilliert nämlich in hübscher Regelmäßigkeit durch schlichte Falschbehauptungen.
Ich nehme mal zu deinen Gunsten an, dass es sich um Unwissenheit handelt, nicht um den Versuch abseits der Inhaltsebene jedem vor's Schienbein zu treten, der deine Meinung nicht teilt.

Letzteres Verhalten wäre nicht zu empfehlen, User die damit glänzen werden in der Regel moderationsseitig relativ höflich aber bestimmt aus diesem Forum herauskomplimentiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erzberger's weinerliche Philippika ist haarsträubend beschämlich.
Wieso?

Zunächst einmal hatte Erzberger Recht, was seine Aussage über die militärische Notwendigkeit der Blockade anlangt. Sie war nicht militärisch notwendig, Deutschland war besiegt. Eine deutsche Wiederaufnahme der Kriegshandlungen darf man wohl als extrem unwahrscheinlich bezeichnen. Selbst wenn das Reich noch genügend Männer hätte dazu bewegen können, den Kampf weiterzuführen, so hätten diese angesichts ihres Mangels an Ausrüstung, Lebensmitteln, ja selbst Uniformen kaum effektiven Widerstand leisten können.

Notwendig war die Blockade nur, um die Kräfteverhältnisse bei den allfälligen Friedensverhandlungen klarzustellen, und künftige Reparationsforderungen abzusichern. Das mag eine politische Notwendigkeit sein, doch ganz gewiss keine militärische.

Zweitens: Erzberger war nun in der Verantwortung für die deutsche Zivilbevölkerung, die objektiv litt. Es ist doch nur natürlich, dass er versuchte, dieses Leiden zu minimieren. Was ist daran verwerflich? Und was schließlich dieses wertende "weinerlich" anlangt; Erzberger verwendete den zeitüblichen Sprachduktus, üblich insbesondere auf dem diplomatischen Parkett.
 
Zur einfachen Frage und Beantwortung der Hauptverantwortung fuer den Ausbruch des Ersten Weltkirges bedarf es keiner Kenntnisse irrelevanter 'schwerer diplomatische Krisen' und was vor x-vielen Jahren irgendwo wegen irgendwas passiert war. Das endet dann nur noch in einem 'white wash' der Schuldigen. (Uebrigens ein Grund, warum die Nuernberger Prozesse uferlose Geschichten verboten und Zeitlimits gesetzt hatten)

Professor Christopher Clark versteht schon die Julikrise als das komplexeste Ereignis der heutigen Zeit, womöglich bislang aller Zeiten.

Letzten Endes ist es so, das in der Julikrise die langjährigen Spannungen, siehe die Reihe schwerer diplomatischer Krisen in der Vorkriegszeit, zwischen den europäischen Großmächten zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führten. Die Krisen in der Vorkriegszeit sind also keineswegs irrelevant; ganz im Gegenteil. Sie zu kennen und zu verstehen ist Voraussetzung für das Verstehen und Begreifen. Es wird schon seine Gründe haben, das sich so viele ausgewiesene Fachleute mit dieser Thematik auseinandersetzen.

Da sind eine Menge Fragen nach dem Warum und Wieso zu beantworten und die Antworten zeigen auch schon einmal in unterschiedliche Richtungen.
Da gibt es eine Gemengelage von Imperialismus, Bündnisse, Prestigedenken, die es ebenfalls zu verstehen gilt.

Gemäß Clark war der Ausbruch des Krieges der Höhepunkt einer Kette von Entscheidungen, die von den politischen Akteueren mit bestimmten Zielen getroffen wurden.
 
Verzeihung, der Umtand, dass man sich de jure noch im Kriegszustand befand, machte eine Aufrechterhaltung der Blockade nicht notwendig. Das wäre nur der Fall gewesen, wenn es denkbar gewsen wäre, dass Deutschland die Feuerpause genutzt hätte um sich zu erholen, um dann die Verhandlungen abzubrechen und die Kämpfe wieder aufzunehmen.
Wieso bittest Du um Verzeihung? Hast Du etwas Schlimmes getan? Oder gehoert schuldlos sich zu entschuldigen zur hiesigen Forumsetikette?
Die Aufrechterhaltung der Blockade wurde von drei Regierungschefs und deren Militaerfuehrungen als definitiv notwendig befunden. Im Krieg, besonders einem so fuerechterlichem wie es der Erste WK gewesen war, kann man sich nicht dem Luxus muessiger Spekulationen hingeben. Hier zaehlt das eigene Leben und Sicherheit zuerst. Man gibtr sich keinen Chancen hin


Shinigami:
Das war aber nicht möglich. Mit der Besetzung Elsass-Lothringens und eines Großteils der Rheinprovinz hatte Deutschland den Zugriff auf 70-75% seiner eigenen Eisenerzvorkommen verloren,rechnet man die belgischen und luxemburgischen Vorkommen auf, die sich durch die Besetzungen im Westen Jahrelang in deutscher Hand befunden hatten, dürfte die unter deutscher Kontrolle befindliche Erzförderung imVergleich zum Oktober 1918 mit der Räumung der in den Waffenstillstand ausgehandelten Positionen und der Besatzung der Ententemächte eher so um an die 90% zurückgegangen sein.
Mit dem, was verblieb,war keine Waffen- und Munitionsproduktion mehr anzufahren und das wusste man auf beiden Seiten. Außerdem hatte Deutschland mit dem Waffenstillstand bereits einen erheblichen Anteil seiner schweren Waffen und seines Bahnmaterialsbei der Entente ablieferen müssen, woraus resultiert, dass auch bei den noch vorhandenen Kräften die Entente Ende 1918 bereits um ein vielfaches überlegen war.

Warum sollten sich die Alliierten mitten im Krieg mit solchen innerdeutschen Angelegenheiten befassen die sie weder kannten, interessierten noch betraffen?
Schon vor dem Oktober 1918 beschaeftigte sich Herbert Hoover mit der Frage wieviel Uebereschuss an foodstuff die US fuer den Export uebrig hatten versus wieviel gekuehltes und ungekuehltes foodstuff in Europa benoetigt wurde. Und ob ausreichend das noetige Frachtermaterial vorhanden war. Dabei stellte sich heraus, dass Ende 1918 in den U.S.A. ~ 10^6 t weniger foodstuff in Europa vorhanden gewesen war als normale Konsumierung in der Vorkriegszeit. Aus dieser schlimmen Situation und deren Loesung entstand dann die Idee eines INTER-ALLIED FOOD COUNCIL und INTERE-ALLIED MARITIME COUNCIL. Elsass-Lothringen usw, war im Nov.1918 wirklich nicht aufdem Radar der Alliierten gewesen.
Eine Lockerung der Blockade wurde schon im 1.Dez. 1918 in Erwaegung gezogen allerdings nur fuer die neutralen Staaten um dort Anarchie (wie sie in DEU heftig wuetete) zu verhindern: "Our next concern must be to relax blockad measures as far as possible in order that the neutral states in Europe, who are now all on short rations, should be able to take care of their peaople and prevent the growth of anarchy. This is an other group of about 40,000,000." [Blockade of Germany after the Armistice 1818-19]


Shinigami:
Daraus geht hervor, dass man die Blockade ohne weiteres hätte aufheben können, ohne eine Wiederaufnahme der Kämpfe fürchten zu müsssen. Im Übrigen hätte manzumal nach Ablieferung eines Großteils der Hochseeflotte die Blockade jederzeit wieder einrichten können, wenn man den Eindruck gehabt hätte, dass da etwas schief liefe.
Diese Moeglichkeitsformen bedeuten Risikos und Chancen mit dem Feind einzugehen: " Im Krieg, bzw Kriegszustand kann man sich nicht dem Luxus muessiger Spekulationen und verantwortungsloser Risiken hingeben.

bibliophile schrieb:
Es war fuer die Alliierten ebenso nicht objektiv notwendig gewesen den im Kriegszustand stehenden Feind waehrend einer Feuerpause durchzufuettern.
Shinigami:
War es in der Tat nicht, hätten die Deutschen nämlich bei Aufhebung der Blockade durch Einfuhr aus dem neutralen Ausland auch selbst erledigen können.
Ah, was Recht ist fuer die Nachtigall, ist auch Recht fuer die Eule: Wenn DEU das hungernde Belgien nicht helfen 'konnte', warum sollten das neutrale Ausland, wie wir wissen selber in prekaerer Rationen-Situation, DEU helfen?

Shinigami:
Die Notwendigkeit erlegten sie sich durch die Fortführung der Blockade selbst auf, wenn sie nähmlich nicht geliefert gleichzeitig aber verhindert hätten, dass Deutschland sichüber Importe selbst versorgt, wissend um die katastrophal Ernährungslage und obwohl Deutschland die Waffen gestreckt hatte, hätten sie sich in eklatanter Weise ins Unrecht gesetzt.
Woher haetten die Alliierten über die hausgemachte 'katastrophal Ernährungslage' in DEU wissen sollen? Sie war ja aus deren Sicht nicht katastrophaler als in UK, FRA od. BEL. Eher weniger wenn man die Hilfe DEU's verbuendeter Oestereich hinzufuegt.
Wie schon erwaehnt, die Vorstellung dass die Agrarwirtschaften des damaligen unverwuestetem Riesengebiet DEU nebst seinem Verbuendetem OEST nicht genug Lebensmittel fuer seine Bewohner produzieren konnte, strapaziert die Glaugwuerdigkeit enorm. In DEU hatte es keine von Bomben vermatschten Kartoffelaecker wie in Flanders gegeben. In DEU lagen Felder, Aecker und Wiesen in ungestoerter Erwartung bestellt zu werden.

Shinigami:
Die Zivilbevölkerung eines Landes, dass die Waffen gestreckt hat durch eine Blockade weiter auszuhungern, in dem Wissen, dass bereits hunderttausende Hunger- und Seuchentote (wir redenja nicht nur über Nahrungsmittel, sondern auch über medizinische Güter) angefallen sind, wäre nämlich etwas gewesen, dass man mit Recht als veritablen Genozid hätte bezeichnen können.

Wozu musst Du auf Hyperbel ausweichen?
Zur Erinnerung: DEU hatte Staaten zuerst ueberfallen oder den Krieg erklaert: hätte man das mit Recht als veritable Genozidabsicht bezeichnen können?
Zur Erinnerung: Der Kardinalpunkt der Definition 'Genozid' liegt bei 'Intention'. Es war nie Intention der Alliierten gewesen DEU seines Deutschtums wegen 'auszurotten'; den Terminus dessen a.h. sich so unfein auszudruecken pflegte.
Zur Erinnerung: Leningrad. DEU war damals ja wohl alles andere als ein Engel der Gnade gewesen...
Zur Erinnerung: Die Grippe hatte ganz Europa indiskriminierend heimgesucht. Es fielen damals mehr Leute der Grippe zum Opfer als den Kriegsgeschehen.
Zur Erinnerung: Die erste Aufgabe eines Staates ist es fuer seine eigene Sicherheit zu sorgen. Auch in dieser Hinsicht hatte das Kaiserreich jaemmerlich versagt.

Shinigami:
Insofern taten die Ententemächte mit den Lieferungen an Lebensmitteln das Notwendige um sich nicht schwerster Verbrechen schuldig zu machen. Hätten sie die Blockade aufgehoben undden Deutschen ermöglicht sich um den Ankauf von Lebensmitteln und medizinsichen Gütern und den Transport selbst zu kümmern und sie hierin nicht behindert, wäre das nicht nötig gewesen.
Jetzt wird's absurd und laecherlich. Schade.
Zurueck zur Realitaet:

Telegram Clemenceau to Mr. Lloyd George, Nov. 19; 1918:
"[...] In regard to the revictualling of Germany, I suggest that we invite the German Government to recall our intention already expressed in the Text of the Armistice, to furnish it with foodstuff commodities to the extend that we judge it necessary.
We would also point out that the essential condition of this provisioning is, of course, the placing of German vessels at the disposal of the Allieds and that the satisfaction of the demands of the German Government can only be hastened if it takes forthwith all measures conducive to enable the ships to put to sea and to provide the neccessary crews (équipage).

Telegram from the Prime Minister to M Clemencau, Whitehall, 20th Novenber 1918:
"[...] I also agree in your genral remarks on the revictualling of Germany, and more particularly that the essential condition of our making this provision is the placing of German ships at the disposal of the Allies. The Admiralty havwe already sent a communication to Germany advising them to prepare their ships for sea. [...] The revictualling of Germany can only be considered as
part of the larger problem of revictualling all the nations in need of supplies, which include Greece, Serbia, Finland and other original territories of Russia and Austria , as well as France , Italy and the United Kingdom. [...]"


Nur, die deutschen Reedereien weigerten sich monatelang ihre Frachtschiffe den Alliierten zur Verfuegung zu stellen. Und so kam es , dass Gueter, die in Rotterdam fuer DEU dort aufgestapelt lagen....verrotteten.



 
Nur, die deutschen Reedereien weigerten sich monatelang ihre Frachtschiffe den Alliierten zur Verfuegung zu stellen. Und so kam es , dass Gueter, die in Rotterdam fuer DEU dort aufgestapelt lagen....verrotteten.
Gibt es dafür eine belastbare Quelle? Wieso hat man die Lebensmittel nicht einfach per Eisenbahn nach Deutschland transportiert? Oder per Binnenschiff über den Rhein? Da die Niederlande neutral waren, hätte es da wohl auch nicht die Gefahr gegeben, dass diese von den Alliierten beschlagnahmt worden wären.
 
Gibt es dafür eine belastbare Quelle? Wieso hat man die Lebensmittel nicht einfach per Eisenbahn nach Deutschland transportiert? Oder per Binnenschiff über den Rhein? Da die Niederlande neutral waren, hätte es da wohl auch nicht die Gefahr gegeben, dass diese von den Alliierten beschlagnahmt worden wären.
Mir würde ja spontan die Frage auf den Nägeln brennen, wie, wenn doch die Ablieferung der deutschen Handelsflotte an die Entente für die Versorgung Europas notwendig gewesen wäre, die ganzen Lebensmittel eigentlich nach Rotterdam gekommen waren.

Und was genau die Schiffe, die dorthin lieferten daran hinderte etwa nach Emden, Bremen oder Hamburg weiter zu fahren?

Gut, ich muss einschränken, nach Hamburg das verstehe ich. so grausam schlecht, wie der HSV Fußball spielt, das anzusehen, wäre den Engländern nicht zuzumuten gewesen.

Und in Bremen hätten die Stadtmusikanten verstöhrend auf die Retter aus Übersee wirken können und in Emden wäre sie natürlich Gefahr gelaufen dem Großvater von Otto Walkes über den Weg zu laufen und von diesem durch den Ersatzkakao gezogen zu werden..............

Ja dann, blieb wohl wirklich nichts aderes übrig als die deutsche Handelsflotte beschlagnahmen zu müssen.
Und um diese entladen zu können, in jedem fall noch alle am Strand herumliegenden Tretboote. Das die nicht gefordert wurden ist ohnehin unverständlich, da sie sich offensichtlich als Träger von Torpedowaffen eignen.;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Aufrechterhaltung der Blockade wurde von drei Regierungschefs und deren Militaerfuehrungen als definitiv notwendig befunden
Ja, um politische Ziele und Reparationsforderungen durchzudrücken, aber nicht aus militärischen Gründen.

Warum sollten sich die Alliierten mitten im Krieg mit solchen innerdeutschen Angelegenheiten befassen die sie weder kannten, interessierten noch betraffen?
Warum, wenn ihnen diese Angelegenheiten nicht bekannt war, wurden dann im Besonderen von der französischen Seite schon während des Krieges Unterhandlungen geführt um im Falle des Sieges und der Rückholung Elsass-Lothringens die deutschen Erzgrubenbesitzer in bettreffenden Gebiet zu enteignen (was nach dem Krieg gemäß dem Verssailler Friedensvertrag auch tatsächlich passierte) um die als strategisch wichtige Rohstoffquelle unter eigene Kontrolle zu bringen, obwohl Frankreich selbst über mehr Erzvorkommen verfügte, als es gebrauchen konnte, weil Frankreich die Brennstoffe zur Verarbeitung fehlten?

Das war weder eine innerdeutsche Angelegenheit, mit der französischen Forderung nach Rückgewinnnung Elsass-Lothringens war das eine internationale Angelegenheit, die auf Seiten der Entente sehr wohl diskutiert wurde, noch war der Umstand an und für sich bei der Entente unbekannt.
Im Besonderen Frankreich verfolgte das Ziel deutsches Auslandsvermögen an den Erzgruben einzuziehen und die deutschen Besitzer und Teilhaber heraus zu drängen und dies nicht, weil es selbst auf die Erze angewiesen gewesen wäre, sondern mit dem Ziel Deutschland einen kriegswichtigen Rohstoff zu entziehen um seine Fähigkeit noch einmal einen solchen Krieg zu führen von vorn herein einzuschränken.

Elsass-Lothringen usw, war im Nov.1918 wirklich nicht aufdem Radar der Alliierten gewesen.
Und weil es nicht auf dem Radar war, war in den Waffenstillstandsbedingungen die Räumung von deustschen Truppen und eine Besetzung seitens der Entente-Mächte als Bedingung für die Aufnahme von Friedensverhandlungen verlangt worden?

Eine Lockerung der Blockade wurde schon im 1.Dez. 1918 in Erwaegung gezogen allerdings nur fuer die neutralen Staaten
Oh wie gnädig. Man dachte darüber nach neutrale Staaten, deren Blockade ohnehin völkerrechtswidrig war, da eine Blockade einen Kriegsakt darstellt, nicht mehr zu blockieren.........

Wenn DEU das hungernde Belgien nicht helfen 'konnte', warum sollten das neutrale Ausland, wie wir wissen selber in prekaerer Rationen-Situation, DEU helfen?
Weil Deutschland imstande war im Austausch Industrieerzeugnisse zu liefern, die in Teilen des neutralen Auslands, im Besonderen in den schwach industrialisierten Agrarländern, die entsprechende Lebensmittelüberschüsse produzierten, durchaus benötigt wurden, im Besonderen nachdem ab November 1918 die Waffenproduktion abgebrochen und wieder zur Produktion industrieller Zivigüter übergegangen worden war.

Woher haetten die Alliierten über die hausgemachte 'katastrophal Ernährungslage' in DEU wissen sollen?
Daher, dass sie Teile dieses Landes mit Inkrafttreten des Waffenstillstands besetzt hatten, weswegen die von ihnen eingsetzten militärischen Kommandeure und die Zivilverwaltungen ziemlich genau wussten, wie es da aussah und das täglich mitbekamen?

Wie schon erwaehnt, die Vorstellung dass die Agrarwirtschaften des damaligen unverwuestetem Riesengebiet DEU nebst seinem Verbuendetem OEST nicht genug Lebensmittel fuer seine Bewohner produzieren konnte, strapaziert die Glaugwuerdigkeit enorm.
Nun, dannn wäre die Frage zu stellen, warum sich die Ententemächte während des Krieges überhaupt die Mühe einer Blockade, auch der Zufuhr von Lebensmitteln machte.
Wäre man davon ausgegangen, dieses Gebiet faktisch nicht aushungern zu können (was natürlich Quatsch ist, weil man natürlich um die deutschen Nahrungsmittelimporte und auch die sehr sensible Frage der Agrarzölle gegenüber Russland wusste), wäre das ja eine militärisch absolut unsinnige Ressourcenverschwendung gewesen, eine derartig gestaltete Blockade aufzuziehen und man hätte auf den inhumanen Akt des Abschneidens der Lebensmittelzufuhr von vorn herein verzichten können oder?

In DEU hatte es keine von Bomben vermatschten Kartoffelaecker wie in Flanders gegeben.
Dann handelte es sich bei der "Ostpreußenhilfe" und den Sammelaktionen zum Wiederaufbau der vom Krieg verwüsteten Teile Masurens und Preußisch-Litauens also um eine Art Karnevalsgag?

Und dass mit dem polnischen Aufstand in der Provinz Posen im Dezember 1918 Deutschland diese Provinz de facto bereits vor dem Friedensschschluss abhanden gekommen war war den Ententemächten natürlich auch unbekannt geblieben?
Warum zwanngen sie dann noch gleich in Trier im Rahmen der Verhandlungen um Verlängerung des Waffenstillstandes die deutsche Seite das hinzunehmen?

Den Entente-Mächten war durchaus bekannt, dass von den drei großen Agrarprovinzen im Osten, Posen, West- und Ostpreußen eine dem Deutschen Reich zum Großteil bereits abhanden gekommen war und eine nach den russischen Invasionen in 1914 und 1915 und den darauf folgenden Kämpfen teilweise verwüstet war.

Wozu musst Du auf Hyperbel ausweichen?
Zur Erinnerung: DEU hatte Staaten zuerst ueberfallen oder den Krieg erklaert: hätte man das mit Recht als veritable Genozidabsicht bezeichnen können?
Zur Erinnerung: Der Kardinalpunkt der Definition 'Genozid' liegt bei 'Intention'. Es war nie Intention der Alliierten gewesen DEU seines Deutschtums wegen 'auszurotten'; den Terminus dessen a.h. sich so unfein auszudruecken pflegte.
Zur Erinnerung: Leningrad. DEU war damals ja wohl alles andere als ein Engel der Gnade gewesen...
Zur Erinnerung: Die Grippe hatte ganz Europa indiskriminierend heimgesucht. Es fielen damals mehr Leute der Grippe zum Opfer als den Kriegsgeschehen.
Zur Erinnerung: Die erste Aufgabe eines Staates ist es fuer seine eigene Sicherheit zu sorgen. Auch in dieser Hinsicht hatte das Kaiserreich jaemmerlich versagt.
Wo weiche ich aus?

Es ist völlig egal, was irgendein staatlicher Akteur getan hat, es berechtigt in keinem Fall einen anderen Akteur ungehemmmt gegen dessen Zivilbevölkerung Krieg zu führen, zumal, wenn der Akteur selbst die Waffen gestreckt hat.

- Eine Kriegserklärung an und für sich ist offensichtlich nicht hinreichend um eine Genozidabsicht zu konstruieren.

- Zur Definitionsfrage: Die Sache mit der Blockade liegt ähnlich der deutschen Kriegsführung in Namibia während des Herero-Aufstandes.

Wenn die militärische Führung wissentlich Maßnahmen ergreift, die den Tod großer Teile der Zivilbevölkerung, zumal ohne dass das einen militärischen Sinn hätte, logisch zur Folge haben müssen, ist das ein veritabler Genozid.
Und genau dessen hätten sich die Ententemächte schuldig gemacht, wenn sie trotz des Umstands, dass Deutschland die Waffen gestreckt hatte und trotz des Umstands, dass sie aus erster Hand von der katastrophalen Ernährungssituation wussten, damit fortgefahren wären die deutsche Zivilbevölkerung auszuhungern.

- Die Aushungerung von Leningrad im 2. Weltkrieg war natürlich ein Verbrechen, da gibt es nicht drann zu deuteln. Die Frage ist aber, was genau dass nun mit dem 1. Weltkrieg zu tun haben soll.
Wenn eine Partei sich ins Unrecht setzt, berechtigt das nicht eine andere Partei sich ebenfalls über jegliches Recht hinweg zu setzten.
Mal davon abgesehen, dass Lenningrad in der zeitgenössischen Argumentation zum ersten Weltkrieg keine Rolle spielen konnte, weil das noch gar nicht passiert war, sondern noch ein Vierteljahrhudert in der Zukunft lag.
Somit ist das Hantieren dait im Kontext des 1. Weltkrieges anachronistisch.

Bei den anderen beiden Punkten weiß ich nicht was genau das mit meinen Einlassungen zu tun haben soll.

Jetzt wird's absurd und laecherlich. Schade.
In der Tat:

Nur, die deutschen Reedereien weigerten sich monatelang ihre Frachtschiffe den Alliierten zur Verfuegung zu stellen. Und so kam es , dass Gueter, die in Rotterdam fuer DEU dort aufgestapelt lagen....verrotteten.
Ah und diese Lebensmittel über die du da redest: Wie waren die nach Rotterdam gekommen und was hinderte die Frachtschiffe, die sie gebracht hatten zu den deutschen Häfen weiter zu fahren (also abgesehen von der Blockade) und warum genau machte ein Transport von Rotterdam in die deutschen Häfen eine Ablieferung der deutschen Handelsflotte bei der Entente notwendig und konnte nicht einfach von den deutschen Reedereien, ihren Schiffen und Mannschaften in Eigenregie übernommen werden (also abgesehen davon, dass die Blockade es verhinderte)?

Hübsches Eigentor.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben